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Wochenend-Ehe: Geht das mit drei Kindern?

Sonntag-Nachmittag. Mitte Oktober. Eigentlich könnte gerade alles so schön sein:
Der Herbst zeigt sich von seiner schönsten Seite, schillert in den lebendigsten, leuchtenden Farben und noch immer warme Sonnenstrahlen streicheln sanft die Seele.
Und diese – nahezu poetische Idylle ( 😉 ) – müsste doch eigentlich das Herz vor Freude springen lassen!
Die Kleinste spielt friedlich-singend in ihrem Zimmer, völlig in sich versunken, nahezu selbstvergessen und ausgeglichen.
Das “Wald-und Wiesen-Kind” stromert mit ihren Leih-Hunden durch’s Grün und der Sohn vergisst heute einmal zu pubertieren und zeigt sich im Umgang mit der Kleinsten besonders gnädig und sanftmütig. Der Gatte schlummert friedlich auf der Couch – und ich habe gerade Zeit, Dinge zu tun, die ich gerne mag!
Und all das zusammen vereint, müsste mich doch jetzt gerade mehr als glücklich stimmen. Es ist doch gerade alles perfekt!
Eigentlich.

Doch ich komme einfach nicht umhin, wieder diese eigenartige Melancholie zu verspüren.

Als würden dustere Schatten all’ die schillernden, goldenen Farben verdrängen und schwer drückend auf der Seele lasten. Diese Endzeit-Stimmung, welche man nur am späten Sonntag-Nachmittag verspüren kann. Am letzten Ferien-Sonntag. Bevor wieder eine Arbeitswoche und somit Wochenend-Ehe bevor steht. Das Wochenende ist noch lange nicht vorüber und schon trauere ich eben jenem hinter her. Bin gerade unfähig, den Moment und die letzten schönen Stunden zu genießen!
Da ist wieder dieses mulmige Gefühl, welches mir nur allzu schwer fällt, zu ignorieren.

Und ich frage mich immer wieder: Geht es nur mir so?

Bin nur ich unfähig, einfach mal abzuschalten und zu genießen? Und wenngleich ich gar nicht mehr jeden einzelnen Morgen selbst um 8 Uhr an der Arbeit erscheinen muss, die Schwere eines Sonntag-Nachmittages will einfach nicht weichen!
Ich fühle mit den eigenen Kindern mit, habe Mitleid ob des ungewohnt frühen Aufstehens, welches besonders nach den Herbstferien schwer fällt. Ich bemitleide mich selbst in Anbetracht der vielen Aufgaben, die nunmehr wieder auf mich warten. Entscheidungen, die ich traf und welche es nun gilt durchzuziehen und insbesondere die Konsequenzen zu tragen. Den Weg, in den ich nun abgebogen bin weiter gehen.
Ziele neu zu setzen und zu definieren.

All’ das holt mich ab morgen früh wieder ein.
All’ das hatte ein wenig Ferien und fährt nun die spitzen Krallen wieder aus. Bereit, mich zu haschen und dazu zu zwingen, endlich wieder die Augen zu öffnen!
Denn die habe ich ein wenig zugepetzt, die letzten vierzehn Tage.
Ich wollte nicht viel mitbekommen von den üblichen Problemen des Alltages und einen wunderschönen Herbst mit meinen Kindern verbringen. Was ich auch tat! Wir hatten eine tolle Zeit und die gefürchtete Langeweile bei stürmischem Regen blieb aus! 🙂

Doch ab morgen früh muss ich wieder die starke Frau sein, die ich eigentlich gar nicht immer sein möchte.

Die in diese Rolle hinein gewachsen ist. Was ihr sicherlich auch gut tut und für’s Leben stärkt. Ich werde wieder Entscheidungen alleine treffen müssen, Streit schlichten, Konflikte lösen oder völlig entkräftet und übermüdet spätabends die Küche aufräumen. Gerne auch am viel zu frühen Morgen drei Muffel-Monster zum Aufstehen überreden.

Ab morgen früh bin ich wieder bis zum nächsten Wochenende alleine mit den Kindern. Tag und Nacht.
Eine – wenn auch zum Glück nicht immer regelmäßige – Wochenend-Ehe.
Mit drei Kindern.

Und so wage ich zu behaupten, allein diese Gewissheit trägt auch zu meiner Melancholie bei.

