Bereits den dritten Tag nun bin ich wieder zu Hause – und bevor mich der Alltag mit all’ seinen Gedanken wieder allzu sehr in der Mangel hat (das hat er bereits schon, doch noch sträube ich mich dagegen und verwehre allzu trübselige Gedanken), möchte ich ein wenig in’s Sinnieren kommen.
Über das Reisen – und vor allem das Reisen mit einem großen Teenager.
Es hat mir gut getan
Ja, London hat mir persönlich verdammt, verdammt gut getan!
(Und es war so leicht und einfach mit einem großen Kind zu reisen!!!)
All’ die ganzen Sinneseindrücke, die Farben, Gebäude, Menschen, das Wetter (!) – und die Erkenntnis, noch immer eigenständig aus meinem Alltag ausbrechen und reisen, mich zurechtfinden und auf eigenem Fuß unterwegs sein zu können, das alles hat mich sehr bereichert!
Und nicht zuletzt mit Dank erfüllt.
Denn – ich schrieb es bereits – das alles ist weder selbstverständlich, noch weiß ich, wie lange mir die Möglichkeit zu reisen (aus den unterschiedlichsten Gründen) noch bleibt.
Ich bin so unfassbar froh, mein Versprechen eingelöst haben zu können!
Was hätte ich mir Vorwürfe gemacht, wäre es nie zu der gemeinsamen Reise gekommen?
Und auch der Sohn hat gewiss vieles aus den vier Tagen Städtereise mitnehmen können – und wird sich hoffentlich noch eine sehr lange Zeit an die gemeinsamen Tage mit seiner alten Mama erinnern. 😉
Doch daran glaube ich ganz feste – ich sehe es an mir selbst! Doch dazu gleich.
Nun aber kann und möchte ich hier auch niemandem etwas vormachen, denn auch ich bin mit gewissen Erwartungen nach London geflogen – musste aber schnell lernen, dass ich nun einmal mit einem Teenager reise. 😉
Und dass das völlig ok und fein so ist!!!
Reisen mit Teenies ist anders – aber sehr, sehr schön!
JA, wir hatten eine sehr, sehr schöne gemeinsame Zeit!
Doch ist es nicht so, dass wir stundenlang tiefgründige Gespräche führten – oder ein arg großes, kulturelles Programm hatten.
Und auch weiß ich nicht, ob wir noch näher zusammengewachsen sind.
Ich glaube aber schon! 🙂
Aber ich musste auch erkennen, dass Teenager eben in ihrer ganz eigenen Welt stecken und auch ein bisschen darin “gefangen” (und dann nicht allzu redselig) sind – ich weiß es ja selbst von mir früher noch!
Und nicht alle Themen können und wollen mit den Eltern geteilt werden – das ist auch in Ordnung so!
Ich habe schon lange erkannt, dass meine Kinder von ganz alleine und selbst zu mir kommen, wenn etwas auf der Seele drückt und lastet und Redebedarf besteht.
Es genügt ihnen die Gewissheit, dass ich immer mit offenem Ohr und Zeit DA bin!
Das ist für alle ein gutes und verlässliches Gefühl!
Sicher, ich wünschte, mein Kind wäre in den gemeinsamen Tagen ein kleines bisschen weniger “occupied” (mit tiktok & Co. 😉 ) im Kopfe gewesen – doch waren da auch so viele unfassbar schöne Momente!
Momente außerhalb von dem, was man sich unter den üblichen Erinnerungen einer solchen Reise vorstellt.
Die schönsten Erinnerungen ergeben sich einfach so! 🙂
Denn die schönsten Erinnerungen entstehen sowieso außerhalb der großen Sehenswürdigkeiten und des Rahmenprogrammes!
Auch das durfte ich lernen – und auch wie kostbar genau solche KLEINEN Momente während einer Reise sind.
Fragt man mich heute, dann kann ich wohl bejahen, dass wir wunderbares Wetter hatten und die wichtigsten und tollsten Sachen gesehen und zu Fuß erkundet haben.
Doch mit Lachen und Freude erinnern werden der Sohn und ich uns wohl daran, wie wir uns quasi durch London “durchgefuttert” haben!
Und die Stadt von einer ganz anderen Seite, mit all’ ihren tollen Märkten und kulinarischen Köstlichkeiten (oder amerikanischen Fast-Food-Ketten, die es in Deutschland NICHT gibt) kennengelernt haben.
Wir werden lachen, wie sich der Sohn stets einen Spaß daraus machte, mich an meiner Handy-Kette zu ziehen und führen, als ich mich mal wieder in der Richtung (kam gelegentlich vor) vertan hatte – und Google Maps nicht so richtig zu lesen wusste! 😉
Fragt man mich nach einer der schönsten Erinnerungen, dann ist es der Spaß, den wir beide hatten, als wir Abends – brennenden Fußes – nicht mehr das Hotel verlassen wollten, aber eben Hunger hatten.
