“Dann ist doch alles gut!”
schrieb mir heute eine liebe Blogger-Kollegin, als ich ihr mitteilte, dass ich zwar noch kein Corona-Testergebnis erhalten hätte, mich aber soweit gut fühle.
Es ist eine liebe, tolle Frau und ich schätze sie sehr, insbesondere wegen ihres Frohsinns und Lebensmutes.
Denn um ehrlich zu sein:
Es fühlt sich für mich einfach nicht alles gut an!
Nichts ist für mich gefühlt gerade gut.
Der gestrige Oster-Sonntag war wunderschön, genau so wie ich es mir wünschte.
Er war mein Aufhänger, der Tag, der mich hochziehen sollte und dem ich entgegenfieberte.
Denn meinen Kindern trotz aller Umstände ein fröhliches Oster-Fest ermöglichen zu können war eine Aufgabe.
Meine Aufgabe, die ich von Herzen gerne erfüllte und die mich selbst aus den tiefsten Tiefen ziehen sollte.
Das gelang auch.
Heute bin ich traurig, friere und fröstele
Heute schlug das Wetter um.
Und mit dem Wetter und dem kühlen Wind begann auch ich zu frösteln und erneut Trübsal zu blasen.
Denn ich habe Angst.
Nicht vor dem Testergebnis, denn dass man sich damit so viel Zeit lässt, betrachte ich als äußerst lächerlich!
Als ob in einem solchen Fall Feiertage eine Rolle spielen würden.
Hätte es mich “echt” (ich rechne noch immer NICHT damit) und ernsthaft erwischt – ich hätte womöglich das Ergebnis gar nicht mehr erlebt. Gab es ja alles schon, die vergangenen Wochen.
Deutsche Ämter, deutsches Gesundheitswesen. Deutsche Logik.
Für genauso unlogisch, wenn nicht sogar fahrlässig, halte ich es im Übrigen, Schulen tatsächlich in einer Woche wieder zu eröffnen!
DAS macht mir Angst!
Normalität? Kann noch warten!
Denn ich weiß nicht, wie ich den Weg dahin finden soll!
Ich muss es hier an dieser Stelle zugeben:
Nach diesen Wochen werde ich einer der wenigen, bemitleidenswerten Menschen sein, die sich mit der “Normalität” sehr schwer tun werden.
Die nicht wissen werden, wie zurückkehren, weil sie den Faden – die Kontakte – verloren haben.
Ich bin ein Einzelgänger.
Schon immer gewesen.
Meine eigene Familie und diese wundervollen Kinder genügen mir, ich kann nicht mit einem großen Freundeskreis prahlen.
Nennt mich auch gerne introvertiert, das macht mir nichts aus.
Denn es war schon immer so.
Ich tat mir immer schwer mit Dingen, die alle machen und alle mögen.
Sei es Silvester, Karneval, Mai-Feiertage – und all’die anderen Dinge, die man einfach geil finden muss, weil’s ja jeder tut.
Ich war die, die in der Schule gemobbt und gehänselt wurde – und bin noch heute der Mensch, den man gerne ignoriert und ausschließt – oder meint sich alles mit mir erlauben zu können.
Und während alle ob einer gewissen Normalität erfreute und euphorische Luftsprünge machen werden, bin ich diejenige, die sich einmal mehr verloren fühlt.
Verloren
Wenn meine Kinder nicht mehr um mich herum sind, sondern wieder ihre eigenen, vorgegebenen Wege gehen.
Wenn sie mich nicht mehr so dolle brauchen, wie in diesen Tagen.
Und wenn der Mann wieder den Koffer packt und auf Dienstreise fährt – und ich alleine zurück bleibe.
Dann werde ich mich suchen – denn ich habe mich die letzten Wochen trotz aller gelebten Stärke und Zuversicht, so schön die Zeit mit meinen Lieblings-Menschen war und so sehr wir zusammengewachsen sind, verloren.
Erneut.
Ich WILL noch nicht aus der Blase heraus, in der wir uns gerade befinden.
Denn ich habe große Angst vor dem freien Fall.
Zerplatzt jene mich gerade schützende Luftblase.
Heute scheint für mich nicht die Sonne, heute lassen mich dunkle Wolken weinen.
Und Perspektiven verstecken sich hinter tristem Grau!
