(Bilder vom Wochenende folgen gleich – zuvor muss ich mir jedoch erst etwas von der Seele schreiben, was mich an diesem Wochenende nun einmal beschäftigt)
Sie liegen da, angeschlossen an Schläuchen und Monitoren und kämpfen um ihr Leben.
Eingehüllte Menschen ohne Gesichter sprechen freundlich mit ihnen und reden aufmunternd auf sie ein – Menschen, die selbst am Rande ihrer Kräfte sind und gerade die anstrengendste und härteste Zeit ihrer beruflichen Laufbahn erleben müssen.
Diejenigen in den Betten jedoch können sich meist selbst gar nicht mehr äußern und artikulieren, vermutlich noch nicht einmal gedanklich folgen – und einige davon schaffen “es” nicht.
Das Letzte was diese Personen sehen ist…
…nicht die eigene Familie, nicht die Menschen, die das Leben mit all’ seinen Höhen und Tiefen begleiteten – noch nicht einmal über das Display eines Tablets!
Denn dazu sind die Patienten nicht mehr in der Lage!
Das Letzte was diese Menschen sehen und sahen sind die fremden, verhüllten Ärzte und Schwestern – die letzte Entscheidung, die sie bewusst trafen ist, sich die Lichter ausschießen zu lassen.
In’s künstliche Koma.
Ohne zu wissen, ob sie jemals wieder das Tageslicht – oder ihre Liebsten wiedersehen.
Ohne die Garantie, zu überleben und wieder halbwegs den eigenen Verstand, das eigene Wesen, wieder zu erlangen.
Ein Großteil der Menschen, die ich Samstag auf Sonntag Nacht auf dem Bildschirm unseres Fernsehers sehe, schafft es nicht!
Sie wachen nie wieder auf und haben einen Kampf verloren, den viele andere “da draußen” bereits für beendet erklärt haben.
“Corona muss doch vorbei sein – schließlich öffnet doch jetzt so vieles wieder”!
Der Beitrag über eine X-beliebige Covid-19-Intensivstation irgendwo in Deutschland erschüttert mich und lässt mich in dieser Nacht noch lange wach liegen.
Ich beobachte eine Krankenschwester, die aus tiefstem Herzen hofft, keine dritte Welle durchmachen zu müssen – der Bericht ist ein paar Wochen alt.
Nun, sie tut mir leid.
Denn die dritte Welle? Ist doch gar nicht mehr aufzuhalten!
Wir aber spielen munter “happy Normalität” – schicken Kinder in Scharen zurück in Schulen (sogar der Regelbetrieb ist bald geplant!) und Kitas, shoppen die neueste Frühjahrskollektion und feiern die Öffnung von Baumärkten und Autohäusern?
Sind wir eigentlich bescheuert?!
Ganz ehrlich?
Mir macht das alles große Sorge und ich verbiete mir gerade gedankliche Ausflüge in die Zeit NACH Ostern.
“Klar!”
könnte man meinen,
“ist’se halt mal kurz geschockt, weil sie EINMAL über den Tellerrand geblickt und sich mit Fakten auseinandergesetzt hat!”
Aber glaubt mir, die Sorge war auch schon vor jenem Bericht präsent – und wurde nach den gestrigen Nachrichten auch bei weitem nicht geschmälert!
Wir alle haben jetzt die Schnauze voll, wollen “Normalität” um jeden Preis, öffnen und lockern stoisch immer weiter – während in unseren Krankenhäusern Menschen im Hemdchen und mit blankem Hintern fern jeglichen Bewusstseins elendig sterben!?
Und es ist uns gleich, wie viele davon noch dazu kommen?
Das fühlt sich nicht ok an und kann nicht richtig sein.
Wir beklagen, dass wir wieder mehr Abwechslung und Leben brauchen – ich bin gerade froh, dass ich dieses “langweilige” Leben überhaupt habe!
Dass ich gerade KEIN Familienmitglied betrauern muss und wir aktuell alle gesund und zusammen sind!
Es sind Gedanken wie diese, die mich an diesem Wochenende umtreiben und beeinflussen und die ich mir daher hier gerne von der Seele schreiben möchte.
Solange wir gesund sind….
Ja, ich bin froh, dass ich Euch hier Fotos von einem “stinknormalen,” völlig unspektakulären Wochenende präsentieren kann!
Denn ich habe alles was zählt!
Genau jetzt im Moment!
Dafür bin ich dankbar, das sollte niemand mit voreiligen Aktionen, Lockerungen oder gar Ignoranz und Protest (“ich will jetzt aber nicht mehr aushalten und geduldig sein!”) auf’s Spiel setzen!
Samstag
Es regnet, donnert, hagelt und stürmt draußen und der Wochenendeinkauf steht an.
Da so viele unterschiedliche Dinge fehlen, entscheiden wir uns abermals zum XXL-Supermarkt ein paar Orte weiter zu fahren.
Wieder ist es sehr voll, denn schließlich lässt es sich hier auf zwei Stockwerken ganz wunderbar “shoppen” – wieder fühle ich mich ob dieser Tatsache nicht ganz wohl in meiner Haut!
Da wir am Sonntag selbst türkisch kochen möchten, steuern wir noch einen kleinen türkischen Supermarkt an – und entdecken viele leckere und besondere Dinge!
Sonntag
Da ich in der Nacht so schlecht geschlafen habe, putsche ich mich mit doppeltem Espresso auf.
Funktioniert.
Jetzt bin ich aber so wach und hibbelig, dass ich erst einmal laufen gehen MUSS! 😉
Die Wetter-App zeigt mir Bilder von einer dicken, fetten Schlechtwetter-Front, die ganz bald bei uns sein soll, also muss ich Gas geben!
Hat geklappt, drei Minuten nachdem ich die Haustüre hinter mir schließe, fängt es an zu schütten!
Schwein gehabt!
Am Nachmittag nimmt das Drama seinen Lauf, als der Tochter siedend heiß einfällt, dass sie morgen (!) eine Mathe-Arbeit im Präsenz-Unterricht schreibt!
Und ja, es ist definitiv der Wechsel zwischen Präsenzunterricht und Schulstunden vorm Bildschirm, der sie durcheinander bringt und es schwierig macht, hier eine Routine zu finden.
Nun, viel ist nicht mehr zu retten, aber wir geben unser Bestes!
Denn schließlich gehört das zur alten, neuen Normalität dazu.
Ich werde daher nun diesen Beitrag abrechen müssen, denn ich lasse mein Kind nicht im Stich (auch wenn sie ein bisschen aus diesem Fehler lernen wird und auch muss!).
Mathe-Pauken steht jetzt auf der Agenda und ein sehr, sehr gewöhnliches Wochenende ausklingen lassen.
Ein Leben und Wochenende, für das ich dankbar bin!
Denkt mal drüber nach und passt auf Euch auf!
Eure
P.S. Wie immer – noch mehr Familienwochenenden in Bildern gibt es drüben bei grossekoepfe! (Werbung durch Verlinkung)
Der Text gefällt? Dann Daumen hoch für die Alex!