Spikes.
Sie liegen vor mir im Flur, befremdlich und faszinierend zugleich.
Noch immer weiß ich damit nicht viel anzufangen.
Wohl aber weiß ich mittlerweile, dass sie für die zwölfjährige Tochter von größter Bedeutsamkeit sind!
Und tunlichst NICHT nebst der kleinen PET-Wasserflasche im Turnbeutel transportiert werden sollten!
(Es hatte ein bisschen was von Schampus-Dusche im hauseigenen Flur! 😉 )
Ferner weiß ich, dass die Bestimmung der eigenartigen Schuhe mit den spitzen Dornen an der Sohle wohl nicht DIE ist, damit nach dem eigenen Gatten zu werfen!
Wenngleich ich jenen Gedanken süffisant schmunzelnd für einen kurzen Moment für äußerst verlockend hielt.
Nein, die Dinger sind lediglich dazu da, eine gewisse Bodenhaftung zu gewährleisten und eine effiziente Kraftübertragung (letzteres ist selbstverständlich soeben von mir ergoogelt worden) zu ermöglichen!
Und seit ein paar Tagen also wohnen die gefährlich-anmutenden Nagelschuhe, die in der Leichtathletik ihre Daseinsberechtigung (WO sonst!? 😉 ) finden, in unserer Garderobe.
Direkt neben meinen hübschen Stiefeln!
Gekommen um hoffentlich zu bleiben.
Hobbys? Hatten die Kinder schon einige.
Es wohnten auch schon
eine große Gitarre, zahlreiche flexible Turnschläppchen, Torwarthandschuhe in mehrfacher Ausfertigung, Hallen-Fussballschuhe, Kunstrasen-Schuhe, Stollenschuhe oder gar Tüll-Röckchen
bei uns im Einfamilienhaus.
Geblieben ist – spätestens seit Beginn jener verfluchten Pandemie – nichts davon.
(Zu den Reithelmen im Schuppen komme ich gleich)
Und dann kam die Pandemie
Was mich für ein paar wenige Wochen entspannt aufatmen ließ (null Taxi-Fahrten Leute! NULL!!!), blieb aber auch bei uns nicht folgenlos.
Denn irgendwann muss sich auch die letzte “Grumpy-Fussball-Muddi” (ich hab’s nie wirklich gemocht, dem Sohn aber von Herzen gegönnt!) eingestehen, dass absolut gar keine Hobbies, keine Bewegung, keine sozialen Kontakte eben auch keine Lösung sind.
Und dass all’ das in Wochen des Lockdown nicht mit Ackerspaziergängen (Oh yeah! 😉 ) und dem steten und regen Austausch mit “Mutti” zu ersetzen ist!
Ich KONNTE keinen alten Alltag imitieren und meine Kinder so fordern und fördern, wie sie es in den Jahren zuvor gewohnt waren!
Mit den unterschiedlichsten Folgen für alle Drei.
Plötzlich nur noch daheim
Meine mittlere Tochter ist die sportlichste unter allen Dreien – das war schon immer so.
Nichts hält sie lange in der Bude, immer muss sie draußen und in Bewegung sein!
(Für eine Weile nannte ich sie liebevoll mein “Wald- und Wiesen-Mädchen”)
Als im vergangenen Jahr dann neben allen anderen Dingen auch noch das heißgeliebte Reiten nebst den ausgedehnten Ausritten in der Natur wegfiel, war dies ein sichtlich harter Schlag in’s Gesicht meines Mädchens.
Was blieb ihr noch?
Spaziergänge mit auch-nicht-immer-verfügbaren-Leihhunden…
Die Kleinste hingegen war in Zeiten der Schulschließung nur schwer zur Bewegung zu animieren und schon einmal gar nicht im Beisein von uns (langweiligen) Eltern.
Ihr wisst selbst, wie elendig lang der vergangene Winter war – und klar ließ’ ich mir immer wieder irgendetwas einfallen, um das Kind raus an die Luft und in Bewegung zu bekommen!
Doch kann ich weder Vereinssport noch eine gewisse Gruppendynamik ersetzen!
Und auch wenn ich es hier nur ungern zugebe, kann ich kaum leugnen, dass es jetzt dringendst an der Zeit ist, das Kind wieder an Hobbys, Gemeinschaftssport – und vor allem ausreichend Bewegung heranzuführen!
Solange es gerade wieder machbar und möglich ist!
Schulsport und auch das Reiten für beide Mädels sind glücklicherweise wieder zur Regelmäßigkeit geworden!
Nun liebäugelt das jüngste Kind ebenfalls mit Leichtathletik.
Dem neuen Hobby der großen Tochter.
Wenn (neue) Hobbys glücklich machen!
Gestern holte ich sie um 20 Uhr Abends im strömenden Regen ab.
Für gewöhnlich hätte ich gegrummelt und gemotzt!
Hätte irgendetwas wie “was’n Scheiß” vor mich hin geflüstert – in Anbetracht der Tatsache nunmehr ein völlig durchnässtes Kind abzuholen, das jetzt erst einmal heiß duschen muss, noch kein Abendessen bekommen hat, eventuell doch noch irgendwelche Hausaufgaben vergaß und bereits um kurz nach sechs am Folgetag wieder aufstehen muss.
