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Ich bin nicht gut genug.

Vor ein paar Tagen spielte ich noch die vorbildliche Hausfrau, heute fühle ich mich nicht gut genug.
Und während ich versuche, diese Zeilen hier zu schreiben – und zu verfassen, was da innerlich in mir vor geht, sitzen zwei Mädels neben mir. Genau genommen sitzen die zwei jetzt am Montag-Vormittag nur deshalb neben mir, weil ich einfach “nicht gut genug” bin!
In Allem!

Ich mache vieles, aber nie etwas richtig und hunderprozentig perfekt.
Was einen ordnungsliebenden Perfektionisten – der insgeheim ganz tief innerlich noch immer in mir wohnt – schon ein wenig wurmen kann. Denn es mag mir einfach nicht mehr gelingen all’ meinen an mich selbst gerichteten Ansprüchen gerecht zu werden!
Warum aber sitzen jetzt die Mädchen neben mir und befinden sich nicht in Kita und Schule?
Weil-ich-nicht-gut-genug-bin!

Nicht gut genug im Entscheidungen treffen

Ich hätte es heute drehen und wenden können, die richtige Entscheidung zu treffen – es wäre mir nicht gelungen!

Die Mädels husten und fühlen sich schlapp. So gaben sie es zumindest am noch jungfräulichen Montag-Morgen beide an.
Mit Tränen in den Augen klagte die Große über Übelkeit und Schwindel – um nun singend und Tablet-spielend und selbstverständlich fieberfrei neben mir zu sitzen!
Nicht dass ich etwas dagegen hätte, dass sie nicht fiebert – im Gegenteil!!!
Doch lässt mich dieser Zustand nun meine vor einigen Stunden getroffene Entscheidung doch sehr in Frage stellen.
Und um ehrlich zu sein: Ein klein wenig fühle ich mich ver*****t am Montag morgen!
Von der Kleinsten ganz zu schweigen!
Die hat jetzt gerade nämlich rein gar nix und ist genau genommen einfach nur solidarischerweise zu Hause geblieben.
Weil ich es durchgehen ließ!
Versager ich bin!
Keines der Mädels hustet aktuell, während ich diesen Text hier verfasse. Niemand bricht oder schläft erschöpft sabbernd auf den Kissen.
Hier kann höchstens von einem “halbkrank” die Rede sein.

Hätte ich aber mein Kind in die Schule geschickt, wäre ich ebenfalls der Loser gewesen.
Denn als Mutter ziehst Du halt öfter mal die A****-Karte, ganz gleich, wie Du entscheidest!
Mein Kind hätte nämlich dann ganz gewiss stark hustend in der Schule gesessen, um mir am Mittagstisch mitzuteilen, wie entsetzt Lehrer über die Sorglosigkeit der Mutter gewesen seien.
Eine Mutter, die ihr Kind hustend und womöglich sogar ansteckend in die Schule schickt.
Geht gar nicht.

Nicht gut genug im Haushalt

Der Übereifer der vergangenen Woche ist verflogen.
Während ich diese Zeilen hier verfasse, türmt sich noch immer die abgezogene (aber immerhin mittlerweile gewaschene) Bettwäsche vom Freitag. Weitere vier Wäschekörbe wollen ebenfalls zusammengefaltet und verräumt werden. Ich vergaß die Klos zu putzen und den Kühlschrank zu entrümpeln. Ich blicke mich um und sehe so viele Baustellen, dass ich gar nicht genau weiß, wo ich denn jetzt anfangen soll! Meistens versuche ich alle gleichzeitig abzuarbeiten – und scheitere kläglich! 😉

Nicht gut genug im Erledigen von Aufträgen

Das Schneide-Messer-Dingens vom Rasenmäher liegt seit nunmehr einer Woche in meinem Auto. Noch immer ist es mir nicht gelungen, dieses zur Reparatur zu bringen. Ein Auftrag des Mannes. Ebenso wie die Steuer-Aufstellung für diesen Blog und die Abrechnung für die private Krankenkasse fertig zu stellen. Der Gatte muss den Eindruck haben, seine Belange wären mir nicht wichtig.
Doch ist dem nicht so.
Ich habe nur so viele Dinge auf einmal im Kopf, dass ich vieles vergesse.
Das gebe ich zu.
Und bin was das betrifft einfach nicht gut genug!