Denn während alle Muttis erleichtert aufatmend wieder an ihren Arbeitsplatz zurückkehren, die lieben sozialen Kontakte wieder hegen, pflegen und flicken, bleibe ich Eines:
Alleine zu Hause zurück.
Ich werde mich erneut rechtfertigen müssen
Für einen Weg, den ich wählte – und für Dinge, die ich dennoch vermisse.
Ein Buch wollte ich schreiben.
Eine großartige Idee schwirrte mir im Geiste herum.
Dann kam Corona.
Und das Thema erschien nichtig und klein. Gar aberwitzig.
Der Glaube daran verlor sich abermals und ich kämpfe gerade so sehr und so stark mit mir, hier wieder an einem Stränglein zu ziehen und mir kräftige, weitere Arme zur Unterstützung zu suchen.
Ich möchte nicht erneut eine Vision aufgeben und im Sande verlaufen lassen.
Ich muss kündigen
In diesem Jahr solle ich mich entscheiden, wurde mir avisiert.
Für oder gegen die Rückkehr an den alten Arbeitsplatz.
Und dass ich die Dinge hier nun so frei und geradeaus schreibe, lassen erahnen, dass ich wohl dieser Tage schwer umzustimmen bin.
Ich möchte nicht mehr zurück.
Und dennoch muss ich nach vorne blicken.
Ich werde in absehbarer Zeit etwas brauchen, das mich wieder zu mir selbst führt!
Oder mich selbst neue Seiten an mir finden lässt.
Einen kleinen Job, eine Aufgabe.
Die Mutterrolle fängt an zu bröckeln
Denn die Mutterrolle fängt langsam an, erste kleine Fältchen zu bekommen.
Meine Kinder werden größer und selbstständiger.
Ich kann mich gefühlt nicht mehr alleine darin ausruhen.
So sehr ich es mir von ganzem Herzen auch wünschte und so sehr ich meine kleinste Tochter für immer klein halten möchte.
Irgendwann werden sich Flügel ausbreiten und ich muss ziehen lassen.
Bleibe zurück.
Ein weiteres Baby wird es nicht mehr geben, so sehr mich das gerade zerreißt.
Es sind alles Gedanken, welche ich die vergangenen Wochen gut und gerne in einer geheimen, dunklen Schublade wegschließen konnte.
Und am liebsten hätte ich selbst den Schlüssel in den glitzernd-plätschernden Bach, welchen wir sooft besuchten, geworfen.
Ich hatte eine Aufgabe, nämlich meine Kinder durch diese schwere Zeit zu lotsen und schiffen.
Normalität für alle – und was ist mit mir?
Bei einer Rückkehr zur Normalität bricht mir diese Rolle weg.
Ich habe mich zurückgezogen, die letzten Wochen.
Während Andere soziale Kontakte virtuell einfach noch mehr vertieften, verkroch ich mich immer mehr.
Ich werde wohl nun sehr scheu und Licht-blind aus meiner kleinen Höhle wieder hiervor kriechen müssen.
Muss es erst beschnuppern, das “normale” Leben.
Sofern es denn wirklich alsbald wieder kommt.
Die Reise nach Kanada?
Habe ich gedanklich so sehr abgehakt, dass ich gar nicht mehr wüsste, wie hier eine gewisse Euphorie und Vorfreude wieder aufzubauen!
Für mich war der trip of our lifetime geplatzt – ist er eigentlich auch noch immer.
Und somit muss ich hier nun an dieser Stelle zugeben:
Mich ängstigen Prognosen und Exit-Pläne!
Es ist noch zu früh!
Nicht nur für mich und mein Seelenleben, sondern für uns alle, wenn ihr mich fragt!
Mir hat es ein klein wenig gefallen, dieses andere, ruhige Leben.
Dieses Bewusstsein für die Dinge, die wirklich zählen im Leben, die Verbindung zur Natur und den engsten Menschen um uns herum.
Ich suche zwar erneut ein neues Ich, füge gerade neue Teile und Erkenntnisse zusammen – doch die Erinnerungen an diese Zeit, die möchte ich eigentlich gar nicht verlieren!
Ich möchte sie wahren und daran wachsen – und hoffentlich stark genug sein, um in das zurückzukehren, was sich Alltag nennt.
Ohne, dass dieser für mich dann die eigentliche Krise darstellen wird.
Eure
Der Text gefällt? Dann Daumen hoch für die Alex!