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Ich wollt’ nur einkaufen geh’n: Wenn Gefühle entgleisen

Zähflüssig und dennoch unaufhaltsam bahnt sich das Gemisch aus durchsichtigem Glibber und penetrantem Orange seinen Weg gen Fussboden.

Nicht ohne dabei die von mir eben noch ahnungslos geöffnete Türe des Gefrierfaches herunter zu rinnen und ebenfalls ohne Halt vor sämtlichen Ritzen, Öffnungen und Dichtungsgummis zu machen.
Es ist einfach überall!

Das blöde, verflixte Ei!

Und während ich da auf allen Vieren auf dem Fussboden herumrutsche, verzweifelt darum bemüht, Herr der schier aussichtslosen Lage zu werden, fühle ich mich gerade vom Schicksal verarscht!
Ach was, vom ganzen Universum fühle ich mich gerade überaus veräppelt! Ihr kennt diesen Spruch mit den kleinen Sünden.

Denn Fakt ist, ich befände mich in keinem Eier-Desaster, hätte ich nicht wenige Minuten zuvor mit voller Wucht und Inbrunst die Kühlschrank-Türe zu gehauen.

Weil ich nicht wusste wohin mit Wut, Enttäuschung, Frust – eben all’ diesen blöden Emotionen, wie sie auch nur eine Mutter in einer eingefahrenen und nahezu unaushaltsamen Situation haben kann!

Das Ei muss dabei aus dem Seitenfach der Kühlschrank-Türe herunter gekullert sein, inmitten in die Ritze und zerbrach selbstverständlich dabei. Um sich nun ironischerweise zu ergießen und mir das Leben noch schwerer zu machen!

Denn ich muss nicht nur Herr über die schleimig-glibbrige Schmiere in der Küche werden, sondern auch der blöden, gerade vorherrschenden Situation. Denn nicht unweit vom Eier-Desaster und der in Zornesröte vor sich hin fluchenden Mutter befindet sich ein nicht weniger rotes und keineswegs leiser kreischendes fünfjähriges Mädel!

Das Mädel, das Mittags um zwölf noch immer im Schlafanzug vor mir steht und sich vehement weigert anzuziehen, oder gar mich beim so sehr notwendigen Einkauf zu begleiten.

Es sind Ferien.

Das bedeutet nicht nur, dass aktuell sowieso alles anders läuft und der gewohnte Rhythmus völlig aus dem Gleichgewicht geraten ist, sondern auch, dass mein ganz eigenes Nervenkostüm zerlöchert droht auseinander zu blättern.

Lochfraß vom Feinsten! Damit kann ich mich aktuell gar nicht auf die Straße trauen – oder in den Supermarkt.
Denn ich werde jetzt wohl die keifende Alte sein.
Die, die gerade einmal nur wieder den Moment, die Situation sieht.
Die, die sich Vorwürfe macht und an den eigenen Fähigkeiten zweifelt.

Diejenige, mit den zwei tiefen Ärgerfalten zwischen den Augen

Und dem zerschredderten Selbstwertgefühl.
Die Frau Mutter, die glaubt dieser Rolle einmal wieder nicht gewachsen zu sein und in der Erziehung komplett versagt zu haben.
Denn Mittags um zwölf noch drei Kinder im Schlafanzug herumlungern haben?
Alle drei unwillig, in Jeans und Pulli zu schlüpfen oder gar zur Zahnbürste zu greifen?
Das können nur die Kinder einer Versagerin sein!
Oh ja, mein Hirn fährt gerade zu Höchstleistungen hoch! 😉

Wie kann Frau nicht in der Lage sein, eine Fünfjährige aus dem Haus zu befördern UND zum Einkaufen zu bewegen?

Ja, es sind Gedanken wie diese, die mich gerade zittrig und vor mich hin murmelnd das Ei aufwischen lassen.
Momentaufnahmen aus dem Leben einer Mutter, die wohl jeder kennt und nahezu tagtäglich durchlebt.

Denn Kinder, bringen Dich an Deine Grenzen.

Sowohl im positiven, als auch negativem Sinne.
In den gewöhnlichsten Alltagssituationen.
Jeder einzelne Tag gleicht mit seinen vielen Auf und Ab’s, den verzückenden, kleinen und schönen Momenten – oder Situationen wie dieser –  einer emotionalen Achterbahnfahrt!
Und zwar ohne Sicherheitsgurt!

