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Gestatten: Wir sind die Deppen – Von Corona-Frust und Ängsten

*(Gedanken kurz vor dem Corona Gipfel)

Es wäre vielleicht Paris gewesen.

Als wir letztes Jahr kurz nach unserer Dublin-Städtereise über das nächste Januar-Ziel sinnierten, wünschte der Sohn einmal mit dem Zug in die französische Metropole zu reisen.

Die hessischen Weihnachtsferien waren schon immer lang

Und da wir in Hessen immer unendlich lange Weihnachtsferien haben, sollte nach London und Dublin eben eine neue Tradition entstehen.

Eine Städtetour sollte es stets in der ersten Januar-Woche für uns Fünf geben.

Gegen die Langweile, gegen die graue Tristesse und den für gewöhnlich wenigen Schnee hier in unserem Landkreis.
Als Alternative zu Thermen-Besuchen und Kino-Filmen oder Lasertag und Jumping-Halle – und all’ die Dinge, die wir uns sonst in der Verzweiflung hätten einfallen lassen, um den Nachwuchs irgendwie zu beschäftigen.

Weil Skiurlaub im Januar nicht so optimal ist, wir aber als Hessen eben auch NIE in den Genuss eines echten Winterurlaubes im Februar kommen durften.

Weil wir DANN lange Ferien haben, wenn der Rest Deutschlands längst wieder die Schulbank drückt.

Und weil diese dritte Ferienwoche in Hessen im Grunde schon immer “weg konnte”.

Nun, ich schreib’ hier über Probleme “von gestern”!

Denn ein Jahr später muss ich Euch hier wohl nicht sonderlich erwähnen, welche Sorgen und Gedanken uns dieser Tage grämen.

Denn jetzt sitzen wir hier, haben NIX von alledem zuvor erwähnten – und HOFFEN sogar darauf, unsere Kinder NICHT am Montag zurück in die Schule schicken zu müssen.
(Zumindest ist es in meinem Fall so – viele sehen das anders, das ist mir bewusst)

Wir sind gefühlt…

…einige der wenigen “Deppen” im ganzen Land, die sich vorbildlich an Vorgaben und Empfehlungen halten.

Ich habe meine Eltern seit nunmehr fast vier Wochen nicht mehr zu Hause besucht und auch nur ein einziges Mal an der frischen Luft getroffen.
Meine Kinder spielen nur noch online mit Freunden – und Silvester sowie den Heiligabend verbrachten wir gänzlich alleine.

Dass ich das sogar sehr schön fand, daraus mache ich keinen Hehl – doch darum geht es gerade nicht.

Ich verlasse das Haus lediglich zum Einkaufen, Laufen über Feldwege oder dem Spaziergang um den Block – alles vor 21 Uhr versteht sich.

Ich kämpfe gegen das Gefühl, letzten Endes ob des vielen Daheim-seins durchzudrehen tapfer an – und flüchte höchstens Minuten-weise zum Frische-Luft-Schnappen.

Wir streiten und zanken, gehen uns tierisch auf den Senkel und wollen teilweise voneinander davon laufen – doch gibt es nun einmal aktuell kein “wo hin” für uns.

Das sei so akzeptiert und hingenommen, weil nun einmal bitter notwendig!

 

Hört endlich auf zu meckern und rebellieren!

Dummerweise  – drehe ich den Kopf in alle Richtungen – scheint die Notwendigkeit, soziale Kontakte auf ein Minimum zu reduzieren, noch immer gefühlt kaum jemand zu erkennen!

“Ich lass’ mir doch nichts vorschreiben….”
“Das ist Freiheitsberaubung….” 
“Ohne Urlaub und Tapetenwechsel drehe ich durch….”
“Mein Kind darf trotzdem seine Freunde sehen….”
“WER will mich hier an etwas hindern!?”

Es sind nur einige Beispiele der in den letzten Wochen gehörten getroffenen Bemerkungen.

Und wisst Ihr was?

Solange so viele sture Ignoranten da draußen durch die Weltgeschichte spazieren, die “heimlich” eben doch tun und lassen was sie wollen, die sich “rebellisch” treffen und verabreden, die “schwurbeln” und widerstreben, die sich Atteste erschleichen, um ohne Maske sich unters Volk zu mischen, die Wintersportgebiete wie die Irren stürmen – solange wird auch dieser Lockdown (der so nie ein Richtiger sein wird!) noch anhalten.

Während ich Idiot mit meinen Kindern bastel und backe, ein Brettspiel nach dem Anderen aus dem Regal ziehe, damit meine Kinder nicht vor lauter Bildschirm-und Playstation-Zeit verblöden, während ich den Sohn zum gemeinsamen Gespräch und Spaziergang “zwinge” (O-Ton Teenager), machen noch immer Einige da draußen was sie verflucht nochmal wollen!

Entschuldigt meine Ausdrucksweise, aber ich bin dieser Tage frustriert!

Sehr frustriert! Und traurig!

