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Ich möchte mich ändern! Für Euch. Für Andere. Für mich. – Brief an meine Kinder

Liebe Kinder,

als wir neulich zusammen die alten Videos angesehen haben, kullerten mir leise Tränchen die Wangen herunter.

Ich weiß, ihr habt das gesehen – ich berichtete Euch davon, wie sehr sich Mamas eben auch hin und wieder die alten Zeiten zurück wünschen.

Damals, als ihr noch ganz klein und tapsig wart, als ihr frei und ungezwungen-tänzelnd Kreise auf dem Wohnzimmer-Teppich gedreht habt und Euch mit lispelnder Stimme in Rollenspielen verloren hattet.

Was war das schön und rührend zu betrachten, was war ich entzückt und so unfassbar verliebt!

In jenes Wunder, welches mir gleich dreimal geschenkt wurde!

Ich liebe Euch auch heute noch über alle Maßen und mit jeder Faser meines Körpers – so sehr!

Und ich wünschte, ich könnte Euch vor allem Unheil dieser Welt, Enttäuschungen und Verletzungen bewahren und vor allem Eines:

Für Euch stark sein!

Vielleicht habt Ihr es bemerkt, es geht mir in letzter Zeit nicht sonderlich gut.

Etwas in mir hat sich verändert, ich habe mich verändert – und vielleicht ist auch das ein kleiner Grund, warum bei unserem Familien-Video-Abend neulich viele Tränen flossen.

Denn nicht nur wünsche ich mir hin und wieder jene drei kleinen Kinder zurück (oder sogar ein weiteres Baby, ein neues Leben in unserem Haus – doch musste hier der Kopf entscheiden, Ihr wisst das), sondern auch mich selbst in meiner Rolle als der Mama, die ich vor vielen Jahren einmal war.

Ich weiß, ihr braucht mich nicht mehr in der Form, wie ihr es einst einmal tatet.

Und hin und wieder verlangt einfach das Leben – Eure ganz eigene Entwicklung und Euer Alter – dass wir hinter geschlossenen Türen und dennoch gemeinsam unter einem Dach leben!

Und uns trotz jener Sache mit der Pubertät und diesem “so-unfassbar-schnell-groß-werden” nicht minder lieb haben!

Ich bin noch immer hier und für Euch da, jede einzelne Minute meines Daseins!

Denn ich bin Eure Mama und ich liebe Euch!

Doch muss ich mich wieder selbst ein wenig fangen und an mir arbeiten.

Das sehe ich, das erkenne ich, das muss für mich und Euch sein!

Ich gebe mir die größte Mühe, dass Euch meine ganz eigene innere Zerrissenheit, jene vielen Sorgen und Kämpfe nicht so dolle auffallen – und zum größten Teil gelingt mir das auch!

Ihr seid mein Halt!

Vielmehr als das seid IHR mir hin und wieder eine willkommene Abwechslung und echte Rettung aus jenem elendigen Gedanken-Karussell, welches sich in Überschallgeschwindigkeit dreht – und mir den Magen flau werden lässt!

Er krampft sich zusammen und ich schlucke schwer.

Doch ich kann mit Euch hüpfen und fröhlich sein, mit der Kleinsten albern und spielen und Euch Großen zuhören, kann umarmen – sofern ich es denn darf – und mir von Euren Leidenschaften und Sorgen berichten lassen!

Ich darf und kann auf Abruf Taxi-fahren ( 😉 ) und auch gemeinsam mit Euch für die Schule lernen!
(Das macht mir in gewissen Fächern sogar Spaß – Nerd ich bin 😉 ).

Das alles kann ich und ich bin noch immer da!

Nur wäre ich gerne wieder richtig stark und möchte zu meiner alten Kraft wiederfinden!

Der Mantel wiegt schwer und ich habe niemanden gebeten, ihn mir überzuwerfen.
Er war einfach da. Irgendwann.

Er drückt auf die Schulter und lässt mich gesenkten Blickes einen Weg gehen, den ich für mich aktuell nicht kenne.

Weiß nicht, wohin er führt.

Das fällt mir manchmal schwer – und zu sehen, wie sich Euer Leben formt, sich Pläne und Ziele definieren, während ich erschöpft und ein wenig außer Atem auf der Stelle trete, ist nicht immer leicht.

Ihr merkt es daran, wenn ich abwesend leeren Blickes vor mich hinstarre – oder etwas länger auf dem Klo verschwinde, als unbedingt von Nöten.

Und manchmal seht ihr, wie ich hin und wieder verstohlen Tränchen aus den Augenwinkeln wische – und fragt mich besorgt und ergriffen, was denn los wäre.

Ihr – meine Kinder, für die ICH doch stark sein sollte – umarmt und tröstet mich!!

