Wenn im Herbst die Blätter fallen, dann hat das irgendwie auch etwas Friedfertiges. Und vielleicht…
Gemeinsam einsam. Können Erwachsene (Eltern) keine tiefen Freundschaften mehr führen? #einsamkeitistaucheingefühl #freundschaft
Neulich saß ich nach einer netten Kaffee-Verabredung mit einer Freundin im Auto – und fühlte mich irgendwie komisch.
Niedergeschlagen – ich konnte das Gefühl gar nicht richtig einordnen.
Es hatte etwas von einer eigenartigen Unzufriedenheit, ich fühlte mich irgendwie – leer.
Als hätte mich das Treffen, die Gespräche, nicht erfüllen können, als wäre da keine Wärme und kein Trost gewesen.
Und als hätte sich in meinem Inneren einfach rein gar nichts nach diesem gemütlichen – und durchaus netten und lustigen! – Zusammenkommen geändert.
Ja, fast sogar als hätte es einfach nicht stattgefunden.
Denn ich fühlte mich irgendwie – schon Minuten nach dem Treffen – wieder alleine, einsam und ungesehen.
Trotz des sozialen Kontaktes und auch diverser Termine in den Tagen zuvor, die ja alle stattgefunden hatten und alle mit Menschen zu tun hatten.
Irgendwie.
Wieso fühlte ich mich dann “alleine”?
Warum nur fühlte ich mich dann noch immer so unerfüllt und alleine?
Und dann kam mir ein Gedanke beziehungsweise wurde mir Eines bewusst.
Wir Freundinnen (und es geht mir mit mehreren so) führten im Grunde nur Small-Talk oder tauschten uns über die eigenen Kinder aus.
Die gesamte wertvolle Zeit über.
Wir erzählten von den Reisen in den Sommerferien und wie es in der Schule läuft, welche Hobbys die Kinder gerade haben, was die Kinder so machen, wie es den Kindern so geht, welche tollen Erfolge die Kinder haben und was als nächstes da bevorsteht.
Wir verglichen nahezu!
Und fast hatte ich das Gefühl, es habe sich seit der Anfangszeit mit Baby nichts geändert!
Denn ein Großteil der Themen kreiste um die Kinder und was DIE so machen.
(Früher Karotte-kotzen, jetzt auf Kirmes gehen 😉 )
ICH fand in diesem Gespräch gar nicht wirklich statt.
WO sind die echten Gespräche!?
Warum können wir (Frauen) nicht darüber reden, was wirklich in uns vorgeht?
Wie wäre es einfach mal mit knallharten Wahrheiten, die vielleicht jede in uns fühlt, aber nicht traut zuzugeben!?
Wem ist damit geholfen, wenn wir all’ diese Gedanken in uns einschließen und uns vor Kummer den Magen halten – und vor lauter “einhalten” müssen an ganz dusteren Tagen nicht mehr wissen, wohin mit uns selbst?
Das kann doch nicht gesund sein!
Für mich fühlt es sich nicht immer gesund an.
Und Menschen müssen sich doch auch anvertrauen können, die tiefen Gespräche führen. DAS wäre doch nur menschlich! Das wäre und ist ECHT.
Nur habe ich das Gefühl, tun das die wenigsten von uns schon sehr fortgeschritten erwachsenen Menschen.
Solche Freundschaften gibt es nur noch selten – und manche haben sie auch einfach gar nicht.
Das, was viele von uns heute als “Freundschaft” bezeichnen, ist nur oberflächliches Geplänkel. Ein Präsentieren von Fassaden.
Das beobachte ich so oft in meinem Umfeld!
Aber reicht das wirklich aus?
Oder kann man sich dadurch nicht längerfristig auch unglücklich, leer oder gar einsam fühlen?
Ich denke schon!
Wir kratzen nur an der Oberfläche, statt tief (mit) zu fühlen
Warum können wir unter Freundschaften nicht einfach mal darüber reden, wie gerne wir uns zum Beispiel auch mal wieder als attraktive Frau fühlen möchten?
Und dass wir Worte wie “Du siehst (heute) schön aus” vermissen, denn es sind nun einmal Sätze die uns alten Menschen in langjährigen Ehen nicht mehr allzu oft begegnen.
Um feststellen zu können, ob wir mit solchen Gedanken alleine sind – oder vielleicht doch im Geheimen verbündet Hände halten könnten.
Wie aber all’ das herausfinden, wenn niemand drüber redet?
Wenn Frau nicht weiß, wie es Anderen so wirklich – ganz tief drinnen – geht.
Warum scheuen wir uns so sehr davor, auch einmal die Hülle fallen zu lassen – und gewähren den Blick hinter die Fassade?
Macht das nicht vielleicht auch liebenswert und festigt sogar Freundschaften?
Seid stark genug, um auch mal klein zu sein!
Wir haben in unseren Köpfen, dass es schwach ist, Schwäche zu zeigen.
Wieso geben wir nicht zu, dass manche Tage so dunkel und duster sind, dass wir uns überflüssig und ungesehen und ungeliebt fühlen.
Weil das noch immer nicht Gesellschafts-fähig ist!
Weil deepe Gedanken und Gespräche runterziehen und die Stimmung versauen, wo man doch Geselligkeit und Leichtigkeit sucht?
Warum aber fühle ich mich nach jenen Small-talk Begegnungen oder Treffen mit Freundinnen im Anschluss so leer und unbefriedigt – und noch immer einsam und alleine?
Ich fühle mich als Mensch und eigenständige Person ungesehen, geht es in Gesprächen nur um Reisen oder die Wege und den Erfolg der eigenen Kinder.
Ich bin doch auch noch da! Ich existiere! Ich denke und ich fühle!
