Website-Icon Mama steht Kopf

Von Supermarkt-Phantasien, Dichtungsgummi & verbotenen Köstlichkeiten

Der meine alltägliche Einkauf im Supermarkt stellt sich für gewöhnlich wie folgt dar: Schlaftrunken schlurfe ich morgens um kurz nach acht noch lange vor dem ersten Kaffee durch die Regale. Noch völlig ahnungslos wer ich überhaupt bin, was ich will und welch wunderbar duftendes nährstoffreiches und insbesondere schnell zuzubereitendes Mahl am Mittag auf dem Tisch stehen soll. Um dann drei hungrige Kinder-Mäuler zu befüllen, um nicht zu sagen zu stopfen.

Ich spreche auch gar nicht von kulinarischen Höchstgenüssen und regelrechten Geschmacks-Explosionen oder gar Ergüssen. Nein, ich meine ein stinknormales, gesundes Mittagessen.

Doch selbst DAS ist für mich gewöhnlich um diese Uhrzeit auf nüchternem Magen mit schlafdefizit-umnebeltem Hirn eine nur griesgrämig zu überwältigende Aufgabe.

Warum ich mir das trotzdem antue? So früh morgens? Weil ich da ganz ALLEINE einkaufen gehen kann. Weil ich da richtig schnell und effektiv einkaufen kann, so weit mir dies unter Koffein-Entzug möglich ist. Weil ich sowieso früh morgens angezogen und geschminkt (Nein! Immer noch keine Tussi!) das Haus verlassen muss. Um drei Kinder in Schule und Kita zu bringen.

Und blöd, wer dann nochmal nach Hause fährt und später einkaufen geht. Zumal dieses Vorhaben dann meistens mit Terminen wegen Kita-Englisch Kursen meinerseits, frühen Abholzeiten der Schulkinder oder sonst was wieder kollidiert.

Nun, heute sieht das ganze aber anders aus.

Es sind Ferien und somit bin ich weder auf Schlaf- und Kaffee-Entzug, noch ratlos was das Mittagessen betrifft. Heute weiß ich ganz genau WAS ich kochen will und WER mich nun mit in den Supermarkt begleiten muss!

Und so überrede ich die Kleinste sich in Schuhe und Winterjacke zu knürren und mich als persönliche Einkaufshilfe und Assistentin zu begleiten. Die anderen zwei Schnarchnasen im Ferien-Chillmodus lasse ich auf der mit ihnen dieser Tage fest verbundenen Couch kleben. Doch die Sonne scheint! Endlich wieder! Und so ist meine Vierjährige sofort höchst motiviert dabei.

Kennt Ihr das eigentlich auch? Wenn nach langer Zeit die Sonne wieder scheint und Mutter knallhart vor Augen führt WO sie in letzter Zeit nachlässig war und geschludert hat?! Wenn die ganzen Staubkörnchen Walzer in der Luft tanzen und die milchig-trüben Scheiben die mütterliche Sicht nach draußen trüben! Pah! So what? Mir doch egal. Wir gehen ja jetzt einkaufen.

“Du müsstest mal in die Waschanlage fahren, Mami” übernimmt prompt die Kleinste die Aufgabe des schlechten-Hausmütterchen-Gewissens.

“Kuck mal den ganzen Schlamm an. Voll eklig!”
Verflixte Sonne auf dem Supermarkt-Parkplatz aber auch!

Es folgt das übliche Gewühle in der Handtasche nach Euros oder auch Kuna (die passen auch) vom letzten Sommerurlaub. Denn wie immer habe ich kein Kleingeld in der Mittelkonsole des verdreckten Autos liegen! Und ich brauche ja zwei! Einen für mich und den großen Wagen und einen für die Assistentin mit dem kleinen Kinder-Einkaufswagen.

