Samstag-Abend. Ein Hauch von Gras liegt überall in der Luft. Er begegnet uns immer wieder,…
Being (not) a Soccer-Mom
Da sitze ich nun. Irgendwo mitten im saftig-grünen Hessen. Irgendwo auf dem Dorf, zwanzig Auto-Minuten von zu Hause entfernt. Noch scheint mir die Sonne auf’s heute besonders müde Gesicht und ich habe gerade nix Besseres zu tun, als diese Zeilen hier zu schreiben. Und meine zwei Räubertöchter, die “Rotzgören”, “Wald- und Wiesen-Mädchen”, die beide so not Prinzessinnen sind, zu beobachten. Und selbstverständlich beide davon abzuhalten sich zu treten, hauen oder im worst case gegenseitig mit Schlamm einzuseifen. Offensichtlich hatte es hier nämlich zuvor geregnet.
Ein paar Kilometer entfernt wütet noch -oder möglicherweise schon- ein tosender Sturm mit starkem Regen, hab’ ich mir berichten lassen. Und es bleibt somit zu hoffen, dass aus der frischen Brise, welche mir gerade penetrant gegen den rausblitzenden Rücken (T-Shirt is’ mal wieder zu kurz) und um die Ohren pustet, nicht noch mehr wird.
Mit den anderen Fussball-Muttis unterhalten? Heute Fehlanzeige!
Das würde ich gerade sehr gerne, schließlich mag ich doch sie Alle! Doch im Gegensatz zu mir haben die meisten davon eben nur ein Kind, welches gerade schwer beschäftigt dem Leder hinter her hechtet. Auszeit für die Mamis! Doch not for me 😉
Ich dagegen sitze gute hundert Meter entfernt bei der Rutsche!
Denn eigentlich verbringe ich die meiste Zeit zwar am Fussballplatz, aber genau genommen am dortigen “Spielplatz”, sofern immerhin vorhanden. Abseits vom Geschehen. Im “Aus”. Was einer der Gründe ist, warum ich schlichtweg nie die typische Fussball-Mutti sein kann! Ich kann gar nicht mit Feuer-Eifer das Spiel verfolgen und grölend meinem Sprössling irgendwelche Anweisungen quer über’s Feld zurufen. Das könnte ich noch nicht einmal wenn ich vom Geschehen auch nur die geringste Ahnung hätte! 😉
Denn ich habe “leider-Gott-sei-Dank” ja drei (wunderbare!) Kinder und infolgedessen meistens zwei Schwestern widerwillig mit zum Fussball-Platz in die hinterste Walachei geschleppt. Und die sind bei Auswärts-Spielen nun einmal alles Andere als pflegeleicht und drosseln den mütterlichen Chill-Faktor immens. Sie langweilen sich, haben unentwegt Hunger und Durst. Das muss so einprogrammiert sein und beginnt, sobald beide die Autotüre am Parkplatz vorm jeweiligen Sportler-Heim hinter sich zugeknallt haben .
Sie müssen Kacki in den unmöglichsten Situationen und spannendsten Spiel-Minuten und sind in Anbetracht der voran geschrittenen Uhrzeit chronisch müde. All’ dies vorausahnend reise ich also nicht nur mit dem großen Fussball-Sohn und dessen Sport-Tasche, sondern auch mit einem überdimensional gepackten Fress-Beutel und einer Extra-Packung Po-Feuchttücher zum jeweiligen Ort des Geschehens.
Und ganz offen und ehrlich! Es macht mir aufgrund dieser ganzen Gegebenheiten einfach keinen Spaß hier gerade “rumzuhängen”! Seit Jahren nicht!
Aber ich mache es dennoch. Für meinen Sohn! Weil es ihm wichtig ist und viel bedeutet, dass ICH mal fahre! Es hat für ihn eine enorme symbolische Wirkung. Es ist, als würde ich ein Zeichen für ihn setzen. Dass er mir wichtig ist, was ja auch der Fall ist, und ich bereit bin für ihn Umstände und organisatorische Unannehmlichkeiten in Kauf zu nehmen. Nein, so weit denkt er sicherlich nun doch nicht! 😉
Fakt aber ist, er möchte seine Mama dabei haben!