Wieso können wir nicht lachend uns öffnen und zugeben, wie kritisch wir vorm Spiegel stehen oder sogar letztens das Wort “Botox” in die Google-Suchleiste eingegeben haben?
Oder dass wir unsere Jugend vermissen!
Oder wie unfassbar krass diese scheiß hormonellen Veränderungen im Zyklus einer Frau sein können und wie sehr jede einzelne von uns darunter vielleicht still und heimlich leidet?
Weil Zyklus-Talk ja zum Fremdschämen ist und Wechseljahre noch immer ein Tabu sind?
Oder können wir nicht einfach auch mal über (Ehe-) *** sprechen, ohne dass wir dabei in eine schmuddelige Ecke gedrängt werden oder einen Stempel aufgedrückt bekommen?
Das gehört doch nunmal auch zum Alltag dazu.
Wieso geben wir nicht zu, dass wir Seiten an uns vermissen – oder vielleicht auch ein Problem mit dem Älter-werden haben?
Warum fassen wir so selten in Worte, was wir WIRKLICH fühlen und uns beschäftigt und grämt?
Oftmals ist es Selbstschutz
Meist ist es Selbstschutz.
Klar, wer sich öffnet, macht sich angreifbar.
Ein paar sehr wenige Male glaubte ich, solche tiefen Freundschaften zu haben, in welchen ich mich anvertrauen und zeigen kann, ganz so wie ich bin.
Doch möchte ich dann gerne angehört werden und auch selbst zuhören!
Aber ich will nicht verurteilt und beschimpft werden!
Ich möchte nicht hören, wie armselig ich doch bin und wie bemitleidenswert mein Leben sei.
Ich mag gerne erzählen aber keine ungebetenen Empfehlungen, die massiv in das Ehe- und Familienleben eingreifen.
Denn ich möchte nicht mit Ratschlägen und verbalen Keulen verhauen werden.
Auch das kam leider in der Vergangenheit vor und ist wohl die Kehrseite des Sich-Öffnens – und ich musste Verbindungen beenden.
Denn dann tut ein solcher Austausch überhaupt nicht gut, ist toxisch, vergiftet eigene Gedanken – und ist nach hinten losgegangen.
Und vielleicht ist es auch genau das, was die Meisten fürchten:
Dass unsere Offenheit, wo wir uns einfach nur Gehör und vielleicht ein kleines Quäntchen Verständnis (oder eine Umarmung 🙂 ) wünschen – uns mehr schadet und verletzt, als dass sie jemals geholfen hat.
Also halten wir den Mund, definieren uns über unsere Kinder, begraben den Wunsch, Visionen und Träume zu äußern oder gar Unstimmigkeiten anzusprechen.
Wir schützen uns lieber und fühlen uns mit all’ unseren Gedanken, Sorgen und Problemen – vielleicht sogar Ängsten und Ticks – einfach nur unfassbar alleine und ungesehen.
Ist das nicht traurig und schade?
Der Partner kann nicht alles auffangen – jeder braucht auch Freunde!
Und Nein, es ist nicht nur alleinige Aufgabe und Rolle des Ehepartners, die tiefen Gespräche zu führen und all das aufzufangen, was in unserem Innersten vorgeht!
Das möchten wir (Frauen) auch gar nicht immer!
Manchmal gibt es eben auch Themen, die man gerade NICHT mit dem jeweiligen Partner – sondern mit einer Freundin oder einem Freund – besprechen möchte!
Denn auch ein Ehepartner ist nicht das ganze, alleinige Universum – ein jeder Mensch braucht auch (tiefe) Freundschaften.
Manchmal tickt der Partner (ich spare mir hier jetzt das ganze gendern) auch ganz anders, ist der notwendige Gegenpol, der eben wiederum wichtig ist und gut tut.
Oder der Partner kann mit den jeweiligen Stimmungslagen und all den Gefühlen und Gedanken und depressiven Tiefs nicht viel anfangen, das nicht nachvollziehen, es nicht fühlen – ist überfordert.
Dann braucht es andere Menschen, die zuhören und verstehen – Vertraute.
Nur findet sich sowas – gerade im Erwachsenenalter – sehr selten.
Und vor allem ist es ein sehr, sehr großer Schritt, sich zu zeigen und zu öffnen.
Ich glaube, wir Erwachsenen sind oft verlorene Seelen ohne Seelenfreunde.
Bin ich zu wählerisch? Sind meine Ansprüche zu hoch?
Und ja, vielleicht bin ich zu wählerisch!
Vielleicht habe ich zu hohe Ansprüche an das, was andere unter Freundschaft verstehen.
Vielleicht auch fühle nur ICH so.
Und lockere Freundschaften sind gleichermaßen wichtig und auch wertvoll!!!
Denn jeder Kontakt und jede Ablenkung sind schön und machen Spaß!
Aber wieso gibt es dann diese ganzen Serien über tiefe Freundschaften und Verbündete, die über Jahre hinweg bestehen?
Vielleicht DOCH aus einer leisen Sehnsucht und eigenartigen Leere heraus?
Eure
Der Text gefällt? Dann Daumen hoch für die Alex!

Liebe Alex,
mir gefällt dein Artikel. Mein Mann und ich müssen in letzter Zeit auch feststellen, dass wir die letzten Jahre Freundschaften und Hobbies vernachlässigt haben. Jetzt sind die Kinder größer und es ist so wichtig sich wieder mehr im Außen zu orientieren. Ich glaube daran, dass Freundschaften nach all den Familienjahren wieder intensiver werden, weil sich die Prioritäten mit dem Wachsen der Kinder ändern. Ich bin da voller Hoffnung und freue mich darauf.