Als Mutter sind wir nur allzu oft auf uns alleine gestellt und haben situativ auch manchmal das Gefühl, aus der Kiste nicht mehr “lebend” heraus zu kommen.
Zu sehr schmerzen die Nerven, zu groß ist die Anspannung und am liebsten würden wir aus lauter Kehle schreien, während wir uns gedanklich gerade dem tiefsten Abgrund unseres Seins nähern!
Das Gerüst, auf dem das Mutterschiff fährt, es ist manchmal ein wackeliges und droht zusammenzubrechen.
Doch irgendwie erreichen wir doch immer alle heil das Ziel und atmen erleichtert auf! 

Ich in diesem Fall mit einer Stunde Verspätung den Supermarkt.

Mit dabei ein endlich hübsch anzusehendes Mädel, das fröhlich summend mit dem Einkaufs-Euro in Richtung Kinder-Einkaufswagen hüpft.
Längst vergessen ist die Auseinandersetzung zu Hause und wenngleich mir selbst die Seele noch brennt und Vorwürfe an mir nagen (ich hatte natürlich gemeckert, gezetert und gebrüllt), merke ich, wie die Luftveränderung gut tut.

Die kleine Luftveränderung, der Ausbruch aus dem “Ferienknast” wie ich unser Heim in den Winterferien gerne nenne. Die Auszeit, welche ich so sehr erzwingen musste! Alles scheint wieder gut, die Wogen glätten sich und zumindest für den Moment scheint die alte, ruckelige Holzachterbahn einem fröhlich-trällerndem Kinderkarussell gewichen.
(Und das liegt gewiss nicht nur an den Schokoladen-Herzen, welche freundlicherweise den Kindern zum Neuen Jahr geschenkt wurden! 😉 ).

Zwei Stunden später halte ich wieder ein klebriges Ei in der Hand.

Doch dieses Mal sollte es bewusst zerstört werden.
Und selbst als mir beim Aufschlagen dessen abermals der feuchte Glibber über die Finger rinnt, bin ich versöhnt.
Mit mir, der Kleinsten und diesem verkorksten Ferien-Vormittag!

Und damit es auch so bleibt streicheln wir gleich unser aller Seele. Mit Nervennahrung.
Kurzerhand entscheide ich mich für Kaiserschmarrn zum (sehr!) späten Mittagessen statt dem ursprünglich geplanten Gemüseauflauf.

Denn manchmal muss einfach alles anders laufen, um wieder in’s Gleichgewicht zu gelangen.
Um nicht zu entgleisen und um eine turbulente Rollercoaster-Fahrt wieder zum sanften Ausbremsen zu bewegen.
Und wenn das Ganze dann eben in der ollen, schlabbrigen Schlafanzughose stattfinden soll, dann sei’s drum!

Morgen bin ich ruhiger und entspannter!

Ganz bestimmt!
Der Kühlschrank zumindest ist wieder voll, aus dem Haus “muss” keiner mehr und ich möchte einmal mehr meinen Kindern die Auszeit vom Alltag, das Herumlungern und lange Schlafen, das Nicht-Anziehen und Nirgendwo-hin-müssen gönnen!
Weil sie nun einmal nicht immer funktionieren können und Ansprüche in den Ferien vielleicht einfach auch einmal herunter geschraubt werden sollten.

Habt noch eine schöne Ferien-Zeit!

Eure 

Alex

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Dieser Beitrag hat 6 Kommentare

  1. So cool ? wahrlich aus dem Leben gegriffen! Ich kann dir das so nachempfinden
    Gleichzeitig tut es gut, nicht die einzige zu sein, deren Leben ein unkontrollierbarer Rollercoaster ist.
    Liebe Grüße und gutes neues
    Sonja

  2. Oh man. Da hast du auch so einen schönen Tag hinter dir. Ich fühle mit dir, ich kenne solche Situationen auch. Ich finde deinen Beitrag toll. Ehrliche Worte, zumindest kommt es so rüber 🙂

  3. Dankeschön! Ist auch alles wahr und ehrlich…das ist mir sehr wichtig, die Dinge genau so zu schreiben, wie sie nun mal sind. LG! 🙂

  4. Danke für diesen Bericht, er ist Balsam für die geschundene MamaSeele. Ich bin nicht die einzige meckernde und Kinder (!) anbrüllende Mutter auf dieser Welt. In meinen Freundeskreis findet man die nämlich natürlich nicht ?

    1. Sehr sehr gerne! Wir Mamas sollten viel öfter ehrlich zueinander sein und uns einfach mal gegenseitig in den Arm nehmen! 😉 Liebe Grüße! Alex

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