Was ich auf Reisen so liebe, sind die Begegnungen mit Menschen. Ich möchte Geschichten lauschen…
Über Begegnungen im Leben, das Reisen & warum das Herz uns manchmal andere Wege weist! Teil 2 – Gast-Interview mit Caro #freilernend #schulpflicht
Gestern schrieb ich in meinem Beitrag von Begegnungen im Leben und vor allem auch auf Reisen.
Von der Faszination, welche manche Menschen in uns auslösen und von Träumen und Sehnsüchten.
Denn hat diese nicht jeder ganz heimlich tief im Inneren versteckt?
Wünscht man sich nicht hin und wieder einen kleinen Ausbruch oder hat das Gefühl, nicht wirklich “ins System zu passen” oder irgendwo dazu zu gehören?
Zumindest geht es mir hin und wieder so – und ich fange an zu träumen und zu sinnieren.
Auch wenn mein Platz genau hier bei meiner Familie und vor allem bei meinen Kindern ist!
Mein Zuhause ist meine Familie, solange ich meine liebsten Kinder (na gut, der Mann geht auch 😉 ) um mich herum habe, bin ich überall zu Hause und fühle mich angekommen, wohl und geborgen.
Sie werden nicht immer mit im Gepäck sein und vielleicht in gar nicht allzu weiter Zukunft auch eines Tages in alle Himmelsrichtungen verteilt.
Dann ist das gemeinsame Zuhause das eigene Herz, die Liebe und die Erinnerungen, die wir teilen.
Und vielleicht gilt es einfach auch, bei sich selbst angekommen zu sein, um sich “Zuhause” und heimisch zu fühlen.
“Die Welt ist mein Wohnzimmer”
Einen solchen Menschen, der kein festes “Zuhause” braucht um anzukommen, möchte ich Euch heute vorstellen!
Ein Weg, der fasziniert – ein Buch mit einem Titel, der mich allein von der Bezeichnung her reizt!
Als mich die liebe Caro anschrieb, ob ich nicht einmal Ihre Geschichte und ihr Buch “Die Welt ist mein Wohnzimmer” auf meinem Blog vorstellen möchte, zögerte ich erst.
Es ist viel Aufwand und passt das überhaupt?
Es würde in diesem Fall komplett kostenfrei sein – aber vielleicht von Herzen?
Und dann ertappte ich mich dabei, wie ich immer wieder ihre E-Mail durchlas – und die Zeitungsartikel und Berichte über ihre ganz eigene Reise durchstöberte.
Und ich konnte einfach nicht anders!
Denn – auch wenn wir uns hier nicht persönlich begegnen- da meldete sich auf einmal genau ein solcher Mensch bei mir!
Ein Mensch mit einer Geschichte und Vision und ganz eigenen Vorstellungen!
Davon möchte ich einfach mehr erfahren und teile Caros Geschichte gerne mit Euch.
In ihren eigenen Worten berichtet sie gleich von einer einzigartigen Reise durch die Welt, freilernend mit ihrem liebsten Sohn und Reisebegleiter!
Ein ganz persönliches Interview
Liebe Caro, erzähle doch einmal ganz kurz über Dich! Was hast Du gelernt, was treibt Dich an, was fasziniert dich?
Nach dem Abitur und einem Jahr Holzbildhauerschule durfte ich für meinen Traumberuf Tänzerin auf eine Bühnentanzschule wechseln. Danach habe ich weitere Aus- und Weiterbildungen gemacht, so z.B. zur Kinder- und Jugendtherapeutin, zur Circleway Kreisleiterin, ein Teilzeit Kunststudium. Autodidaktisch und als Langzeitpraktikantin habe ich mich in die Wildkräuterpädagogik eingearbeitet.
Ich liebe es, unsere wunderschöne Welt zu erkunden und bin sehr naturverbunden. Und ich habe mich schon als Kind für nordamerikanische indigene Kulturen interessiert und viel darüber studiert. Ich hatte immer das Gefühl, dass bei uns etwas fehlt, was verlorengegangen ist. So etwas für uns Menschen eigentlich Artgerechtes.
Mich fasziniert es total, welche Fähigkeiten und Kompetenzen wir entwickeln, was wir im Stande sind zu vollbringen, wenn wir von etwas richtig begeistert sind und uns da voll und ganz hineinbegeben.
Ein anderer Weg…
Du bist mit Deinem Sohn über vier Jahre durch die Welt gereist und hast Dich dazu entschieden, gemeinsam mit ihm eine schulfreies und unabhängiges Leben zu führen.
Wann hast Du gemerkt, dass für Euch nur ein anderer Weg in Betracht kommt?
Unbewusst war mir das schon immer klar. Ich hatte selbst fast nur schlechte Erfahrungen in der Schule und dachte damals schon, dass unser Schulsystem verbesserungsbedürftig ist oder zumindest nicht für jeden passt.
Dass ich mit meinem Kind andere Wege gehen will, wurde durch verschiedene Erfahrungen mit ihm klarer. Er hatte von Anfang an ein sehr hohes Autonomiebedürfnis und war gleichzeitig früh sehr verantwortungsvoll, wenn er selbstbestimmt agieren durfte. Zwang oder Auflagen von außen haben ihn blockiert, während er seinem Flow überlassen schon früh super kreativ war und ständig irgendwelche tollen Projekte hatte. Es ist so schade, wenn wir unsere Kinder in ihrem Lern- und Wachstumsfluss unterbrechen, weil wir meinen, etwas anderes sollte jetzt dran sein. Wir verpassen dabei, was sich eigentlich gerade Großes aus ihnen entfalten will.
Elijans Lernfluss aus Begeisterung fühlte sich einfach stimmig und sinnvoll an.