Denn so etwas ist unbequem. Auch – oder gerade – für mich.
Doch ich holte ein strahlendes, glückliches Kind ab!
Ein Kind zwar mit nassen Haaren und durchweichten Socken aber gleichermaßen mit rot-glühenden Wangen – sicherlich nicht nur ob der vorigen Anstrengung!
Die Tochter ist so begeistert vom Leichtathletik (und das trotz aller Herausforderung und erforderlichen Disziplin – sie ist in der Gruppe der älteren und erfahrenen Leistungssportler und damit die Kleinste und Jüngste), dass sie bereits freiwillig an jeder verfügbaren Trainingseinheit in der Woche teilnahm.
Dreimal in Folge nun also.
(Unerklärlicherweise weigert sich das Kind aber noch immer, einmal mit mir zusammen um den See laufen zu gehen! 😉 )
Sichtlich genießt mein Kind nach Monaten der Isolation den Kontakt zu neuen, anderen Kindern nebst den Mitschülern.
Neue Mädchen, neue Gesichter, neue Kontakte.
Und das auch noch safe an der frischen Luft!
Meine Tochter setzt nun um, wozu es bei mir in jungen Jahren nicht gekommen ist!
Ich weiß auch gar nicht mehr wieso!?
Weitsprung begeisterte mich und gelang mir stets mit Bravour, beim Sprint war ich das schnellste Mädchen in der Klasse.
Wir informierten uns seinerzeit, ich wollte mich anmelden.
Bis ein Sportlehrer lachte, ich würde zu sehr mit Armen und Beinen beim Rennen fuchteln.
Tja, wie schnell man doch Träume zerstören kann. 🙁
Ich wünsche mir für alle drei Kinder neue Hobbys. Gerade JETZT!
Und der Sohn?
Viele Jahre war ich also die not-so-begeisterte Fussball-Mutti, die dennoch ihr Kind von Herzen gerne im November-Nieselregen bis nach “Hinter-Tux-Tux” zu Fussball-Spielen begleitete.
Die Fingerbrüche ob ungünstig gehaltener Bälle mit auskurierte und Mannschafts-Trikots wusch.
Bis – irgendwann sogar vor Beginn der Pandemie – die Begeisterung einschlief.
Zu fordernd war die Umstellung auf’s Gymnasium, zu interessant andere Dinge.
Ich ließ mein Kind.
Warf immer mal wieder Vorschläge in den Raum,
(“Handball?” “Vielleicht?” “Aber Dir hat doch Fussball immer Spaß gemacht?” )
die alle abgelehnt wurden.
Und dann kam Corona.
Und während Corona eine weitere gesundheitliche Baustelle.
Mein Sohn verweilte fast ein ganzes Jahr lang nur in seinem Zimmer, wenngleich er in dem Alter doch so viele andere Dinge hätte tun (meinetwegen auch anstellen 😉 ) können!
Die Kontakte zu Mitschülern und seinen Jungs blieben dank Discord & Co. aufrecht, der Austausch rege!
(Nichts ist schöner, als Dein eigenes Kind während des Lockdown lachen und ausgelassen albern zu hören!!!)
Darüber musste ich mich nicht sorgen!
Aber Bewegung? Hobbies?
Fehlanzeige.
Neulich – ganz unerwartet – erkundigte sich mein Vierzehnjähriger nach der hiesigen Jugendfeuerwehr.
Das finde ich prima, damit hätte ich nie gerechnet – zudem er damit sogar ein bisschen in die Fuß-Stapfen meines Bruders treten würde, der bei der Berufsfeuerwehr ist. 🙂
Wann sind Hobbys zu viel?
Früher war ich stets der Ansicht, man laufe schnell Gefahr, mit zu vielen angebotenen Hobbys die Kinder auch zu überfordern.
Dieser ganze Hype, dieser Aktionismus und die “dämliche” Sache mit der Frühförderung – es ging mir alles ein kleines bisschen auf den …Zeiger.
Echt jetzt!
Nicht nur der Taxi-Fahrten und der vollgepackten Nachmittage wegen!
Und ein bisschen sehe ich das noch immer so.
Gerade hat man noch sehr kleine Kinder!
(Entspannt Euch Leute!)
Doch sind meine Kinder nun in einem Alter, in welchem sie selbst austarieren und entscheiden müssen, wann Hobbys “zu viel” und überfordernd sind!
Leidet die Leistung in der Schule und somit die Noten darunter, DANN gilt es sich zusammenzusetzen und nach Lösungen – oder gar Abstrichen – zu suchen.
Das versteht sich von selbst.
Aber nach Monaten der Pandemie bin ich mittlerweile gewiss die Letzte, die sich sträubt und (ver-)wehrt!
Und außerdem ist mein Taxi-Auto ja ganz nett, beliebter Versteck-und Rückzugsort, ausgestattet mit einem hervorragenden Sound-System, endlich wieder repariert und mit viel Bums leistungsbereit! 😉
Und auf diese Spikes-Dinger bin ich ja tatsächlich so’n klitzekleines bisschen neidisch!
Viel Spaß mit den Hobbies Eurer Kinder!
Eure
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