Website-Icon Mama steht Kopf

Zurück im Alltag. Gedanken einer Mama, die “nix macht“

Der Alltag hat mich wieder. Und das schneller als gedacht. Vielleicht kennen das Einige von Euch. Man will es festhalten, sich regelrecht daran klammern. Dieses Rest Urlaubsgefühl. Das Chillige. Die Leichtigkeit des Seins. Ok, jetzt übertreibe ich, schließlich habe ich drei Kinder! Oder ich leide ein klitzekleines bisschen an verzehrter Wahrnehmung. Denn chillig ist ein Urlaub zu fünft wohl kaum, aber das wisst ihr ja bereits.

Also. Egal. Schnell nochmal die Fotos aufm Handy anschauen. Sich zurückerinnern. Mist, klappt nicht. Das Alltags-Gedankenmonster ist wieder da. Pünktlich zum Schulanfang.

Immerhin, ich stelle fest, ich finde auch nach sechs Wochen noch den Weg zu Schule und Kindergarten. Jaaa, sechs Wochen auch kein Kindergarten. In den Schul Ferien ist’s der Dreijährigen freigestellt ob sie gehen möchte oder zu Hause bei ihren Geschwistern bleiben mag.

Ein Luxus, den wir ihr ermöglichen können. Gut, womöglich nicht mehr nach unserem teuren Sommerurlaub. Ich korrigiere daher: …den wir ihr ermöglichen wollen!
Denn ich bin aktuell noch zu Hause. Um ehrlich zu sein seit zehn langen Jahren und aneinanderreihenden Elternzeiten und Sonderurlaub.

Und genau DAS ist mein Problem. Mein immer wieder kehrendes verdammtes Alltags Problem! Vielleicht auch nur ein persönliches. Aber es ist einfach präsent, immer und immer wieder. Jeden einzelnen Morgen. Dann, wenn ich morgens um acht durchs menschenleere Edeka schlurfe (noch keine Zeit für’n Kaffee gehabt). Dann, wenn in der Stadt nur Rentner Kinderwägen durch die Gegend schieben und wenn ich Mittags mit meinen Kindern alleine im Freibad plansche!

Ich bin eine aussterbende Art! Ein Alien! Nicht der Norm entsprechend. Idiotisch? Naiv? Bin ich wahrscheinlich alles. Denn, streichen wir mal jegliche an Romantik grenzende Gedanken. Eigentlich bin ich in der heutigen Zeit mit dem Klammersack gepudert!! Denn, Butter bei die Fische, ich wäre nicht in der Lage drei Kinder alleine finanziell zu versorgen! Und das trotz solider Ausbildung!

Aber Hey! Ich liebe doch das Risiko (und meinen Mann)!
Sonst hätte ich doch auch keine drei Kinder, also so ganz ohne Mann und Risikobereitschaft versteht sich.

Und ich habe gearbeitet. Elf Jahre lang plus Zusatz Ausbildung. Während es heutzutage (ich bin alt!) modern und legitim ist mit Anfang Dreißig noch in der Umorientierungs- und Selbstfindungsphase zu stecken und ein Studium nach dem anderen anzufangen, abzubrechen, whatever…. hatte ich in der Zeit schon jahrelang gearbeitet und war dabei mein zweites Kind zu gebären.

Hätte ich auch machen können. Studieren. Und ich bin sicher, ich hätte das Zeug dazu gehabt. Ich wählte einfach einen anderen Weg. Ein Fehler? Weiß ich nicht.

Möglichweise hätte ich nicht auf meine Eltern hören sollen, die ihrer Tochter eine “ordentliche, solide Ausbildung“ wünschten. Vielleicht hätte ich es mit dem Geld verdienen nicht so eilig haben sollen.

Aber, studiert oder nicht. Am Ende liegen wir alle unter der Erde. Klingt makaber, is aber so. Ich finde es viel wichtiger seinen Kindern Werte zu vermitteln, in positiver Erinnerung zu bleiben, und sein Bestmöglichstes zu tun um diese zu guten Menschen erziehen.

