Dienstag, 24.12.2024 - Heiligabend. "Habe ich auch wirklich an alles gedacht? Nicht, dass doch noch…
Das alles ist Trauer – Mach’s gut Opa!
Trauer.
Trauer lässt eng umschlungen mit Deinen Kindern im Bett sitzen und Tränen hemmungslos laufen.
Sie lässt Dich das wilde Haar aus dem Gesicht des Kindes streichen und ganz dolle halten – das Mädchen in Deinen Armen und die Hand des Sohnes neben Euch.
Sie lässt in den Himmel blicken, an einem Montag-Nachmittag und für einen Moment die Welt stillstehen.
Dunkle Wolken ziehen und beim Blick aus dem Fenster reißt der Himmel plötzlich auf und lässt ein Stückchen Blau hervorblitzen. Helle Strahlen fluten den Raum.
Für einen winzig-kurzen Augenblick.
Während ein Herzensmensch seine letzte Reise antritt.
Das ist Trauer.
Sie lässt Dich die Türe zwischen Dir und dem anderen Kind schließen, obwohl Du auch hier so gerne in den Arm nehmen und trösten möchtest.
Doch ist auch das Trauer.
Sie bittet hin und wieder auch darum, alleine gelassen zu werden und zu schweigen, möchte beim jeweiligen Träger auch im Inneren ausgelebt werden.
Trauer lässt Bilder der Erinnerungen suchen, um irgendwie festhalten und gleichzeitig loslassen zu können. Um zu verstehen.
Sie beantwortet geduldig Fragen des Kindes und sind sie noch so unbequem, denn Trauer möchte begriffen und verarbeitet werden.
Trauer lügt nicht, Trauer verschönt nicht, Trauer ist real und echt – auch den kleinsten Kindern gegenüber, wenn sie darum bitten.
Trauer lässt lustige Anekdoten erzählen und gemeinsam lachen, Jahrzehnte voller Lebendigkeit wiederaufleben. Jetzt erst recht.
Auch das ist Trauer.
Trauer hat viele Gesichter
Sie bittet darum, neben unserem Alltag zu existieren, es ist nicht ihre Absicht zu zerstören, sie ist unser Weggefährte.
Trauer lässt stoisch den Alltag planen und die Einkaufsliste bestücken, als wäre ein Pfund Hackfleisch in jenem Moment das Wichtigste auf Erden.
Sie möchte in Deinen Alltag eingefügt werden und schenkt wichtige Stunden, in welchen sie völlig versteckt im Hintergrund verweilt.
Selbst in ersten so, so schwierigen Tagen.
Sie lässt Sprachreisen für die Kinder planen und über eigenartige Klassenarbeiten scherzen, denn sie verdeutlicht Dir, dass da noch immer Dein ganz eigenes Leben ist!
Und es fordert und will und möchte strahlen!
Kinder lachen und rangeln in gelösten Momenten und leben gerade uns Erwachsenen vor, was wirklich zählt!
Das eigene Leben, welches sich zwar ändert – aber fortgesetzt werden mag.
Die ganz eigene Familie.
Alltag, Normalität, banale Problemchen, Spaß, Lachen, Freude – alles ist erlaubt und darf (und muss!) gelebt werden!
Trauer lässt hingebungsvoll Kuchen backen und Geburtstage so feiern, wie sie nun einmal fallen.
Sie lässt selbst in dunkelsten Stunden Freundschaft, Geselligkeit und Leben spüren.
Hier gibt es keine Regel und keine Vorgaben, die Trauer schreibt uns nicht vor, wie sie ausgelebt werden möchte und wann sie stattfinden darf!
Ein jeder Mensch, ein jedes Kind, darf hier frei entscheiden – ihren Raum wird sie sich schon oft genug nehmen.
Trauer begleitet uns. Immer. Und es ist ok!
Denn Trauer kommt. Immer wieder.
Ich kenne sie bereits, sie ist mir vertraut.
Beim Spülmaschine-ausräumen, einfach so.
Zwischen Tellern und Teetassen lässt sie Tränchen rieseln und mit einem Schluchzen kurz innehalten.
Nach einem turbulenten Tag voller Aufgaben und Termine und durcheinanderwirbelnden Stimmen und Diskussionen holt sie Dich ein.
In einem stillen Moment auf dem Badewannenrand.
Sie ist Teil des Lebens – Teil eines jeden Menschen Lebens, der bereits von liebsten Wegbegleitern Abschied nehmen musste.
Sie gehört dazu und will angenommen werden.
Und auch ausgelebt.
Um dann wieder beiseite gestupst werden zu können und Raum für die ganz eigene Welt zu geben.
Die Welt, die sich für uns weiterdrehen möchte, die darum bittet und kämpft gesehen und erlebt zu werden.
