Manchmal möchte ich nichts wissen vom tristen Grau und der Welt da draußen. Wozu stürmen…
Die Welt steht Kopf – und dreht sich heute ohne uns weiter
Es ist das erste Mal seit Sonntag.
Das erste Mal seit Sonntag finde ich die Gelegenheit, den Laptop aufzuklappen und zu versuchen, Gedanken und Gefühle in Worte zu fassen. Wohin dieser Text führt?
Ich weiß es auch noch gar nicht.
Vielmehr jedoch weiß ich, dass es ein unheilbares Wirrwarr an Gefühlen und Gedanken war, welches mich daran hinderte, einen neuen Beitrag zu verfassen.
Die vergangenen Tage stand die Welt mal wieder ein klitzekleines bisschen Kopf.
So sehr, dass ich beschäftigt und besorgt von einem Ort zum Anderen eilen musste – und an gelöstes Durchatmen nicht zu denken war.
Und heute?
Heute sperre ich sie ein bisschen aus, die Welt da draußen.
Wir können nicht mehr und wollen heute auch mal nicht mehr.
Bockig verschränken wir heute die Arme, ziehen die Bremse, kuscheln uns in die Kissen und lassen die Welt da draußen sich ohne uns weiter drehen.
Weil das auch mal sein muss und dann auch mal geht! Verflixt! 😉
Wenn das Kind krank ist
Ich werde wohl oder übel noch den Discounter stürmen müssen, denn auch zum Großeinkauf kam ich die vergangenen Tage nicht.
Doch ansonsten cancelte ich heute einfach alle weiteren Termine.
Auch, wenn’s mich in meinem Fall sogar Geld kostet!
Ich werde heute nicht in der Schule als Übungsleiter bei der Nachmittagsbetreuung mitwirken, denn heute sind wir wichtig!
Wir, das sind in diesem Fall insbesondere die mittlere Tochter und ich.
Denn die ist seit drei Tagen krank!
Und wenngleich sich jetzt endlich eine Tendenz zur Besserung abzeichnet, möchte ich mir endlich Zeit nehmen können!
Mag für das fiebernde Kind da sein – und Ballast von mir werfen.
Ja, heute streike ich!
Nicht mal die Kleinste habe ich in den Kindergarten gebracht, denn auch diese Routine ist mir heute zu viel.
Heute möchte ich Gefühle und Gedanken der letzten Tage sortieren können und ab morgen mit neuer Energie – und einem hoffentlich Stück für Stück genesenden Kind – wieder durchstarten.
Ich fühlte große Sorge, Angst und Hilflosigkeit
Gestern fieberte die Tochter sehr hoch.
Und wenngleich ich mich bereits am Morgen umgehend kümmerte und mit der blassen und zittrigen Tochter in die Heimatstadt zur Kinderarztpraxis fuhr, fühlte ich mich Stunden später hilflos!
Dann nämlich, als sich das hohe Fieber (dessen Ursache noch immer unklar ist) nicht senken ließ und auch das Antibiotikum nicht zügig anschlagen wollte.
Als mein Kind panisch schrie und seltsame Dinge im Delirium äußerte.
Als sie in der Nacht über Empfindungs-Störungen, Schwindel und Probleme beim Sehen klagte.
Dann spürte ich unfassbare Sorge und Angst, wie sie nur eine Mutter für ihr Kind empfinden kann.
Und hätte sich die Lage nicht wieder beruhigt, so würde ich diesen Text hier nun vermutlich vom klapprigen Feldbett der Kinderklinik aus tippen.
Stattdessen verbrachte ich die Nacht im Bett mit der pinken Herzchen-Bettwäsche (die vermutlich ganz bald sehr uncool sein wird) direkt neben dem glühenden Kind.
Stellte mir den Wecker alle zwei Stunden und schrieb Fieber-Protokoll, notierte Medikamentengabe und spendete Trost.
