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Corona? Ist nicht sexy! Warum ich Mama bin – und dennoch Frau bleiben möchte

Mit dem Rückspiegel, der eigentlich ein Handspiegel ist, stehe ich im Flur.
Versuche krampfhaft die eigene Kehrseite im neuen, Lavendel-blauen String zu erhaschen.
Denn, muss ja auch mal sein.
So ein ganz persönlicher Backround-Check!

Da kommt mir urplötzlich eine absurde Idee.
Vielleicht – nur so ganz vorsichtig und ansatzweise überlegt – könnte ich ja auch einmal….
Nee! Gruselig!
Schnell verwerfe ich den gerade aufkeimenden Gedanken wieder.

Ich WILL keine Unterwäsche-Fotos von mir!

Brauch ich nicht!
Ist ja peinlich.
Und überhaupt, bin ich doch viel zu alt für!

Body positivity!?
Hab’ ich doch schon längst!

Love yourself?
Tu’ ich doch! Aber so was von!

Ich meine, es ist ja nicht wirklich so, dass ich ab jetzt nur noch älter, schlaffer, verbeulter und fetter werden kann?
Oder etwa doch!?

Keine vier Minuten später stehe ich tatsächlich bettelnd vorm Gatten im Wohnzimmer.

Vielleicht, ja nur eventuell so ein bisschen, könnte er ja doch mal kurz ganz fix auf den Handy-Auslöser drücken.
(Ich finde mich gerade selbst albern, höre ich mich da reden)

Jetzt, wo ich doch die schöne neue Unterwäsche trage!
(Es erfolgt im übrigen keine Reaktion, bald 16 Jahre Ehe scheinen auch hier nicht folgenlos 😉 )

Nur mal um zu checken, wie das so aussieht.
Ich in Dessous.

Keine gute Idee!

Widerwillig schlurft der Gatte mit in’s Obergeschoss und drückt halbherzig auf den Auslöser.
Ich hingegen versuche mich auf lächerliche Art und Weise so zu positionieren – dass ich dabei besonders sexy aussehe.
(NEIN! Ich hab’ jetzt KEINEN Bandscheiben-Vorfall!)

Lasse dem Fotografen jedoch wiederum nicht viel Zeit, sich auch nur ansatzweise zu kreativen Höchstformen zu steigern.
(das klingt jetzt irgendwie komisch)

“Jetzt zeig schon her!”

Hastig reiße ich ihm das Mobiltelefon aus der Hand, um das Endergebnis zu sichten.

Und schmiede unmittelbar Mordpläne.

Hat der etwa gezoomt? Auf den Hintern?
Hat er die Dellen da extra beleuchtet?
Oder ist der blind?
Wieso um alles in der Welt macht DER das?

Kurzum, ich bin mit der gestalterischen Leistung des armen Überrumpelten ganz und gar nicht zufrieden!

Und äußere selbstverständlich mit vorgeschobener Unterlippe meinen Unmut über das sich mir darbietende Schaubild.

“Ei, Du bist halt keine Zwanzig mehr”

so die Aussage des Mannes auf meine Beschwerde hin.

Spätestens jetzt rufe ich die Liste der potentiellen “Durchbrenn-Kandidaten” im Geiste auf (sie existiert nicht!!)  – und schlüpfe grottentief beleidigt wieder in Shorts und Shirt.

Die schöne, niegel-nagel-neue Unterwäsche lass’ ich jedoch einfach an. Nur für mich.

Was überhaupt der Anlass eben jener tollkühnen Kurzschluss-Handlung war?

Die Frau in mir

Ich will mich einfach mal wieder als Frau fühlen!!!

Denn, jetzt mal Butter bei die Fische:

Die Corona-Zeit ist wirklich not so very sexy!

Seit nunmehr Monaten schlupfe ich wahlweise in Jeans, Shirt und Sneaker.
Lediglich Farbe und Schuhform wechseln von Tag zu Tag.
Aber gefühlt?
War es das auch schon wieder!

Warum sollte es auch anders sein, heißt der tägliche Hotspot lediglich “Frischfleisch-Theke” – und ich dort gewiss weder frisch bin, noch viel Fleisch zeigen möchte.

Es gibt einfach nicht einen einzigen Anlass, sich nett und weiblich zu kleiden.