Doch ist es nun einmal die Konstellation, die der Gatte und ich für uns gewählt haben! Unser Familien-Modell.
Das, was für uns und unser Familien-Leben funktioniert! Das, was uns einen gewissen Lebensstandard ermöglicht. Auch wenn’s gelegentlich hart ist und bedeutet, dass ich meinem Mann den Rücken stärke und gleichzeitig selbst – freiwillig – zurückstecke. Denn beruflich bedeutet dies nun einmal weniger Möglichkeiten für die Frau, so viel sei gewiss. Arbeiten, wenn der Gatte zu Hause ist? Nicht möglich!
Unter der Woche die Kinderbetreuung aufteilen? Gibt’s nicht!
Hier funktioniert aktuell nur das klassische Rollen-Modell.

Doch habe ich dadurch auch Freiheiten.

Habe das Glück, mich ausprobieren zu können. Diesen Blog hier leidenschaftlich zu betreiben und daran zu feilen. Mich selbst zu finden und weiterzuentwickeln. Kleinere Jobs anzunehmen, die mir wirklich Freude bereiten und etwas “Taschengeld” für die Haushaltskasse bringen. Das geht nur mit einem gewissen Erfolg, einer bestimmten beruflichen Position und nicht zuletzt dem entsprechenden Verdienst. Des Mannes!
Emanzipation hin oder her. Und damit verbunden ist in unserem Fall nun einmal die regelmäßige Abwesenheit des Papas erforderlich.

Ich weiß nicht, ob ich wirklich besser dran wäre, würde der Gatte tagtäglich um 17 Uhr nach Hause kommen.
Ich würde sehr wahrscheinlich ebenfalls längst wieder arbeiten gehen (müssen!). In einem Beruf, der mich nicht glücklich macht, aber für den finanziellen Ausgleich sorgt.

Und dennoch gibt es nicht wenige Dinge, die eben nur bei einer Wochenend-Ehe so sind, wie sie nun einmal sind:

Ein kurzes Wochenende baut Druck auf!

Auch als Paar. Mit drei Kindern ist es einfach nicht möglich, wertvolle Paar-Zeit innerhalb von nur zwei Tagen nachzuholen und zu verbringen. Zu viele Termine und Aufgaben stehen auch am Wochenende an. Und im Nacken sitzt stets die Gewissheit, dass ab Montag früh alles wieder rum und vorbei ist.
Da gibt es keinen gemütlichen, gemeinsamen Feierabend auf der Couch,
kein “wir holen das (ich überlasse es an dieser Stelle Eurer Phantasie, was “das” sein könnte) einfach morgen nach”. Oder Übermorgen.
Nein! Es gibt erst wieder das nächste Wochenende!
Ganz besonders ungünstig ist es übrigens, wird das knappe gemeinsame Wochenende dann auch noch unter mütterlichem PMS zusammen verbracht! 😉

Die Kinder müssen sich stets umgewöhnen.

Jeden einzelnen Freitag und des Öfteren auch glücklicherweise bereits Donnerstags.
Als Mutter lasse ich zu viel durchgehen. Das ist einfach so. Da fehlt dann unter der Woche der Mann im Haus. Weil Frau dazu neigt, den Weg des geringsten Widerstandes zu gehen, damit zu Hause alles flutscht und funktioniert. 😉
So kommt es, dass der Freitag-Abend meistens nicht in glücklicher Harmonie, froh wieder als Familie vereint zu sein, verbracht wird. Sondern vielmehr ist es eine Zeit des “Immer-wieder-Annäherns”. Jeder muss ich wieder an die neue Konstellation gewöhnen. Die Kinder daran, dass Papa wieder streng ist – und ich teilweise auch 😉

Der Gatte muss sich ebenfalls stets wieder umgewöhnen.

Manchmal habe ich das Gefühl auch ihn immer ein klein wenig wieder in die Rolle des Familien-Vaters schubsen zu müssen. 😉
Wieder daran heranzuführen, dass es bei uns nun einmal laut, wild und hektisch ist. Weil eben ganz viele quirlige Kinder im Haus sind! Kinder, die stets dazwischen plappern, alles in der Gegend verstreuen und sich lautstark streiten. Glücklicherweise braucht’s nur ein bis zwei Stunden am Freitag-Abend dazu, und der Gatte hat sich wieder akklimatisiert! 😉

ICH muss mich stets wieder umgewöhnen!

