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Zähneknirschender Frust-Bolzen – Corona-Tagebuch – Tag 8

Ich mache es wieder. Und wache davon auf.
Spüre, wie sich Zähne fest aufeinander pressen und Kieferknochen anspannen.
Möglicherweise knirschen und mahlen die mütterlichen Beißer auch und reiben sich aneinander, das weiß ich nicht so genau.

Wohl aber, dass es mir offensichtlich nicht ganz so gut geht, wie ich es tagsüber glaube.

Wie auch?
Es ist ein Zeichen, dass mich tief im Inneren Dinge sehr belasten und irgendwo, irgendwie verarbeitet werden möchten.

Ich lese Nachrichten und Schreckensmeldungen, bekomme auf Facebook Videos zu sehen von Menschen, die Qualvolles berichten.
Und bekomme es mit der Angst.

Will eigentlich nie wieder hinsehen, darf aber auch nicht verdrängen.
Und schon gar nicht, mir etwas vor den Kindern anmerken lassen!

Wenngleich wir viel reden, so finde ich elterliche Angst hier deutlich Fehl am Platz.
Ich muss meine Rolle gut spielen.
Muss Normalität leben, Halt geben, Trost spenden, Lernmaterial vermitteln, Lebensmittel auffüllen, basteln, fördern, backen, waschen, für ausreichend Bewegung und Frischluft-Zufuhr sorgen – und dabei die vom Kummer gezeichnete Miene verstecken!
Das klappt auch ganz gut, bis zum beruhigenden Glas Wein abends im Bett – und bis in die Nacht hinein.

Aber im Schlaf oder spätestens beim Wecker-Klingeln holt mich der Mist wieder ein.
Dann wird mir bewusst, dass zwar die Sonne scheint, doch Einschränkungen, Ängste, Vorsichtsmaßnahmen und neue Regelungen nunmehr Alltag sind.

Gute und weniger gute Tage

Und in jedem Alltag gibt es gute und weniger gute Tage.

Auch in dieser gerade veränderten Welt.
Heute ist ein nicht ganz so guter.

Ich werde die nächste Zeit ohnehin wieder nachdenklicher und bedrückter werden, das weiß ich.
Zukunftsängste, welche sowieso in monatlichen Zyklen daher kommen, werden mich nunmehr verstärkt begleiten.

Und auch meine Texte hier werden möglicherweise ein klein wenig dunkler und etwas weniger zuversichtlich erscheinen.
Ich sehe es kommen  – doch ändern kann ich an der Sache mit den Hormonen nichts!

Ach ja doch! Ich kann Schokolade essen!

Das wurde mir ernsthaft von meinem Gynäkologen empfohlen, als ich meinen Unmut über die regelmäßig wiederkehrende Lage der Dinge äußerte.
Vielen Dank dann auch!

Alles doof

Irgendwie ist heute eh alles doof.

Während der Vorschul-Arbeit mit der Kleinsten fliegen unmotiviert Stifte und ein maulendes Kind zeigt sich mit sich selbst ebenso wenig zufrieden wie ich.

Heute fällt es schwer, die gemeinsam geschenkte Zeit zu genießen.

Ich weiß, ich schrieb so oft davon, wie kostbar diese Tage auch angesehen werden können!
Erst gestern, nicht? 😉

Doch heute fällt es irgendwie auf, wie sehr wir alle aufeinander hängen!

Das macht sich in der viel zu kleinen Küchen bemerkbar, welche einfach keinen fünf wuselnden Menschen auf einmal Stand hält oder überhaupt im ganzen Haus.
In meiner heutigen Gemütslage scheint es mir, als stünde immer und überall wer im Weg! 😉

Heute nervt mich das viele Geschirr und die Tatsache, ausgerechnet in diesen Tagen von dem verflixten Geschirrspüler im Stich gelassen worden zu sein!
Besonnen im Seifenwasser vor mich plätschern und Gedanken fliegen lassen?
Heute Fehlanzeige!

Wir müssen einkaufen

Der Großeinkauf für acht Menschen (wir kaufen für die Großeltern in der Nachbarstadt und die Tante des Gatten mit ein) steht heute auf dem Plan und ich schreibe Zettel.
Sehr viele davon.

In der Whatsapp-Gruppe wurde fleißig gesammelt, nun gilt es, Wünsche und Notwendigkeiten wieder nach Haushalten zu trennen.
Und so aufzuschreiben, dass die Strecke im heimischen Supermarkt nicht etwa im Zickzack zurückgelegt werden muss!
Eine logistische Herausforderung! 😉

Später schieben der Gatte und ich zwei Einkaufswagen durch die Reihen – und ich fühle mich wie ein Verbrecher.

