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Wenn Kinder groß werden: Irgendwann werde ich mein Leben wieder selbst füllen müssen

Als es darum geht, das Aufnahmeformular zu unterschreiben muss ich kleinste Tränchen unterdrücken.

Ganz deutlich spüre ich, wie meine Augen glasig werden und sich der Hals ein wenig zuschnürt.

Doch ich kämpfe dagegen an.

Denn es wäre nur allzu peinlich, würde die eigene Mutter hier und jetzt – an diesem Tisch – gerührte und stolze Krokodilstränen verdrücken.

Ja, ich fühle diesen Moment und Schritt meines großen Kindes so sehr, als wäre er mein eigener!

Aufregung macht sich breit, ein Gefühl der Spannung – und auch etwas Angst und Neugierde auf das, was da kommen mag.

Fast schon fühle ich mich, als wäre ich selbst betroffen!

Es sind Gefühle, wie sie wohl nur eine Mutter (nach-)empfinden kann.

So viel Verantwortung – und fast schon erwachsen

Der Sohn bekommt seinen Piepser ausgehändigt und weitere Unterschriften folgen – ab sofort wird er vollständiges und aktives Mitglied in der Einsatzabteilung der freiwilligen Feuerwehr sein.

Und ich bin stolz, dass er diese verantwortungsvolle und wahrlich nicht immer leichte Aufgabe übernimmt!

Und dass er sich neben der Schule durch die vielen, vielen Abend- und Wochenendstunden gekämpft hat!

Ich freue mich so sehr, dass er den Lehrgang abgeschlossen hat – alles um zu helfen, zu retten und mit vollem Einsatz und Bereitschaft da zu sein.

Allabendlich liefen auf dem Fernseher Dokus über Berufsfeuerwehren in deutschen Großstädten – er ist mit Eifer und Herzblut bereit!

Und ich hoffe einfach, dass während allerersten Einsätzen alles gut geht!

Und dass erste Erfahrungen nicht allzu erschreckend und beklemmend prägen – ich habe es bei meinem Bruder, mittlerweile sogar Berufsfeuerwehrmann, mitbekommen müssen.

Ja, ich fiebere so richtig, richtig mit!

In diesem Moment, in dem wir Eltern mit unterschreiben müssen, bin ich voll dabei.

(Einzig über die Tatsache, dass dann eventuell auch mitten in der Nacht die Mutti im Schlüpper und Schlaf-T-Shirt den Siebzehnjährigen zur Feuerwehr zum Einsatz fahren soll, werden wir nochmal reden! 😉 )

Die Leidenschaft der Töchter – wenn Pferdeliebe abfärbt

Ein paar wenige Stunden zuvor begleitete ich die Töchter in den Stall, zum mittlerweile selbst lieb-gewonnenen Pflegepferd.

Auch hier ist mir selbst die Fahrt an den Reiterhof eine willkommene Abwechslung, ich helfe gerne der großen Tochter bei der Stallarbeit, denn es ist unsere Zeit zum Reden und Zusammen-sein!

Verliebt und verträumt streiche ich mittlerweile selbst durch das Fell des Tieres, spüre den warmen Körper und lasse an meiner Hand schnuppern, schaue in die lieben, sanftmütigen Augen und verliere mich gerne darin!

Streichel- und Schmusetherapie für die mütterliche Seele!

Erst heute habe ich den leicht ängstlichen aber dennoch ziemlich festen Entschluss gefasst, mich alsbald selbst mal auf einen Pferderücken zu setzen.

Einfach mal um zu schauen.

Vielleicht entsteht ja eine neue Leidenschaft und somit ein ganz eigenes Hobby für die Mama! 🙂

Wäre da nur nicht diese eigene Leere

Ja, das Leben und die Hobbies meiner Kinder halten auch mich beschäftigt und auf Trapp und bringen mir viele gefüllte Stunden.

Gefüllte Stunden, die von der eigenen inneren Leere ablenken.

Denn ebenfalls Tatsache ist, sie war in dieser Woche sehr präsent!

Diese gefühlte Leere und Schwere, die Sehnsucht, welche mir so schwerfällt in Worte zu fassen.

Mir schien, als drücke die Brust mit jedem weiteren Regenschauer – und es gab viele davon in den vergangenen Tagen – ein bisschen mehr.

Und gleichermaßen fühlte ich jene beängstigende Leere und Mutlosigkeit.

Als würde etwas fehlen, das ich noch nicht definieren und in Worte fassen kann.

Mit jedem weiteren dusteren Herbsttag fiel es mir schwerer, zuversichtlich daran zu glauben, dass auch ICH selbst eines Tages wieder würde Stunden füllen können!

