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Nur eine Mutter?

Keine Bezeichnung scheint heutzutage mehr gefürchtet und niederschmetternder als die,
“nur eine Mutter” zu sein.
Es kommt mir so vor, dass wir Frauen in der heutigen Zeit nichts auf der Welt mehr bangen, als in diese eine Schublade gesteckt zu werden. Als so zu bezeichnet zu werden!

Ein “nur” zu sein und ein Namens- und Identitäts-loser Begriff.
Auf das “Mutter” sollte mindestens ein “und” noch folgen!
Und im Idealfall stelle dieses “und” bitte sehr schon einmal gar nicht “Hausfrau” dar.

Es geht mir ja selbst so, denn als “nur Mutter” bezeichnet zu werden oder sich gar selbst an dunklen Tagen als solche zu sehen, nix scheint deprimierender, kontraproduktiver und sogar ein klein wenig schädlicher!
Für uns, für unser Seelenleben, fürs Selbstwertgefühl, für die Sicht auf das eigene Ich!

Die Bezeichnung “Mutter”

Mir selbst ist in der Vergangenheit oft aufgefallen, dass insbesondere bei Terminen, die mit den Kindern zu tun haben, in Gesprächs-Protokollen & Notizen immer nur die Rede von “der Mutter” ist.

Das entspricht ja auch dem “Tatbestand” und ist auch nix Schlimmes! Schließlich sind wir ja stolze Mutter!
Doch finde ich dies dennoch etwas schade, denn ob ich möchte oder nicht:
Die Tatsache, dass da “Mutter” und nicht mein eigener Name steht (denn ich habe ja schließlich einen!) löst etwas in mir aus.
So geschehen auch vor einiger Zeit als mir eine Notiz über mich in die Augen fiel.

Da saß ich also und war plötzlich gefühlt “nur” eine Mutter.
Denn so stand es ja da. Nicht die Alex, nicht Frau L.
Sondern ein Mensch ohne Namen.
Sozusagen (und ich übertreibe jetzt einmal absichtlich dramatisch!!!) eine gesichtslose und stets zu funktionierende Hülle ohne Gefühle und Persönlichkeit, zu der keine Bindung aufgebaut werden sollte.
Ein Wort, um bewusst Distanz auszudrücken.

Denn genau so kann das eine Frau situativ nämlich sehen, wenn sie es denn möchte. 😉
Und wenngleich möglicherweise beim Vater auch nur eben dieses Wort dort geständen hätte, bin ich der Meinung, die Gewichtung ist gerade bei uns Frauen eine Andere!

Denn es ist allein die Vorstellung, in den Augen so mancher vielleicht NUR “eine Mutter” zu sein, die uns bedrückt nieder blicken lässt.
Weil der Begriff Mutter in der heutigen Gesellschaft an Wert verloren hat! Wenngleich er so unendlich wertvoll und kostbar ist!
Und dennoch möchten wir nicht nur so genannt werden!

“Ich bin aber nicht NUR eine Mutter”

Immer wieder kommt es vor, dass andere Frauen mir dies gegenüber (selbst doch Mama von drei Kindern!!!) explizit betonen.
Weil sie die Notwendigkeit dazu sehen. Als wäre es eine Schande die Mutter-Rolle mit Leib und Seele zu leben und dies in gewissen Lebens-Abschnitts-Phasen auch als die alleinige Erfüllung zu sehen!

Ich selbst gehe in der Mutter-Rolle auf und habe erst in den letzten Jahren neue Vorlieben und Dinge entdeckt, die nur mich angehen und als Menschen ausmachen und neu definieren!
Und scheitere trotzdem an der Bezeichnung. Tue mir schwer, mit erhobenem Haupt darüber zu stehen. 

Immer wieder müssen wir betonen, was wir sonst noch alles machen (auch ich), weil Mutter sein allein unserer Meinung nach nicht reicht!

Warum aber machen wir das? Wieso machen wir uns das Leben so schwer!? Das muss doch gar nicht sein!
Das haben wir Frauen doch gar nicht nötig!

Wir haben vergessen, was es eigentlich bedeutet “nur Mutter” zu sein!