Nicht alle meiner Sorgen kann ich Euch aufbürden, das will ich gar nicht – doch merkt ihr auch, dass ich versuche, offen damit umzugehen und erkläre, was gerade in mir nicht stimmt und was es gilt zu ändern!

Das ist mir stets wichtig!

Es geht mir nicht mehr ganz so blendend wie noch vor ein paar Jahren.

Ihr erkennt es daran, wenn ich mal wieder auf dem Küchenfußboden sitze und öfter in jenes blöde Ding in meiner Hand starre als wirklich nötig.

Als wäre ich auf der Suche nach Lösungen und Antworten, die sich dort aber ganz gewiss nicht finden werden!

Ihr merkt es, weil das laute Lachen, jenes “in-die-Hände-klatschen” und das “versehentliche Grunzen” ein bisschen verstummt ist und nur noch gelegentlich aufploppt.
(Dabei sollte DAS die Regel und normal sein!!!)

Ihr spürt es vielleicht auch, weil ein wenig die Spontaneität in mir verloren gegangen ist und Ideen sowie verrückte Flausen, welche ich einst als junge Mami hatte, ausbleiben.

Weil mein für mich zu bewältigender Alltag gerade anstrengend genug ist.

Weil ich mir selbst gerade zu mühsam bin.

Ihr erlebt in der Gegenwart eine ziemlich nachdenkliche Mami, welche die “Baby-Blase“, wie ich sie stets nenne, längst verlassen hat und sich nunmehr wieder ihrem eigenen Leben stellen muss.

Weil das der Lauf der Zeit nun einmal verlangt, weil auch ich meine Rolle im Leben wieder finden sollte – doch fällt das aktuell schwerer denn je.

Ihr baut mich auf und lobt mich für diese Sache hier – zumindest eine große Leidenschaft welche ich für mich erkennen durfte!

(DANKE DAFÜR!!! to whom it may concern! 🙂 )

Und ihr glaubt so viel mehr an mich, als es mir selbst gelingen mag!

Dass ihr sogar stolz darauf seid, was ich hier mache, verblüfft mich sogar richtig und @ liebe Kleinste:

JA! Du hast Recht!
Mit dem Schreiben und den damit verbundenen (Presse-) Reisen lebe ich DAS, was ich mir früher beruflich immer gewünscht habe!

In abgeänderter Form – aber JA!

Ich-kann-verdammt-nochmal-damit-glücklich-sein!

Und genau das möchte ich wieder!

Das ist mein Ziel, das ist mein Weg.

Ich möchte nicht nur wissen, dass ich mich eigentlich glücklich schätzen könnte, ich möchte es einfach auch wieder so richtig spüren!

Möchte mich befreien und mag mir selbst wieder vertrauen können und Zuversicht gewinnen!

Und vielleicht auch anderen Menschen ein bisschen weniger mit meinen Komplexen, Ticks und Macken das Leben schwer machen.

Das wäre schön, das wünsche ich mir.
Darauf möchte ich hinarbeiten.

In erster Linie für Euch, doch auch für so einige Mitmenschen, die ich so sehr von Herzen schätze – und hoffentlich noch nicht vergrault habe.

Und ganz zuletzt vielleicht auch ein Stückchen für mich selbst! 😉

Wie ich die Sache angehe, das weiß ich noch gar nicht so genau.

Vielleicht ist es an der Zeit, genauso tapfer und mutig zu sein, wie Du, liebe Jüngste, es dieser Tage warst!
(Gott, was bewundere ich Dich für Dein Selbstwertgefühl! Ihr seid alle etwas Besonderes!)

Es tut mir leid, dass gerade ihr mich fast ein wenig mehr an die Hand nehmen müsst, als ich es in dieser Zeit für Euch tun kann!

Doch ich werde wieder an Stärke und Zuversicht gewinnen und zurück kommen aus meinem ganz eigenen kleinen Loch!

Da bin ich mir ganz, ganz sicher!

Noch hocke ich da und kratze und kritzele ein bisschen an den Wänden herum (ein bisschen Theatralik muss nun sein, ihr kennt mich! 😉 ) – denn noch ist es zu früh für den kräftigen Ruck, die Hand, die mich beherzt hier heraus zieht.

Ich muss das aus eigener Kraft schaffen!

Wenngleich es vielleicht nicht schaden kann, sich mutig ein wenig Hilfe zu besorgen.
Eine Räuberleiter sozusagen! 😉

Ob ich diesen Schritt gehe, weiß ich noch nicht – vielleicht sind meine Arme (mit DER Schulter ha ha) auch stark genug, um mich selbst über die Kante zu ziehen.

Wohl aber weiß ich, dass jeder Tag ein Neuanfang sein kann!

Und auch wenn alte Zeiten nicht zurück kommen und Menschen sich ändern, dann ist es NIE zu spät, um das Funkeln, Leuchten und Blitzen in den Augen zurück zu holen!

Niemals!

Ich liebe Euch!

Eure 

Alex

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