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Putzt Du noch – oder lebst Du schon?

Eigentlich schreibe ich diesen Text gerade nur, weil ich die Überschrift zugegebenermaßen ziemlich geil finde.
Vermutlich wurde auch genau diese Redewendung, dieser Spruch, schon tausendfach verwendet.
Doch eben genau jener Gedanke schoss mir heute Mittag durch den Kopf!

Dann, als ich wieder einmal versuchte, noch mal schnell dreckiges Geschirr in die Spülmaschine – und Sauberes in die Schränke zu verräumen.
Als ich nur kurz noch den Müll raus bringen und die Waschmaschine neu beladen wollte.
Als mich Krümel unterm Esstisch störten und Käsefuss-Abdrücke auf dem dunklen Laminat.
Nur in Windeseile die Betten aufschütteln, ja das wollte ich auch gerne noch machen.

Und bei der Gelegenheit vielleicht auch noch die am Boden zerstreuten Stinke-Klamotten des pubertierenden Sohnes aufsammeln.
Bei der Chance hätte ich selbstverständlich auch einmal kurz gelüftet und den gut mit alten Chipstüten und zerknüllten Blättern – gerne auch verklebtem Kaugummi – gefüllten Mülleimer unter dem Schreibtisch des großen Jungen hervor gezogen.

Noch kurz ein paar Spritzer Glasreiniger auf den mit Zahnpasta-Pünktchen verzierten Badezimmer-Spiegel, ja das hätte auch nicht geschadet. Wären ja nur ein paar zusätzliche Sekunden gewesen.
Sehr gerne hätte ich auch noch “schnell” bei dieser Gelegenheit den bereits überquellenden Wäschekorb aus dem Familien-Bad mit in’s Erdgeschoss getragen und den sich darin befindlichen Inhalt nach Farben und Waschgang sortiert.
Nur ganz fix noch.

Es war ein lautstarkes

“Mamaaaa!”,

das mich aus meinen ambitionierten Gedanken riss.

“Gehen-wir-JETZT-endlich-in’s-Freibad!?”

tönte es da aus dem Mund des aller kleinsten Kindes.

Ich lief Gefahr mich zu verzetteln

Und mit hastigem Blick auf die Uhr, durchfuhr es mich schlagartig.
Denn sie hatte Recht!
Es war bereits weit nach 15 Uhr am Samstag-Nachmittag.
Wir waren schon viel unterwegs gewesen an diesem Tag.
Hatten den Großeinkauf verräumt – und nun wartete eben noch ein ganz klitzekleines bisschen Hausarbeit.

Und es wäre mir mit eben jenem Vorhaben um ein Haar gelungen, den seit Stunden herbei gesehnten Besuch des Freiluft-Schwimmbades locker um weitere zwei Stunden hinaus zu zögern.
Weil ich mich dann definitiv wieder verzettelt und vertrödelt hätte.
In meinem Wahn.

In meiner noch immer fest im Hirn verankerten Illusion und Wunschvorstellung eines aufgeräumten, sauberen Hauses.
Weil es sich so gut anfühlt und soo schön ist, die Türe hinter sich zuzuziehen, wohl wissend, dass dahinter alles in bester Ordnung ist.
Und die später Nachhause-Kehrenden ein blitzeblankes, heimeliges Nest erwartet.
Weil’s die Kondo (ist die überhaupt noch angesagt?) vor Entzücken in die Hände klatschen und die seidene Bluse glatt streichen lassen würde!

Wenn Ordnungsfanatiker Kinder gebären

Denn, ich gebe zu:
Ich hab’s gern ordentlich und aufgeräumt, verlasse ich das Haus für mehrere Stunden.
Was ziemlich idiotisch ist.

Denn erstens hat sich erstaunlicherweise der dumme Spruch mit der Arbeit, die nicht weg läuft, in der Vergangenheit stets bewahrheitet – und zweitens kümmert’s keine Sau, wie’s bei uns zu Hause aussieht.
Während Familie L. fröhlich plantscht und faul auf der Picknick-Decke fläzt.
Doch vermag es mir selbst nach drei Kindern nicht so ganz gelingen, alte Muster und Denkweisen zu durchbrechen.

