Was Weihnachten betrifft, so bin ich dieses Jahr hin und her gerissen.
Dabei hatte ich mir doch anfangs solche Mühe gegeben!
Aber ganz ehrlich?
Jetzt am Freitag-Abend, wo ich ausgelaugt, Ferien-reif und erschöpft von der letzten Woche hier sitze und versuche meine Gedanken in diesen Zeilen zu sortieren, ist das anstehende Fest ganz fern.
Fast schon ein wenig irritierend scheint mir der Duft des Kuchens welcher sich gerade im Backofen befindet – und später für den Nachmittag des 24. Dezember eingefroren werden soll.
Ich passiere beim Aufräumen diversester Kinder-Klamotten den Weihnachtsbaum und kann den Duft jener tiefgrünen Zweige nicht einordnen.
Will ich DAS dieses Jahr?
Finde ich das jetzt schön?
Oder erdrückt mich dieser Tage der wuchtige, stachelige Kerl in meinem Wohnzimmer? (Nein! Nicht der Mann auf der Couch! 😉 )
Kann Weihnachten nicht einfach weg?
Blenden mich nicht sogar all’ die roten Kugeln in Vasen und Schalen?
Blicke ich mich um, sehe ich Engel aus Holzscheiten, Rentiere und Sterne.
Ich erspähe hübsche, selbst gebastelte Adventskalender und Glitzer-Pyramiden – und freue mich klammheimlich schon auf den Tag, an dem hier die Luft wieder rein wird.
Von Glitzer, Bling-Bling und Dingen, die eigentlich Heimeligkeit und Glückseligkeit vermitteln sollen.
Dinge, die mir aber gerade gefühlt die Luft zum Atmen nehmen!
Die Stimmung ist futsch!
Gestern erst ertappte ich mich bei dem irreführenden Gedanken, das von den Kindern so sehr herbei gesehnte Fest läge bereits hinter uns!
So hat es urplötzlich an Bedeutung und Zauber für mich verloren!
Das mag zum Einen an den aktuell stetig wachsenden Außentemperaturen liegen – oder auch daran, dass ich nun schon eine sehr, sehr lange Zeit erwachsen bin.
Zum Anderen jedoch auch an den Ereignissen der vergangenen Wochen – ach was, des ganzen vergangenen Jahres!
Welches durchaus auch sehr schöne Tage und Zeiten hatte, doch gleichzeitig auch von zwei traurigen Ereignissen überschattet wurde.
Und welches beim diesjährigen Weihnachtsfest Menschen schmerzlichst vermissen lässt!
Denn wer hat schon Bock auf ein fröhliches Weihnachtsfest, wenn das Leben uns gerade zwingt zu realisieren, dass alles endlich ist – und dass nichts so bleibt, wie es nun einmal ist?
Oder sollte ich mich gerade deswegen auf das Weihnachtsfest freuen?
Warum fühle ich dann aber nix?
Das Weihnachten meiner Kindheit
Ja, ich war nachdenklich die letzten Wochen.
Gezwungenermaßen fiel für mich die Sache mit der Besinnlichkeit ganz schön tiefgründig und traurig aus.
Und ich dachte viel an die eigene Kindheit zurück.
An das, was ich an Weihnachten so sehr liebte:
Wir feierten stets zu Hause.
Nur wir vier als Familie.
Ich erinnere mich an den Duft echter Kerzen und diese Ehrfurcht vor dem heißen, flackernden Licht.
An das abgedunkelte Wohnzimmer und das hölzerne Puppenhaus, welches der Opa mir bastelte.
Nie vergesse ich den Moment, betrat ich damals das Zimmer und erspähte das filigrane Puppen-Wohnzimmer mit der leuchtenden Stehlampe darin!
Ihr kennt das vielleicht, manche Erinnerungsfetzen tauchen immer und immer wieder auf.
Und uns genügte jenes ruhige (!) Weihnachtsfest!
Es reichten der Toast und der Lachs, einen Fest-Braten gab es nie am 24. Dezember!
Geduldig sangen der Bruder und ich mit den Eltern Lieder und packten Geschenke in kleiner Runde nach und nach aus.
Einer nach dem Anderen.
Meist war es draußen klirrend kalt – und von einer stillen Nacht konnte beim Abendspaziergang durchaus die Rede sein.
Und ich ertappe mich jedes Jahr dabei, wie ich ein solches Weihnachten ein klein wenig vermisse…
Neue Traditionen
Denn wir schafften eine neue, gänzliche andere Tradition.
Seit unser Sohn geboren wurde, holen wir die ganze Familie an Heilig Abend zu uns.
Alle, die gerne kommen möchten – jeder ist von Herzen willkommen!
Denn wir wollten unseren Kindern auch einen unvergesslichen 24. Dezember zu Hause “unter” dem Tannenbaum ermöglichen.
Und schnell wurde es eine Gewohnheit, welche unsere nunmehr drei Kinder von Herzen lieben – und jedes Jahr auf’s Neue einfordern.