Überhaupt fühlt sich Vieles dieser Tage “verboten” an.
Unsicherheiten, was man überhaupt noch darf und sollte und was nicht, sind noch immer nicht vollständig aufgelöst.

Und verurteilen wir uns nicht selbst, tun es leider die Anderen.
Ich ernte böse und belustigte Blicke, als ich mit immensen Kraftaufwand den übervollen Wagen den Gang entlang schiebe.

Das Dumme an der Sache mit dieser elendigen und bekloppten Hamsterei ist (ich bekomme übrigens KEIN Klopapier!!), dass auch ich nun einen gewissen Rechtfertigungs-Zwang verspüre.

Am Liebsten würde ich ein Schild tragen, welches groß und breit erklärt, dass der Gatte und ich hier für 8 (!) Personen einkaufen – und dies maximal zweimal in der Woche.
Öfters wollen wir uns dem nicht aussetzen.

Essen aus lauter Langeweile

Kaum betrete ich die Haustüre, fallen drei ausgehungerte Tiger über die vollen Tüten her.
Als hätte es tagelang nichts gegeben!

Auch diese Tatsache frustriert mich heute ein wenig, denn ich realisiere, wie sehr sich die Kinder auf Konsumgüter verlassen – und darauf, dass immer alles in großen Mengen vorhanden ist!

Wir hätten durchaus noch für mehrere Tage Nahrung gehabt – nun wird sich auf Chips und Schokolade gestürzt, als gäbe es kein Morgen mehr.
(Ein schlechter Witz dieser Tage?)

Ich beschließe, künftig nur noch gesunde Dinge zu besorgen, denn diese “Verfressenheit” (welche meist aus einer Langeweile der Kinder herrührt) ist mir schon seit jeher ein Dorn im Auge.

Gerade in diesen Wochen reagiere ich auf den Anblick Chips-futternder Kinder vorm Fernseher mehr als allergisch!

Die Kinder spielen zu selten miteinander

Weil dem so ist, jage ich alle drei Kinder raus in den Garten und ins Trampolin.
Selbstverständlich schreit nach drei Minuten bereits der Erste.

Die Regel, dass nur abwechselnd gehüpft werden darf, ist der Brut vorübergehend entfallen!
(Oh Herr! Lass uns in diesen Wochen BITTE nicht ins Krankenhaus müssen!!!)

Folglich muss ich, sind die Kinder draußen, unentwegt die Luft anhalten – oder entrüstet nach eben dieser schnappen, hängen die drei nur faul vor den “Geräten” herum.

Gemeinsames Spiel in den Kinderzimmern?
Anscheinend aktuell nicht umsetzbar!

Und auch das frustriert mich und erfüllt mich voller Zorn!
Denn um offen und ehrlich zu sein:
Ich kann hier nur von Momentaufnahmen sprechen, macht die Mittlere mit der Kleinsten mal gemeinsam die Vorschularbeit oder lässt mit dieser die Gummipferde springen.
Hier bitte ein genervtes Augenrollen einfügen…

Lasse ich mir nicht täglich etwas einfallen, ist es nicht weit hin mit der kindlichen Kreativität.

Und ich befürchte, ich muss hier noch so viel härter durchgreifen und konsequenter werden.
Genügend Gelegenheiten dazu werde ich ja jetzt haben.

Ob ich heute Nacht wieder angespannt aufschrecke?
Ich vermute es.

Zu unentspannt fühle ich mich plötzlich, so viel weniger gelassen als ich es die letzten Tage war.

Und doch gilt es die Zuversicht zu wahren!
Wir werden klar kommen.
Mal besser und mal weniger gut.

Und derweil?
Dreht sich die Erde einfach weiter.

Eure 

Alex

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Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. Der Text könnte auch von mir sein….
    Bis Ostern schaffen wir das mit Schule zu Hause usw…. aber länger glaub ich steh ich das nicht durch…

    Aber fühl dich gedrückt…. wir werden das schaffen… 🙂

  2. Hey,
    ich kann vieles von dem so gut nachvollziehen.
    Auch bei uns (drei Kinder, 7, 7 und 9 Jahre alt) gilt die Regel, dass immer nur einer aufs Trampolin darf. In der Hoffnung, die Zwischenräume zwischen den Kreisch-Intervallen etwas zu verlängern.

    Halt durch. Bessere Tipps habe ich leider nicht ?

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