Nicht gut genug als Ehefrau

Überall sind Kinder! 😉
Sie sind ständig um uns herum und teilweise können wir kaum einen vollständigen Satz miteinander wechseln. Der Gatte und ich.
Ein Wochenende zu zweit? Aussichtslos bei drei Kindern – macht keiner mit.
Zusammen essen gehen? Kommt vor, aber nicht übertrieben häufig.
Lange, abendliche entspannte Telefonate unter der Woche? Beide zu müde.
Händchen-haltende Spaziergänge am Wochenende? Mit der ganzen Familie? Nun, einer motzt immer…
Ja, es gibt Situationen und Tage, da dauert die Zweisamkeit gerade mal bis zum Piepsen des Eierkochers (Insider 😉 ).

…und manchmal hilft auch nur das Glas Nutella 😉

Nicht gut genug in Sachen Vereinbarung

Es ist kein Geheimnis, dass das bei mir in Sachen Vereinbarkeit von drei Kindern und altem Beruf nicht so richtig klappen will.
Aufgrund mehrere Umstände. Doch hätte ich nie damit gerechnet, dass mein Kind im Kindergarten einmal erzählt, dass seine eigene Mutter “keine Arbeit” hat! So kürzlich geschehen, wie mir die Fünfjährige in ihrer kindlichen Naivität stolz berichtete.

“Mama? Warum weinst Du jetzt?”

fragte mich die verwunderte Kleinste Minuten später. Sie konnte nicht ahnen, wie hart mich das traf.
Denn ich möchte nicht nach Außen diejenige sein, die nix arbeitet. Denn das stimmt nicht!
Care arbeit ist auch verdammt nochmal Arbeit! Und ein Blog und all’ die vielen anderen Dinge, die ich bis vor kurzem noch machte, auch! Nun, böse konnte ich meinem herzallerliebsten Kind nicht sein. Doch eines fühlte ich mich abermals:
Nicht gut genug.

Nicht gut genug als Mutter

Gestern tatsächlich arbeitete ich!
Im verdammten Home-Office, denn das ist der Ort, an dem Blogger nun einmal arbeiten!
Sorry, dass dafür nicht allzu oft das Auto von A nach B fährt.
Doch hinter den “Pappwänden”, wie so mancher gerne unser Fertighäuschen nennt, wird tatsächlich gearbeitet!

Auch, steht das Auto des Mannes da!
Denn der nächtigt zwar unter der Woche sehr oft auswärts, doch parkt einmal das Auto im Hof, so ist mein Gatte dennoch nicht für mich und Andere ansprechbar! Denn – Überraschung (!) – dann arbeitet der Mann im Haus nicht selten 13 Stunden täglich und hangelt sich von einer Telefon-Konferenz zur Anderen.

Nun, gestern arbeitete sogar ICH.
Ein Auftrag im Zusammenhang mit diesem Blog musste eiligst erledigt werden und ich zog mich zurück.
Für ganze zwei Stunden am Stück. Am Sonntag!
Und das ist als Mutter schon eine Herausforderung – nicht zuletzt, weil mich während dieser Zeit ebenfalls mein blödes Gewissen plagte. Denn ich ließ meine Kinder alleine im Untergeschoss spielen und Fernseh-kucken.
Weil ich die Sache endlich fertig bekommen wollte.
Und war in dem Moment nicht gut genug als Mutter!

Nicht gut genug in zwischenmenschlichen Beziehungen

Ich rufe meine Familie kaum an, bin schlecht im Pflegen von Freundschaften und Kontakten – und das tut mir unendlich leid.
Doch manchmal lebe ich einfach so sehr in meiner eigenen verqueren Mama-Welt, dass ich für all’ diese Dinge die nötige Extra-Energie einfach nicht mehr habe. Deshalb habe ich trotzdem noch alle lieb und sollte dies unbedingt auch einmal wieder zeigen und signalisieren!
Ich schätze, auch in solchen Dingen bin ich einfach nicht gut genug!

Aber was machen all’ diese “nicht gut genugs?”

Sie sorgen dafür, dass ich wie gelähmt nun hier sitze. Dass Tränchen kullern und Selbstzweifel in’s Unermessliche steigen!
Weil im Kopf nur noch diese tausend “nicht gut genugs” schwirren und den Blick auf das Wesentliche trüben!
Weil diese negativen Gedanken und Selbstvorwürfe Energie rauben und langsamer werden lassen.
Genau genommen ein Teufelskreis! 😉

Und doch bin ich gut genug!

Blicke ich meine Kinder an, könnte ich weinen vor Liebe und Glück!