Und versuchten, vom Hotelbett aus online Pizza zu ordern – dann aber lieber doch zu Fuß und lachend am Abend durch Kensington schlenderten!
Um mit einer Pizza-Margherita to go, einem Tiramisu und Getränken von Marks & Spencer wieder zurück zulaufen.
Und dann fast schon kalte Pizza auf dem Hotelbett vertilgten, im Hintergrund “Family Guy” vom Fernseh-Screen.
DAS sind Erinnerungen, die bleiben und entstehen, wenn man eine Reise tut! 😉
Ja, ich glaube mein Sohn wird sich noch im Erwachsenen-Alter an die gemeinsame Zeit erinnern und das macht mich sehr, sehr glücklich.
Und vielleicht gibt er Einiges später seinen Kindern weiter – und zeigt ihnen jene wunderbare Herzensmetropole!
Damals – (m)ein allererster London-Besuch
Denn auch ich war einst einmal Teenager und mit einem Familienmitglied auf Reisen.
Auch ich erinnere mich noch heute daran und lache über “kalte Pommes aus der Tasche“.
(Erkläre ich gleich)
Fast dreißig Jahre später ist die Erinnerung noch sehr präsent.
Mit siebzehn Jahren nämlich reiste ich mit meinem Großvater nach London.
Irgendetwas musste ich dem alten, stets etwas “knotterigen” Mann mit der Pfeife im Munde wohl bedeutet haben – denn er schenkte MIR diese Tour zu zweit!
Einfach so.
Damals ging es zum “Christmas Shopping” mit dem Bus (!) OHNE Übernachtung nach London, inklusive Musical-Besuch.
Es war wohl so ein Ding seinerzeit – für 99 DM per Bus und Fähre nach London – und nach einem Shopping-Samstag wieder zurück.
(Würde ich heute sicher nicht mehr machen – Lufthansa hat auch nette Angebote 😉 )
Leider aber war auch ich seinerzeit Teenie.
Ich erinnere mich sehr genau an die Situation, als der Großvater und ich den Bus bestiegen und ausgerechnet zwei Azubi-Kolleginnen von mir ebenfalls diese kurze Reise antraten.
Die von den “Coolen“, ich war es leider nie…
Ich erinnere mich an das Getuschel und Gekicher und wie blöde sie es fanden, dass ich mit meinem Opa reise.
Das hat damals sehr weh getan und gestochen.
Eine Erinnerung, die blieb…
Doch wisst Ihr was?
Jahre später erkrankte mein Opa an Darmkrebs – und noch ein Weilchen später ließ ein Hirntumor den alten Opa verschwinden und einen teilnahmslosen Mann leeren Blickes auf dem Wohnzimmer-Sessel zurück.
Mein jetziger Mann und ich kamen oft zu Besuch zur Oma, die den Opa noch viele, viele Jahre überlebte.
Und ich versuchte zu reden.
Konnte aber nicht zu ihm durchdringen.
Bis auf eine Frage, die ich ihm stellte.
Ich fragte den Opa, ob er sich noch an unsere gemeinsame London-Reise erinnern könne – und für einen kurzen Augenblick war der Mensch hinter der Krankheit wieder da!
Und ein energisches
“Klar kann ich DAS!!!”
stieß aus dem Mann empor.
Es waren mit die letzten Worte, die mein Opa mit mir gesprochen hatte!
Was war ich doof, mich damals im Bus zu schämen und einschüchtern zu lassen!!!???
Und auch ich erinnere mich an die Stunden auf der Oxford Street mit dem alten Herren, wie wir im Kentucky Fried Chicken saßen und Rast machten – und auch an die Pommes, welche mein Opa (Krieg und so 😉 ) tatsächlich auf der Fähre (es gab Fish&Chips) sammelte – und unsere Reste in einer Tüte in seiner Reisetasche verstaute (Görgs….).
Es ist bis heute ein Lacher in der Familie. Sry Opa. 🙂
Aber es zeigt mir, wie solche Dinge und Ausflüge in der Erinnerung haften bleiben.
Damals konnte ich noch gar nicht ahnen, dass ich London noch viele, viele Male würde besuchen – und mittlerweile zu einer vertrauten Herzensstadt zählen kann!
Ich habe meinem Sohn so viel mehr bieten können als kalte Pommes in der Tasche!
Und ich weiß – tief im Inneren – er ist mir dankbar dafür und wird sich erinnern können.
Noch lange, lange Zeit.
Auch wenn er zu Teenie-Zeiten reiste. 😉
JETZT sind die Mädels dran – und ich muss sparen!
Dringend!!! 😉
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