Wir stehen am Leergut-Automaten, als eine hübsche Wasserstoffblondine in Skinny Jeans und Heels den Supermarkt betritt. Abgelenkt von meiner meterhohen Assistentin in pink, die nun unbedingt selber Flaschen in den Schlund schmeißen möchte, schenke ich zu diesem Zeitpunkt jenem Ereignis noch keinen Gedanken.

Als ich beherzt eingreife und helfen möchte kommt die Warnmeldung:

“Hand zu weit eingeführt”!

Wie das klingt! Ich komme mir glatt vor wie bei der Pferde-Besamung und nicht wie beim Leergut-Entsorgen!

Als wir den Supermarkt endlich betreten, steht die vornehme Blondine ratlos grübelnd vor der Fertig-Obst-Bar. Ich meine eine Packung geschnittene Ananas- oder vielleicht Kokosnuss-Scheiben in ihrer Hand zu entdecken.

Schon springt mein Kopfkino an. Passiert mir immer wieder. Ich kenne Menschen nicht, mache mir aber einen Spaß daraus über deren vermeintliches Leben zu philosophieren.

Bestimmt ist sie Single! Ganz sicher, sonst stünde sie nicht vor dem Regal mit dem überteuertem Ein-Personen-Scheiß! Sie hat sicherlich eine dieser super-chicen Single-Wohnungen. Diese mit der Hochglanz-Küche, die immer sauber ist und wo nix rumsteht. So wie im Fernsehen. Weil sie ja nie benutzt wird! Weil es in der Mittagspause ja fertig geschnittenes Angeber-Obst gibt und abends Sushi und Cocktail in der Bar. Ab und an kommt der Lover zum Wein trinken, natürlich der aus der Teuer-Abteilung. Und nachher wird sie zu ihrem Nägel-Mach-Termin eilen. Die funkeln ja bis zu mir! Im Sonnenlicht.

Weiter kann ich nicht denken, denn zwei Regale weiter ertönt ein lautes “Kackiiiii!” und postwendend saust ein kleiner Kinder-Einkaufswagen im Affentempo um die Ecke.

Natürlich müssen wir jetzt “Kacki gehen”!

Das müssen wir IMMER wenn wir hier sind! Ich parke also meinen noch fast leeren Einkaufswagen neben dem mit Wackelpudding gefüllten Kinderwagen beim Bäcker am Eingang des Supermarktes und gehe mit der Jüngsten auf’s Klo. Nicht ohne dabei schwer zu schlucken, nicht des Ärgers wegen, sondern weil es einfach bestialisch stinkt!
Wieder krame ich in der Mutter-Handtasche. Dieses Mal nach den Feuchttüchern.

Als wir nach einer gefühlten Ewigkeit das Klo wieder verlassen, stolziert die künstliche Blondine bereits wieder mit einer gut gefüllten Einkaufstüte gen Ausgang. Schade, hätte gerne beobachtet was sonst noch alles in’s pralle Körbchen (definitiv Single!) wandert.

Wir stattdessen fangen also von vorne an. Dabei lasse ich die Kleinste beim Einkaufen mitterweile ziehen. Sie kennt sich aus und ist Lebensmittelfachhändler-weit bekannt. Und sollte sie doch mal verloren gehen und hilflos nach der Mutter suchen, so hatte sie ein anderes Mal den Ernstfall bereits geprobt.

Wollte sie es doch damals der lieben “Conni Klawitter” gleichtun und im Fall der Fälle “zu einer Kasse gehen”. Mein Kind, das damals genau wusste wo ich mich befinde, machte sich damals einen Spaß daraus, mich zusammen mit der Kassiererin zu suchen! Ich habe ihr seitdem das lästige Conni-Buch (“Conni geht verloren”) nicht mehr vorgelesen.

Einige Minuten später kommt sie zu mir zurück. Im Wagen befinden sich nun neben dem roten Wackelpudding jede Menge Brot-Chips (immerhin), Popcorn und Marshmallows. Unter heftigsten Diskussionen sortieren wir gemeinsam wieder aus.

