(Letzter Beitrag in Sachen Urlaubs-Tagebuch, versprochen! Und entschuldigt bitte meine Sentimentalitäten. Das Schreiben hilft.)
Freitag. Das Wäsche zusammen-legen fällt mir schwer.
Es ist, als würde jedes Kleidungsstück mehrere Kilogramm wiegen – anders kann ich es mir nicht erklären, dass ich so schwer atmen muss.
Oder hat das einen anderen Grund?
Hin und wieder muss ich innehalten und mich hinsetzen – und ertappe mich dabei, wie ich durch Fotos scrolle.
Als wolle ich das Ankommen zu Hause ein wenig verzögern.
Denn gedanklich bin ich es irgendwie noch nicht.
Draußen brennt die Sonne heiß vom Himmel, heißer als wir es in den letzten zehn Tagen erlebt haben.
Damit könnte sie mir einen sanften, willkommenen Übergang in das, was sich ganz bald wieder Alltag nennen wird, schenken.
Doch mir fällt es schwer, jenes Geschenk gerade anzunehmen und die Leichtigkeit zu fühlen und vor allem zu wahren.
Das, was ich mir jedes einzelne Mal auf der Heimreise, sei es im Auto oder im Flugzeug, vornehme, mag mir abermals – nach ein paar wenigen Stunden – nicht gelingen.
Vielleicht helfen ja die Fotos? Oder der Besuch im geliebten Freibad später?
Wertvolle Erinnerungen, kostbare Erinnerungen
Immer wieder tauchen Erinnerungsfetzen aus den letzten Tagen vor meinem geistigen Auge auf.
Ich möchte sie nicht loslassen!!!
Ein zu kostbares, gemeinsames Erlebnis zu Fünft liegt hinter uns.
Ich sehe mich zusammen mit dem Sohn und den Töchtern ausgelassen in den Wellen springen, vom Wasser teils verschluckt, die Haare offen und nass, den Bikini verrutscht.
An jenes Glück erinnere ich mich, welches ich da spürte – und an die Ausgelassenheit, an den salzigen Geschmack auf den Lippen und wie schön die Haut im Abendlicht leuchtete.
Sehe mich Ball spielen mit den schon so großen Kindern, mitten im Meer, stets darauf bedacht, ihn bloß nicht vor der nächsten großen Welle fallen zu lassen.
Und ich spüre noch diese Gemeinsamkeit.
Wie schön diese Momente doch waren!
Jetzt sind zwei von drei Kindern bereits wieder auf eigenen Pfaden unterwegs, werden nicht mit uns essen und Zeit verbringen.
Ich sehe den Sohn, an unserem allerletzten Morgen, wie er Abschied nahm.
So sah es für mich in dem Augenblick zumindest aus.
Wie er dastand und noch einmal über den Pool hinauf zu unserer Wohnung – unserem Zuhause auf Zeit – blickte, als würde er sich von einer schönen Zeit verabschieden.
Eine schöne Zeit
Denn – und auch wenn mich heute Sentimentalitäten ein wenig zweifeln lassen wollen – das war es!
Es war für ALLE Familienmitglieder eine schöne Zeit und ein toller Familienurlaub!!!
Trotz Streitereien zwischendurch, trotz Geschirr und zu waschender Wäsche – auch im Urlaub – und trotz dem ein oder anderen Missmut.
Das spürte ich und das merkte ich.
Es zeigte sich darin, als am allerletzten Abend bereits neue Pläne von den Kindern geschmiedet und Reisen und Flüge gegoogelt wurden.
Sowas macht man nur, liegt ein schöner Sommerurlaub – ein Familienurlaub – gerade zurück!
Sie würden gerne wiederkommen oder andere Teile Griechenlands besuchen, sagten die Kinder – und ich musste verbergen, wie sehr ich mir genau DAS wünschen würde!
Dass wir nämlich noch weitere Sommer zu Fünft planen könnten.
Trotz großer, teils erwachsener Kinder.
Wie schön wäre es, könnten wir weiterhin zusammen reisen und Glücksmomente sammeln!?
Ich sehe Katzen vor meinem geistigen Auge – so viele davon – und “unseren” Henri.
Henri, den Kater, den die Mädels liebkosten und die wildlebende Katze auf unsere Dachterrasse lockten.
Henri, der von dann an dort schlief und uns morgens begrüßte.
Ich denke an enge Sträßchen und knorrige Olivenbäume und staubige Wege.
(Und blende dabei die stinkenden Müllcontainer aus 😉 )
Und all’ das lässt mein Herz (und die Wäsche) gerade schwer wiegen.
Es lähmt ein wenig.
Sinneseindrücke des Südens
Vor meinem geistigen Auge sehe ich die alten Omis auf den Holzstühlen vor ihren Häusern sitzen.
Am sehr späten Abend – so wie man es aus dem Süden kennt.
So, wie es von klein auf irgendwie mein Herz berührte und Tränchen in meine Augen schießen ließ.
Wie sehr hatte ich mir selbst als Kind gewünscht, eines Tages auch so eine betagte, in-sich-ruhende-Frau mit viel Lebenserfahrung zu sein.
Irgendwo im Süden, in schwarzer Kleidung, versöhnt mit sich selbst und dem Leben – vor dem alten Häuschen sitzend.
Ich denke an die liebe, so unglaublich freundliche Kellnerin im Dorfrestaurant, in den Hügeln über Stavromenos, die sich so sehr freute, als wir ein zweites Mal bei ihr einkehrten!
Ich erinnere mich an unsere Kniffel-Runden zu Fünft während wir auf das Abendessen warteten und an den Anblick der großen Tochter, wie sie auf der Liege am Pool vertieft in ihr Buch die Zeit vergaß.
Auch denke ich an den wunderhübschen Blumenstrauß vom Mann an unserem Hochzeitstag, die Blumen, die ich leider zurücklassen musste – und an jenen wunderschönen Abend zusammen mit den Kindern.
Und ich denke an ausgelassenes Spielen mit der Jüngsten im Pool und auch daran, dass im Urlaub irgendwie alles ein bisschen leichter und egaler ist!
Im Urlaub schön, im Urlaub FREI!
Ich wünsche mir das Selbstbewusstsein zurück, welches mich durch einen gelungenen Urlaub im Süden trägt!!!
Dann, wenn ich die Schminke weglasse und Sommersprossen und Fältchen ruhig sichtbar sein dürfen!
Dann, wenn ich Haare wild in Sonne und Wind trocknen lasse und mit sandigen Füßen durch den Supermarkt laufe.
Warum verpufft das zu Hause immer sofort?!
Ich denke an das Essen, das schmeckte und die Zahl auf der Waage, die es im Urlaub auch nicht gab.
Warum grämt sie mich zu Hause so sehr?
Postete ich vor wenigen Tagen noch selbstsicher Bikini-Bilder, werde ich nachher im heimischen Freibad den Bauch einziehen und mich unsicher bewegen.
Ich scrolle durch die Fotos und nähre mich an den Farben, Türkis und Pink – und habe schon jetzt Angst vor dem nächsten Grau.
Ich vermisse das Rauschen des Meeres und den Blick auf eben dieses, das penetrante Geräusch der Zikaden, welches den Mann nervte, für mich aber schönste Musik für die Seele darstellte.
Danke, Leben
Und während ich durch diese Fotos wische und dabei die Schwarzwäsche vergesse, fühle ich neben all der Wehmut auch tiefste Dankbarkeit.
Für einen Sommerurlaub, der mir so viel schenkte.
Danke Leben. Danke Kreta.
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