Website-Icon Mama steht Kopf

Von linken Händen, einem (Fast) DIY Projekt und Wunschhaustieren

Immer wenn der Papa auf Dienstreise ist machen wir Quatsch. Besser: ich mache irgendeinen Blödsinn, stelle Dinge an, die ich nicht sollte. Die so schön “verboten“ sind. Für gewöhnlich, streiche ich dann willkürlich irgendwelche Wände oder verrücke Möbel. Nicht heute.

Heute hocke ich wieder auf dem Fußboden, von der Anstrengung gezeichnet.
Die blöde Schraube will einfach nicht rein! Und überhaupt null vorgebohrte Löcher! Was für’n billiger Mist! Ach! Verflucht! Schon wieder nicht geklappt!

Was ich mache? Nun, ich versuche einen verdammten Hamster Holzkäfig, auch manchmal ganz schick als “Nagarium” bezeichnet, aufzubauen! Seit einer Stunde.

Vielleicht wären Hund und Katze doch die einfachere Haustierwahl gewesen? Nein, diesen Gedanken muss ich schnell wieder verwerfen.
Denn als Ordnungsfanatiker und gleichzeitiger Langschläfer, beides ein absolutes No Go! Zerkratzte Möbel vs morgens um sechs Gassi gehen. Beides persönlich ein Flop!
Bis vor kurzem war aber eigentlich auch das komplette Haustier-Thema ein No Go!

Doch sollten Kinder nicht auch lernen Verantwortung zu übernehmen und im schlimmsten Fall auch mit Verlust umzugehen? Ist doch eigentlich pädagogisch sehr kostbar und nützlich. Solch eine Tugend, Erfahrung. Aufgaben übernehmen, sich kümmern. Klingt doch toll!

Kurz: Ich hab mich von der Mittleren breit labern lassen!

Sie wollte eine Katze, der Sohn einen Wellensittich, der Papa nix. Hier also das Resultat, von dem ich mir das kleinere Übel und den geringsten Zeit- und Kostenaufwand für alle verspreche.

Hört sich kaltherzig und null tierlieb an? Dann habt ihr die makabere Achtjährige noch nicht gehört. Folgende Aussage das Thema künftige Sommerurlaube betreffend, ich zitiere: “Weißt Du Mama, so’n Hamster ist doch echt praktisch. Bis wir wieder in zwei Jahren in Urlaub fahren ist der Hamster schon tot“. Aha. Thema Umgang mit Verlust abgehakt. Dass Hamster nur eine Lebensdauer von zwei Jahren haben, hatte sie aus dem Hamster-Buch für Kinder. Voraussetzung für einen möglichen Haustierkauf.

Nun, ich hatte gehofft, dass ihr schon beim Lesen die Lust vergeht beziehungsweise dass das nette kleine Büchlein, niemals zu Ende gelesen, in der Ecke landet.

Sie war nach zehn Minuten fertig. Mit dem kompletten Buch!

Auch Erläuterungen,dass Hamster nun mal Nachtaktiv seien und überhaupt nicht zum Extrem-Schmusen geeignet sind, prallten einfach ab. Wird er halt tot geschmust, dachte ich mir, nicht weniger makaber, achselzuckend. Und am nächtlichen Lärm kann’s nicht scheitern. Schlechtes Argument. Ich kann sogar im Kinderzimmer staubsaugen und die Blondine wacht davon nicht auf.

Und jetzt sitz ich hier. In eben diesem Kinderzimmer. Und der Papa weiß noch nix von seinem Glück. Von unserem künftigen neuen Mitbewohner! Das riecht nach Ärger. Und bald auch nach Pipi. Nach Goldhamster-Pipi vermute ich!

Entnervt suche ich das Ladegerät des Akku-Schraubers. Klar gibt der jetzt den Geist auf!

Neben mir steht, Kaugummi-kauend, gelangweilt, die Mittlere nur auf einen Moment wartend, so schnell wie möglich das Weite zu suchen. Nicht mit mir! Mein Leid ist Dein Leid meine Liebe! Aber weil das Geknatsche nervt, verdonnere ich sie zum Spielen mit der Kleinsten.

Oh! Ich könnte aus der Haut fahren! Die Wand ist verkehrt! Alles nochmal von vorn!
Das ist mein Problem, nicht nur die zwei linken Hände, nein auch meine Ungeduld! Ich will sowas schnell erledigen! Zack, zack und fertig! Mithilfe eines Handy Bildes komme ich weiter. Die Aufbau Anleitung ist, wie so oft, zum in die Tonne kloppen!

Schweiß steht mir mittlerweile auf der Stirn, an der Hand ne Blase. Zur Erinnerung: der Akku Schrauber ist leer. Und der Holzleim eingetrocknet. Zwischenzeitlich überlege ich in meinem Frust ob Sekundenkleber eine Option ist. Nein, schnell wieder vergessen! Ganz schnell. Ich hasse schon jetzt Hamster!

Selbstverständlich hätten Männer das ganz anders angegangen. Is klar. Meiner zum Beispiel hätte erst zuvor alles stundenlang analysiert. Für jemanden wie mich ebenfalls nervenaufreibend! Dann lieber selber. Schief und schepp. Aber einzigartig.

Nun, ich gebe zu, der künftige Bewohner tut mir schon jetzt leid. Er darf weder an Adipositas leiden noch sonderlich schwer sein. Das würde die meine Konstruktion nicht aushalten. Oh Gott! Er wird sich die armen zarten Füßchen aufschneiden! An den nicht korrekt angebrachten Schrauben.

Meine Geduld und Ausdauer sind mittlerweile so überstrapaziert, dass die Mini Schrauben beim Mini-Scharnier ganz und gar nicht mehr meinen nervös zitternden Händen gehorchen wollen!

Ich hätte doch einen inkorrekten Plastik Käfig kaufen sollen. Doch mich reizte hier gar nicht das Umweltbewusstsein sondern die Optik! Auf dem Foto jedenfalls.

Und dann schließlich. Endlich. Fertig!!! Ein Unikat! Hoffentlich nicht Hamsterlebensgefährlich!

Jetzt bin ich doch zufrieden. Und im Nachhinein betrachtet: eigentlich ganz leicht so’n läppisches Nagerheim! Mutti kann ja doch! Ich Oberheld.

Bald ist der Papa wieder auf Dienstreise. Dann holen wir uns klammheimlich unser neues, kleines, süßes, stinkendes Kleintierbaby in’s Haus!

Fällt ihm bestimmt gar nicht auf 😉

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