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Wenn Wünsche fliegen lernen – Nie wieder Grundschulkind #abschied #laufderzeit

Donnerstag. Als die vielen bunten Luftballons in den wieder aufgeklarten Himmel trullern, fangen die Kindern an zu grölen und zu singen.

Nie hätte ich ahnen können, welch Begeisterung doch jene fixe und spontane Idee auslösen würde, welche Bedeutungsschwere die leicht-schwebenden Ballons für uns alle haben!

Als ich vor ein paar Tagen noch mitten in der Vorbereitung fürs Klassen-Abschiedsfest steckte, und der ursprünglich geplante Eiswagen mir absagte, hatte ich abermals noch keinen Dunst, dass es manchmal eben die Kleinigkeiten – die Gesten – sind, die im Gedächtnis und Herzen bleiben.

Die Idee, Wünsche und Sorgen mit den Ballons in den Himmel zu schicken, kam mir ganz spontan und nebenbei – das Helium war schnell besorgt.

Und nun stehe ich da, auf der großen Wiese hoch über unserem kleinen hessischen Städtchen.

Und ich  frage mich, welche Wünsche, Gedanken und auch Sorgen, von Kinderhand geschrieben, doch da oben wohl flattern.

Und auch was aus der Gruppe, die doch in den letzten vier Jahren so zusammengewachsen ist, wohl werden wird?

Denn nun fliegen sie in die verschiedensten Richtungen – so wie die bunten Ballons mit den Karteikärtchen auch.

Sie werden hoffentlich alle ihren Weg gehen und sich weiterhin begegnen können, vielleicht sogar Freunde bleiben – und dennoch endet hier eine ganz besondere Zeit.

Nie wieder ein Grundschulkind

Auch und insbesondere für mich und mein Kind, denn von nun an werde ich nie wieder ein Grundschulkind haben.

Die Abschiede dieses letzten Kindes – sie tun besonders weh!

Denn sie konfrontieren mich unweigerlich mit jenem verflixten Lauf der Zeit!

Sie zwingen mich loszulassen und Änderungen zu akzeptieren.
Mich dem Unbekannten zu stellen.

Immer wieder auf’s Neue.

Und glaubt mir, das alles ist nicht unbedingt meine Stärke!

Ich bekomme mit meinem letzten Kind und jenen Abschieden von wichtigen Lebensabschnitten das eigene Altern knallhart vor Augen geführt – aber auch, was wirklich zählt im Leben!

Und das sind noch immer meine drei Kinder – sie sollen und werden mir auch immer das Wichtigste bleiben.

Aber vielleicht verdrücke ich aus den eben genannten Gründen heute auch besonders viele Tränchen – denn ich weiß, wie schnell nun mein Kind fortan wachsen wird.

Und ich wünsche gerade diesem Kind, dass sie ihren ganz eigenen Weg weiterhin mit jener Stärke, diesem Mut und der Zuversicht und vor allem dem Leuchten in den Augen und dem breiten Strahlen gehen wird!

Und all’ ihre wunderbaren Eigenschaften niemals verliert!

Ich will sie dabei an die Hand nehmen!

Doch weiß ich auch, dass sie in Zukunft immer weniger danach fragen wird – auch das bringt der Lauf der Zeit mit sich.

Alles ist im Fluss

Alles ist im Fluss, das ganze Leben – und manchmal rauscht es im gewaltigen Strom nur so an uns vorbei.

Reißt uns mit oder lässt uns mit letzter Kraft an Ästen klammern.

Und weil wir mit alledem so beschäftigt sind, bekommen wir nur selten mit, wie schnell eigentlich Zeit verfließt.

Und stehen plötzlich mit einem Luftballon da, um Abschied zu nehmen.

Hätte ich noch mehr “da” sein sollen?

Und ich frage mich, ob ich nicht hätte noch mehr “da” sein sollen, während der Grundschulzeit meines jüngsten Kindes.

Hatte ich zu viel den Kopf eingehüllt in eigene Gedanken, Sorgen und Nöte – hatte ich nicht richtig hingesehen?

Oder wie kann es sich erklären, dass wir vorhin erst mit Maske und Abstand in der großen Aula saßen, vorne das kleine noch zarte Kind im blauen Spitzenkleid – und jetzt junge Leute (heute vorwiegend im Fußball-Trikot) in eine neue Welt schicken?

Habe ich zu wenig Grundschuljahre in mich aufgesaugt?

Mich nicht genügend eingebracht und vor allem der Lehrerin zu selten Wertschätzung entgegen gebracht?

