Ich habe immer zu meinem Mann gesagt, wenn NOCH ein Kind, dann spätestens mit vierzig. Denn ich möchte nicht die alte, faltige, grauhaarige Muddi in der Rückbildungsgymnastik sein. Ich weiß, dass es Haarfärbemittel gibt, aber so klingt`s dramatischer 😉 Aber ich möchte eben nicht diejenige sein, die von den jungen Dingern schepp angekuckt wird. So wie ich das tat. Beim ersten Kind.
Der Gedanke, dass es sich ja vielleicht um ganz alte Hasen mit viel Erfahrung und vielleicht schon dem dritten, vierten oder gar fünften Kind handelt, ist mir in meiner jungen Naivität gar nicht erst in den Sinn gekommen. Oder dass schlichtweg die bewusste Entscheidung oder andere Lebensumstände (verläuft ja schließlich nicht immer alles nach Plan) zum “späten Kind” führten.
Und nun stehe ich kurz davor auch so “alt” zu werden. Noch ein bisschen mehr wie ein Jahr. Die biologische Uhr tickt….für mich nicht mehr!
Ich habe sie nicht zerstört, nicht mit dem Hammer drauf gehauen oder gar weggeschmissen. Nein, nur ruhig gestellt. Aber während der letzten Zeit ist es mir (wiederholt) bewusst geworden: Sie wird auch weiter schlummern und mit großer Wahrscheinlichkeit nie wieder aus dem tausendjährigen Schlaf erweckt.
Dafür wird die liebe kleine – und vor allem teuer bezahlte – Hormonspirale schon sorgen. Teufelsding oder praktisch? Von mir oft verflucht? Horrende Nebenwirkungen? I don`t know. Ich berichtete bereits in einem vorherigen Text darüber. Bleibt aber trotzdem erst mal so. Denn wahrscheinlich wäre ich auch ohne das Ding die verrückte, durchgeknallte Furie, die ich von Monat zu Monat bin. Eine komplette Wesens-Manipulation? Eigentlich schwer vorstellbar…
Tatsache ist aber: Ich habe fertig. Warum ich das jetzt erst schreibe? Nachdem mein drittes Kind schon vier geworden ist? Habe ich wirklich so lange überlegt? Nein, nicht wirklich.
Das Hirn hat schon damals im Kreißsaal den Schlussstrich gezogen. Nur eben nicht Bauch und Herz. Und genau deshalb ließ ich auch nichts “machen”. Wie es mir tatsächlich von einem mir nahe stehenden Menschen empfohlen wurde! Und nein, es war nicht mein eigener Mann! Denn wäre er es gewesen, er wäre jetzt ohnehin nicht mehr in der Lage Kinder zu zeugen. Falls ihr wisst was ich meine. Ein A….tritt hätte nicht gereicht! 😉 Warum sollte ich das tun? Ich finde diese Vorstellung schrecklich! Warum sollte ich etwas, das drei Kindern das Leben geschenkt hat zerstören!? Ein ganz persönliches No go!
Und Man(n) oder eben Frau weiß ja nie, wohin das Leben noch führt und zu welchen “unvorstellbaren” Entscheidungen Menschen doch noch veranlasst! Oder plötzliche
“Unfälle”/Überraschungen (laut Werbebroschüre sehr unwahrscheinlich)? Ich würde sie von Herzen annehmen! Ich werde mich wohl nicht mehr bewusst zu einem weiteren Kind entscheiden, aber ich werde definitiv nicht Schicksal spielen! Wenngleich das hier, wie gesagt, meine eigene, persönliche Einstellung und Sichtweise ist, die niemand verstehen und teilen muss!
Ich habe aber eine Veränderung gespürt. In mir selbst. In einem anderen Artikel habe ich Euch von der Babyblase berichtet und davon, dass diese irgendwann zerplatzt ist. Es lebt sich ganz gut außerhalb der Blase. Ich bin wieder Frau und Mensch. Nicht nur “Mutti”.
Und dieses Gefühl, das hat mittlerweile auch ein wenig Bauch und Herz in Besitz genommen.