So etwas ist zermürbend und laugt aus!
Das vermag Frau in dem Moment nicht gleich verspüren – doch heute, als das Fieber endlich in den Griff zu bekommen ist, sacke ich stöhnend und schnaubend ob der vergangenen Tage auf der Couch zusammen!
Auszeit! Bitte! Jetzt!
Denn noch so viel mehr war die letzten Tage los.
Ich fühlte Zorn und Missmut
In den vergangenen Tagen bin ich insgesamt drei mal in die 40 Kilometer entfernte Heimatstadt gedüst.
Montag stand der reguläre Arzt-Termin mit dem Sohn an, welcher für uns immer eine willkommene Gelegenheit darstellt, meine eigenen Eltern zu besuchen und im günstigsten Fall dort auch ein leckeres Mittagessen abzugreifen! 😉
Ja, an solchen Tagen fahre ich sehr gerne “nach Hause“, freue mich auf diese Gelegenheit, schlendere mit dem Sohn nach dessen Termin hin und wieder noch einmal durch’s Städtchen.
Dann mache ich gern Besorgungen und halte beim Käffchen einen netten Plausch mit den Eltern.
Das war auch schön, denn noch wusste ich nicht, dass sich die Fahrt über die Autobahn in den darauffolgenden Tagen wiederholen sollte.
“Ich hab’ übrigens nachher noch diese Magenspiegelung in Fulda, da müsstest Du mich bitte mal abholen”
Ich war gerade dabei, friedlich pink-geblümte Mädchen-Schlüpper zusammenzulegen, freute mich auf einen freien Nachmittag mit den Kindern und viel Kuschel-Zeit mit der bereits fiebernden Tochter – als der Mann am Dienstag eben jene Hiobs-Botschaft verlauten ließ.
Nun, was ich in diesem Moment empfand, man könnte es durchaus Zorn nennen! 😉
Alternativ fühlte ich mich überhaupt an diesem Dienstag durchgehend als
“Depp der Nation” – was auch jeder deutlich zu spüren bekam! (Ich sach Euch, die Hormone!!! ) 😉
Nun, mir ist bewusst, dass der Gatte einen A…. voll Arbeit hat, bekomme ich doch all’ die Telefon-Konferenzen & Co. mit, befindet er sich zu Hause im Homeoffice.
Da kann man(n) sich auch mal verzetteln und einen Termin vergessen.
Was der Gatte jedoch auch vergaß ist, wie viel Vorlaufzeit Frau als Mutter von drei Kindern bei derlei Aktionen braucht!
Er wird hier nun selbstverständlich an dieser Stelle behaupten, das sei nur in meinem speziellen Fall so. 😉
Und vermutlich hat er auch Recht!
Ich aber plane die Dinge nun einmal gerne im Voraus – mit Spontaneität tue ich mir schwer – und kommentiere dies selbstverständlich lautstark.
MIT vorgeschobener Unterlippe!
Ja, ich war zornig, weil es meine “Planung” innerhalb kürzester Zeit über den Haufen schmiss.
Weil ich schon wieder Kilometer schrubben musste, mit den Kindern auf dem Rücksitz.
Weil ich ein krankes Kind alleine zu Hause zurück lassen musste.
Und ein kleines bisschen auch, weil ich sauer sein wollte – um des Sauer-sein’s Willen! 😉
Motzig und missmutig fuhr ich den armen Kerl letztendlich zu seinem Termin – welchen er mir androhte, ob der schrecklichen Ehefrau ohne Narkose wahrnehmen zu wollen.
Und holte im Anschluss diesen “eigenartigen” Menschen, der mich nach der Kurzzeit-Narkose innerhalb von zehn Minuten exakt vier Mal nach der Uhrzeit fragte, wieder ab.
Ich hätte die Gunst der Stunde nutzen – und lang gewünschte Anschaffungen vom Gatten unterschreiben lassen sollen.