Keiner heiratet (in unserem Alter sowieso nicht mehr!), keiner feiert – und das schicke Hotel-Buffet findet dieses Jahr auch ganz gewiss nicht statt!

Sollte ich nicht andere Sorgen haben?

Denn JA, trotz aller Diskussionen und Forderungen hier im Lande, trotz aller ungeklärten und viel wichtigeren Angelegenheiten kümmert mich auch so was!
Hin und wieder. 😉

Trotz der Ängste so vieler Frauen, nunmehr mit einer gewaltigen und brutalen Rolle-rückwärts in die Fünfziger Jahre katapultiert zu werden, möchte ich gerne weiterhin Eines:

Mich weiblich und attraktiv fühlen!
Als echte, richtige Frau eben.

Doch diese ganze Corona-Kiste, die ganz eigenen Ängste, die Streitereien in den sozialen Netzwerken, das Gezeter, Gejaule und Gejammer ist Eines durchaus nicht:

Besonders sexy und schön!

Wie ich nun mit einer solchen primitiven und naiven Denkweise daher kommen kann, fragt ihr Euch jetzt?
Wo es doch so viel schwerwiegendere Probleme in der aktuellen Zeit gibt?
Bei all’ dem drohenden Rückschritt!?

Ihr habt Recht!

Aber ich bin dennoch immer noch ICH!

Ich will mich einfach nicht vergessen!

Dieses ICH kleidet sich gerne hübsch und schminkt sich jeden einzelnen, blöden Corona-Tag – droht er noch so langweilig zu werden!

Jenes ICH lackiert Fußnägel, die in Socken und Chucks stecken und rasiert (und amputiert dabei beinahe versehentlich) Beine, welche noch immer Käse-blass in der engen Jeans-Röhre schlummern!

Genau genommen macht dieses ICH also dieser Tage ziemlich viele blödsinnige und derzeit unnötige Dinge! 😉

Einfach nur, um sich nicht gehen lassen zu wollen!

Selbst das neue Blümchen-Kleid hängt im Schrank – ungetragen selbstverständlich.
Und die Sandaletten zieren nicht die selbst pedikürten Füße, sondern lediglich das Flur-Regal.

Denn einmal ganz ehrlich?

Ich hätte die letzten Wochen auch gänzlich ohne den neuen Spitzen-BH in der ausgebeulten Jogging-Buxe rum latschen können.
Es wäre wohl kaum jemandem aufgefallen.

Hab’ ich aber nicht.
Für mich.

Weil es mir gut tut, nicht nur die olle Muddi in mir, sondern auch die Frau, die es da immer noch gibt, zu sehen!

Eine Frau, die gerne einmal wieder ausgehen würde.
Im neuen Kleid und hübschen Heels.

Sehnsüchte hat jeder!

Und es ist auch legitim, solch’ banale Dinge gerade in diesen Tagen einmal zu vermissen!

Sehnsüchte haben wir viele dieser Tage. Jeder auf seine ganz eigene Art…

Wie gerne würde ich nun abends – meinetwegen auch mit dem Gatten 😉 – im flatternden Sommerkleidchen durch volle Fussgänger-Zonen flanieren, zwischen vollbesetzten Cafes und Kneipen.
Sehen und gesehen werden.
Wie in sehr, sehr alten Tagen.

Es wäre eine Lüge, würde mir so etwas nicht hin und wieder fehlen!

Das tat es als Mama sicherlich auch lange vor Corona schon.

Doch ich muss nicht erklären, dass die aktuelle Lage derartige Sehnsüchte noch verstärkt.

Genauso wäre es im übrigen eine Lüge zu behaupten, wir Frauen würden nicht wollen, dass uns andere Männer attraktiv finden!

Nur Mutter und Ehefrau

In diesem Frühling allerdings bin ich ausschließlich Mutter und Ehefrau!
Gelegentlich noch beflügelte Zahnfee.

Und ich mache dabei meinen Job (zumindest ersteren 😉 ) gut – und alle drei wiederum von Herzen gerne.

Nur zu oft schrieb ich davon, dass diese besondere Zeit viele, viele kleine Glücksmomente und Chancen birgt – und das sehe ich noch immer so!

