Unser Leben ist schon ein sonderbares. Und manchmal glaube ich, ich verstehe es bis heute…
That’s me: Von Selbstreflektion, Ticks & Macken
Ich habe Macken und Ticks. Sehr viele sogar. Und furchtbar schreckliche, nervige Eigenschaften. Einige davon konnte ich über Jahre hinweg unterdrücken und mir ein wenig abtrainieren, doch viele lassen sich einfach nicht ablegen. Alle davon Euch jetzt hier aufzuzählen, nun es würde den Rahmen eines üblichen Textes sprengen. Habe ich doch in den letzten Monaten gelernt: Über der 1000-Wörter-Grenze läuft nix mehr beim treuen Leser ;). Tendiere ich selbst ja auch bei anderen “Bloggerkollegen” zum Aussteigen mitten im Text, sobald eine gewisse Länge überschritten ist!
Von daher hier und jetzt nur meine zwei größten Kack-beschissenen-Ticks! Brauch ja noch Reserve für weitere selbstdarstellerische Texte 😉
Ich bin ungeduldig! Sehr, sehr ungeduldig!
Ich hatte wohl den unromantischten Heiratsantrag aller Zeiten! Alles wegen meiner Ungeduld! Und so peinlich das auch ist. Ich möchte Euch hier und jetzt davon erzählen. Um zu verdeutlichen wie lächerlich meine unbezwingbare Ungeduld manchmal ist!
ICH hätte meinen Mann am Liebsten schon nach wenigen Monaten geheiratet, so viel ist schon mal klar. Da das aber kein vernünftiger Mensch tut und ihr kennt ja die Sache mit dem Prüfen und dem ganzen anderen Gedöns…wurde auf dem Empire State Building schon mal nix draus. DAS konnte ich noch verkraften, denn – wer mich kennt- so was ist selbst mir viel zu filmreif und schleimig!
Drei Jahre später jedoch, beim Wochenend-Trip in London. Mann ey! Da platzte mir halt doch der semi-geduldige Kragen! “Hergott! Noch nicht mal hier kann der mal schön mit mir essen gehen und jetzt endlich mal Nägel mit Köpfen machen!” So das trotzig sture Kind in mir. Dass wir auch noch die Tante dabei hatten und eigentlich ihr das Wochenende geschenkt hatten, in dem Moment völlig von mir ausgeblendet.
Da stampfte ich also mit Schmollmund und Zornesröte durch’s Hostel-Zimmer. Ja, nix romantischens Hotel-Zimmer! Englische Studentenbude, im Sommer umfunktioniert zum Hostel ! Klar rückte ich nicht damit raus was denn nun die Stimme beben ließ, wir Frauen wollen dass ihr Männer ALLES erratet!
Aber ungeduldige Menschen können ja nix für sich behalten, also schmetterte ich die Beschwerde dem Adressaten später doch direkt ins Gesicht. Hatte es ja eh aufgegeben.
Nun, er hatte die Ringe im Koffer und mir dann ebenso motzig in die Hand gedrückt. Immerhin blieb er aber im Raum und auch weiterhin -trotz meiner furchtbar blöden Eigenarten – in meinem Leben. Den Rest kennt ihr ja 😉
Die Sache mit der Ungeduld blieb leider ebenfalls. Was ich mir schon alles dadurch vermasselt habe! Alles muss gleich, sofort unverzüglich geschehen und gesagt werden. Ich glaube, das muss für meine Mitmenschen furchtbar anstrengend sein 😉
Aber hat denn nicht jeder Ticks? Sollten wir nicht einfach dazu stehen und versuchen milde über die Macken der anderen hinweg zu schauen?
Nehmen wir die Spezies”Blogger” zum Beispiel. Gewisse Eingeschaften lassen sich doch hier bestimmt nicht abstreiten. Und so frage ich mich:
Sind Blogger eigentlich Geltungsbedürftig?
Ich will nicht sagen “Narzissten”. Das sind wir bestimmt nicht alle. Ein gewisser Hang zum “sich selbst zur Schau stellen” und ein riiiesen Mitteilungsbedürfnis verbunden mit einem ununterdrückbarem Veröffentlichungsdrang lässt sich ja wohl kaum abstreiten, oder? 😉
Und ein klitzekleines bisschen schockt mich diese Tatsache! Hey! Ich war immer die schüchterne, kleine, graue Maus! Die uncoole, ohne Freund. Die, die erst mit 18 anfing, richtig auf die Kacke zu hauen und zu rauchen. Vorher war ich ja mit meiner Magersucht beschäftigt, ich berichtete bereits an anderer Stelle davon.
Wie kann es also sein, dass mir dieses Offene, die Ehrlichkeit, dieser Seelenstriptease und diese Selbstironie so unendlich viel Spaß bereiten? Woher dieses Glücksgefühl beim Schreiben UND Veröffentlichen? Nun, ich denke, es erfüllt bei mir einfach auch therapeutische Zwecke ;).