Es ist ja nicht so, dass ich tatenlos herum sitze. Aufgaben habe ich genug übernommen. Dinge, die ich will, die mir Freude machen. Da wäre die Englisch AG mit den Dritt-und Viertklässlern in der Schule, das Projekt Kindergarten Englisch,
Elternbeirat, unzählige Taxifahrten. Nein! Nix da Helikopter Mom! Sondern faule Kinder.
Moment, ich notiere: Mutti geht demnächst in Taxi Streik! Vielleicht.
Dann auch noch Haus und Garten, die nach Aufmerksamkeit rufen. Hausaufgaben, die ich mit den Kindern mache. Doch Control Freak! Erwischt!
Die Schule der Mittleren geht nur bis 11.20! Danach hab ich, als nicht arbeitende Mama, mindestens ein Kind wieder am Back.

Ich habe einen Mann, der öfters unterwegs ist. Mit Übernachtungen. Ich halte ihm gern den Rücken frei! Raubt aber jede Flexibilität bezüglich Wiedereinstieg in den Beruf!
Ich habe keine Betreuungsmöglichkeiten. Keine allseits verfügbaren, belastbaren Omas und Opas. An dieser Stelle, ihr Grosseltern seid alle toll! Aber die Problematik ist bekannt und da. War sie aber auch schon, als die Entscheidung zum dritten Kind gefallen ist!

Ich möchte keine Putzfrau und alles alleine schaffen. Und stoß dabei an meine Grenzen. Ein paar Engel, die gegen einen Obolus ab und an helfen, wenn mal Not am Mann ist, hab ich aber trotzdem. Danke dafür!

Und ich bin keine Hausfrau! Ich hasse die Bezeichnung!
Heutzutage gibt’s die reine Hausfrau doch gar nicht mehr. Ich hasse übrigens auch den Begriff Mutti. So nenn ich mich immer nur ironisch 😉

Ich sehe mich irgendwo dazwischen. In der Grauzone, ohne gleich wieder depressiv wirken zu wollen….

Und, als derzeitige Vollzeit Mama, bin ich diejenige, die mittags mehreren Kindern (eigene plus deren Freunde) in unserem Garten Pflaster und Kekse gibt. Die für diese immer ein offenes Wohnzimmer hat. Und sich heimlich auch mal Gespräche unter Erwachsenen wünscht. Stattdessen aber Streit schlichtet, Eis und Schokolade vom Boden wischt. Aber ich machs gerne! Denn das ist mein Job! Meine Kinder profitieren schließlich auch davon. Ohne die anderen Kinder würden die sich wahrscheinlich gegenseitig an die Gurgel gehen und mich in den Wahnsinn treiben. Also kann ich gar nicht böse und unzufrieden sein! Aber ich bin nicht diejenige, die “nix schafft“! Sollte das überhaupt jemand denken.

Bitte fragt mich auch nicht ständig, wann und wie’s denn “endlich bei mir weiter geht“. Ich weiß es selbst noch nicht, wohin mich mein Weg führt. Einen wird’s schon geben. Da bin ich mir ganz sicher.

Jetzt gerade, in diesem Moment, führt er mich auf die Schotterstrasse vorm Haus.

Die Dreijährige will mir stolz einen Regenwurm zeigen. Den sie eigenhändig versehentlich gespalten und in der Pfütze ertränkt hat. Und nach dessen Beerdigung nimmt sie mich ganz doll in den Arm mit einem hingebungsvollen “Mama ich hab dich lieb“.

Dieser Moment gehört nur mir! Und ich bin froh, ihn nicht verpasst zu haben.
Denn ich bin da. Das hab ich so entschieden. Das konnten WIR Gott sei Dank so entscheiden! Und das ist gut so. Und wertvoll! Denn ich weiß, das Glück hat nicht jeder!

Also schwör ich mir zum hundert tausendsten mal: Schluss mit der Grübelei! Ich bin was wert! Auch, wenn ich nicht jeden Morgen ins Auto steig und wohin fahre. Und ich bin deshalb auch nicht doof!

Denn ich zitiere, hab ich mal in einem Woody Allen Film gehört und für gut befunden, deshalb “in OV“:

“Stupid people don’t sit down wondering whether they are nuts!“

Und zum Hinsetzen hab ich eh nie Zeit!

Die mobile Version verlassen