Mit eigenen Hobbies, Vorlieben, gelebten Träumen – und auch einer neuen beruflichen Herausforderung!

Gedanken, welche ich noch im Sommer mit viel Aktionismus, Reisen und Tatendrang beiseite schieben konnte, lasteten schwer – und ließen mich mit jenem Gefühl der Perspektivlosigkeit zurück.

Ich wusste, all’ das holt mich spätestens mit Beginn der dunkleren Jahreszeit wieder ein.

Denn Frau kann nicht ewig verdrängen. 

Irgendwann werden sie das Nest verlassen

Kinder wachsen unaufhaltsam.

So lange, bis sie eines Tages das Nest verlassen – und ich nicht mehr zu Hobbies fahren und begleiten kann.

Bis ein warmes Mittagessen und Hausaufgabenhilfe nicht mehr von Bedeutung sind.

Bis kein einziges Kind mehr in meinem Bett kuschelt und in meinen Armen einschlafen möchte, bis sich keine Stimmen mehr am Abendbrottisch überschlagen und Wäscheberge türmen.

Irgendwann werde ich nicht mehr Schleich-Pferde und Kuscheltiere in Wäschekörben aufsammeln!

Noch darf ich das tun!

Noch gibt es ein Kind – selbst schon an der Schwelle zur Pubertät – das mich braucht!

Neben den schon so großen Teenie-Kindern.

Noch wird hier gespielt und gealbert und noch ist meine tägliche Anwesenheit gefragt!

Doch das wird nicht immer so sein.

Und ich fürchte auch gar nicht mehr eine allzu lange Zeit.

Und wenn ich doch jetzt schon diese Leere an manchen, regnerischen Tagen und Vormittagen verspüre, wohin soll das führen?

Wenn ich schon jetzt keine Freiheiten genießen kann und mich nach ganz eigenen erfüllenden Dingen sehne – wie soll das in ein paar Jahren sein?

Wenn ich nicht JETZT anfange, etwas zu verändern?

Alles ändert sich! Bleibe ICH dabei stehen?

Alles um mich herum bewegt sich!

Jeder verändert sich, die Kinder gehen immer mehr eigene Wege – und ich stehe da und warte noch immer.

Trippele gefühlt auf der Stelle.

Oder befinde ich mich gar in einer Sackgasse? Festgefahren?

Noch kann ich mich an den Hobbies der Kinder erfreuen, darf Schulprobleme lösen und viel, viel Zuhören (und kochen, fahren, waschen, putzen, hinterherräumen…)!

Aber was ist in ein paar Jahren?

Plötzlich hinterfrage ich Entscheidungen

Habe ich vielleicht schon viel zu lange verdrängt – und bin mit Scheuklappen durch die Weltgeschichte gelaufen?

Habe mich geweigert, das Morgen zu sehen – und blind im Hier und Jetzt gelebt?

Hätte ich in der Vergangenheit schon anders entscheiden sollen – um jetzt nicht diese entsetzliche Leere und Perspektivlosigkeit verspüren zu müssen?

Habe ich mich aufgegeben und verloren?

Zu sehr abhängig gemacht?
(Ja habe ich, da gibt es nichts schön zu reden. Aber ich hatte seinerzeit keine andere Wahl mit drei Kindern ohne Unterstützung!)

Hatte ich meinen Kindern wertvolle Jahre geschenkt, Jahre die ich NIEMALS bereue, aber gleichzeitig ein Stück eigenes Leben verloren?

Und wird es nicht mit jedem Jahr schwerer, meinen ganz eigenen Weg wieder zu finden, auf eigene Beine zu gelangen – ein bisschen freier und unabhängiger zu werden.

Auch finanziell!?

Ich brauche auch eigene Pläne

Langsam aber stetig bäumte sich mit jedem weiteren Windstoß in diesen trüben Tagen die Gewissheit auf, dass ich mich nicht immer über die Kinder definieren kann.

Dass dies auch so niemals sein sollte – das war mir im Grunde immer bewusst!

Das Schreiben rund um diesen Blog und das Laufen, die Zeit am Crosstrainer oder in der Vergangenheit die Kurse an Schule und Kita sind und waren Dinge, die nur MIR gehören.

Doch reicht dies mir schon eine Weile nicht mehr gänzlich aus.

Gerade in Wochen, in welchen Marketing-Aufträge für diese Seite hier ausbleiben, fühle ich mich nicht erfüllt und ausgelastet, nicht gefordert genug.

Es ist mir zu wenig.

Und ich beginne mich seit geraumer Zeit zu fragen, wann nicht mehr ich die Erfolge und Entwicklungsschritte aller Familienmitglieder feiere, sondern wann auch mal wieder MEINE Zeit kommt?