Nutzt man eigentlich noch Blanko-Schecks? 😉
Ich fühlte Resignation
Einen Tag später, als ich mich längst wieder beruhigte und für diese Woche mit Fahrten in die Heimatstadt innerlich abgeschlossen hatte, erwarteten mich morgens um sechs gleich zwei lädierte Kinder im Badezimmer.
Die mittlere Tochter, welche am Vortag nur leichte Temperatur hatte, fieberte jetzt sehr hoch und stand weinend und klapprig vor mir.
Den Sohn plagte und schmerzte der Verband am noch immer geschienten Finger.
Ich glaube, es war wohl so etwas wie Resignation – meinetwegen auch rationales Denken.
Denn ich musste handeln, ob ich nun wollte oder nicht.
Weil die Gesundheit der eigenen Kinder IMMER vor geht!
Wir fuhren also ein drittes Mal in die Heimatstadt – zur Abwechslung abermals in die Kinderarztpraxis.
Ich fühlte Unsicherheit und Zerrissenheit
Gerne hätte ich mich nach alledem am Nachmittag endlich mal ein bisschen mit allen drei Kindern ausgeruht!
Doch es wartete bereits der nächste Termin:
Das “Kartoffelfeuer-Fest” wollte in der Kita gefeiert werden.
Was wäre ich für eine Mutter, würde ich der gesunden kleinsten Tochter die Teilnahme hieran verwehren?
Ist jedoch ein Kind sehr krank, so fühlt man als Mutter in einem solchen Fall nur Eines:
Tiefste, innerste Zerrissenheit!
Da ist auf der einen Seite das kleine, unschuldige Kind, welches die letzten Tage so soft zurückstecken und uns stets begleiten musste – und auf der Anderen das hoch fiebernde Mädel.
Das andere Kind, welches ich gerne jede Minute im Auge und unter Kontrolle gehabt hätte!
Und wenngleich der Gatte sich noch immer im Homeoffice befand, fuhr ich mit gemischten Gefühlen zu der Veranstaltung, welcher die Kleinste bereits seit Wochen entgegenfieberte.
Konnte ich die Zeit dort genießen?
Keineswegs! Hoffe aber, es mir nicht allzu sehr habe anmerken lassen.
Hinzu kam jedoch die übliche Unsicherheit:
Denn ich muss zugeben, auch diese habe ich in all’ den Jahren noch nicht abwerfen können.
Manchmal kann ich da nicht aus meiner Haut raus.
Komme ich auf solche Events und sehe, wie sich Grüppchen an Eltern bereits bildeten, so fühle ich mich verloren und unsicher.
Ich brauche eine Weile, um warm zu werden und Anschluss zu finden – das ärgert mich selbst und mag für Andere arrogant oder gar hochnäsig wirken.
Nicht so meine kleinste Tochter, welcher es immer gelingt, sich zu integrieren und sofort in’s Geschehen aufgenommen zu werden.
Wie sehr ich sie darum beneide und wie stark ich hoffe, dass sie diese Fähigkeit niemals verliert!
Und jetzt sitze ich hier, nach all’ der Wut, den Fragen, den Ängsten, Sorgen und Unsicherheiten der vergangenen Tage.
Nach dem Wechselbad der Gefühle, zwischen Freude, Zuversicht und Hilflosigkeit und versuche die Welt einfach mal auszusperren.
Nur für einen einzigen Tag.
Bis ich das Fieber-Thermometer endlich wieder in den Schrank legen und Säfte für eine ganze Weile zuschrauben darf.
Bis die Wäsche der letzten Tage endlich bewältigt und der Kühlschrank wieder aufgefüllt ist.
Dann zieh’ ich gerne wieder das bremsende Stöckchen aus dem Hamster-Rad und springe wieder auf.
Auf die Welt, die sich immer schneller zu drehen scheint!
Bis denne!
Eure
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