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Kinderparty im Indoor-Spielplatz: Hüpfburg-Hölle oder erholsamer Segen?

Samstag. Der muffig-süßliche Geruch steigt mir in die Nase und lässt alte Erinnerungen aufkommen.
I’ve been down this road before – inhalierte den gleichen Gestank, sah den verschmierten Fussboden, welchen man tunlichst niemals in Socken (oder gar barfuss!) berühren sollte und sichtete zerknüllte Papierhandtücher in überquellenden Mülleimern – sowie leere Papprollen an den dafür vorgesehenen Halterungen.
Und auch jetzt sehe ich  Schmiere und Dreck – und spüre förmlich mit jeder Faser des eigenen Körpers Keime, Viren und Bakterien vor hellster Freude auf und ab hüpfen!
So wie es deren künftige Wirte ein Stockwerk höher ebenfalls ausgelassen und begeistert tun.

Ja, als wir das letzte Mal vor etwas mehr als zwei Jahren hier waren, bescherte uns der Aufenthalt einen verkorksten Kroatien-Aufenthalt.
Ein Sommerurlaub, welcher zum großen Teil aus hoch fiebernden, teilnahmslosen Kindern auf der Liege unter Schatten-spendenden Pinien-Bäumen bestand.

Und ja, mein aktueller Aufenthaltsort ist nix für empfindliche Gemüter und verkappte Hypochonder! 😉

Doch jetzt gerade?
Steh’ ich mit drei Mädels in der Warteschlange und lächel dümmlich vor mich hin!
So what!
Es kommt wie es kommt!

Und schmunzelnd beobachte ich eine andere Mutter.
Hier auf der Damen-Toilette des überdimensionalen Indoor-Spielplatzes.

Wie sie verzweifelt Klopapier sucht – und panisch Gäste-Kinder nach der Konsistenz des soeben Ausgeschiedenen befragt.
Ich spüre förmlich ihre Gedanken (“Herr! Lass es jetzt bitte, bitte nicht Groß sein!” 😉 ).
Ich sehe die Schweißperlen auf der Stirn, als sie bereits das fünfte Mädchen daran erinnert, sich die Hände zu waschen und zu schütteln, statt die zarten Gliedmaßen in den bedrohlich lauten Heißluft-Handtrockner zu stecken.
Fünfzehn Kinder habe sie heute dabei, erfahre ich (ja, wir stehen lange in der Schlange!) und kann mir ein zynisches Zucken um die Mundwinkel kaum verbergen.
Selbst schuld, hi hi!

Ich hingegen bin mit insgesamt sieben Kindern hier, von denen allerdings drei die ganz eigenen sind.
Easy Peasy also! 😉

Warum aber bin ich hier, wenn der einleitende versteckte Unterton doch vermuten lässt, niemals allzu begeistert von der lauten, stinkigen “Keim-Schleuder” zu sein?
Warum feiern wir ausgerechnet hier den sechsten Geburtstag der kleinsten Tochter?

Weil sich es sich von Herzen wünschte! Punkt!

Gleiches Recht für alle Kinder!

Und weil wir alle drei Kinder stets versuchen gleich zu behandeln.
Die beiden Geschwisterkinder durften bereits jeweils einmal hier vor Ort ihren Kindergeburtstag feiern – und somit war es mehr als selbstverständlich, dass auch mein jüngstes Kind dies so wählen durfte!

Und ganz nebenbei erwähnt, sooo schlimm ist eine Geburtstagsfeier im Hüpfburg-Eldorado (oder war’s die Luftkissen-Hölle?) nun auch wieder nicht!
Denn blendet man einmal Lautstärke, Menschenmassen und ein gewisses vorhandenes Verletzungsrisiko aus (ebenso wie rabenschwarze Füße und Socken), dann birgt eine solche Feier durchaus auch gewisse Vorteile! 😉

Alles bleibt sauber!

Fange ich mit einem mir persönlich nicht ganz unwichtigem Punkt an:
Ich muss nachher nicht die Bude putzen!
Kein Toiletten-Schrubben und Boden-wischen, kein Haustüre und Klinken polieren und mehrfaches Spülmaschine Be- und Entladen.
Kein Glasreiniger, Sagrotan, und überquellende Mülleimer.
Keine aufgebauten Bierbänke – und kein zuvor gründlich gefegtes Carport.
Keine aufwändige Dekoration und Kuchen-Schmiere unterm Tisch!
Zu Hause bleibt einfach alles so, wie wir es verlassen haben!
Allein bei diesem Gedanken beobachte ich mich abermals im Toilettenspiegel dick und fett grinsen.

Hüpfburgen sind ein Selbstläufer!

Ich musste mir im Vorfeld nicht das Hirn zermartern.
Die ausgeknobelte Schatzsuche, Basteleien für die Pause zwischen wildem Herumtoben, zurechtgestelltes Material eben genau dafür, Bewegungsspiele im Garten und nostalgische Klassiker  – ich musste an nix davon denken!
Denn einmal angekommen in der Gummi-Plastik-Muffel-Halle läuft die Party ganz von alleine.