Erfolgreich erarbeiteter Kompromiss: ich helfe ihr den “Cheestrings”- Käse zu finden. Kennt Ihr den? Bäh! Sieht aus wie das was sich andere Leute um den Fenster-Rahmen pappen. Wir kaufen also “Dichtungsgummi” statt Marshmallows.

Ein paar Regale weiter streifen mich mitleidige Blicke einer älteren Dame. Ihr kennt diesen Gesichtsausdruck, oder? Der, der sagen will “Ach ja, ich habe das auch alles schon mitgemacht. Es geht vorüber…Bla bla blub”

Dabei brauch ich heute gar kein Mitleid!

Eigentlich macht sie alles super, die Jüngste! Die Beförderung zur Ober-wichtig-Assistentin ist ihr sicher! Und der Euro vom Einkaufwagen für’s Sparschwein auch. Den gibt’s nämlich immer nur dann, wenn sich der Nachwuchs beim Einkaufen besonders kooperativ zeigt.

Dafür zeige ICH mich vorbildlich unvorbildlich. Und da der Gatte dieser Tage wieder in Münster weilt – und die Tussi ja nicht mehr zukucken kann- schmeiße ich extra die Packung Milchschnitte neben die blassen Käsestreifen. Kontrolliert ja heute keiner 😉

“Scheiße!” Denke ich mir im nahezu gleichen Moment und halte doch nochmal kurz vorm Kühl-Regal inne. “Da tummeln sich die Temperaturen noch nicht mal um den Gefrierpunkt und Mutti ist schon dem winterlichen Fress Wahn verfallen.”

Länger kann ich nicht sinnieren. Das Kind ist mittlerweile in der Getränke-Abteilung angekommen und ruft nach mir.

Selbst an das Lieblings-Getränk der Schwester denkt sie, stelle ich gerührt fest.
Rotwein kaufe ich heute nicht. Irgendwie hat mein Körper in letzter Zeit eine Unverträglichkeit dagegen entwickelt. Ohne Euch mit Details langweilen zu wollen. Macht aber auch rein gar nix. Die rülpsende Cola-Bier-Tante steht mir eh besser! In Bier vermischt ist allerdings auch die für mich einzige Option Cola zu trinken. Sonst kann ich das dunkelbraune Gebräu nicht wirklich leiden.

Kurz vor der Kasse streifen wir auch das Eierlikör-Regal. Und ich wage hier zu behaupten: An diesem weiteren Faible ist meine Oma schuld! Die sonst so höchst katholische Oma, die mir mit dreizehn (?) den ersten Schuss Eierlikör über’s Eis kippte.

Eine weitere gefühlte Ewigkeit später befinden sich all die gemeinsam erjagten Köstlichkeiten im eigens von der Kleinsten übermalten Einkaufs-Karton. Schleich-Werbung erfolgreich übertüncht und somit ein gelungenes Beitragsbild 😉

Wäre nur nicht das nervige Auspacken zu Hause. Hierbei streikt meine sonst so motivierte Hilfe natürlich. Dafür aber umkreisen mich mindestens zwei hungrige Tiger, die nach unverzüglichem Mittagessen lechzen. Denn wir sind ja spät und haben getrödelt. Die Vierjährige und ich.

Aber es hat Spaß gemacht! Nächste Woche werde ich sie wieder vermissen, meine Shopping-Hilfe. Dann, wenn ich mich wieder so müde, einsam und einfallslos fühle. Wer weiß, vielleicht fahre ich doch gleich nach Schule und Kindergarten nach Hause. Vielleicht entsteht ja doch hier gerade ein gemeinsames Nachmittags-Ritual. Gerade jetzt im Moment? Hätte ich nix dagegen, lächle heimlich vor mich hin und schiebe mir nicht weniger geheim die Milchschnitte noch vor dem Mittagsmahl zwischen die Zähne 😉

Heute schon einkaufen gewesen?

Eure

 

 

 

 

 

 

 

 

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