Nur ich?
Ich werde aktuell nicht gesehen.
Nicht einmal so richtig von mir selbst.

Ich fühle mich unsichtbar und ein klein wenig als Frau und Individuum verloren.

Denn dieses Jahr gab es keine großen Auszeiten vom Mutter-Alltag.

Die gemeinsame Zeit in Berlin mit vielen lieben Blogger-Freundinnen fiel flach.
Zwei Tage, die ganz sicherlich nicht nur mir so viel gegeben hätten!

Ich möchte mit Freundinnen ausgehen und lachen.

Trinken, albern und unbeschwert sein.
Kaum vorstellbar, dass ich dies im Februar sogar noch konnte – es scheint so weit entfernt!

…keine Blogfamilia für die Mutti in diesem Jahr…
…und auch London scheint so unfassbar lange her….

Girls Talk

Einzig und allein mein Mobiltelefon rettet mich dieser Tage ein klein wenig aus der Blase, in welcher ich da gerade feststecke.

Wenn ich mit einer lieben Freundin schreibe und das Handy zum Glühen – oder aus Scham erröten – bringe.
Und das ist auch gut und durchaus erlaubt so!
Ich nenne es Girls Talk – oder ist es vielleicht schon Bullshit Chat? 😉

Nur selten schreiben wir über Kinderthemen – gerne aber über das andere Geschlecht (kaum wiederum jedoch die eigenen Ehemänner).
Denn auch das braucht Frau einmal!

Wir ziehen uns gegenseitig in diesen Tagen hoch, lästern und scherzen – oder benutzen hier und da ein Vokabular, welches hier wiederzugeben nur mäßig passend wäre. 😉

Nur zum Halbnackt-Fotos-machen, dafür werde ich das Mobiltelefon wohl nicht mehr nutzen.
(Sie sind alle gelöscht, überlegt nicht erst!!!)

Und ganz gewiss auch nicht mehr zu diesen Zwecken dem Mann im Hause in die Hand drücken.
(Was für eine bekloppte Idee war das bitteschön?! )

Vielleicht aber gebe ich ein derartiges Vorhaben einmal in verantwortungsvolle und vertrauenswürdigere Hände!

Um Mama zu sein – und dennoch Frau bleiben zu können.
Nur so als Erinnerung.

Bevor ich alt und grau werde – und der Po gänzlich Falten schlägt! 😉

Bleibt gesund – denn das ist immer noch das Wichtigste!! 

Eure 

Alex

P.S. Die Überarbeitung dieses Artikels fand unter leicht erhöhtem Alkoholpegel statt.
An das Original kann ich mich leider nicht mehr erinnern.

P.P.S. Der Gatte fürchtet in meinem Fall eine beginnende Midlife-Crisis – er hat ja keine Ahnung….

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Dieser Beitrag hat 6 Kommentare

  1. Sei froh, dass du niemanden pflegen musst… dann ist es wirklich vorbei mit dem eigenen Leben, sexy sein etc. Wenn dein Kind gesund ist, dein Mann und du auch. Wenn deine Ehe stimmt, dann hast du sehr viel Glück. Immer auf das schauen, was gut läuft und nicht auf das, was einem fehlt. Corona bringt uns alle zum Nachdenken und einiges durcheinander, was in vielen Bereichen auch sehr gesund ist. Ich denke, sexy muss man als Frau nicht dauernd sein.. irgendwann ist man eh zu alt dafür. Aber gepflegt und gut angezogen, frisiert etc. darf man schon sein.

    1. Da hast Du in allen Belangen Recht! Und auch ich weiß nie, wie schnell sich Dinge ändern können und was noch auf uns/mich zukommt! Nix bleibt gleich – und älter werde ich von ganz alleine! Liebe Grüße!

  2. Ich mag deinen Schreibstil und fand deinen Artikel amüsant, aber macht auch nachdenklich. Jedenfalls bewundernswert, dass du für dich sexy bleiben willst! Ich finde schöne Unterwäsche anzuhaben (unter normaler Alltagskleidung) gibt einem auch irgendwie einen Push. Man fühlt sich empowered und einfach stark. Ob man das jeden Tag wirklich ist, wird dann wieder etwas mehr egal 🙂 LG Luisa von http://zungenspitzengefuehl.com/

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