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Hätte, hätte Fahrradkette – vom Tag der hätte so anders sein sollen – und doch so schön war!

Mittwoch.
Es soll immer wunderschön gewesen sein.
Hab’ ich mir erzählen lassen.

Damals, die vergangenen Jahre, als noch nicht alles anders und so beschissen komisch war!

Und es erklärt sich von selbst, dass ich diesem Ereignis so sehr entgegen gefiebert hatte.

So, wie es nun einmal eine Mutter tut, die ihr Kind aus tiefstem Herzen liebt – und alle einschneidenden Lebens-Ereignisse und Veränderungen mit ihm teilen möchte.

Heute wäre die große Kita-Abschiedsfeier gewesen

Eine alte Kalender-Erinnerung im Handy machte mich kurz nach dem Mittagessen darauf aufmerksam.

Vor meinem geistigen Auge sah ich mich schon.
Damals, vor einem halben Jahr, als ich…

….dieses wichtige Ereignis einspeicherte!

Draußen im weitläufigen Garten sah ich mich sitzen, in einem hübschen Sommerkleidchen, welches diesem besonderen Nachmittag würdig und angemessen gewesen wäre.

Gerührt hätte ich mir Tränchen aus den Augenwinkeln gewischt und Stolz-erfüllt dem wilden, lockigen Mädchen zugewunken.
Irgendetwas hätte sie uns sicher gezeigt und aufgeführt, auch wenn ich es nun nicht so genau weiß.

Emotionen wären im Spiel gewesen und ein mütterliches Herz, welches gleichermaßen vor Freude über dieses Wesen hüpfen – und in eben auch genau solcher Intensität schwer drücken und zwicken würde.

Mein jüngstes und letztes Kind – die wilde Hilde – wird so schnell groß!!! 🙁

Denn ich hätte bewusst – und sicherlich tränenreich – von einer ganz zauberhaften Zeit Abschied nehmen können.

Eine Zeit, welche weder für mein Mädchen, noch für mich jemals wieder kommen wird.

Denn ich hätte Lebewohl sagen können.
Zu den letzten Tagen als Mama eines KiTa-Kindes.

Ich werde kein Kindergarten-Kind mehr haben!

Und der Kloß bei diesem Gedanken sitzt tief und schwer im Hals.

Ein viertes Kind wird es nicht geben.
Wenngleich mein Herz in den letzten Monaten unerklärlicherweise nichts sehnlicher gewünscht hätte.

Doch wird dies wohl zu gegebener Zeit einmal ein gesonderter Blog-Beitrag werden – und nicht zuletzt gehören zu Entscheidungen immer Zwei.
Und hin und wieder MUSS der Verstand über Herz und Seele siegen dürfen.
Leider.

Ich werde keine klitzekleine Hand mehr führen.

Und auf dem Weg in die allererste Unabhängigkeit – die Kita-Zeit begleiten.

Mir bleibt nur der Blick nach vorne.

Drei Kinder gilt es auf ihrem Weg zu immer mehr Eigenständigkeit zu unterstützen – eine durchaus nicht minder wichtige Aufgabe.

Ich bin traurig

Die Feier wird klein und ohne Eltern sein….

Und doch bin ich so sehr traurig!

Ich hätte meinem Mädchen aus tiefstem Herzen diese ganz besondere Feier gegönnt, so wie sie ihre zwei Geschwister Jahre vorher auch feiern konnten.

Für sie wird es nur ein geschmälertes, sehr reduziertes Programm am Vormittag geben.
Ohne peinliche und berührt schniefende Eltern. 😉

Und ich fühle mich ein wenig durch Corona meiner Emotionen beraubt!

Ganz, ganz ehrlich!
Ich hätte die nämlich so gerne ausgelebt, begeistert geklatscht und Millionen von Fotos geschossen – statt nunmehr betröpfelt und heimlich vor mich hin zu weinen.

Große Einschulungs-Feier? Fehlanzeige!

Auch die kommende Einschulungs-Feier wird klein ausfallen.
Sehr klein.

Ohne Oma, Opa und Geschwisterkinder – nur wir und die neue Erstklässlerin sind erlaubt.

Auch das ist in der aktuellen Lage nicht sonderlich verwunderlich und durchaus nachvollziehbar, stimmt mich aber in der gleichen Weise traurig!

Denn dass wir hier in einem anderen, neuen Alltag leben, zeichnet sich überall deutlich ab!

Nicht nur bekomme ich allmählich Zorn auf Kack-Corona beim Anblick von Absperrbändern, Abstands-Markierungen und dümmlichen Face-Shields!

Nein!

Auch wenn ich stinknormale Kinder-Bilder-Bücher aufschlage MUSS ich nunmehr improvisieren!

Nichts ist mehr wie im Bilderbuch!

Das bunte Klappen-Buch “Ich komme in die Schule”, welches einst die Geschwister-Kinder Wochen vor dem eigentlichen großen Tag mit mir anschauten, ist dieser Tage mehr als überholt.

Das merkte ich erst gestern Abend im Bett.
Als ich es der Kleinsten vorlesen wollte – und umgehend meine Idee bereute.

Dann nämlich, als detailliert beschrieben wurde, wie ganz wunderbar und aufregend doch eine solche Einschulungs-Feier mit vielen, vielen Menschen in der großen Schul-Aula von statten geht.