Wann fiebert man(n) mit mir mit – und stärkt den Rücken für Vorhaben und Ziele?

Vorhaben und Ziele, die aktuell weder definiert sind, noch habe ich die Kraft dazu.

Denn dieser Herbst lähmt gerade.

Erst hielt ich es für eine neue Gelassenheit – wollte neue Freiheiten genießen und Altes, lange Liegengebliebenes aufarbeiten.

Um irgendwann ganz in Ruhe weiter zu schauen.

Doch holt mich der Drang und Druck etwas in meinem Leben verändern zu “müssen” in diesen Tagen wieder ein.

Kann mich nicht davon lösen.

Ich habe Angst, es könnte irgendwann zu spät für mich sein.

Aber Angst und Druck bremsen aus.

Eine triste Herbstwoche – Aber es geht weiter!

Ja, die vergangene Woche war keine leichte und allzu glückliche.

Ich ärgerte mich über den Mann, über das Leben, welches er führt und das ich nicht kenne, über die vielen Tage der Abwesenheit – seit zwei Jahrzehnten schon.

Fragte mich, wie lange ich das so noch möchte.

Ich trauerte Kinderjahren hinterher.

Und zweifelte ein wenig frühere Entscheidungen an, musste erkennen, dass jede einzelne davon Folgen hatte und meine Zukunft lenkte.

Und mich dahin brachte, wo ich heute bin.

Wehleidig und stolz zugleich an jenen Tisch bei der freiwilligen Feuerwehr.

Neben einem fast volljährigen Kind und einer Zukunft, die ich irgendwann wieder werde selbst bestimmter füllen müssen.

Und das will ich auch.

Genug gedacht.

Weiter geht’s.

Eure 

Alex

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Dieser Beitrag hat 6 Kommentare

  1. Liebe Alex, ich fühls. Hier auch, die Kids werden flügge. Und was bleibt (mir)? Die Entscheidung damals war gut und richtig und doch frage ich mich, ob ich nicht doch was „falsch“ gemacht habe und auf der Strecke geblieben bin….Liebe Grüße aus Bayern.

    1. Ich glaube viele Frauen fühlen so und auch wenn ich die letzten Jahre in keinster Weise bereue und sie als Geschenk betrachte, frage ich mich, ob ich nicht hätte mehr an das Morgen denken müssen! Denn es hat mich schneller eingeholt, als ich das je gedacht habe! Dir alles Gute und liebe Grüße!! Alex

  2. Liebe Alex,
    so wie du schreibst, geht es vielen Mamas mit Teenies. Wir haben es die ersten Jahre sehr genossen von den Kindern gebraucht zu werden. Jetzt sind die Kinder größer und nachmittags stellt sich für uns zuhause immer mehr Leerlauf ein, weil die Kinder selbstständiger werden und viel Zeit im Zimmer verbringen. Geschätzt und gefordert werden die Taxidienste und das warme Essen. Das Leben der Kinder ist in voller Bewegung und wir Mamas müssen neue Aufgaben ohne Kinder suchen. Das ist eine bedeutende Aufgabe, welche die Väter nicht kennen, weil sie meistens nicht im Beruf kürzer getreten sind. Diese neuen Freiheiten zu füllen und gleichzeitig mit den Bedürfnissen der Jugendlichen in Balance zu bringen ist nicht einfach. Ich fühle mit dir.

    1. Genau das! Da sind neue Freiheiten und da ist plötzlich Raum für Visionen und Zukunftsgedanken – gleichzeitig aber kann ich noch immer nicht richtig loslegen, habe ich das Gefühl, denn noch sind ja alle da und fordern brauchen jetzt eben auf andere Art und Weise. Und dann wieder nicht mehr – das ist eine herausfordernde Zeit und gleichzeitig weiß ich wie schnell jetzt die nächsten Jahre verfliegen werden und dass ich JETZT schon an Morgen denken sollte…. Ganz liebe Grüße! Alex

  3. Liebe Alex!
    Du sprichst mir wieder mal aus der Seele. Auch ich frage mich oft, ob ich nicht teilweise mich und die Partnerschaft “vergessen” habe für die Kinder. Und was ich eigentlich vom Leben will….

    1. Ich stelle mir diese Frage nunmehr auch so oft! Das Gefühl gebraucht zu werden und die Kinder auf ihrem Weg zu jungen Menschen zu begleiten war wunderschön und erfüllend! Doch diese Aufgabe, die wenig Zeit für Zukunftsgedanken ließ, fängt an zu bröckeln. Und plötzliche Freiräume und das Gefühl, keinen eigenen Masterplan zu haben, können auch überfordern. Dir alles Liebe! Alex

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