Die Babyzeit liegt hinter mir. Ich will nicht nochmal anfangen. Meinen Körper hergeben mit allen damit verbundenen Veränderungen. Ich möchte nicht mehr stillen und von Säuglingsthemen umgeben sein. Kein Maxi Cosi mehr schleppen. Keine Kaufhaus-Wickelräume und ranzigen Stillsessel. Das ist rum.
Ein nicht ganz nebensächliches Thema bei der Entscheidung außderdem: Mann, Familie und Kinder.
Ich habe schon jetzt gegenüber jedem einzelnen Kind ein schlechtes Gewissen. Es ist immer präsent. Denn immer muss ein Kind vorübergehend zurückstecken. Liebe andere Mehrfach-Mamas: Wie macht Ihr das? Es zerstört mich, zwinge ich mich nicht, ab und an mein Hirn auszuschalten. Kein Kind hat mich mal ganz für sich alleine. Außer mal am “Mama-Nachmittag”. Aber davon werde ich in einem anderen Text berichten. Nie kann ich mit beiden Ohren und Augen voll und ganz einem Kind zuhören. Es will mir nicht gelingen. Und das tut mir leid. Sitze ich beim Abendessen, unter der Woche oft ohne Papa, überschlagen sich die Kinderstimmen. Jeder will jetzt sofort etwas mitteilen. Jeder braucht Mamas uneingeschränkte Aufmerksamkeit.
Und auch tagsüber. Zwei Kinder müssen lernen, Hausaufgaben, eins will spielen. Jedes hat Termine die Fahrservice benötigen. Und mir hat meine Dritte schon so leid getan! Rein ins Auto, raus aus dem Auto. Zack, Zack, Zack. Mehrmals am Tag. Ist noch heute so. Papa auf Dienstreise, Oma und Opa dreißig Fahrminuten entfernt oder im Urlaub. Wie sollte mir das alles mit einem weiteren, vierten Kind gelingen?
Allein das zwingt schon zum loslassen.
Und trotz dieser sicheren und felsenfesten Entscheidung gebe ich zu: Ich bin traurig.
Seit ich denken kann habe ich mir Babies gewünscht! Die ins Kostümchen eingepackte Karrierefrau im Konferenzsaal? Steht mir irgendwie nicht. Mir war das schon immer klar. Ich würde arbeiten gehen, eine oder sogar mehrere ordentliche Ausbildungen genießen. Ganz klar. Aber ich würde auch eine Mama werden. So Gott will. Nun, hatte er offensichtlich Bock drauf 😉
Aber wie schnell ging das denn bitte vorbei!? Die Babyzeit. Und ich hatte das Glück sie ganze dreimal erleben zu dürfen. Und jetzt kling ich auch wie so ein “alter Hase”.
Aber das Gefühl, dass das was ich mir seit jeher so von Herzen gewünscht habe schon wieder vorbei ist! Das macht mir Angst. Denn das zeigt einmal mehr wie vergänglich das Leben ist und klammheimlich an einem vorbei zieht! Ich stehe nun schon wieder vor neuen Projekten und Herausforderungen. Das – nicht ganz unbedeutende Kapitel im Leben – ist schon wieder abgeschlossen.
Hoffentlich zieht sich wenigstens die Zeit bis zum Auszug des Erstgeborenen wie Kaugummi! Nun, sollte er studieren wollen so bleiben mir noch acht Jahre. Möchte er ein Jahr nach Kanada, weniger!! Hilfe! Bald kann ich mir vermutlich die neugebauten Wohnungen im Nachbarschafts-Seniorenheim ankucken.
Aber deshalb noch ein Baby? Und noch eins? Um sich ewig jung zu fühlen und nicht der Herausforderung stellen zu müssen, dass das Leben voranschreitet und Mutti gezwungenermaßen auch wieder lernen muss selbst, unabhängig und alleine zu existieren? Vermutlich keine gute Idee.
Also verdrücke ich zwar ab und an ein Tränchen aufgrund dieser Entscheidung. Stelle mich aber der Realität, blicke mutig gen Zukunft und begebe mich weiter auf neue Reisen. Hoffentlich noch ganz, ganz lange mit den Nervbojen. Ich werde zumindest gerne Hotel Mama spielen und meine Babies trösten und bekochen. Wann immer sie das brauchen und wollen!
Nur an die Brust kommt eben keines mehr! 😉