"Stress hat man nicht, Stress macht man sich" entgegnet mir mein Mann zu nicht wenigen…
Leise
“Schreib’ am Besten jetzt mal was Lustiges”
sagte der Mann auf meine Frage, wie es in diesen Tagen auf jenem Blog hier weiter gehen soll.
Denn ganz ehrlich? Ich wusste es nicht wirklich.
Das Einzige, was ich weiß ist, dass es weiter geht und auch sehr bald schon wieder in der gewohnten Art und Weise.
Dafür liebe ich dieses “Baby” viel zu sehr!
Dafür warten zu viele spannende Projekte, wartet mein ganz eigenes Leben!
Dafür schreibe, albere und lache ich viel zu gerne!
Doch dieser Tage? Möchte ich es einfach noch nicht.
Normal weitermachen.
Ich möchte noch ein klein wenig leise sein. Nur ein bisschen noch.
Es sind aktuell einfach zu viele Gefühle und Gedanken, die ihren Raum in meinem Leben einnehmen.
Da ist der Tod der Oma und damit alle verbundenen Ereignisse der letzten Woche.
Und da ist auch das Ereignis, welches noch kommen und durchgestanden werden möchte. Der endgültige Abschied, vor dem es mir graut und ich ein klein wenig Angst habe.
Ich möchte gerne Dingen bewusst die berechtigte Zeit einräumen.
Ich möchte mir die Zeit nehmen, mich mit diesen unzähligen Gedanken und neuen Erkenntnissen zurecht zu finden.
Muss lernen, mit neu entstandenen Wunden klar zu kommen.
Ich verlor nicht nur einen Menschen, der mir sehr am Herzen lag, sondern durchlebe ich gerade gleichzeitig eine Art innere Zerrissenheit.
Vermutlich nennt man dies wohl schlicht und einfach Trauer.
Man könne mir nun an dieser Stelle vorwerfen das stünde mir nicht zu, war ich doch jüngst viel zu beschäftigt mit meinem eigenen Leben und der eigenen kleinen Familie.
Doch wie wir Menschen fühlen, wie es im tiefen Inneren aussieht, das wissen nur wir selbst.
Oder eben gerade auch nicht.
Ich möchte leben!
Ich möchte lachen, Spaß haben, mit den Kindern rumblödeln. Denn das haben sie verdient!
Ich möchte raus gehen, Natur erleben, mein eigenes Leben beim Lauf um den See spüren und gut essen.
Ich möchte singen, mich hübsch fühlen und lieben. Möchte lebendig sein.
Möchte meine Familie, von der ich vor kurzem noch schrieb, dass nur diese einzig und allein zählt, genießen.
Ich möchte Elternsex, das übliche verrückte Durcheinander um mich herum und den ganz banalen Alltag.
Und in einigen Momenten scheint mir all dies auch zu gelingen.
Und dann gelingt es mir doch wieder nicht.
Dann stehe ich im Blumenladen, wähle den kleinen zarten Kranz für die (Ur) Oma aus – und muss mit zittriger Stimme gegen die Tränen kämpfen.
Dann fahr’ ich die Mittlere an, was ihr einfällt, ausgerechnet jetzt den Tod des Kaninchens ihrer Freundin zu bedauern – als ob es nix Wichtigeres gäbe!
Dann sitze ich heulend vor den Kindern beim Abendbrot und frage mich zum schier abertausendsten Mal warum ich verdammt nochmal nicht einfach zum Telefon griff – und die mir so vertraute Nummer wählte.
Mit der Vorwahl der Heimatstadt.
Dann frage ich mich all diese Fragen.
Warum eigentlich glaubte ich noch Zeit zu haben?
Warum zeigte und teilte ich meine Gedanken mit einem simplen Anruf nicht?
Bis es letztendlich zu spät war.
Ich werde mit diesen Fragen nunmehr leben müssen.
Werde lernen müssen, mir selbst zu verzeihen.
Was ich ebenfalls die vergangen Tage erfahren musste ist, dass Menschen in Trauer die seltsamsten Dinge tun.
Denn unter Schmerz und all’ den inneren Kämpfen, die ausgetragen werden müssen, können Menschen auch Andere (vielleicht sogar unbewusst) verletzen.
Auch hier werde ich lernen müssen zu akzeptieren und zu verzeihen.
Und meine Sicht auf die Dinge abzuwägen, vielleicht sogar zu ändern, um milde über Geschehens hinwegzublicken.
Heimat
Ich fühle mich gerade, als ist mir ein Stück Heimat abhanden gekommen.
Etwas Vertrautes, ein Ort, der jederzeit aufgesucht werden konnte.
Auch wenn ich vor lauter Alltag und der (eigentlich gar nicht so großen) Entfernung zum Heimatort viel zu wenig Gebrauch davon machte.
Es gibt nun einen Menschen weniger “zu Hause”, den ich besuchen kann.
Und mit diesem Menschen geht in naher Zukunft ein ganzes Haus.
Kindheitserinnerungen der eigenen Mutter und durchaus auch von mir werden verschwinden, doch im Herzen bleiben sie für immer eingeschlossen.
Aber es sind Gedanken wie diese, die mich noch ein wenig leise flüstern lassen. Diese Woche.
Wir alle werden unseren Weg weiter gehen, das schrieb ich bereits.
Das Fallen gehört zum Leben dazu, mit all’ dem Schmerz und den Schuldgefühlen, mit all’ den inneren Kämpfen, die da toben.
Doch dürfen wir nur Eines nicht:
Liegen bleiben!
Wie gut, dass ich dafür acht kleinere und größere Händchen habe, die kräftig an mir ziehen und ihren Platz einfordern!
Leise Grüße & bis ganz bald!
Eure
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