Auch liebe ich jetzt gerade die zwei Quälgeister, die da eigentlich gar nicht neben mir sitzen sollten!
Ich liebe diese Wesen von ganzem Herzen! Bis zum Mond und zurück!
Und niemals hätte ich mir erträumen können, eine solch tiefe Liebe zu empfinden!
Und das macht mich zu einem Menschen, der gut genug ist! Ja verdammt!

Ich würde alles für meine Kinder tun. Bedingungslos!
Und auch wenn ich schreie, brülle, keife und wie ein kleines bockiges Mädchen zornig mit dem Fuß aufstampfe, so sind meine Kinder für mich das Wertvollste auf der Welt!
Das steht ausnahmslos über allen Dingen!
Der ganze andere Kram – irgendwann erledige und schaffe ich schon alles!
Es braucht einfach nur seine Zeit!

Doch die Zeit, in der meine Kinder hier bei mir sind, die möchte ich genießen dürfen!
Ohne dieses ewige Gefühl nicht gut genug zu sein!
Hören wir Mütter endlich damit auf!
Das schwächt nur und hemmt uns darin, endlich mit dem Kostbarsten, was wir besitzen, glücklich zu sein!
Und jetzt atme ich einmal ganz tief durch und hoffe, dass mir dies gelingt!

Alles Liebe!

Eure 

Alex

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Dieser Beitrag hat 9 Kommentare

  1. Liebe Alex,

    Du schreibst hier nicht über Dich…Du hast bei uns versteckte Kameras eingebaut und schreibst über MICH… Denn hier ist es GANZ GENAUSO. Ich frage mich immer, wie alle andere das schaffen. Mit 3 oder 4 Kindern. Mit Job. Ohne Unterstützung von den Großeltern. Bin ich irgendwie nicht “fleißig” genug? Oder generell nicht “gut” genug?

    Und wenn ich dann mal sage “Das kann doch vielleicht der Mann machen” und mir jemand kommt mit “Aber der ARBEITET doch”, möchte ich schreien “Ich arbeite auch nur ist meine Arbeit gesellschaftlich nicht anerkannt!!!”

    Naja, sei’s drum. Bleib’ einfach wie Du bist, so bist Du die (un)perfekte beste Mama für Deine Kinder. Und das ist ja das Wichtigste. Wichtiger auf jeden Fall als Wäscheberge und Rasenmäher. 🙂

    Liebe Grüße
    Nadine

  2. Hi, ich bin durch zufaZu auf deinen blog gekommen 🙂 und auch ich Frage mkch, wo ist die kamera versteckt…

    Tolle, ehrliche Worte, die (fast) jeder mama aus dem Herzen sprechen! 🙂 Danke dafür!

    PS.: Ich habe auch einen Mamablog, in dem ich mein alltägliches Leben beschreibe und darüber philosophiere..

    https://mamasteps.home.blog

    Schau vielleicht Mal vorbei 🙂

  3. So sieht es bei uns aktuell auch aus. Ich mache momentan fünftausend Sachen gleichzeitig, aber nichts perfekt bis zum Ende. Manchmal verzweifle ich daran, manchmal zucke ich mit den Schultern und denke mir: ist halt gerade so. Manchmal schaffe ich unglaublich viel und bin energiegeladen und manchmal eben nicht.
    Ich bin so froh, dass ich nicht das einzige Exemplar dieser Art bin. Deshalb ganz lieben Dank für diesen Text.

  4. Ach, wenn man nur guckt, wo man nicht “gut genug” ist, wird man immer viel finden. Es lebt sich aber leichter, wenn das Glas halb voll und nicht halb leer ist. Wo ist man gut? Was macht Spaß? Was lohnt sich? Was sind die geilen Momente? Bei mir ist das ganz sicher nicht der Haushalt (also Augen einfach zu!), aber bei kreativen Hobbys und dem Wohl der Kinder bin ich gut dabei – Schauen wir lieber darauf!

  5. Fühl dich gedrückt liebe Alex.Du bist gut genug für alle die dich so lieben wie du bist!!! Und ich kann dir nur sagen, als Zweifach Mama mit einer 30 Stunden Woche bin ich weder meinen Kindern, noch mir gut genug. Aber deine Kinder werden immer wissen, daß du Zeit für sie und mit Ihnen hattest.Meine Kids wissen, daß andere immer mehr Zeit für Sie haben, außer ich. Therapeutische Maßnahmen sind vorprogrammiert; -)

    1. Ganz lieben Dank für Deine Worte!!!! Ich drück Dich zurück und außerdem sehen wir uns bald im Freibad! 😉 LG! Alex

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