Da ist wieder jemand, der auch nach seiner Meinung gefragt werden möchte. Der mich in meine Schranken verweist und Grenzen aufzeigt. Der mir vor Augen führt, was jetzt gerade im Umgang mit den Kindern nicht so geschickt und glücklich lief. Und wenngleich ich dann jedes Mal entnervt aufstöhne und fürchterlich mit den Augen rolle, so tut der gelegentliche Spiegel auch mal gut! Alleine merkt man so etwas eben nicht! Nur blöd, dass ich dann immer alle Schuh- und Klamotten-Kartons rechtzeitig wieder zurückschicken bzw. verstecken muss! 😉

Reist ein Part beruflich viel durch die Gegend, ist der Andere umso mehr an Haus und Heim gebunden!

Und das kann im Winter schon einmal zum Problem werden! Denn, regelmäßig vom Fernweh gepackt, möchte auch ich andere Orte sehen.
In Hotels übernachten und mich am Frühstücksbuffet bedienen können.
Und während ich nach einem Wochenend-Trip zu Zweit lechze, empfindet der Gatte vielmehr eine Übersättigung am Unterwegs-sein. Schätzt das eigene Bett und Zuhause viel mehr als kostspielige Restaurant-Besuche und fremde Matratzen in unterschiedlichen Städten! Froh, einmal zu Hause zu sein. Das, was mir hingegen des öfteren zur lästigen Qual wird.

Wir haben keine Omas und Opas die zu festen Terminen aufpassen können

Sei es aus gesundheitlichen Gründen oder altersbedingt.
Auch ein ganz wichtiger Grund, warum ich noch lange nicht ganztags arbeite könnte!
Ich musste lernen mich zu organisieren! Den Alltag so zu planen, dass er im Alleingang funktioniert!
“Kannst Du mal den Sohn nachher vom Fussball-Training abholen? Dann kann ich derweil das Abendessen vorbereiten.”
Nun, solche Diskussionen und Absprachen finden bei uns nicht allzu oft statt.
Weil ich gar keine andere Wahl habe als das selbst zu  machen. Und stoße dabei mit drei Kindern an meine Grenzen und komme stark ins Rotieren! Ich MUSS daher teilweise Andere um Hilfe bitten und mich organisieren! Insbesondere überschneiden sich Termine der Kinder!

“Ich bin krank und möchte heute einmal früher in’s Bett gehen. Könntest Du bitte übernehmen?”

Ebenfalls ein NoGo. Da müssen schon starker Kaffee und Ibuprofen her. 😉

Ich habe manchmal Angst

Nicht vor Einbrechern, Aliens oder dem knarzenden Dachboden.
Aber davor, dass mir etwas mitten in der Nacht zustoßen könnte und am nächsten Morgen drei völlig verschreckte Kinder nicht wüssten was zu tun ist! Allein diese Vorstellung lässt mich zutiefst erschauern! Was, wenn es mir ganz furchtbar schlecht geht und einfach kein weiterer Erwachsener im Haus ist? Wenn ich umfalle?
Nun, eine Sorge, die vermutlich alle allein erziehenden Mütter auch teilen und die es wahrscheinlich besser gilt, ganz schnell zu verdrängen!

Aber es sind Gedanken wie diese, die mich nun leicht traurig auf der Couch hocken lassen.

An solch einem wunderschönen Sonntag. Gedanken des Abschied-Nehmens. Von der wunderschönen Ferien-Zeit. Vom morgendlichen Kuscheln mit der Kleinsten. Von der Freiheit in den Tag hinein leben zu können, Ausflüge zu unternehmen und einfach mal locker lassen zu können. Abschied vom Ehemann. Loslassen des Gatten in eine mir ferne, unbekannte Welt. In seinen Alltag. Sein Berufsleben. Loslassen der Kinder in den Schul-Alltag. Auseinandersetzen mit all’ den Dingen, die dann wieder folgen werden.

Doch noch ist es nicht so weit!

Noch sind wir vereint als Familie. Noch scheint die warme Herbst-Sonne vom knallblauen Himmel und verlangt nach der verdienten Wertschätzung!
Ich glaube, es ist höchste Zeit, die Farben und das Leuchten zu sehen und zu genießen! Zusammen. Und einen eigentlich ganz wunderbaren Sonntag beim gemeinsamen Abendessen zu Fünft ausklingen zu lassen!

Habt alle eine gute Woche!

Eure

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