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Froh zu Hause zu sein – wenn die Vereinbarkeit warten kann

Donnerstag. Gestern war Tag zehn.
Tag zehn, an welchem mindestens ein Kind hier zu Hause matt und blass – und dann wiederum mit rot-glühenden Wangen – auf der Couch lag und hoch fieberte.

Ich könnte Euch hier nun schreiben, wie ausgelaugt und fertig ich mich nunmehr nach so vielen Kinder-Krankheitstagen fühle.
Wie tief die Augenringe sitzen (das tun sie tatsächlich – aber seht längerem schon! 😉 ) und wie sehr ich mich nach einem einzigen Vormittag sehne, an dem ich endlich, endlich wieder alleine bin.
Und (langweilige) Dinge wie Büroarbeiten und Papierkram aufarbeiten kann.

Ich könnte jammern und meckern wie schrecklich es ist, kranke Kinder zu Hause zu haben und dass ich mich nunmehr in Woche 5 (!) befinde, in der nichts seinen geregelten Weg geht!
Über Erschöpfung könnte ich schreiben und über den Frust, als Mutter und Krankenpflegerin nicht hundertprozentig funktionieren zu können.

Aber um ehrlich zu sein stimmt das alles nicht.

Ich habe Glück!

Denn ich habe aktuell das Glück, mir Zeiten frei einteilen zu können und für meine Kinder da zu sein.
Und gerade während der letzten zehn Tage konnte ich nur erahnen, wie schwierig sich alles hätte gestalten können – wie schwer ich mir getan hätte – wäre es nicht der Fall.

Nach wie vor ist es nämlich so, dass ich Anlaufstelle für meine Kinder bin.
Und die Person, welche sich hauptsächlich kümmert – und deren alleinige Aufgabe das ist, was sich heute ganz modern “Care-Arbeit” nennt.

Ich habe keine Unterstützung.
Weder von Oma und Opa aus den diversesten Gründen noch von Nachbarn oder Freunden.
Das aktuelle Helfer-Netzwerk wurde durch den ein oder anderen Windstoß heftigst durcheinander gewirbelt und fängt mich längst nicht mehr auf.

Aber das ist ok. Denn ich bin zu Hause.

Ich bin da und kann da sein. Für meine Kinder.
Ob krank oder gesund.
Ob bei Fragen bezüglich der Hausaufgaben oder dem Vorbereiten auf Klassenarbeiten.

Ich habe ein wenig aufgegeben

Und ausgerechnet in diesem Jahr 2020 scheint es fast so, als habe ich aufgegeben.
Aufgegeben damit, mich selbst ob der Tatsache, aktuell nun einmal zu Hause zu sein, fertig zu machen.
Und den steten Zwang zu verspüren, mich rechtfertigen zu müssen.

Ich erwähne in letzter Zeit etwas seltener die Tatsache, dass auch ich bereits viele, viele Jahre Berufsleben hinter mir habe und über eine abgeschlossene Berufsausbildung und eine weitere Zusatzausbildung verfüge.
Es spielt irgendwie keine Rolle mehr.

Gerade jetzt!
Dabei muss ich noch in diesem Jahr eine bedeutsame Entscheidung treffen.

Mir ist nie langweilig!

Die Arbeit an diesem Blog hier fordert mich und füllt mich aus.
Spannende Projekte haben sich hierdurch ergeben, Blog-Beiträge und Kooperationen lassen auch mich Stunden am PC sitzen, E-Mails schreiben, recherchieren, Texte verfassen, Rechnungen erstellen und Aufstellungen für die Steuer verfassen.
Kurzum:
Ich arbeite!
Wer hätte das gedacht! 😉

Die Nachmittags-Betreuung in der Schule einmal wöchentlich sorgt ebenfalls für Abwechslung und fordert gleichermaßen – und ich
bügele gerne die unzählig vielen karierten Hemden des Mannes.
Nope! Die gebe ich nicht ab!
Hierbei kann ich Gedanken schweifen lassen – nicht allzu selten entsteht ein neuer Text genau dann.
Beim geistigen Leerlauf.

Ich putze das Haus selber (weil ich’s kann! Ätsch!) und freue mich insgeheim doch über jede einzelne Mama-Taxi-Fahrt, die es auszuführen gilt!
Weil es wiederum zeigt, dass ich für meine Kinder da sein kann!
(Weil ich im Auto laut fluchen und zur Lieblingsmusik singen darf 😉 )

Und nennt ihr mich hier nun Ober-Glucke, dann sei es drum!

Womöglich habt ihr sogar Recht!
Aber es ist mir egal geworden!
(DAS muss definitiv am fortschreitenden Alter liegen! 😉 )

Es gibt gute – und weniger gute Tage

An guten Tagen wie diesem freue ich mich, all’ diese Gänge selbst ausführen zu können.
Dass ich es bin, die Mittags vor den Kindergarten-Toren steht – und nicht ein Großelternteil.

Ich bin da und kann Geschichten über den Vormittag lauschen und neu gebastelte Kunstwerke bestaunen!
Ich kann den Kindern ein warmes, frisch gekochtes Mittagessen auf den Tisch stellen – und bereits vor Einbruch der Dunkelheit Schul-Sorgen gemeinsam lösen.

Ich habe die Möglichkeit, meine Kinder beim Wachsen, Lernen, Wurzeln festigen und ersten zarten Flatter-Versuchen beobachten und begleiten zu können.

Auch wenn’s manchmal mehr ist als mir Recht ist.
Und mir zwischen all’ den Gummipferden, “Loredana”-Liedern (WTF!?!?) und XXL-Hoodies die lustigen und entspannten Gespräche mit Erwachsenen so sehr fehlen!