Außerdem war er schon immer ein extremer Beweger und sehr feinfühlig, auch gefühlsstark. Viele Sinneseindrücke und große Gruppen waren als kleines Kind zu viel für ihn. Auf unserem Weg konnte er besser balancieren, wie viel Gemeinsam-Zeit und Sinneseindrücke gut sind und wo er aus der Mitte kippt. Und seine große Bewegungsbegabung und -Lust konnte er so natürlich auch besser ausleben.
Selbst lernen oder etwas erzählen läuft bei ihm fast immer in Bewegung ab. Ich sehe auf Social Media oft Methoden, die Kindern helfen sollen, in der Schule ruhig zu sitzen. Ich glaube, wir sollten überlegen, warum wir den natürlichen Bewegungsdrang der Kinder und die natürlichen Lernprozesse oft so sehr unterdrücken.
Und was ist mit der Schulpflicht?
Wie konntet Ihr Euch von der Schulpflicht befreien? Ich stelle mir das gar nicht so einfach vor!
Das war in unserem Fall tatsächlich ganz leicht. Wir hatten eine Rückstellung und sind dann einfach losgereist, da wir das sowieso wollten. Es gibt mittlerweile auch in Deutschland viele Familien, die ihre Kinder in ihrem intrinsisch motivierten Lernen unterstützen, oder Familien, die ihre Kinder aus der Schule nehmen, da diese leiden. Sie gehen verschiedene Wege, manche in offener Auseinandersetzung mit den Ämtern und mit teils heftigen Konsequenzen verbunden. Das ist kein leichter Weg, aber es wurde auch schon einiges erreicht. Einige sind sogar geduldet, andere rutschen durch und viele wandern aus oder gehen dauerhaft auf Reisen. Es wäre sehr wünschenswert, auch hier endlich alternative, selbstbestimmte Bildungswege zu legalisieren. Aus der Hirn- und Lernforschung weiß man ja längst, dass das intrinsisch motivierte Lernen das natürlichste und nachhaltigste Lernen ist.
Freilernen – wie geht das?
Und wer hat unterwegs Deinen Sohn unterrichtet? Du alleine? Gab es Workshops oder Kontakte zu anderen Kindern?
Auf unserem Lernweg ist Unterrichten, wie schon angeklungen, nicht die Absicht. Man sorgt dafür, dass Material vorhanden ist, das aktuellen Interessen entspricht, aber auch inspiriert zu neuen Interessen. Unterschiedliche Workshops hat er regelmäßig besucht und Kontakte zu anderen Menschen allen Alters gab es reichlich. Er hat auch seine besten Freunde von früher regelmäßig getroffen und auch heute noch guten Kontakt.
Unterwegs trifft man auch viele Menschen, die als Mentoren gerne das teilen, was sie gut können.
Auf welchen Themen lag der Fokus? Was begeistert Deinen Sohn? Was kann er besonders gut?
Mit 5 wollte Elijan lesen lernen und war täglich ausdauernd dran. Beim Schreiben haben ihn zuerst lange Zeit die Hieroglyphen interessiert, die er ausführlich studiert hat. Allgemein waren jahrelang frühe Kulturen ein Thema, das beim Reisen super abgedeckt werden kann, weil man ständig an spannenden historischen Orten und Museen vorbei kommt. Er hat durch unsere Aufenthalte bei einer Wildkräuterpädagogin und durch seine Liebe zur Natur ein großes Wissen über Wildkräuter angesammelt und interessiert sich für Survival-Themen. Dazu hat er jetzt einen eigenen YouTube-Kanal. Es gab immer wieder größere Projekte. Er liebt es Spiele zu erfinden und war mit 10 Jahren mit einem eigenen Brettspiel auf diversen Spielemessen.
Von Abenteuern, Begegnungen & Zwischenfällen
Und nochmal allgemein zu Eurem Abenteuer: Was waren Eure spannendsten Begegnungen unterwegs?
Oh, es gab so viele super spannende Begegnungen. Am wundervollsten finde ich, dass auf so einem Herzensweg so viel Synchronizität passiert. Das heißt, es begegnet dir genau das, was gerade als nächster Schritt dran ist oder gerade wichtig ist. Menschen, Lernorte, Wachstumsaufgaben, Dinge, die Hilfreich sind etc.
Ist auch schon mal etwas Schlimmes passiert? Warst du oder dein Kind unterwegs richtig krank?
Elijan hatte ein wunderbares Immunsystem. Er war so in seiner Mitte und so viel in Bewegung und in der Natur, er war kaum mal irgendwie krank. Ich hatte in Italien eine heftige Ohrspeicheldrüsen Entzündung, mit der ich mit wahnsinnigen Schmerzen und hohem Fieber erst in Italien und dann noch mal in Österreich in die Klinik kam. Das ist, glaube ich, das Schlimmste, was passiert ist. Es war aber hauptsächlich für mich schlimm, in dem Moment los zu lassen und zu vertrauen. Elijan fällt so gut wie nie aus dem Vertrauen und es ist immer jemand aufgetaucht, der geholfen hat und auch für ihn da war.
Wo siehst du dich in zehn Jahren und wo deinen Sohn?
Ich hätte gerne einen schönen eigenen Platz in der Natur, ein Tinyhaus oder so, aber ich werde auch weiter reisen. Elijan will auch die anderen Kontinente bereisen, sein Haus darf gerne größer sein. Auf alle Fälle bin ich mir sicher, dass er erfolgreich seinen Weg gehen wird.
Ich freue mich sehr, dass Caro mich kontaktiert hat und bin dankbar, wieder von neuen und anderen Wegen erfahren zu können!
Zum Menschen-verstehen und begreifen, zum Träumen – und um ganz eigene Horizonte und Sichtweisen ein bisserl zu erweitern. 🙂
Eure
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