Seit nunmehr eineinhalb Jahren setze ich auf natürliche Verhütung und bereue diese Entscheidung nicht. Ich…
Salt up your life: Mutti goes DIY (again!)
“Jetzt hört doch endlich auf!”. Gerade noch verkneife ich mir das “Verdammt noch mal!”. Kleine Schweißperlen rinnen mir die Stirn herunter. Das schreib ich übrigens immer genau so, weil’s so schön dramatisch klingt! 😉
Die Luft jedoch ist tatsächlich verflucht drückend und schwül, “sticky” wie der Kanadier sagen würde. Ja, es liegt etwas in der Luft, es erhitzt unser aller Gemüter und dehnt die mütterlichen Nerven bis zur ultimativen Höchstspannung.
Es lässt meine Kinder sich gegenseitig treten, sticheln, anschreien und fast schon ein klitzekleines bisschen hauen. Weil sie nicht wissen, was sie nun tun sollen. Nach Tagen des Draußen-seins und spritzig-nassen Nachmittagen im Freibad wissen sie nunmehr nicht mehr sich selbst zu beschäftigen. Im eigenen Wohnzimmer.
Meine Kinder sind ins erste schwül-klebrige Sommerloch geplumpst und haben selbst nicht die leiseste Ahnung und Idee mit welchen Mitteln aus diesem wieder herauszuklettern ist.
Raus können sie ja gerade nicht.
Denn ein Gewitter liegt in der Luft und macht somit alle Outdoor- und Schwimmbad-Pläne des restlichen Nachmittages zunichte.
Sehr wahrscheinlich würde ihnen gleich etwas einfallen, dazu benötigte es einfach nur ein paar Minuten der Langeweile, wie die kluge, erfahrene Mehrfach-Mutter eigentlich wissen sollte. Doch diese Geduld und Nerven habe ich jetzt gerade nicht! Denn meine Kinder würden höchstwahrscheinlich den Zeitpunkt der kreativen Langeweile nicht mehr erleben, so sehr gehen sie sich gerade an die erhitzte Gurgel. Alle drei! Und um ehrlich zu sein: Ich könnte kotzen!
Oder Salzteig machen.
Das hatte ich sowieso schon die ganze Zeit mal wieder vor gehabt.
Für gewöhnlich ist so etwas eigentlich eine Herbst- und Winterbeschäftigung. Dann, wenn sich die Nachmittage wie der blau-farbene Hubba-Bubba der Kleinsten ziehen und um 17 Uhr bereits triste Dunkelheit das kleine Fertig-Häuschen umhüllt. Doch tun dicke, dunkle Gewitterwolken einen ähnlichen Dienst, so darf die übelschmeckende, aber völlig gesunde und vor allem selbst hergestellte Knetmasse zur Beschäftigung gerne herhalten.
Selbstverständlich nur zur Unterhaltung der beiden blonden Räuber-Gören.
Es wäre äußerst naiv, davon auszugehen einen fast Elfjährigen noch für etwas derart Simples begeistern zu können. Aber so bekomme ich diesen – sich raufenden und rollenden- Haufen Kinder zumindest auseinander und von der Couch weg!
Und nur einzig und allein das zählt! 😉
Ihr wisst von meinem DIY-Talent.
Der arme bemitleidenswerte Nager lebt noch immer in dem selbst zusammengeschusterten Holz-Käfig. Etwaigen Ausbruchsversuchen an – mir zu verschuldeten – Schwachstellen wurde mittlerweile mit weiteren Holz-Teilen den Garaus gemacht. Beim wöchentlichen Reinigen und Wieder-Einstreuen ist höchste Konzentration ob der beim Öffnen der Klappe auseinander fallenden Elemente gefragt! Ein Wunder, dass das hundertprozentig biologisch abbaubare Kartenhaus nicht schon längst in sich zusammengebrochen ist und meinen kleinen Freund unter den morschen Holzteilchen begraben hat! 😉
Nun, ich wage allerdings zu behaupten, Salzteig bekommt jeder hin!
Auch ich.
Und da die Kaufmannsladen-Teile von der letzten Back-Aktion mittlerweile auf wundersame Weise verschwunden sind, ist es mal wieder dringend an der Zeit, Mini-Brötchen und Baguettes sowie Pralinen zu produzieren.
In Anbetracht der drohenden Katastrophe -gleich plärrt eh einer- krame ich in Windeseile die benötigten Zutaten hervor. Die gut sortierte Großfamilien-Küche hat in der Regel alles da, was Frau Mutter zum Salzteig-herstellen benötigt:
Salz (Überraschung!), Mehl, Speiseöl und Leitungswasser.