Und um ehrlich zu sein, am meisten fehlen mir:
Kaffee-Pause, Frühstücks- und Mittagspause! 😉
Eben all’ die Zeiten in denen soziale Kontakte gepflegt werden konnten und Erwachsene selbst wieder zu albernen, gelösten Kindern wurden.
Vielleicht doch ein Grund für den Wiedereinstieg?

An schlechten Tagen allerdings könnte ich mich hier sehr wohl als das Opfer sehen.

Die arme Sau, die keine Hilfe bekommt.
Die Familie, bei der der Mann so oft beruflich (auch über Nacht!) unterwegs ist und dennoch nicht Oma und Opa parat stehen können.
Die Frau, die mit Voll-Karacho in die klassische Rollenverteilung hinein schlitterte – und an allen Fronten gefühlt alleine kämpft.
(Zumindest dann ist der Gatte auf Dienstreise).

Tag & Nacht alleine mit kranken Kindern ist hart

Und das ist an Tagen wie den Vergangenen hart!
Es IST schwer hoch fiebernde Kinder in der Nacht zu haben, diese bewachen zu müssen, Tränchen zu trocknen, Fieber zu senken und ganz alleine zu sein!
Und ganz ehrlich?
Tritt einmal ein Notfall ein und der Mann ist wieder auf Dienstreise (Gott bewahre!) – ich wäre womöglich hoffnungslos überfordert!

Und doch war’s ok

Es war ok die letzten Tage.
Nicht sonderlich schlimm.
Weshalb mich Mitleid teilweise irritierte und ich es gar nicht wollte.
Denn ich hatte das unfassbare Glück da sein zu können!
Tag und Nacht!

Wie es ist nicht da sein zu können, durfte ich vergangenen Freitag einmal spüren.
Zwölf Stunden war ich bezüglich eines ganz tollen und spannenden Projektes mehr oder weniger eingespannt.
Und das obwohl ein hoch fieberndes, krankes Kind auf meiner Couch lag.

Obwohl das Kind auf dieser (vor allen Leuten!) erbrach und stets ausweichen und sich ein neues Betten-Lager suchen musste, obwohl es weinte und nach mir fragte, musste ich professionell bleiben und funktionieren.
Für die Sache – den Job, quasi.
Das war kein schönes Gefühl und lässt mich nur erahnen, wie sich eine Mama fühlt, die ein sehr krankes Kind zurücklassen muss.

Das Leben IST kurz!

Ich habe die letzen Wochen einmal mehr lernen müssen, wie schnell das Leben – ganz gleich wie sehr wir uns daran klammern – auch schon wieder vorbei sein kann.
Dass jeder von uns hinterlistig und ohne jegliche Vorwarnung eben doch vom Leben (oder sagt man dann Tod?) übermannt werden kann!
Und ganz gewiss möchte ich mein Leben nicht mit Angst und Furcht vor möglichen Eventualitäten leben!

Aber will ich kostbare Lebenszeit damit vergeuden zu grübeln, wie ich verflixt nochmal diese blöde Sache mit der Vereinbarkeit endlich unter den Hut bekommen soll?

Möchte ich wertvolle Quality Time mit den Menschen, die mir am liebsten auf Erden sind, mit Magenschmerzen und bitterem Beigeschmack verplempern?
Will ich zähneknirschend (und ich tu’s unter Anspannung wirklich!) und mit verkniffenen Gesichtszügen neben den Kindern her leben?

Mag ich mich wirklich als stete Verliererin sehen, weil ich einmal mehr dem Feminismus in den Rücken falle?

Weil ich – dumme Nuss – zu Hause bin und für meine kranken Kinder voll und ganz da sein kann?
Muss ich wirklich verheimlichen, dass ich das sogar ganz schön finde?
Nein verdammt!!!

Vereinbarkeit? Gescheitert!

Ganz ehrlich? Ausgerechnet jetzt kann ich für mich selbst keine Lösung finden.
Das wird sich so schnell auch nicht ändern.
Auch nicht, habe ich ab Sommer ein frisch eingeschultes Grundschulkind (Unterrichtsende 11.20 Uhr!), eine neue Sextanerin (das erste Jahr Gymnasium ist verdammt nochmal hart!) und einen strauchelnden Siebtklässler!

Klar werden die Kinder älter – aber es wird (noch immer!) nicht besser!
Noch werde ich gebraucht.

Auch wenn sich das ganz gewiss einmal ändern wird und dann auch wieder meine Zeit gekommen ist.
Anscheinend aber nicht jetzt.

Selbst während meiner Kurse für Kita-Kinder vor zwei Jahren scheiterte ich in Sachen Vereinbarkeit.
Mein wildes, jüngstes Kind ließ sich einfach nicht mit den gleichaltrigen Kindern und Kurseinheiten “vereinbaren”.
Ich durfte sie nicht mitnehmen.

Als zu alledem auch letztendlich kaum ein Groschen extra die Haushaltskasse füllte – gab ich auf.

Vereinbarkeit auf Probe?
Gescheitert!

Zeiten ändern sich gewiss!

Möglicherweise sehe ich all’ dies auch gerade deshalb so, weil ich nunmehr seit mehr als fünf Wochen keinen einzigen Vormittag alleine war. Vielleicht kommt sie wieder die Langeweile und Unterforderung.
Vielleicht sehne ich mich dann wieder nach einem kleinen Job.

Rauskommen aus der Bude.
Für ein paar Stunden am Vormittag in der Woche.
Sicher wäre das schön – und ganz gewiss erfüllend und gut für’s mütterliche Ego.

Doch habe ich die Befürchtung, müssen sich noch viele, viele Dinge fügen, damit ich diesen passenden Deckel für unseren bunt-gemischten Familien-Eintopf gefunden habe.

Und solange muss sie halt warten.
Die blöde Vereinbarkeit!

Eure 

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