Von der Ansprache der Schullleiterin ist im Buch die Rede, ebenso wie von Auftritten aller Klassen und vielen, vielen Erstklässlern mit nigelnagelneuen Schulranzen und prall gefüllten Zuckertüten.

Von stolzen Omis – und begeistert Fotos knipsenden Opas.

All das kommt mir bekannt vor – all’ das hätte ich meinem kleinsten Mädchen von Herzen gewünscht.

Nun aber brachte mich das Kind selbst in die (neue) Realität zurück

“Die halten ja alle keinen Abstand!”

stellte die kleinste Tochter verwundert fest.

Und es war nun an mir zu erklären, dass dieses Jahr die Einschulungs-Feier ein klein wenig anders ausfallen wird.

Doch bei fast jeder Seite des Buches ein

“Aber bei Dir wird es dann so sein…..”

einzuwerfen, macht echt keinen Spaß!
Danke! Corona – für NIX!

Jeder Tag eine neue Chance!

Doch so sehr Corona (JA, es IST jetzt der Sündenbock für ALLES) Perspektiven und Emotionen raubt, so bietet es nach wie vor aber auch Chancen!

Chancen, welche wir im alten Alltag niemals wahrgenommen hätten!

Wir hatten also Zeit an diesem Nachmittag.
Viel mehr, als ich es ohne Corona jemals gehabt hätte.

Denn eigentlich hätte ich mich sputen müssen, zur Abschieds-Feier.

Denn ich hätte viele, viele Koffer für viele, viele Tage Kanada packen müssen.

Keine 48 Stunden nach der rührseligen Feier hätten wir uns eigentlich in einen ziemlich großen Flieger gesetzt, der uns hätte über den Atlantik bringen sollen.

Und ich hätte mich verrückt gemacht und vermutlich auch hätte ich im Pack-Wahnsinn die Kinder angeblökt – und einmal mehr emotional reagiert in jenen Stunden.

Hätte, hätte Fahrradkette…

Ein Fahrrad-Ausflug – so unverhofft und so schön!

Stattdessen kam sie aber wirklich in’s Spiel, die dumme Kette! 😉

Denn die Sonne lachte vom traumhaft blauen Himmel – und wollte es so gar nicht zulassen, dass wir nun Trübsal-blasend auf der ollen Couch rumhocken.

Spontan entschieden der noch immer im Homeoffice arbeitende Gatte und ich mit dem liebsten kleinsten Kind auf Fahrrad-Tour zu gehen.
Nur wir drei.

Es sollte eine kurze Pause und etwas Bewegung und Frischluft-Zufuhr für das arme Kind sein.

Unterwegs waren wir letzten Endes vier Stunden! 😉

Es war einfach zu schön und etwas, das wir in einem alten Alltag niemals so in der Form gemacht hätten!

Denn wenn ich Eines während dieser eigenartigen Zeit gelernt habe, dann dass es auf einzelne Tage nicht mehr ankommt!
(Der Haushalt KANN tatsächlich warten! Ebenso wie Projekte und Aufträge – zumindest meinerseits!!!)

Und auch dass ohnehin nix planbar ist.

Das ist es eigentlich nie – auch ohne Corona – und es gilt, jeden Tag zu leben, als sei es der Letzte!

Eine Erkenntnis, die nur allzu oft in Vergessenheit gerät.

Jeder Tag ist kostbar!

Corona mag einige Emotionen aktuell nicht zulassen, andere durchlebe ich dafür viel intensiver!

Freude über kleine Dinge, Enttäuschung, Liebe, Glück, Leid, Trauer  – ich fühle mich derzeit so unfassbar schutzlos!
Empfinde und spüre mehr als ohne dieses nervenaufreibende Jahr!

Und so demmelten wir, als gäbe es kein Morgen mehr! 😉

Hielten hier und da inne, wo es uns gerade gefiel, freuten uns an den leuchtendsten Blumen – und lauschten dem Plätschern des Wassers. Teilten uns den großen Erdbeer-Becher und staunten beide – der Gatte und ich – über dieses kleine Wesen auf dem Rad, welches stets schier unerschöpflich daher kommt!

Ich sollte für die junge Fotografin posen! Ist mir ja wohl ziemlich erfolgreich gelungen, oder? 😉

Und ich fühlte mich versöhnt.

Versöhnt mit der Tatsache, dass wir heute ein gänzlich anderes Programm hatten als ursprünglich geplant – und auch versöhnt damit, dass Stunden später nicht die Reise unseres Lebens starten wird.

An diesem Abend lesen wir später das Einschulungs-Buch zu Ende.

Doch sie stört nicht mehr allzu sehr:

Die Tatsache, dass 2020 nun einmal alles ein klein wenig anders verlaufen wird.

Solange wir gesund bleiben ist doch eigentlich alles gut! 🙂

Eure 

P.S. Auch mein großes Mädchen feiert morgen Abschied. Den von der eigenen Grundschulzeit. Und auch bei ihr gab es nur eine ganz kleine, geschmälerte Abschieds-Feier. Wie der Tag der Einschulung auf dem Gymnasium gestaltet wird, wissen wir derzeit noch überhaupt nicht.

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