Zumindest ab und an. Und das ist eigentlich etwas Schönes und sehr Wertvolles. Ich sollte dankbar dafür sein, dass er eben nicht unbedingt möchte, dass ich ständig irgendwelche Mitfahrgelegenheiten für ihn organisiere! Was mit drei Kindern zugegebenermaßen so viel einfacher und entspannter ist!
Moment – ich werde gerade unterbrochen:
Vom achtmillionsten “Ich habe Hunger“ gefolgt von “Wann gibt es Bratwürstchen?“.
Angeblich soll nach dem Spiel für das leibliche Wohl in Form von Grillwürstchen gesorgt werden. Nach dem Spiel! Und ich erwische mich bei dem Gedanken, keine Sekunde länger hier ausharren zu wollen! Hatte ich dem Sohn eh’ ein gepflegtes Abendmahl beim rot-gelben Fastfood-Giganten versprochen. Welcher günstigerweise auf dem Nachhauseweg liegt. Da also, wo wieder die Zivilisation beginnt! 😉
Ob aus mir doch nochmal eine begeisterte Soccer-Mum wird?
Ich wage es zu bezweifeln! Nicht unter diesen Gegebenheiten. Und das Eingestehen dieser Tatsache, das Realisieren meines “Versagens” in dieser Angelegenheit zerreisst mich gerade innerlich ein klein wenig und füllt mich voll Reue und Schuldgefühlen.
Mein Hintern ist nass und kalt von der morschen Holzbank auf der ich gerade sitze, die Nase tropft und die Finger werden klamm. Kühl ist’s hier! Wirklich not my cup of tea!
Doch es geht hier nicht um mich!
Ich muss nicht immer in meiner eigenen comfort zone bleiben! Das tun wir Mütter selten und das ist auch gut so! Dafür sind wir Mamas. Um das Beste aus jeder Situation zu machen und unsere Kinder in ihren Hobbies zu fördern, zu bekräftigen und zu unterstützen! Und uns den innerlich verborgenen Griesgram dabei nicht allzu sehr anmerken zu lassen 😉
Die Mädels müssen ja schliesslich auch mitziehen. Und nehmen’s eigentlich doch so viel einfacher als das Muttertier!
In der Ferne sehe ich meinen Sohn und merke wie mir warm ums kalte Hunde-Näschen wird.
Ja, der hat’s verdient dass ich mich hier und jetzt zusammenreiße! Und während ein Mädel nun versucht mit mir die Konsistenz von Toiletten-Papier zu erforschen (hat sie vom Klo mitgebracht) und das Andere erfolgreich die Dorfbewohner zum Anschmeißen des Grills bewegen konnte, treffe ich nun eine Entscheidung!
Die Vernünftigste an diesem frühen Mai-Abend. Endlich!
Ich entscheide mich dazu, mein Handy nun wegzustecken.
Keine Notizen mehr. Kein Beitrag. Ich gehe jetzt offline. Was allerdings hier, fernab vom gut ausgebauten Mobilfunk-Netz kein Problem ist! 😉
Doch, viel wichtiger als das:
Ich mag zwar keine Vollblut-Fussball-Mutti sein, aber eine Halbzeit wenigstens will ich nun versuchen, das Spiel zu verfolgen! Das sollte mir nunmehr, da die Mädels mit Rostbratwurst und Semmel zufrieden gestellt und beschäftigt sind, gelingen.
Denn das muss jetzt einfach sein! Für meinen Jungen. Für mein tolles Fussball-Kind! Und für meine stolze -nicht so wirklich vorhandene- Fussball-Mutter-Ehre! 😉
Viel Spaß künftig am Spielfeld-Rand!
Eure
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