Ich bin jemand, der kurz vor Knapp die Waffen streckt – oder am liebsten aufgeben, stolpern, fallen und fluchen möchte!
Ja, müsste man(n) es sich bildlich vorstellen, so wäre ich wohl diejenige, die beim Marathon-Lauf hängender Zunge auf dem Asphalt klebt!
Durchgeschwitzt und müden Blickes!
Laut schnaufend am Boden – während das Ziel nur wenige Meter entfernt fröhlich frohlockend in der Sonne glitzert!
(MIT Schampus, Bling-Bling-Medaille, Ruhm und allem Pipapo!)
Doch statt nochmal höchst motiviert Gas zu geben, die Ärmel hoch zu krempeln (nicht unbedingt beim Dauer-Lauf) und den restlichen kurzen Abschnitt einfach anzupacken, denn schließlich ist das Ziel – DIE Erlösung! – bereits in greifbarer Nähe, würde ich gegen Ende einer langen, anstrengenden (Durst-) Strecke am liebsten nur
zetern, motzen, heulen – und aufgeben.
Das mache ich natürlich nie wirklich – aber ein “Es ist doch bald geschafft” fruchtet bei mir nicht!
Das tut es niemals!
(Noch so’n Spruch und ich schmeiß Clementinen und ‘nen Haufen dreckiger Wäsche hinterher!)
Es zählt nur der Moment? Was’n Scheiß! 😉
Es muss wohl an meiner verqueren Eigenart liegen, stets immer nur den Moment zu sehen.
Denn nicht immer ist es ein Segen “im Moment leben” zu können!
Ist der Moment nun einmal kacke, so projiziert mein ganz eigenes ICH jenen situativen (oder ein paar Tage anhaltenden) Zustand auf mein gesamtes vorheriges und in Zukunft noch stattfindendes Leben!
Ach was, auf das ganze Universum!
Alles kacke und Mist!
Muss so sein! 😉
Was mir in diesen Tagen so sehr ein Dorn im Auge ist?
Nun, es sind wenige, kleine Quadratmeter, umrahmt von creme- und bordeaux-farbigen Hochglanz Türen und Auszugsschränken.
Türen und Schränke, welche ich nur allzu gerne endlich einmal gegen etwas Neues austauschen würde!
Denn, ich kann diesen Anblick nicht mehr ertragen!
Den der farbigen Türen schon lange nicht mehr – aber auch nicht den von MIR, eingesperrt und reduziert auf diese winzigen Quadratmeter!
Tag für Tag. Stunde um Stunde.
Mein Leben auf wenigen Quadratmetern
Denn gefühlt komme ich hier gerade überhaupt so gar nicht mehr raus! Aus meiner verflucht-verdammten Küche!
Ich bin im Versorgungs-Modus – 24/7.
Gefühlt alleiniger Ansprechpartner für alle kleineren und größeren Sorgen und Problemchen, die eigenartigerweise ALLE irgendwann in der Küche landen.
(Selbst alle auszufüllenden Schulzettel! 😉 )
Oder gar dort anfangen und enden. So wie mein Tag.
Sie ist das Erste, was ich sehe, quäle ich mich frühmorgens (also dann, wenn ICH eigentlich im erholsamsten und geilsten Tiefschlaf bin und brutalst aus eben diesem herausgerissen werde) aus den warmen Federn!
Ich sehe als allererstes meine verdammte Küchenzeile!
Zum Brotboxen-bestücken und Tee kochen, zum Kaffee ohne George (ist der überhaupt noch sexy? Oder nur noch alt? Muss mal googeln…) “kochen” und zum Gürkchen schnippeln.
(Für den bemitleidenswerten, definitiv betagten Kerl im Obergeschoss. NEIN, nicht der Mann)
Und ich sehe sie auch als aller-letztes, während ich kurz vor Mitternacht mit dem Weißwein-Glas neben mir (für den stilvollen Genuss in weichen Kissen bei Kerzenschein bleibt NIE Zeit!) Ceran-Feld nebst Arbeitsfläche wische.
(Ich wische und kippe – alles im Schnelldurchgang und mehr als genervt – um wenigstens noch 5, 5 Stunden Schlaf ergattern zu können.)