Was ich aber auch gelernt habe ist, dass Schreiben eine gewisse Macht verleiht. Auch das erschrickt mich ein bisschen, denn ich möchte Niemandem durch meine Texte schaden, Rache ausüben oder verletzen. Und hoffe sehr, dass ich das bislang noch nicht unbewusst getan habe! Ich tue es, weil es mir gut tut und mir nun mal das Schreiben noch viel mehr liegt als das Reden 😉
Eines steht jedoch fest! Schreiben habe ich schon immer geliebt! War nur eine sehr lange Zeit verborgen und vergessen, diese Leidenschaft. Doch nie richtig begraben. Vielmehr in einem Karton in der letzten Ecke des Dachbodens unseres Fertighauses versteckt. Da liegen alte Deutsch Klassenarbeiten. Aufsätze, Erörterungen – ich liebte es! Alles Einser, ohne jetzt überheblich wirken zu wollen. Und noch immer bin ich sehr dankbar für all die wenigen, lieben Menschen, die mich wohl doch besser kennen als ich mich selbst. Denn schließlich haben sie es geschafft, diese alte verborgene Liebe wieder aus mir heraus zu kitzeln! Wer weiß, vielleicht schreibe ich ja doch irgendwann das Kinderbuch? 😉
Komme ich zum nächsten großen persönlichen Tick:
Ich habe ein hohes Geltungsbedürfnis verbunden mit geringem Selbstwertgefühl
Nein! Immer noch kein Narzisst! ; )
Fakt aber ist: Ich habe eine Zeugnismappe. So wie wohl jeder eine besitzt, der ab der ersten Grundschulklasse den Ernst (gerne auch “Horst”) des Lebens erfahren durfte. Nun, in meinem allerersten Zeugnis (ihr wisst, die sind in Schriftform) steht das Folgende geschrieben. Ich möchte hier einmal zitieren:
” ….da sie sehr schüchtern und wenig selbstbewusst ist, braucht A. sehr viel Ermunterung und Bestätigung”
Leider steckt diese Eigenschaft noch immer tief in meinem Innersten. Ich kann sie nicht loswerden, abschütteln, verrotten und verbrennen! Und verabscheue mich selbst manchmal dafür. Weil ich damit anderen gehörig auf’n Sack gehe! Zwar gelingt es mir mittlerweile ganz gut diese Unsicherheit zu überspielen und nicht zuzulassen. Trotzdem: Mir muss man ständig sagen wie lieb man(n) mich hat und was ich gut gemacht habe. Ansonsten gaukelt mein verschrottetes Mutter-Hirn mir vor, mir all die lieben Nettigkeiten bestimmt nur eingebildet zu haben. Oder ich vergesse und verdränge es schlicht und einfach. Weil ich mich vielmehr an Negatives als an Positives erinnere! Dabei müsste es doch umgekehrt sein! Mit meinem steten “Gebettel“ nach Lob und Aufmunterung, nach lieben Worten und Bestätigung habe ich schon so manchen Menschen vergrault. Das weiß ich und das tut mir leid! Tja, selbst schuld.Und wenngleich es mir auch gelingt, diese Eigenschaften zu erkennen und hier den großen “Selbst-Reflektionisten” raushängen lasse: Etwas daran ändern ist die andere Sache. Noch so viel schwerer!
Denn irgendwie gelingt mir zwar immer wieder der erste Schritt der Selbsterkenntnis, danach trete ich aber stets auf der Stelle.
Verflixt.
Gott sei Dank gibt es Menschen wie meinen Mann. Die spielen das Spiel einfach nicht mit. Weil sie mich kennen. Weil’s ihnen zu blöd ist. Was völlig verständlich und verzeihlich ist!
“Ich sag Dir nicht, dass ich Dich lieb habe wenn DU es gerade hören willst” , so die übliche Aussage meines Gatten. Seit Jahren! Nun, ich höre in letzter Zeit selten ein “Ich hab Dich lieb”. Mag aber auch sein, dass ich an dieser Stelle gerade wieder maßlos übertreibe 😉
Ich weiß nicht wo es her kommt, dieses Bedürfnis nach Bestätigung. Dieser Drang und Wunsch gemocht und gelobt zu werden. Ich möchte das auch gar nicht analysiert wissen. Gott bewahre! Das macht mir Angst! Ich weiß nur, dass ich mir durch diese Eigenschaft schon einiges versemmelt habe.
Ich habe mal gelesen, ein Blog ist nur dann erfolgreich, wenn er unterhält oder dem Leser einen Mehrwert bietet. Nun, ich weiß nicht ob dieser Text auch nur einen dieser Punkte ansatzweise berührt hat, aber mir hat’s verdammt gut getan. Ich lerne mich auch durch’s Schreiben noch ein bisschen mehr selbst kennen und sehe die Selbstreflektion als gute Möglichkeit oder Ansatz an sich selbst zu arbeiten. Und auch wenn es hier in diesem Text viel um mich ging. Vielleicht regt er ja dazu an, zu seinen Fehlern und Ticks zu stehen. Zu versuchen drüber zu lächeln und diese zu mildern. Oder einfach zu versuchen damit offen umzugehen. So wie ich es gerade tue.
Und nun Schluss damit. So viel Besinnlichkeit kurz vor Weihnachten hält unmöglich ein Mensch aus! Ich hab noch so viel zu tun und vertrödele meine Zeit mit Schreiben! Noch so’n Tick 😉
In diesem Sinne: Nachdenklich-verstrahlte-Grüße
Eure Alex
P.S. Sofern Euch meine Texte gefallen, Lob und Anerkennung nehme ich noch immer sehr gerne entgegen 😉 😉
P.P.S. Mist! Schon wieder über 1000 Wörter 😉
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