Lehrer formen unsere Kinder und schließen sie ins Herz #wertschätzung

Ein besonderer Mensch, die unsere Kinder prägte, ins Herz geschlossen hat und formte und somit ebenfalls einen großen Teil der Erziehungsarbeit leistete!

Und wir Eltern nehmen das nicht selten einfach als gegeben hin…
(DANKE!!!) 

Auch Gedanken wie diese begleiten mich an jenem schwül-warmen Sommernachmittag.

Leider kommen solche gedanklichen Ansätze immer erst dann, wenn es zu spät ist (oder vielleicht gerade deshalb) und es heißt loszulassen und Abschied zu nehmen.

Wie sehr habe ich mir den Freitag herbei gesehnt! Eigentlich.

Wir sind auf dem Zahnfleisch gegangen in diesen letzten Tagen vor den Ferien.

Fühlten uns erschöpft und ausgelaugt, kurzatmig.
(Also zumindest ich, vom Kind glaube ich das jetzt nicht 😉 )

 Alles nervte nur noch!

Brotboxen befüllen, Tee kochen, letzte Hausaufgaben, Turnbeutel packen, Schul-Taxi-Fahren, Besorgungen – die Luft war einfach raus, ich konnte auch gefühlt nicht mehr!

Wie arg ich mir in der letzten Woche den Freitag herbei wünschte!

Und nun, wo tatsächlich alles – jetzt doch irgendwie mit einem einzigen Donnerschlag (Kommt schon! DER muss sein, bei dem Sommer!) vorbei ist – würde ich gerne die Zeit anhalten.

Ich-bin-doch-noch-nicht-soweit.

Zu viele Gedanken hatten mich in der vergangenen Woche gefangen gehalten und das Herz ein bisschen schwer wiegen lassen.

Sorgen um die eigene Zukunft, die bedrückende Schwere ob Dingen, die ich einfach nicht in der Hand habe und ändern kann, Zwischenmenschliches.

Ich grämte mich und vergeudete wertvolle Lebenszeit ob Tatsachen, die nun einmal so sind, wie sie sind.
Oder ob Geschehnissen, die noch gar nicht eingetreten waren und vielleicht auch gar nie so kommen werden!

Und vielleicht ist es ganz gut, dass man MIR keine Karteikarte für meine ganz eigenen Wünsche und Sorgen übrig ließ – sie wäre wohl bis auf den letzten Millimeter beschriftet gewesen! 😉

Und jetzt bin ich traurig, dass ich in dieser aller letzten Grundschulwoche so gehetzt und genervt war.

Dass ich für Sommerferien betete und einfach nur schnell alles hinter mir haben wollte.

Denn von nun an gibt es kein zurück mehr.

Auch ein persönlicher Abschied von der Grundschule

Ich werde mit der Grundschule im Ort nichts mehr zu tun haben. 

Und auch wenn ich lange Zeit glaubte, das auch gar nicht mehr zu wollen – jetzt tut es ein bisschen weh.

Das berühmte lachende und weinende Auge – aktuell sind’s gerade zwei heulende!

Denn ist es nicht im Grunde unfair, dass ein einziger anonymer Brief damals alles kaputt machen konnte!?

Dass ich mich aufgrund der Folgen jener zerstörerischen und gelogenen (!!!) Zeilen von dem Ort distanzierte, der meinen drei Kindern doch jahrelang ein Teil Heimat war?

Viele Jahre habe ich selbst von Herzen gerne an der Grundschularbeit mitgewirkt!

Als Honorarkraft gab ich Englisch-Kurse an Nachmittagen – oder bastelte und wirkte in der Hausaufgaben-Betreuung mit.

Ich habe die Kinder und die Arbeit mit diesen selbst alle so sehr lieb gehabt und in mein Herz geschlossen.

Bis mir das genommen wurde.

Und ich zu einer Entscheidung gedrängt wurde.
Ihr kennt die Geschichte.

Und nun? Ist das ALLES endgültige Vergangenheit! Haken dran.

Es wird kein weiteres Kind von mir jene Gebäude aufsuchen, ich werde vermutlich keinen Fuß mehr auf das Gelände setzen.

Die Grundschulzeit ist nun endgültig für uns alle vorbei.

Alles Liebe für die Zukunft

Und so will ich tapfer in die Zukunft blicken!

Mag darauf vertrauen, dass da oben im Himmel viele Wünsche frei flattern und schweben und vor allem in Erfüllung gehen!

Dass ganz viel Freude anfänglicher Angst und Unsicherheit weicht und sich viele neue Verbindungen und Herzensmenschen für mein Kind finden werden.

Das wünsche ich allen Kindern der ehemaligen vierten Klasse!

Kommt gut in die Ferien!

Eure 

Alex

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