Alltag eben.
Es wäre alles ja noch verzeihlich, gäbe es nicht auch noch das “Dazwischen”!!!
“Meine” Küche. Mein Mordor. Mein Pothole.
Denn dazwischen finde ich mich immer und immer wieder hinter jenem mir gerade so sehr verhassten Tresen!
Ich-kann-ihn-nicht-mehr-sehen.
Ich rolle Socken zusammen und falte Pullis – alles in der Küche – schließlich heißt es ja “Arbeitsfläche”.
Mehrfach am Tag.
Nur kurz darf ich ausbrechen.
Zur Frischfleischtheke nebst heiterem Plausch mit der freundlichen Kassiererin – um im Anschluss WO erneut zu landen?
In-meiner-fucking-Küche!!!
Zum Kühlschrank einräumen und Mülleimer-leeren, zum Spülmaschine bestücken und Dunstabzugshaube entfetten.
Ich hacke (OH! WIE ICH HACKE!) und zerstückele, schäle (und niese – seit wann kann man auch noch auf rohe Kartoffeln allergisch sein!?), ich dünste und schmecke ab!
Alles, um dem Nachwuchs nach der Schule ein nährstoffreiches und wohlmundendes Mahl servieren zu können.
Und stehe dabei wieder in meiner Küche.
Zwei Teenies und ein Halb-Teenie putzen sich maulend den Mund ab, schlurfen widerwillig zum Hausaufgaben-machen ins Obergeschoss – doch ich bleibe wieder gefangen und stecken!
An einem, einzigen Ort:
In meinem verflixten Pothole!
Mit viel Glück darf ich Nachmittags auch mal am Schreibtisch sitzen (“Entschuldigung, ich konnte die geile Kooperations-Anfrage nicht früher beantworten, denn ich muss hungrige Mäuler stopfen. Andauernd!”) oder hinterm Taxi-Steuer!
Doch spätestens nach dem Trockner-Piepen blicke ich wieder aus ein und demselben Fenster!
Immer dieselbe Aussicht vor Augen!
Nach und nach – schließlich ist das Mittagessen des nachmittags ja bereits 1,5 Stunden her (Augenrollen einfügen!!! Massives, end-genervtes Augenrollen!!!) – bekomme ich Gesellschaft auf jenem engsten Raum!
(Wieso haben wir damals nicht nachgedacht!? Diese offene Küchenzeile ist UNMÖGLICH für fünf Menschen geeignet!!!)
Denn – ich schrieb es schon so oft – im Grunde ist der Kühlschrank gefühlt IMMER offen!
Einer hat immer Hunger. IMMER.
Und ich bin immer, immer, immer am weg- und hinterherräumen!
(Ich blödes Schaf!)
Ich will hier raus!!!
Um meinem ganz persönlichen Mordor auch mal zu entkommen, steige ich neuerdings noch VOR dem Abendessen auf den Crosstrainer.
Dann wenn die Kinder vorübergehend satt und beschäftigt sind.
Zum Abreagieren und in weite, weite Erwachsenen-Film-Welten flüchten.
Bevor ich wieder Brezeln aufbacke und Käse reibe, Salat wasche – und der Kreislauf von Neuem beginnt.
Ob ich jenem Karussell vielleicht bitte auch einmal als Mutter entfliehen kann?
So mit beherzter Rolle vorwärts raus aus meinem ganz eigenen Dilemma?
Es-wäre-so-verflixt-himmelschön!
Was gäbe ich genau in diesem Moment um einen Hotelurlaub MIT Rundum-Versorgung!
(JA! Ich hab’s jetzt ausgeschrieben! KEIN Appartement! KEIN Mobilehome! Ich-will-mich-endlich-mal-NICHT-kümmern-müssen!!!)
Ob es bei einer hübschen Illusion bleibt?
Oder vielleicht in den Ferien sogar noch Wirklichkeit wird?
Nun, wir werden sehen!
Noch ein Tag bis Ferienbeginn – wenige Meter bis zum Ziel.
(Also Arsch hoch, Alex!)
Liebe Hessen, lasst die Küche kalt und kommt gut in die Herbst-Ferien!
EureDer Text gefällt? Dann Daumen hoch für die Alex!