Trauer lässt uns im Inneren ins Zwiegespräch gehen mit Menschen, die nicht mehr unter uns weilen, und in Bildern und Erzählungen oder auch fortgeführten Traditionen nie vergessen.
Das alles ist Trauer.
Lieber Opa Claus, lieber Schwieger-Papa,
als ich Dir das erste Mal begegnet bin, schüchterte mich der stattliche Kerl da auf der Liege ein bisschen ein. 😉
Es hat sich komisch angefühlt, als Dein Sohn mich das erste Mal vorstellte.
Doch das im Nachhinein an meinen jetzigen Mann ausgesprochene Feedback
“die hat ja ‘ne Figur wie Claudia Schiffer” stimmte schnell versöhnlich!
(Ich hab’ Dir nie dafür gedankt 😉 )
Im Laufe der darauffolgenden dreiundzwanzig Jahre lernte ich einen herzensguten Zweit-Papa kennen, eine Familie, in die ich von Anfang an mit offenen Armen aufgenommen wurde.
Den Besserwisser und Oberlehrer magst Du vielleicht an Deinen Sohn weitergegeben haben, aber das lag halt am Beruf.
(Ich wäre in Physik wohl eine Deiner grottenschlechtesten Schülerinnen gewesen!!! 😉 )
Das verzeihe ich Dir jetzt mal.
Auch den weitervererbten Sturkopf, mit dem ich hin und wieder auskommen muss.
Wir zwei beide aber hatten uns – selbst in Zeiten vollster Konflikten – nie in den Haaren.
Du begegnetest mir immer höflich und zurückhaltend und vollster Respekt und Warmherzigkeit. Danke dafür!
Unseren drei Kindern wurde ein toller und in jungen Kinderjahren immer hilfsbereiter und engagierter Opa geschenkt.
Ich fürchte, jetzt muss ich mir ständig irgendwelche Dinge auf den Kopf setzen um zur Erheiterung beizutragen.
Und auch wenn ich hin und wieder vielleicht ein kleines bisschen gemeckert habe, weil ich gefühlt ja immer nur Hackfleisch-Gerichte (Banause!) kochen konnte – ich hab’ Dich gerade in den letzten Monaten so gerne bei uns am Esstisch sitzen gehabt.
Wer bringt uns jetzt die Flasche Cola zum Mittagessen mit?
Ach ja, nur damit Du es weißt:
Die Gemüsesuppe neulich, die mit dem Bratwurst-Brät drin, die Dir so gut geschmeckt hat – die war mit Hühnerfond MIT Hühnerfleisch!
Jetzt kann ich es ja verraten. 😉
Aber wie hast Du ja immer so schön gesagt?
“Kommen ‘se näher, kommen ‘se ran, hier werden’se genauso beschissen wie nebenan!” 🙂
Um die Winterreifen wird sich gekümmert, ich weiß es war Dir letzte Woche noch ganz, ganz wichtig und ich verspreche Dir von Herzen, wir kümmern uns gut um die Oma.
Alle, alle zusammen.
Denn DAS ist Familie.
Eine Reise steht noch aus
Deinen großen Wunsch werden wir im Sommer umsetzen.
Zwar reist Du dann nicht mehr auf der Rücksitzbank mit uns an den Faaker See – aber in unser aller Herzen!
Der Plan bleibt und steht.
Für Dich, für uns alle!
Was gäbe ich jetzt doch darum, wieder das Piepsen des Hörgerätes zu hören oder langen Telefonaten (und Streiten 😉 ) zwischen Dir und meinem Gatten zu lauschen.
Und sei bitte nicht böse, dass wir Dein Sommer-Käppi nicht mit auf die letzte Reise schicken.
Es ziert jetzt für immer gut behütet die Zimmerwand Deiner Enkelin – sie braucht diesen Teil von Dir gerade so sehr.
Es gibt ‘ne Menge Leute, die Du jetzt von uns grüßen darfst – zank Dich bitte nicht zu arg mit der Tante “Schnotti” und umarm all’ die lieben Menschen von uns, die Du jetzt vielleicht triffst.
So long, Opa!
Deine &
EureDer Text gefällt? Dann Daumen hoch für die Alex!
Ach Alex, so tolle Worte! Und… ich weine!
Drück Dich ganz fest, Deine Bea.
Danke liebe Bea!!!
So tolle Worte, und mir kommen sofort die Tränen.
Ganz liebe Grüße
Bettina
Danke. Ganz liebe Grüße zurück!
Ich wünsche euch von Herzen ganz viel Zusammenhalt und Zuversicht für die kommende Zeit. Abschiede sind schwer, Trauer gehört dazu!
Alles Gute für euch!
Danke Dir!!!