Wir spielen es runter und reden uns ein, all’ unsere Tätigkeiten, alles was wir den ganzen Tag über leisten, wäre nichts wert!
Weil wir nicht in Heels, Blazer und Stoffhose zwischen Konferenzräumen und Gummi-Pflanzen hetzen.
Weil wir nicht die dicken Gehalts-Abrechnungen mit nach Hause bringen.

Ich muss jetzt nicht aufzählen, was wir Mütter alles tagtäglich leisten, das wisst Ihr selbst!
Und fühlt Euch an dieser Stelle ruhig einmal in den Arm genommen und wertgeschätzt!
Denn diese Care-Arbeit ist ein Knochenjob, ein Drahtseil-Akt und eine Gratwanderung und dennoch der schönste und wertvollste Job zugleich!!!

Es reicht aber selbst “nur eine Mutter” zu sein!

Vielleicht sind wir für eine Weile wirklich nichts Anderes.
Weil die Kinder noch zu klein sind, um sie in die Obhut Anderer zu geben.
Doch erfüllen wir damit die größte Aufgabe zu Menschenzeiten!
Das sollten wir vielleicht nicht ganz so vergessen und uns selbst immer wieder klein reden!

Denn ich wage zu behaupten, niemand (!) ist im tiefsten Inneren “nur eine Mutter!”

Und jetzt fange ich an, selbst aufzuzählen.
Das Meiste davon persönliche Dinge und Gedanken über mich, doch möchte ich hier gerne die “Wir-Form” beibehalten.
Ich denke, die ein oder andere “Mutti” wird sich hier auch wieder finden! 😉

Wir haben eine wertvolle Entscheidung getroffen

Allein, dass wir Kinder haben und uns aus vollstem Herzen entschieden haben, für diese da zu sein!
Leben zu schenken und zu gebären. Für das, was uns das Kostbarste auf der Welt ist, zu sorgen, zu trösten, zu lieben und zu begleiten – ein Leben lang! DAS macht uns zu Menschen!

Wunderbare Menschen mit einem Herz, das mit jedem weiteren Kind wächst und brennt und bereit ist, mit den Kräften einer Löwin zu kämpfen,  geht es um das Wohl der eigenen Kinder!

Wir haben Visionen, Träume und Fähigkeiten

Jeder (!) Mensch hat etwas, das ihn antreibt!
Und sei es nur ein Hobby. Ein Sport. Ganz gleich ob wir nun mit Vorliebe Schiffchen in Flaschen stopfen oder für den nächsten Marathon trainieren. Ob wir voller Hingabe Kornblumenwiesen pinseln oder uns in Pantomime üben.
Wie schräg auch immer unsere Hobbies und Träume sein mögen.
All dies macht aus uns Unikate und leibhaftige Menschen!
Mit Seelen und Fernweh. Mit geheimen Wünschen und blutendem Herzen!

Ich bin aufgewachsen mit einer Frau, die seit jeher “nur” ein Mutter ist. Epileptikerin noch dazu.
Doch hat auch meine Mama ihre ganz eigenen Talente!
Aufgrund ihrer Erkrankung hatte ich zwar keine Mutter, die mich im Eltern-Taxi umher-chauffieren konnte, doch kann auch meine Mama einige Dinge unglaublich gut!
Keiner kann so gut nähen und malen, es hätte ein lukratives Business sein können, wenn sie es nur gewollt hätte. 😉

Wir haben Ziele

Wir wissen was wir geleistet haben und können.
Wir haben Ideen, lassen diese reifen und bauen sie aus. Wissen was wir wollen und haben uns und unsere Belastungsgrenzen durch den Alltag mit Kindern selbst kennen gelernt. Sehen Stärken, die zuvor nicht da waren und sind bereit, diese einzusetzen und Dinge zu verfolgen, Träume zu verwirklichen!

Wir haben einen Namen!

Wir sind nicht nur “die Mutter von…”!
Ganz gleich, wo wir auftauchen, sei es in der Kita, beim Kinder-Turnen oder im Kinderkrankenhaus.
Wir sind eigene Individuen mit eigenem Namen!

