Neulich wars mal wieder so weit. Es ergab sich ziemlich spontan. Ohne viel Vorlaufzeit. Und kommt nicht allzu oft vor. Was? Nun, ich war alleine! Einen ganzen langen Samstag Nachmittag! Nur ich! Früher nie gedacht, welch Luxus DAS mal bedeuten würde. Der Papa auf Dienstreise, die Kinder bei den Großeltern. Danke dafür!
Für diese paar Stunden stand mir die Welt offen!
Ich hätte shoppen gehen können. Schwimmen, joggen, schlafen. Endlich eine der fünfundachtzig ungelesenen Zeitschriften lesen können. Alleine und ungestört aufm Klo sitzen können. Den kompletten Schokoladenvorrat ganz alleine vertilgen und endlich das Fotobuch anfangen können. Wände streichen. Den Dachboden aufräumen und alle Kinderklamotten sortieren können.
Oder nackig durchs Haus tanzen? Wenngleich ich mir nicht sicher bin, ob das nun den Paketzusteller freuen oder mit quietschenden Reifen in die Flucht treiben würde. In Anbetracht meines fortgeschrittenen Alters…
Und was machte ich? Fiel erstmal in ein Loch. Völlig überfordert von dieser ungewohnten Situation.
So muss sich das Rentnerdasein zu Beginn anfühlen. Plötzlich fallen alle gewohnten Aufgaben weg. Nun, nicht alle. Der Sch…Haushalt und damit verbunden das unaufgeräumte Haus waren ja immer noch da.
Brav wie ich bin und geplagt vom schlechten Muttergewissen (wie kann ich mich nur so freuen dass ALLE weg sind?) putzte ich und räumte natürlich erstmal auf.
Denn nur in einem aufgeräumten Haus ist’s auch in mir aufgeräumt und ich kann mich entspannen. Ziemlich dämlich, I know. Doch es gibt tatsächlich ganze Statistiken die belegen, dass wir Mütter genau das tun, wenn wir mal alleine sind. Wie blöd kann Frau eigentlich sein!?
Es folgten weitere mehr oder weniger interessante Dinge wie Wäsche machen und Englischkurs vorbereiten. So viel zur großen Freiheit. Nur um den See, die Lieblings-Laufrunde hab ich mir gegönnt!
Und nachher laaange duschen! Hurra!
Aber das nächste Mal, sollte ich mal wieder plötzlich und ungeplant alleine sein. Dann hau ich mal so richtig auf die Kacke! Das versprech ich mir! 😉
Ähnlich verhält es sich übrigens auch, haben wir, mein Mann und ich, mal die Gelegenheit einen Abend allein zu zweit zu verbringen. Im Idealfall sind die Kinder dann auch bei den jeweiligen Babysittern und nicht umgekehrt. Gelegenheit macht Liebe? Sicherlich auch.
Doch zuerst explodiert auch hier wieder in meinem Hirn die Liste der schier unendlichen Möglichkeiten.
Was wir jetzt alles tun könnten! Therme, Sauna, Cocktail, Essen, in die Stadt fahren, aufm Esstisch zusammen….Brettspiele spielen!
Nun, mein Mann hat damit weniger ein Problem. Dienstlich oft unterwegs, würden ihm gutes Essen und/oder Kino plus evtl die anderen „drei“ Minuten ausreichen. Ihr fragt euch jetzt nicht ernsthaft was ich damit meine…
Aber Kino! Pah! Ich bin die ewig “eingesperrte“ Mutti, die nie raus und zum Feiern kommt! Übertreibung! Trotzdem, ich möchte mich schön machen! Ich möchte zwar den Abend mit meinem Mann verbringen aber auch Menschen sehen! Leute glotzen. Sehen und gesehen werden. Mich nicht verstecken! Im dunklen Kino! Das ist wie zu Hause bleiben!
Ich möchte schön Essen gehen, vielleicht noch n Wein, Cocktail, von mir aus auch gerne Pizza und Bier! Bin nicht so die Salat und Wein Tussi…
Ich möchte irgendwo hin, wo Menschen lebendig sind, tanzen (kann ich gar nicht. Egal!) und feiern!
Und später, dann auch gerne „das Brettspiel raus räumen“.
Nachdem wir uns endlich über den Verlauf des Abends geeinigt haben, erledigen wir zumindest meist zwei dieser ganzen Dinge 😉
Und freuen uns letztendlich einfach über die Ruhe! Die Möglichkeit endlich normal miteinander kommunizieren zu können! Endlich Sätze ununterbrochen zu Ende bringen zu können! Und jetzt meine ich übrigens wirklich das Reden!
Und genau darum gehts doch eigentlich, oder? Beim Alleinsein. Oder allein-zu-zweit-sein. Sich treiben lassen. Ohne Hektik alle Punkte sofort abhaken zu müssen. Ob nun Kür- oder Pflichtpunkte. Die Freiheit, entscheiden zu können und auchmal Dinge wieder zu streichen! Von der Liste. Die immer lang ist!
Und ob nun “auf die Kacke hauen“ drauf steht oder eben nicht. Was letztendlich zählt, ist meiner Meinung nach die Fähigkeit, überhaupt noch alleine oder zu zweit alleine sein zu können!
Ich zumindest freue mich schon tierisch, und diesmal ganz gewissenlos, auf’s nächste Mal!