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Eigentlich sind wir ok – Corona-Tagebuch – Tag 2

Er fiel heute nicht besonders auf.
Dieser Virus, welcher die Welt in Atem hält und sich ein wenig langsamer drehen lässt.

Heute gelang es uns tatsächlich, in unserem ganz eigenen kleinen Universum zu verweilen – und von negativen Schlagzeilen ein klein wenig Abstand zu nehmen.
Auch das ist wichtig, denn ich möchte nicht mehr stündlich auf’s Handy starren und nahezu gelähmt und getrübter Stimmung in der Ecke hocken.

Ein ganzer Tag zu Hause bietet genügend Gelegenheiten, wichtigste Neuigkeiten mitzubekommen.
Und konzentriert man sich auf die Dinge, die nun einmal ohnehin täglich im Haus anfallen, dann fühlt sich das Leben fast ganz normal an.

Ja, abschließend kann ich behaupten es war ok heute.
Wir waren ok!

Und viele kleine Ereignisse sogar richtig schön!

Hin und wieder platzte eine Email in die gelebte “Normalität” hinein und lieferte weitere Aufgaben, Wochenpläne und Abstimmungen.
Als Erinnerung daran, dass wir uns hier in keinster Weise in einem gemütlichen Wochenende oder gar Ferien befinden, sondern in unserem neuen, vorübergehenden Alltag.

Auch heute saßen zwei Schüler bereits um acht Uhr morgens an ihren Schreibtischen und erledigten die Schulaufgaben.
Und wenngleich beide wieder bereits eineinhalb Stunden später behaupteten mit diesen fertig zu sein, fühlte ich doch eine innere Zufriedenheit, dass das grobe Zeitraster nunmehr von den Kindern angenommen wird.
Allerdings hoffe ich noch immer, es bleibt nicht bei den wenigen Aufgaben.
Und mein Bedauern, dass E-Learning an beiden Schulen nur allzu schwer umzusetzen scheint, besteht weiterhin.

Plötzlich vereint

Gerührt beobachtete ich wenig später wie drei Kinder vereint am Esstisch saßen und die schönsten Kunstwerke entstanden.

Es scheint fast so, als lernen wir uns bereits jetzt alle ein wenig besser kennen.

Wie selbstverständlich halten plötzlich Geschwister zusammen, die sonst so sehr konkurrieren.

Sie sind auf sich gestellt und passen sich an, erkennen die Notwendigkeit, jetzt nicht mit vorgeschobener Lippe alleine durch die Sache hindurch zu wollen.
Sondern lieber als Gemeinschaft und Freunde.

“Weißt Du Mama, eigentlich ist Homeschooling ganz schön”

so die Aussage der mittleren Tochter, während sie mittels Bleistift und Schattierungen ein neues Meisterwerk erschuf.
Ich saß gerade daneben, hatte mich hinreißen – und von der begeisterten Kritzelei anstecken lassen.

“Da kann man seine Aufgaben machen und trotzdem zu Hause sein.
Jetzt sehen wir Dich viel öfter und das ist schön!”

Worte, die ich ohne die gegebene Situation wohl nie zu hören bekommen hätte!

Kurze Zeit später lachte ich Tränchen, als die Kinder mich absichtlich mit deutschen Schlagern aus der Alexa folterten und roch das wohl-duftende, frisch gebackene Brot des Gatten und der mittleren Tochter.

Ja, wir kehren zurück zu einigen ganz simplen Basics.

Kneten Teig und säen Kresse, schwingen Bleistifte und haben Zeit zum Reden.
Viel Zeit davon.

Gewiss werde ich in den kommenden Wochen gedanklich noch sehr oft den Koffer packen (nur wohin?) und die Gefahr, den eigenen Gatten bis zum Ende der Osterferien nicht doch versehentlich um die Ecke gebracht zu haben, ist ebenfalls lange nicht gebannt. 😉

Aber heute? Waren wir ok!

Selbst einen Termin konnte ich noch wahrnehmen und war somit gar nicht komplett den ganzen langen Tag nur im Haus.
(Das sowieso nicht, doch dazu gleich)

Denn ganz in den Hintergrund gerückt ist mein noch immer lädiertes Schultergelenk.
Mir ist es nicht mehr wichtig, denn selbst das erscheint mir dieser Tage nichtig und klein.
Doch sind da noch ein paar Physio-Termine und somit jetzt gerade eine willkommene (noch mögliche!) Gelegenheit mal kurz raus zu kommen.
Ich freute mich also über ein persönliches Gespräch mit einem Erwachsenen außerhalb unserer ganz eigenen Familien-Blase!
Und zudem mehr Beweglichkeit!
Wenn das nicht positiv ist! 😉

Und doch flossen auch heute Tränchen.

Als ich eine Whatsapp einer lieben Freundin las.
Als wir einmal mehr realisierten, wie sehr wir es bedauern, uns nunmehr lange Zeit nicht sehen zu können und wie wichtig doch gerade jetzt Zusammenhalt und gegenseitige (virtuelle) Unterstützung und Aufmunterung sind!

Langeweile macht kreativ!

Und so zauberte der Sohn uns nach dem Mittagessen die leckersten Schoko-Bananen.
Und draußen schrie der Frühling nahezu danach, endlich das eingeschüchterte Näschen vor die Haustüre zu halten.

Wir räumten den Schuppen auf und eröffneten die Sandkasten-Saison, speisten vorzüglichstes Knatsche-Eis und kickten zu viert den Ball! Auch das wäre unter anderen Umständen wohl nie zustande gekommen.
Die Frage, ob ich überhaupt einen Ball treten kann, nehme ich dem Pubertier allerdings ein klein wenig übel! 😉

Entschleunigung leben!

Während die Kleinste und ich auf quietschenden Schaukeln (Papa! Ölen!!!) schwindelerregende Höhen erreichten, fühlte ich das, wovon früher alle sprachen:
Entschleunigung.

Ein in der Vergangenheit selten erreichtes und in der Gesellschaft oft angestrebtes Ziel.
Die Welt dreht sich etwas langsamer als sonst.

Zwar laufen wir noch immer Gefahr, einfach in den eigenen vier Wänden in’s selbst-gebastelte Hamster-Rad zu klettern, doch rings herum steht alles still.
Nutzen wir dies als Chance auch selbst durchzuatmen.

Und auf knarzenden Plastik-Schaukeln durch die Lüfte zu schwingen.

Wir tun es viel zu selten.

Eure 

Alex

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