“Wer kommt alles zu Weihnachten?”
eine stete Frage, welche uns voller Vorfreude, Aufregung und mit funkelnden Augen alljährlich gestellt wird.
Doch ich selbst fühle mich etwas zerrissen.
Ich freue mich auf all’ die lieben Menschen, die jenen Abend mit uns verbringen werden.
Aber diese Form des Heiligen Abends unterscheidet sich so sehr von denen aus meiner Erinnerung.
Das übliche Chaos an Heilig Abend
Bei uns ist es voll, unglaublich eng – und vor allem auch laut!
Geschirr fällt in überdimensionalen Mengen an, alle reden durcheinander – und irgendetwas geht immer zu Bruch!
Die Kinder finden ob der vielen Geschenke kaum einen Platz, um überhaupt “unter” (was sollen das eigentlich für Bäume sein!?) dem Christbaum zu sitzen – und kein Jahr mag es uns aufgrund des hektischen Gewusels gelingen, mit Ruhe und Bedacht Geschenke auszupacken.
Im Gegenteil:
Noch vor 21 Uhr finden wir alle uns in einem Schlachtfeld aus Schleifchen, bunt-bedrucktem Papier und Keks-Bröseln wieder.
Im Idealfall gelingt es uns allen herzhaft über das vorherrschende Chaos zu lachen – an schlechten Abenden motzt mindestens einer! 😉
Gegen Mitternacht dann finde ich mich für gewöhnlich mit dem Wisch-Mopp und der halb leer-getrunkenen Weinflasche nebst Baum und Gerümpel wieder.
Ich sortiere Geschenke in Wäschekörbe (ganz gewiss nicht meine!) und taumel weit nach der Geisterstunde in Dusche und Bett.
(Eigenartigerweise leert sich die Flasche während des Untergeschoss-Renovierungs-Vorganges 😉 )
Solange wir alle zusammen sind
Und doch will ich es eigentlich gar nicht anders haben!
Auch – oder gerade – dieses Jahr nicht!
Denn die Zeit, in der wir alle – jung und alt – zusammen am reichlich gedeckten Esstisch sitzen, ist nun einmal endlich.
Meine Oma wird in diesem Jahr nicht mehr bei uns an der langen Tafel Platz nehmen.
Ebenso wenig an der der eigenen Tochter.
Beide feierten im vergangenen Jahr ihr letzes Weihnachtsfest – und werden in den kommenden Tagen so sehr fehlen!
Und sicher ist es mir bewusst, dass es unendlich vielen Menschen auf der Welt zum diesjährigen Weihnachtsfest noch deutlich schlechter gehen mag!
Aber dennoch:
Um gleich zwei liebe Herzens-Menschen innerhalb von Monaten trauern zu müssen ist Scheiße!
Für alle Beteiligten.
Der Zauber der Weihnacht
Und vielleicht ist es das, was mich in diesem Jahr den Zauber der Weihnacht nicht ganz so sehr spüren lässt.
Weshalb ich weniger “schaffte” als in den Jahren zuvor.
Wieso weniger Fensterbilder die Scheiben zieren.
Und ich keine Weihnachtskarten geschrieben habe. (ok, das mache ich ohnehin nie! 😉 )
Vielleicht hake ich deshalb routiniert und gelangweilt die Liste mit Weihnachtsgeschenken und Preisvorgaben ab – und fühle mich dabei eigentlich den Feiertagen so fern.
Weil es nun einmal Kräfte-zerrend ist, gleichzeitig traurig zu sein, sich selbst erneut zu finden, für dämliche Klassenarbeiten zu lernen, die üblichen vorweihnachtlichen Termine einzuhalten – und dennoch den Kindern ein ganz wunderbares Weihnachtsfest ganz ohne Trübsal zu ermöglichen!
Denn haben wir dieser Tage nicht ohnehin alle mit dieser verflixten “mental load” (noch so’n Modebegriff) zu schaffen?
Mit jener bekloppten Hetzjagd zur Besinnlichkeit?
Aber ich will es schaffen!
Irgendwie wird’ s schon noch klappen mit der Stimmung!
Denn jetzt gerade hocken hier unten drei ganz wunderbare Menschlein, die noch an den Zauber der Weihnacht glauben wollen!
Und dies auch sollen, dürfen und von ganzem Herzen verdient haben!
Und muss ich dafür dem alten Grinch in mir, der da offensichtlich noch immer wohnt, ein Dutzend Zimtsterne in’s Maul stopfen – dann sei es drum!
Es wird ihm schon nicht allzu bitter-süß aufstoßen. 😉
Habt alle ein schönes, letztes Advents-Wochenende!
Eure
P.S. Am Meisten jedoch freue ich mich auf die Zeit nach Weihnachten und Silvester!
Denn auch dieses Jahr haben wir uns wieder ein Geschenk als Familie gemacht und planen – sofern alles gut geht – Anfang Januar für einige Tage nach Dublin zu fliegen!
Selbstverständlich werde ich zu gegebener Zeit von unserem neuesten Städte-Trip zu Fünft berichten! 🙂
Der Text gefällt? Dann Daumen hoch für die Alex!