Nun, ein klitzekleines Fünkchen Rest-Verstand scheint zu unser aller Glück dann meistens doch noch im mütterlichen Hirn vorhanden zu sein. Denn aus unerklärlichen Gründen gelingt es mir dann letztendlich doch meistens, einfach irgendwann gut sein – und den ganzen Mist liegen zu lassen.
Mir lästige Haushalts-Arbeit für später aufzubewahren.

Das Leben verpassen?

Und meistens werde ich für diese “aufopfernde” Geste dann im Anschluss reich belohnt!
Denn würde es mir nicht ab und an gelingen, auch einfach mal die dreckige Bude mit einem Türen-Knall hinter mir zu lassen, ich würde definitiv Eines verpassen:
Das Leben!

Wir haben schon unendlich viele wunderbare Ausflüge und Erlebnisse als Familie gehabt.
Erfreuten uns an den ersten warmen Sonnenstrahlen im Frühling und den bunten Farben im Herbst.
Wir durften als Eltern beobachten, wie Kinder wachsen und selbständig werden und jede gemeinsam verbrachte Zeit, jede Aktivität, als Familie prägt.
Alles mit einer unaufgeräumten Bude und dreckigem Geschirr im Hinterkopf!
Oder eben seitens des Mannes erfolgreich ausgeblendet.
Nun, an diesem Punkt will ich noch ein wenig arbeiten! 😉

Doch ist es auch bei mir tatsächlich so, dass alles halb so wild erscheint, habe ich es erst einmal geschafft, ab einem gewissen Punkt einfach alles zu Hause abzubrechen und liegen zu lassen.
Denn “fertig”?
Wird man bei drei Kindern ohne hin nie! Never ever! Kannste vergessen! 😉

Mit etwas Abstand, beispielsweise beim Bahnen-ziehen im Schwimmer-Becken, erscheinen derartige Probleme wie Leberwurst-Patsche-Händchen auf großflächigen Fensterscheiben ganz und gar klein und nichtig.

Ich werde später noch genug Zeit zum Sortieren, Aufräumen, Putzen, Wischen und Polieren haben.
Da bin ich mir ganz sicher.

Dann werde ich mich an die Zeit zurück sehnen, in der mich Kinderstimmen energisch dazu auffordern, endlich einmal Fünf gerade sein zu lassen.
Und ihnen stattdessen lieber beim Wachsen und Erinnerungen schaffen zuzusehen.
Denn stolz zusehen, wie nun auch das kleinste und allerletzte Kind das Seepferdchen macht?
Dieser Moment kommt nie wieder!
Und nix strahlt in diesem Augenblick reiner und glanzvoller als die Augen des glücklichen Kindes.
Klingt extremst schleimig, is aber so!

Später blitzen und blinken auch wieder Fensterscheiben im Sonnenlicht.
Dann tanzen etwas weniger Staubkörnchen in der Luft und all’ die lustigen Schoko-Schlamm-Finger-Abdrücke werden im Treppenhaus längst überstrichen sein.

Aber bis dahin?
Wird Besuch einfach nur an trüben Schlecht-Wetter-Tagen eingeladen 😉

Hört auf zu putzen und lebt Euer Leben!

Eure 

Alex

Der Text gefällt? Dann Daumen hoch für die Alex! 😉

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Dieser Beitrag hat 4 Kommentare

  1. Danke! ?????? Hab selten einen Blogpost gelesen der den Nagel derartig auf den Kopf trifft! bei uns zu Hause schaut auch jeden Tag aufs Neue aus wie Sau aber solange man die Haustür noch zu knallen und versperren kann ist alles in Ordnung ??

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  2. Ohja… Irgendwie ist einfach immer was zu tun und man schafft es sowieso nicht. Also egal, raus jetzt und einfach leben. Wir gehen nachher auch noch ins Freibad – und zwischendurch gar nicht erst nach Hause. So muss ich das Chaos nicht sehen 😀

    1. Das stimmt! “Fertig” sind wir Mamas doch sowieso nie! 😉 Ganz liebe Grüße nach Dresden und ein schönes Pfingstwochenende! Alex

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