Wir Fünf halten uns an so viel – und sicher ist das nicht immer leicht, aber dennoch machbar und im Grunde nur ein kleiner, gar nicht so schmerzhafter, Beitrag!

Warum nur fühlt es sich dann so furchtbar blöd und dämlich an?

Will ich dieser Tage wirklich Instagram-Stories vom Weihnachtsurlaub in Dubai und auf den Seychellen sehen?
Als würde Corona gar nicht existieren?
Als wäre es noch immer nicht in allen Köpfen angelangt?

Als sind nur wir die “Deppen” und vielleicht einfach nicht schlau und raffiniert genug, ebenfalls jetzt  ‘ne geile Zeit zu haben?

Zurück in die Schule? Ich habe Bauchschmerzen!

Den Gipfel meiner Fassungslosigkeit werde ich dann wohl vermutlich in der nächsten Woche erreichen.

Wenn trotz Bewegungsradius (auch diesen werde ich dann hinnehmen und akzeptieren) oder gar Ausgangssperre (dito) MEINE Kinder in der Schule im Präsenz-Unterricht anrücken sollten!

(Noch wissen wir nichts – doch mir schwant das Schlimmste)

Ich will das nicht! Ich verstehe es nicht!

Ich kann es nicht begreifen, wieso überhaupt in Sachen Schulen noch überlegt wird!

Wir stehen so viel schlechter da als im Frühjahr – aber jenes Risiko, welches meiner Meinung nach wohl besteht, wird gefühlt billigend in Kauf genommen?

Oder gar provoziert?
Wir “Luschen” halten uns so gut wir können an alle Auflagen, Regelungen und Empfehlungen – aber letzten Endes wandert das Virus möglicherweise ohnehin über die Schulen in unser Haus?

Weil Kinder eh nix zu melden haben, nicht geschützt werden müssen, jammernde Corona-Eltern aber schon?

Ich werde diesen Text wohl nun an dieser Stelle beenden müssen, denn während ich diese Zeilen tippe, fläzt sich eines meiner drei Kinder gelangweilt auf dem Wohnzimmer-Fussboden.

Das zerreißt mich, das sehe ich als meine Aufgabe, mich um meine Kinder zu kümmern und ihnen den derzeit tristen Alltag so abwechselnd wie nur IRGEND möglich (in den eigenen vier Wänden) zu gestalten.

Vielleicht werde ich aber dabei heute einmal mehr entmutigt den Kopf schütteln und mich so klein, hilflos und ausgeliefert fühlen!

Pardon für diesen Corona-Durchhänger und Aussetzer….

Eure 

Alex

*P.S. Meine Gedanken – insbesondere auch bezüglich Schul-Öffnungen – schrieb ich bereits am frühen Nachmittag. Einiges davon ist mittlerweile  sicherlich nicht mehr up to date und bereits überholt…

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Dieser Beitrag hat 3 Kommentare

  1. Ich habe auch einen gewaltigen Corona-Durchhänger. Zwar haben wir Weihachten mit meinen Eltern gefeiert, doch ansonsten treffen wir auch schon seit Ende Oktober keine Menschen mehr. Einzig meine große Tochter durfte jetzt im Januar – nachdem sie seit 5 Wochen keine Freunde mehr gesehen hat – fürs gemeinsame Hausaufgaben machen eine Freundin besuchen, die im Nebenhaus wohnt. Ich fühle mich nach über 2 Monaten ohne soziale Kontakte auch sehr platt. Die größte Herausforderung sind jetzt wieder die Schul- und KiTa-Schließungen für mich. Es war abzusehen und es wird noch lange so weitergehen, aber ich bin schon wieder über meine Belastbarkeit hinaus. Vor allem fehlt die Perspektive. Ich denke nicht, dass Mitte Februar wieder alles geöffnet werden kann.

  2. Oh, ja, wilkommen im Club der Deppen. Wir sind schon da!
    Während meine Kinder traurig und alleine miteinander spielen/streiten, rennen vor dem Haus gefühlt alle Nachbarskinder zusammen herum, andere treffen Freunde….wir nicht. Meine Große (8) ist bald reif für einen Psychologen, sie ist wahnsinnig ängstlich geworden, ist wütend, anhänglich und verzweifelt, ich weiß nicht, wie wir das wieder in Ordnung bringen können. Der Kleine ist zufrieden, solange alle zu Hause sind und ausreichend mit ihm spielen.
    Ab nächster Woche ist dann wieder Homeschooling- und homekindergarten, Arbeit und Betreuung parallel zu erledigen, Notbetreuung macht mir Angst, solange es irgendwie geht, verzichten wir darauf, notfalls sitzen die Kinder mit mir im Büro, wenn homeoffice mal wieder nicht geht.

    Liebe Grüße

  3. Ich fühle total mit dir. Ich wünsche mir einfach nur, dass der ganze Spuk bald ein Ende nimmt, aber das geht nun mal nur, wenn alle mitwirken. Ich bin so traurig, wenn ich daran denke, wie viele noch immer leugnen und hetzen und den Ernst der Lage nicht begreifen…

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