Ich muss backen. Aus einem triftigen Grund muss ich am nächsten Tag einen hübschen, selbstgemachten Kuchen auf den festlich gedeckten Tisch bringen. Sonst bin ich geliefert. Sonst bin ich keine gute Hausfrau, Ehefrau, Mutter, Tochter und Enkeltochter! Ihr seht: Der selbst aufgebaute Druck ist enorm! 😉
Aber ein Kuchen wenigstens muss selbstgemacht sein! Der Rest darf dann gerne ohne schlechtes Gewissen TK Käsetorte & Co. sein, aber einen (!) muss ich schon stolz präsentieren und “verkaufen” können!
Nun, Ihr wisst welch begeisterte Kuchen-Bäckerin ich bin und wie meine Meinung zum Verteilen von Schlauberger-Back-und Kochrezepten auf meinem Blog ist. Auf anderen gerne, ich les’ und kuck sogar liebend gerne bei Euch ab. Aber nicht bei mir! Ich kann eigentlich nur zwei Rührkuchen so richtig, richtig gut. Aber schon wieder einen von beiden backen? So langsam kann ich’s echt nicht mehr bringen!
Also werde ich mutig, blicke über den Kuchentellerrand hinaus und schlage mein Grundbackbuch auf. Ja, es ist lediglich ein Grund-Backbuch. Alles andere wäre bei mir die pure Geldverschwendung!
Genau genommen schlage ich das Backbuch direkt am Parkplatz vorm Edeka auf! 😉 Denn wie immer hatte ich heute morgen keine Zeit auch noch eine Einkaufsliste zu schreiben, geschweige denn mich für einen Experiment-tauglichen-Rührkuchen zu entscheiden.
Ene-Mene-Mu und der Gewinner bist “Marmor-Mohn-Kirschkuchen” DU!
“So soll’s denn sein”, denke ich mir und kaufe die Zutaten für die Nachmittags-Backaktion mit der Kleinsten.
Denn zu diesem Zeitpunkt halte ich es noch für eine clevere Idee ausgerechnet das neue (!) Kuchen-Rezept mit der Kleinsten zusammen auszuprobieren.
In der Küche. Im Spaghetti-Top, denn den Pullover musste ich mir bereits schweißgebadet abstreifen. Auf der Küchenfläche vor mir hockt die Vierjährige, direkt daneben die Achtjährige. Beide zwicken, hauen, schreien und schupsen. Auf meiner Küche!
Warum? Nun, Ihr kennt das sicherlich: Jede will helfen, jede buhlt nun um die Gunst und vollste Aufmerksamkeit der vom Backstress-geplagten Mutti. Heute ein Backheld sein!
Während beide zanken versuche ich also durchzusteigen bei der Back-Aneitung.
“Schüttelteig. Aha. ‘Ne Schüssel mit Deckel brauch ich auch noch!
Apfel raspeln und Zitronensaft drüber träufeln. Ok. Krieg ich hin.
Was? Jetzt das gesiebte Mehl-Backpulver-Gemisch mit Zucker und Vanille-Zucker kräftig schütteln!?
Hoffentlich schließt der Deckel richtig!!!”
“NEEEIN! (gerichtet an die Vierjährige) Du sollst kein Backpulver essen! Oder willste etwa explodieren!? ”
Kurz überlege ich, ob ich von den Tauben und dem Reis oder der Ameisen-Backpulver-Kombo erkläre, lass’ es aber dann doch lieber sein.
“JAAA, Du darfst jetzt die Milch reinschütten. WIE?! Deine Schwester hat ein Ei mehr als Du aufgeschlagen! Ja und!? Herrgott! Dafür darfst Du jetzt beim Apfel-reiben helfen.”
Eine Sekunde später schreit das große Mädchen auf. Sie hat sich den Finger ein klein wenig mit gerieben.
“Is ja gut, ich mach mal lieber selber (genervtes Geseufze meinerseits).”
(Nun, hieße ich jetzt Annette Klawitter, ich hätte es der Mittleren selbstverständlich geduldig beigebracht und milde über das kleine Malheur hinweggelächelt…)
Laut Rezeptbuch sollte ich übrigens eine Springform mit Rohrbodeneinsatz benutzen, doch erschließt sich mir hier nicht der Sinn und eben jene müsste ich erst suchen. Zu faul hierzu. Muss auch anders funktionieren.
Als die beiden Weiber mit blonden Haaren auch noch anfangen sich an eben jenen zu ziehen platzt mir endgültig der nicht vorhandene Kragen und ich fange an zu brüllen. Jetzt ist er mir aber wirklich gerissen! Der teigverklebte Geduldsfaden!
Der Gatte, der eigentlich in Mainz verweilen sollte, aufgrund eines Platten auf der Autobahn jedoch des Mittags doch wieder nach Hause zurückkehrte, hört das Geschrei in der Küche. Verwundert verlässt er das Schlafzimmer-Büro und kommt die Treppe herunter.
Nach einem kurzen an mich gerichteten Vortrag bezüglich Konsequenz und der Notwendigkeit auch mal zu handeln statt nur zu meckern, spricht der Mann im Haus nun das Machtwort aus und schickt die beiden hoch auf ihre Zimmer. Zum Spielen. Das hätte ich längst tun sollen, I know! 😉
Ich teile ihm im Anschluss meine Bedenken bezüglich der Problematik “Backzeit/Kuchen in Backofen derweil Sohn vom Fussballplatz abgeholt werden muss” mit (irgend so etwas ist ja immer) und bekomme prompt lösungsorientiert die Timer-Funktion -der ich bis heute nicht traue – des Backofens erklärt.
Endlich stehe ich allein im Saustall und alles ist ruhig. Gefrustet löffel ich die Teigreste aus den zwei (!) Behältern und blende sämtliche Salmonellen-Befürchtungen aus. Mir grad egal!
Mir ist’s allerdings zuviel Gedöns.
Ich kann es nicht leiden, durch dieses ganze Hin- und Her und Teig-Getrenne und Apfel-Geraspel etc. soviel Küchen-Klim-Bim zu benutzen! Daher ist eine zeitnahe Wiederholungstat vermutlich ausgeschlossen.
Immerhin, der Kuchen wird, wenn alles im wahrsten Sinne des Wortes aufgeht, exakt dann fertig sein, wenn ich mich ins Mutter-Taxi hocken darf, um zum Fussballplatz zu sausen.
Was bin ich auf das Teil gespannt!
Und fast habe ich Euch hier ein halbes Back-Rezept geliefert! Wer hat’s gemerkt? ;)
Nur sehen meine Beitragsbildchen irgendwie nicht ganz so nett und dekorativ aus. Bei mir gibt’s halt die knallharte Wahrheit zu sehen! Aufgeräumt hab’ ich fürs Bild nicht extra! Denn so ist’s nunmal, wenn Mutter mit den Kleinsten backt. Da dauert’s fünfmal so lange und die Küche gleicht eben jenem abgelichteten Schlachtfeld.
Viel Spaß beim nächsten Backen!
Eure