Kinder schieben sich gegenseitig auf Fahrzeugen durch die Gegend, spielen fangen, klettern, hüpfen oder chillen neben mir auf der Bierbank (welche ich nicht selbst aufbauen und den dazugehörigen Tisch nett eindecken musste!).
Und wir Erwachsenen?
Fungieren lediglich als stiller Beobachter des ganzen Szenarios, helfen und trösten, wenn’s halt dann doch mal sein muss und haben ansonsten viel Zeit!
Sehr viel Zeit!
So viel Zeit, dass der Gatte und ich uns in ausgefallener Gesichts-Akrobatik üben und ich tatsächlich die schaumige Latte heiß genießen kann!

Nicht jedermanns “cup of tea”

Doch ähnlich wie wir Erwachsene sind auch Kinder unterschiedlich.
So kann man bei einem solchen Vorhaben allerdings Gefahr laufen, dass eingeladene Kinder erst gar nicht mitkommen wollen.
Weil das Ungewohnte nun einmal Angst macht und nicht jedes Kind mit Lautstärke und wildem Gewusel locker kann.
Geht ja selbst uns Erwachsenen so.
Da hilft dann auch kein gutes Zureden, sondern die Akzeptanz der Dinge, wie sie nun einmal sind – und ganz viel Verständnis.

Und auch vor Ort kann es passieren, dass das ein oder andere Kind sich zumindest temporär nicht ganz so glücklich mit der gewählten Location zeigt.
Nun, wir hatten Glück und alle Kinder fühlten sich wohl, schneiten immer mal mit hochrotem Kopf zum Trinken und Kuchen naschen vorbei – und die zum Abendessen bestellten Spaghetti Bolognese waren der Renner schlechthin!

Rundum-Paket vs Gewissen

Spaghetti, die ausnahmsweise nicht ich kochte.
Denn je nach Vorliebe kann man hier das Rundum-Sorglos-Paket für einen ausgiebigen Kindergeburtstag buchen.
Der Tisch wird dekoriert, die Krone steht bereit, ebenso wie sonstiges Gedöns wie Slush-Eis, Kart-fahren oder eben das zur festen Uhrzeit bestellte Abendessen.

Einfach mal chillen – und den Dingen ihren Lauf lassen 😉

Ich jedoch wäre nicht ich, hätte ich nicht aber eben doch mit Sorgen bekümmerter Miene auf der Bierbank gehockt!
War es denn ok, es sich dieses Jahr so einfach zu machen?
Ja, verflixt! Es ist auch einmal ok so!
Insbesondere, wenn sich das eigene Kind das genau so wünscht!
Die kreative Über-Mutter kann ich im nächsten Jahr immer noch raushängen lassen!
Dieses Jahr darf ich auch mal chillen!

So viele andere Mütter!

Oder andere Mütter beobachten.
Es ist mir ein lieb gewonnenes heimliches Hobby geworden:
Das Begutachten (und innerliche Beurteilen) anderer Mütter (machen wir doch alle! ;)).
Sei es in Wartezimmern oder eben an Orten, an denen viele dieser Spezies anzutreffen sind!
Ich beobachte hysterische, übervorsichtige Mütter, die schützend dem eigenen Nachwuchs hinter her hechten.
Sehe verloren wirkende Neu-Muttis im Bällebad hocken (Gott sei Dank muss ich es nicht mehr! 😉 ) und zeternde Ordnungshüterinnen beim Maßregeln anderer Kinder.
Blicke auf Feuchttuch-wedelnde Sauberkeits-Fanatikerinnen und desinteressierte Schnatter-Muttis.
Das ist herrlich amüsant!

Und das liebe Geld?

Ist das nicht viel zu teuer?” Ganz ehrlich? Ich glaub’s kaum!
Denn rechne ich einmal Deko für Zuhause, ausgefallene größere Mitgebsel und Bastel-Material sowie Lebensmittel-Kosten dagegen, ist eine solch “organisierte” Party auch kein unbezahlbarer Luxus mehr!

Ja, das Klo ist echt eklig!

Und dennoch kann ich nicht aufhören zu grinsen.
Denn ich fühle einen eigenartigen Zustand der Entspannung.
Hier in den Katakomben des Tobe-Mekkas!

Ich weiß nicht woran es liegt.
Der allgemeinen heutigen Verfassung?
Der Einstellung, dass mir nix und niemand heute am Geburtstag des geliebten Kindes etwas anhaben kann?
Der Gewissheit, nun mit dem Thema Kinderparty im Spaß-Abenteuerland durch zu sein?
Oder dem Gefühl, den Dingen hier einfach ihren Lauf lassen zu dürfen?

Klar weiß ich nicht, ob und welche Folgeschäden dieser Geburtstag nun davon tragen wird – doch eine Stunde später im Auto blicke ich nur auf Eines:

Glückliche Kinder!

Den Kindern hat’s gefallen und mein Geburtstags-Mädchen singt glücklich vor sich hin!
Keines hat auch nur eine Schramme davon getragen und alle haben fleißig gefuttert und wurden satt!

Im Gegensatz zur letzten Party im Abenteuer-Hüpfburg-Land kotze niemand die noch unverdauten Spaghetti in’s Fahrzeug-Innere (wirklich passiert!) und nix ging verloren oder wurde vergessen!

Und somit setze ich an den diesjährigen Auswärts-Kindergeburtstag einen ganz dicken fetten Haken!
Auch wenn er eben nicht zu Hause statt fand!
Und das ist auch einmal in Ordnung so!

Viel Spaß beim Kindergeburtstag-planen!

Eure 

Alex

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