Die letzten vierzehn Tage haben mir ziemlich zugesetzt.
Und um ehrlich zu sein auch ein wenig den Boden unter den Füßen weggerissen.
Denn manchmal reicht eine Wendung, ein Ereignis, um ein Gefühl der verlorenen Schwerelosigkeit auszulösen.
Und um so vieles erst einmal wieder infrage zu stellen.
Weil sich eine Befürchtung und Gewissheit bewahrheitete, die wir alle verdrängten.
Und welche zuschlug, als sich nahezu jeder in einer trügerischen Gelassenheit zurück lehnte – und glaubte noch Zeit zu haben.
Dinge passieren meistens dann, wenn wirklich niemand damit rechnet.
Das ist wohl das, was man Leben nennt.
Es macht keinen Sinn, stundenlang darüber zu grübeln, was fair und unfair ist – und ob es das, was wir Leben nennen, gerade gut mit uns meint.
Und doch tun wir es.
Immer und immer wieder.
Halt finden
Doch ausgerechnet heute ist einer der ersten wenigen Tage, an dem ich glaube, den Halt wieder zu finden.
Ich spüre den Boden unter den Füßen, wenngleich sich dieser heute morgen als äußerst rutschig und tückisch erweist.
Doch ein gewisser Halt, eine Haftung und Zuversicht, meint sich allmählich wieder unter die eigenen Füße und in mein Leben schleichen zu wollen.
Ausgerechnet heute.
Wo ich doch morgen sehr tief in’s Bodenlose fallen werde – und furchtbare Angst vor diesem Moment habe.
Doch noch ist heute.
Die Sonne geht allmählich am Horizont auf – und glasklare Luft sowie ein Pastell-farbener Himmel begrüßen mich bei meinem Lauf um den See.
Denn während ich nun lange Zeit wahlweise betrübt buchstäblich die Decke über den Kopf gezogen hatte oder mich spätabends im dunklen Schlafzimmer auf den Crosstrainer zwang (ich bin froh, dass ich es trotzdem tat, denn Bewegung hilft!), so habe ich es heute ganz früh endlich wieder nach draußen geschafft!
Ich habe gegen den depressiven, trägen Schweinehund gewonnen und begrüße und spüre mein eigenes Leben.
Mit jedem Atemzug in der kühlen Morgenluft.
Sichtweisen und Einstellungen ändern
Und während ich diese so kostbare Zeit für mich alleine genieße, komme ich nun doch in’s Sinnieren.
Über das Leben und das was man wohl eigene Einstellung nennt.
Welche bei mir immer und immer wieder (!) wahlweise überholungsbedürftig erscheint – oder gebeutelt von Rückschlägen
(und Hormonen!!😉 ) hin und wieder schlackert wie ein Fähnchen im Wind.
Doch heute bin ich mir sicher!
Felsenfest.
Sicher, dass jeder ein Gewinner sein kann!
Wenn wir es denn nur wollen.
Ich selbst werde nicht nur ein Gewinner sein, wenn ich gleich mein eigenes Auto wieder erreiche.
(Dann klopfe ich mir selbst auf die Schulter, als manifestierter Morgenmuffel ausgerechnet bereits um Neun Uhr die Runde um den See geschafft zu haben).
Sondern wenn man es mental denn nur möchte, so kann man viele Situationen (gewiss nicht jede!) in eine Positive wandeln – und somit als Sieger aus dieser hervor gehen.
Selbst dann, wenn ein Mensch geht.
Weil ein schwacher und jahrzehntelang gequälter Körper aufgibt und das Herz aufhört zu schlagen.
Einfach so.
Dann erleiden wir Mitmenschen einen großen Verlust und haben somit verloren.
Doch hat nicht vielleicht gleichermaßen eine Seele gewonnen?
Eine liebe Blogger-Kollegin schreibt oftmals von einer fiesen Krabbe, die im Körper der jeweiligen Betroffenen wütet und arges Unheil anrichtet.
Bis zu dem Tag, an dem der Krabbe der Garaus gemacht wird.
Wenn sie ihre Waffen strecken muss und kein Unheil mehr anrichten kann.
Dann hat der eigentliche Mensch, das Wesen und die Seele, gewonnen – nicht verloren.
Dann lacht jetzt irgendwo irgendjemand breit und fett und streckt der Krabbe die Zunge heraus.
So zumindest wollen wir es hoffen und glauben.
Auch in anderen Situationen sah ich mich jüngst als Verlierer und fühle mich jetzt gerade – stark und aufgewärmt, monotonen Schrittes an der frischen Luft – ein bisschen als Gewinner.
Denn sind wir nicht sogar Gewinner, wenn wir erkennen, was uns nicht gut tut und schadet?
Wenn wir uns Situationen (und Menschen) entziehen, die uns nicht allzu glücklich machen und immer wieder schmerzen?
Wenn wir lächeln und freundlich bleiben, selbst wenn in uns drinnen gerade ein Fegefeuer brodelt?
Dann habe ich (soll nicht so viel in der Wir-Form schreiben sagt der Gatte! 😉 ) doch gewonnen, indem ich einfach auch mal abtauche, mich ausnahmsweise mal nicht aufbäume – und somit weder Angriffsfläche biete, noch verletzt werden kann.
Weil ich gewisse Momente einfach nicht zulasse!
Mein Weg geht weiter!
Ich möchte wieder nach vorne schauen können und dankbar sein!
Und bin mir sicher, dass mir dies auch gelingt!
Ich rappel mich wieder auf und krabbel abermals aus einem Loch heraus.
Denn eigentlich könnte ich mich freuen!
(Denn eigentlich geht es mir gut – bei wem dudelt jetzt auch der Xavier im Ohr? 😉)
Ich habe das unfassbare Glück drei gesunde, ganz wunderbare Kinder zu haben!
Das allein ist eigentlich schon alles, was ich mir je für mich und mein Leben gewünscht habe.
Und ich danke Gott dafür, insbesondere auch dass es nun einmal Drei sind – und ich nicht darauf hörte, was Alle machen und was sich gehört.
Im Gegenteil! Ich hätte selbst nichts gegen eine Vier!
Auch wenn das ein gänzlich anderes Thema und ein Blog-Beitrag für sich ist.
(Aber ich muss ja jetzt hier gerade wieder den Bogen zum Mama-Blog bekommen! 😉 ).
Blicke ich in das zarte Gesicht meiner kleinsten Tochter, empfinde ich unfassbare Glückseligkeit – und alleine dafür lohnt es sich, immer ein Gewinner zu bleiben!
Ich will stark und mutig sein, für meine Kinder!
An mich glauben und mich gut genug fühlen, genau so wie ich bin!
Möchte meinen Kindern ein Vorbild in Sachen Zuversicht und Lebensfreude sein – und das hin und wieder zornig aufstampfende Rumpelstilzchen werden sie mir schon verzeihen. 😉
Und so sage ich an diesem Morgen JA zum Leben, ganz gleich welche Tücken und Überraschungen es noch bereit hält.
Nur für 2019 – für dieses Jahr reicht es jetzt!
Aber echt! 😉
Eure
P.S. An diesem Morgen am See festigt sich auch eine Entscheidung, welche ich bereits Wochen zuvor für mich selbst getroffen hatte.
Trotz – oder vielleicht sogar wegen – aller unvorhersehbaren Wendungen im Leben:
Ich werde keine weiteren Schritte bezüglich eines eventuell möglichen familiären Brustkrebs unternehmen.
Dieser Weg endete bereits vor ein paar Wochen in einem Beratungszimmer einer großen deutschen Universität, einen Gentest soll es nicht geben.
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