Lautstark rufe ich die blonden Nerv-Bojen zu mir.
Voller Elan schütten wenige Minuten später zwei Mädels nun
4 Tassen Weizenmehl, 2 Tassen Salz und 1 Esslöffel Pflanzenöl zusammen und vermengen die Masse mit 2 Tassen Leitungswasser.
Mittlerweile in eine mehlige Staubwolke gehüllt versuche ich, beide zu bremsen und davon zu überzeugen, Frau Mutter einmal vorkneten zu lassen. Vergebens.
So what! Beide sind glücklich und knatschen und pantschen höchst zufrieden summend vor sich hin! Yeah! Situation deeskaliert.
Über die Tatsache, dass sich meine Küche nunmehr in einem absoluten Ausnahmezustand befindet, der im Anschluss eine beherzte Reinigungs-Aktion von meinen Seiten erfordert, blicke ich in diesem Augenblick milde hinweg.
Zumal wir ja noch Größeres vorhaben:
Meine liebe Oma wird am Wochenende 90 Jahre alt! Und dass wir diesen Geburtstag feiern dürfen ist etwas ganz Besonderes! Sollten wir doch Weihnachten noch Abschied von der Ur-Oma nehmen, lebt sie jetzt wieder völlig genesen und noch immer selbstständig alleine in ihrer Wohnung! Und da es Menschen in jenem Alter nun einmal pflegen, wunschlos glücklich zu sein und keiner materiellen Dinge mehr zu benötigen, kann doch nichts schöner sein, als etwas hübsches, Selbst-Gebasteltes der Urenkel!
Und da formt sie bereits emsig Augäpfel und setzt sie in die vorgeformten Höhlen des kantigen Salz-Teig-Gesichts. Nun, einen leicht makaber-einzigartigen Geschmack hatte meine Mittlere schon immer! 😉
Der Kleinsten muss ich ein wenig beim Geburtstags-Schild helfen bevor wir uns an die Backwaren für den Kaufmanns-Laden machen. Und ich bin erstaunt, wie schnell es ihr gelingt, die teilweise filigranen Schnecken zu formen! Auf einer Seite entstehen nunmehr also herzallerliebste “Zimt-Schnecken”, auf der gegenüberliegenden Seite der Küchen-Theke ein lächelndes Gesicht. Das Gesicht der Uroma, wie sich später herausstellen sollte und im End-Ergebnis tatsächlich doch ganz schön wurde! 😉
Was zählt jedoch ist, dass beide Mädels zufrieden sind, Spaß haben und mit Mama Quality-Time an einem spannungs-geladenen Gewitter-Nachmittag verbringen.
Als beide Roste des Backofens voll sind, schiebe ich die Kunstwerke bei 150 Grad in den Backofen. Eine Stunde warten und Zeit für mich, wieder klar Schiff in der Küche zu machen. Dass ich damit länger beschäftigt bin, als die eigentliche Aktion an Zeit in Anspruch genommen hat, muss ich hier wohl nicht sonderlich erwähnen! 😉
Im Anschluss an die Back-Aktion können die Kunstwerke noch nach Belieben mit Acryl-Farbe bemalt werden.
Anfangs zeigt sich hierbei die Kleinste jedoch verhalten und zögert ein wenig ob meiner irrsinnigen Idee. Schließlich seien Brötchen doch weiß. Nach kurzer Zeit haben jedoch sowohl sie, als auch die Mittlere Kristall-salziges Blut geleckt und fangen nunmehr an, voller Eifer das Geschenk der Oma als auch Backwaren jeglicher Art anzupinseln. MIT raushängender Zunge, versteht sich! 😉
Und ein ganz kleines bisschen beobachte ich gerührt, wie die Kleinste eine Laugenstange zaubert. Entgegen meiner Erwartung wird hier nicht wahllos mit Pink und Lila geschleudert und gepinselt. Nein, vielmehr entsteht – ganz originalgetreu- ein kleines Kunstwerk. Sieht zum Anbeißen aus!
Und jetzt bin ich wirklich ein ganz klitzekleines bisschen stolz! Stolz, für’s heutige Entertainment-Programm gesorgt und Euch hiermit sogar eine (verkappte) DIY-Idee präsentiert zu haben! Mutti kann nämlich doch! 😉
Viel Spaß beim Kinder-beschäftigen!
Eure
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