Wir sind zäh und mutig!

Wir laufen bei Minusgraden um den See, weil wir wissen, dass es der Seele gut tut und für den Alltag mit Kindern stärkt.
Wir sind gefühlt nie krank und wenn es einmal doch passieren sollte, stehen wir schnell wieder auf!
Wir schlafen nicht und überleben dennoch. Irgendwie.
Wir starben gefühlt mehrere Tode, bei jeder einzelnen Geburt und standen kurze Zeit selbst dann immer auf!

Wir hatten eine Vergangenheit

Wir waren (und sind!!) tolle Frauen, die lebten und liebten! Die lachten, alberten, scherzten und reisten!
Wir stellten dumme Dinge an und genossen unvergessliche Momente.
Wir waren schon lange Zeit da.
Vor den Kindern!

Und wir haben verdammt nochmal auch eine Zukunft!

Unsere Zeit kommt wieder, sofern wir es denn wollen.
Daran sollten wir glauben und uns dies immer wieder vor Augen halten!
Es ist nicht das Ende. Der Moment, in dem wir gefühlt alleine und von jeder erwachsenen Menschen-Seele verlassen inmitten von Duplo-Klötzen auf dem Fussboden hocken.

Wir werden schon wieder schnell genug arbeiten gehen können.
Und die Kinder, die uns gestern erst noch das Muttermilch-Karotten-Gemisch auf die Schulter kotzten, schenken uns möglicherweise irgendwann vielleicht sogar Enkelkinder! Und dann sind wir noch so viel mehr!

“Mutter” – mehr als nur eine Bezeichnung

Ich sehe das mit dem “Mutter” mittlerweile nicht mehr ganz so eng, wie ich es in der Vergangenheit tat.
Schreibt es von mir aus genau so, wenn Ihr denn möchtet!

Denn vielleicht sollte ich im Nachhinein auch das “Mutter” einfach mal mit anderen Augen sehen.
Mit einer ordentlichen Portion Stolz!
Dass da überhaupt Mutter stehen darf!
Dass mein Leben mich eben zu einer Mutter machte und mir diese Erfahrung geschenkt hat!
Ein Glück, das leider nicht jede Frau erfahren darf!

Vielleicht sollten WIR uns das nächste Mal, wenn uns dieser Begriff begegnet (und sei es tatsächlich frecherweise in Verbindung mit einem “nur”) einfach mal stolz aufrichten!

Sollten uns imaginär (sonst wäre es schon ein klein wenig schräg 😉 ) auf die eigene Schulter klopfen und sagen:

“JA, verdammt! ICH bin eine Mutter! Aus tiefstem Herzen. Ich bin etwas wert. Weil ich bin. Weil ich eine Mutter bin! Weil ich Mensch bin!”

Denkt mal drüber nach – ihr seid nämlich wunderbar! 🙂

Eure 

Alex

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Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. Hallo Alex,
    ich bin auch “nur” Mutter und Hausfrau und frage mich oft, wie ich nebenbei arbeiten gehen könnte, ohne meine “Leistungen” im Bereich Familie beschneiden zu müssen. Meine Kinder sind zwar schon Teenies, aber sie brauchen mich nicht weniger als damals, als sie noch klein waren. Es ist ein schönes Gefühl, immer für sie da sein zu können, und zwar sofort . Auch in dem Alter – oder vielleicht gerade in diesem Alter – gibt es so oft Redebedarf, Fragen über Gott und die Welt. Und ich bin echt stolz drauf, dass ich in der Rangliste hoch genug stehe, dass sie mal mit mir ein Eis oder so essen gehen und es für sie nicht uncool ist, mit der Mutter gesehen zu werden.
    Ohne Outsourcing (Kochen, Putzen usw,) kann Muttersein ein Vollzeit-Job sein, ohne dass man sich aufgeben muss. Für Hobbies findet sich immer wieder Zeit und ich brauche meine, um die Akkus aufzuladen.
    Jede Mama soll es machen, wie sie möchte oder für richtig hält, ohne von anderen wie ein Dinosaurier beäugt zu werden.
    Liebe Grüße, Heike

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