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Meine Kinder, ihre Hobbies & ich

Es war kalt, ziemlich kalt. Und regnete. So’n ätzender Bad-Hair-Day Nieselregen. Und es stank. Nach Pferd. Frierend stand ich an diesem Februar-Vormittag auf dem Reiterhof und kuckte meinen Mädels zu.

Longe war angesagt. Für gewöhnlich schicke ich Samstags gerne den Papa zum Reiten. Schließlich hat der das ganze ja angefangen. Ja, dieses Mal stammt die Idee NICHT aus einem Conni-Buch! Und immerhin ist er ja früher selbst geritten.

Und ich? Hmmm. Kann mich zwar an diverse Pferdeposter im eigenen Kinderzimmer erinnern. Aber irgendwie, aus unbekannten Gründen, verflog diese Leidenschaft ganz schnell wieder. Ich hatte es halt nur mit Vampiren und Barbies aus`m Nudisten-Camp (Insider!). Sind für mich halt NUR Pferde. Punkt.

Und dann gibt es diese anderen Momente. So wie jetzt gerade.

Es ist ein warmer Spätsommerabend. Die Grillen zierpen, es weht ein angenehmes Lüftchen. Zwar ein Vorbote des sich am Horizont aufbauenden Gewitters, aber noch ist alles sehr schön. So friedlich, die Bäume und Felder in ein warmes Licht getaucht. Es riecht schon leicht nach Regen, aber vielmehr duftet es auch nach Natur, nach Freiheit. Nach Pferd.

Wir sind für einen kurzen Moment untergetaucht. Fernab von Mobilfunkempfang und Facebook. Weg von allen Problemen ob nun groß oder klein. Nur wir…und das Pony.

Die Mädels machen Ausritt und ich trabe hinterher.
Und plötzlich ist sie da: Die Erkenntnis. Vielleicht sind’s ja nicht nur die Vierbeiner, die Reiter so lieben. Es ist bestimmt auch dieses Gefühl von Freiheit und Unbeschwertheit! Die Natur! Die Gerüche! Ok, ich drifte ab, werde zu schwulstig! I know!

Fakt ist, jedes einzelne Mal muss mein Mann mich eben zu der Erkenntnis zwingen. Ich Schaf. Immer gibt’s irgendetwas anderes zu tun und ich bleibe der Part, der es vorzieht zu waschen, putzen, aufräumen solange alle weg sind. Bin ich blöd. Immer und immer wieder. War schon immer so. Mich muss man halt manchmal zu meinem eigenen Glück zwingen.

Und wenn’s die Kinder mit ihren Hobbies tun.

Denn, selbst ein Pferdebanause wie ich muss erkennen: es SIND faszinierende Tiere! Jedes mit seiner ganz eigenen Persönlichkeit!
Unser Reitpony zum Beispiel: Hat schon die besten Tage hinter sich. Immer stur und eigensinnig, immer Quatsch im Kopf und seit Jahren unglücklich verliebt! Der arme Kerl! Die Pony Dame, um Jahre jünger, lässt ihn am langen Arm verhungern, ziert sich und genießt die nur ihr gewidmete Leidenschaft sichtlich. Wie im echten Leben!
Und einfühlsam ist er auch noch, der Gute! Immer, wenn meine Kleinste auf ihm sitzt, macht er extra vorsichtig als hätte er wahnsinnig Angst, das Kind könnte ihm verloren gehen! Dieses widerum treibt ihn, gelangweilt von so viel Rücksichtnahme, fordernd an.

Und ich? Ertappe mich immer wieder dabei wie ich, natürlich ganz versehentlich, “das Ding“ streichel und mich jedes mal freue, es zu sehen. Heimlich.

Tja. Und dann gibt es noch die Sache mit dem Fussball. Ich hasse Bälle. Mein Sohn offensichtlich nicht.

Dabei war ich früher diejenige, die den Ball stets entweder mitten auf die Nase bekam oder beim Weitwurf diesen noch vor der Markierung zum Erliegen brachte! Von etwaigen Fussballversuchen ganz zu schweigen.

Und erst die Fussballregeln! Nicht, dass ich die nicht kapiere! Nein, sie interessieren mich schlichtweg einfach nicht! Deshalb vergess ich die auch immer und immer wieder. Puff! Und weg…

Aber mein Junge interessiert mich!

Und daher wiederum alles, was ihn glücklich macht. Und ihm gut tut! Denn nix ist besser als Bewegung an der frischen Luft, und zwar bei jedem Wetter, Teamgeist und Mannschaftsstärke. Ganz nebenbei stärkt es die Abwehrkräfte! Mein Sohn ist seitdem selten krank! Tatsache.

Klar hasse ich das Fussballschuhe-putzen nach einem aufregenden Spiel im Novembermatsch! Und vergesse jedes Mal, davor das Auto mit Plastik Tüten auszulegen! Wieder ich Schaf!

Liebe Fussballmuttis: Ihr habt befürchtet, dass ihr irgendwann auf meinen Blog auftaucht. Nun, jetzt isses soweit. Was ich über Euch schreiben will? Ihr seid toll! Das!

Ich hab euch alle ganz lieb und freu mich Euch kennengelernt zu haben! Damals, als unsere Jungs noch Gänseblümchen pflückten. Mitten während des wichtigen Fussballspiels.

Danke! Dass wir nicht, wie von mir befürchtet, am Spielfeldrand standen und über Fussball Regeln diskutiert haben. Danke! Für die anderen Gesprächsthemen und das kollektive Lästern über unsere Ehemänner. Ok, vielleicht hab auch nur ich gelästert…;)

Danke dafür, dass wir gemeinsam im Nieselregen gestanden haben und immer so getan haben als verfolgten wir mit Argusaugen jedes Spiel. Ist ja auch nicht schlimm. Wir waren da. Für unsere Jungs. Und irgendeine wusste immer den aktuellen Spielstand.
Ihr seid prima! Freu mich auf bald wieder!

Aber Bälle hasse ich weiterhin. Und Nieselregen.

Doch egal, für welche Hobbies sich unsere Kinder künftig noch entscheiden werden. Wir werden sie dabei unterstützen. Und vielleicht, in einem unbemerkten Moment, uns verstohlen dabei ertappen, wie wir diese ein klitzekleines bisschen auch selbst liebgewonnen haben.

Und wenn’s Alpen-Zither spielen oder Nacktschnecken-züchten ist.

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