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Wie alles begann…die Eltern vor & hinter den Kindern

Ich bin ein Lügner. Jedes Mal, wenn ich mit einem Kind im Krankenhaus bin.

Denn da – und das ist die Wahrheit! – werden wir jedes einzelne Mal gefragt, wo wir Eltern uns kennengelernt haben! What!? Warum machen die das? WAS soll diese Frage auf dem Fragebogen?

Werden wir je nach Beruf, Werdegang, Abstammung, privaten Vorlieben, differenziert behandelt? Oder gar unsere Kinder!? Sicherlich nicht. Ich bin überzeugt, dass da ein besonderer Grund dahinter steckt. Aber dazu später…

Wie gut aber, dass unsere beiden erlernten Berufe Bankkauffrau und Bankkaufmann/Dipl.Informatiker heißen. Kommt immer gut. War schon früher so, z.B. bei der Wohnungs-/Haussuche. Aber in der Kinderklinik!? Wirklich von Bedeutung?

Gut, ich lüge nicht wirklich. Ich nicke halt. Jedes Mal bei der triumphierenden Aussage der Krankenschwester: “Ach, da haben sie sich ja sicher auf der Arbeit kennengelernt“. Hmmm…ja, klar! Logisch! Liegt doch auf der Hand!

Ich glaube, die Information, dass wir uns Nachts in einem Club (seinerzeit der Coolste in der Stadt), ich damals noch mit Fluppe in der Hand und Häkel-Kopfbedeckung (Insider), kennengelernt haben… macht weniger Eindruck und geht die auch gar nix an! Oder doch?

Denn ich finde, für zwei, die sich Samstags Nachts beim Feiern (mein Mann wie immer alkoholfrei) kennengelernt haben, hat sich unser Leben doch ganz schön gut entwickelt! Mit Häuschen auf dem Land, Garten (ohne Zwerg) und drei wundervollen Kindern! Ganz klassisch (Nein! Nicht spießig!) am Ende, aber sehr schön!
DAS hätte ich mir damals auch nie erträumt.

Denn schon der Start war holprig. Nach knapp drei Monaten Beziehung verschwand sie, die große Liebe. Ging einfach weg nach Kanada. Zum Studieren. Für sechs lange Monate. Der Plan stand halt schon länger als eine neue Freundin, die plötzlich aus dem Club Nebel auftauchte.

Ich sollte in der darauffolgenden Zeit viele, viele Nächte mit Telefonieren verbringen und meinen kompletten Jahresurlaub sowie Monatsgehälter für Flüge nach Toronto (ganze 3x in sechs Monaten!) opfern. Dafür aber auch um viele liebe neue Menschen und Freunde im Leben reicher werden!
Freunde, die bis heute in unseren Herzen geblieben sind!

Wir haben in den darauffolgenden Jahren Hochzeiten gemeinsam gefeiert. Wundervolle kanadische Sommer zusammen verbracht und nicht weniger wundervolle Familien kennengelernt. Immer wurden wir mit offenen Armen empfangen. Alle, selbst kroatische Immigranten, gaben uns sofort das Gefühl, Teil der Familie und in Kanada zu Hause zu sein!

Und auch, wenn uns heute tausende Kilometer trennen und wir alle mittlerweile eigene Kinder und Familien haben. Die Freundschaft blieb, nicht nur über Facebook!

Genauso wie Ontario immer im Herzen blieb. Denn, es gab eine Zeit vor den Kindern und der Kinderklinik.
Eine Zeit, die uns geprägt hat und die wir niemals missen wollen!

Toronto, wurde unsere zweite Heimat. Ich weiß gar nicht mehr wie oft wir zu unseren Freunden und deren Familien geflogen sind. Und ganz bestimmt, irgendwann, wenn die Mama auch nur ein einziges Mal auf Sommerurlaub am Meer verzichten kann und die Familie nicht mehr mit exzessivem Schuh-Shopping in den Ruin treibt. Dann tun wieder fünf eine Reise. Dann endlich mit dem Flugzeug. Bis nach Kanada.

Aber auch sonst sind wir viel gereist. Früher. Vor den Kindern. Und das ist auch gut so. Denn auch, wenn mich heute noch regelmäßig das Fernweh packt, so ist’s doch beruhigend zu wissen, schon was von der Welt gesehen zu haben, auf der man lebt. Drei Kinder und Weltenbummler? Nun, wir sind weder Millionäre noch Typ Aussteiger mit Rucksack und Hausboot.

Die Zeit der großen Reisen kommt schon wieder. Bestimmt. So Gott will und mit einem Quäntchen Glück gibt’s auch eine gemeinsame Zeit nach den Kindern. Aber die soll sich bitte, bitte noch viel Zeit lassen! So schön ist es gerade. Das hier und jetzt!

Trotzdem, die gemeinsame Vergangenheit, das Leben als Paar, ohne Kinder, schafft es immer wieder, sich klammheimlich in unser Gedächtnis zu schleichen. Ist ja auch gut und wichtig so. Die soll und will nicht vergessen werden.

Wenngleich mein Mann mich noch heute damit aufzieht, dass ich in Lissabon auf der stark befahrenen Autobahn Abfahrt einfach streikte. Mich weigerte weiter zu fahren. Weil ich nicht mehr wollte und der Beifahrer nervte ;). Und ich uns (und alle anderen portugiesischen Autofahrer) mit der Aktion ganz schön in Gefahr brachte.
Oder wie ich vor Zorn damals die Wand unserer Studentenbude eingetreten habe (Scheiß Rigips!). Weil mittags KommilitonINNEN zum Lernen kommen sollten. Ich war halt eifersüchtig. Und stur… bin ich heute noch 😉

Und meine Mama? Verzeiht mir bis heute nicht, dass ich damals, mit Anfang Zwanzig, Hals über Kopf mit meinem frisch aus Kanada zurückgekehrten Freund zusammen gezogen bin. In die schöne, renovierte Altbauwohnung mitten in der Stadt. Mit den Rigipswänden. 😉

Was ich mit dem Artikel aussagen möchte? Ich weiß es selbst gar nicht so genau.

Zum Einem war es mal ganz schön in der Vergangenheit zu schwelgen. Zum Anderen hatten wir Eltern doch alle ein Leben vor unseren Kindern. Meist auch ein Gemeinsames. Und wie auch immer dieses entstanden ist und seinen Ursprung hat: Wir haben es eigentlich nicht nötig bei Fragebögen zu lügen!

Diese eigenartige Frage wird schon einen triftigen Grund haben. Sei es, was Krankheits- oder Behandlungsverlauf oder anderes betrifft. Was weiß ich schon? Ich möchte nicht urteilen. Aufklärung von denjenigen die es wissen, ist gerne erwünscht!

Mal sehen, was ICH das nächste Mal mache. Vielleicht nicke ich mal nicht. Vielleicht bleibe ich mal bei der Wahrheit. Vielleicht sollte ich aber auch mal richtig lügen. Und einfach mal so etwas wie Arschbomben-Contest oder Jodelwettbewerb angeben.

Auf DIE Reaktion wäre ich mal schwer gespannt!

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