Am Mittagstisch erzählt mir die Jüngste wie immer von ihrem Vormittag in der Schule. Ich…
Teenager & große Kinder – Warum fühlt sich gerade alles nach Abschied an? #muttergefühle
Wisst Ihr was mir in diesen Wochen besonders an mir auffällt? Da ist irgendwo in mir ein leiser Schmerz.
Und ich konnte diesen Schmerz, jenen stetig präsenten Kloß im Hals – das bedrückende und niedergeschlagene Gefühl – zuerst nicht einordnen.
Und sicherlich sind das bei mir ja oft auch andere Faktoren!
Aber ich glaube dennoch, ich kann das jetzt beschreiben und in Worte fassen, was da gerade in meinem Inneren vorgeht.
Denn ich fühle Abschied.
Ja, es ist irgendwie ein Gefühl von Abschied. Obwohl gar kein offensichtlicher und unmittelbarer bevor steht.
Doch die letzten Jahre und Monate vergingen so rasend schnell, dass auch dieser irgendwann mich eiskalt einholen wird und dann muss ich vielleicht wirklich ein bisschen Goodbye sagen.
Und irgendwie steigen mir bei diesem Gedanken öfter heimlich die Tränchen in die Augen, als es mir lieb und recht ist.
Ich will eigentlich gar nicht immer so traurig sein!
Doch das Leben konfrontiert mich gerade so hart mit Veränderungen und dem Lauf der Zeit, dass ich gar nicht anders kann!
Und es ist doch klar, dass es ein bisserl im Herzchen sticht, verabschieden sich Phasen und Zeiten, die doch wunderschön – und jahrelang in meinem Fall sogar Lebensinhalt waren.
Bald erwachsen…
Ich bekomme mit, wie der Sohn eifrig mit dem Papa am Lebenslauf feilt, um sich um einen ihm wichtigen Praktikumsplatz zu bewerben.
Und ich kann nur darüber staunen, was dieser große Junge schon alles mit seinen bald achtzehn Jahren erreicht hat.
Wie stolz fühle ich mich, wie vernünftig und verantwortungsbewusst er ist, was alles schon wieder hinter ihm liegt!
Die Pubertät verlief unauffällig und außergewöhnlich ruhig, was allerdings auch ein wenig der Corona-Zeit vorzuwerfen (ja, ich wähle bewusst jenes Vokabular!) ist.
Der Junge konnte ja gar nichts anstellen, außer die Hochphase der Pubertät in seinen eigenen vier Wänden verbringen und höchstens hin und wieder zornig Dinge in die Ecke flammen.
Dann kam das Praktikum in einer großen Firma in Köln und die Ausbildung zum Feuerwehrmann, welche er neben der Schule abends auch noch wuppte!
Er wechselte aufs Berufsgymnasium, um Latein loszuwerden und entdeckte dort seine Leidenschaft für den Bereich Wirtschaft!
(Wir hatten immer auf IT gesetzt, doch Kinder müssen nicht immer unbedingt in die Fußspuren der Eltern – des Vaters – treten. Ihre freie Wahl!)
Viel Knochenarbeit leiste er im Nebenjob und konnte Anfang des Jahres eine neue, weitere Leidenschaft und ein großes Talent entdecken und damit sogar richtig, richtig “ganz oben” punkten.
Mehr verrate ich aber nicht, ich glaube, das möchte er nicht so gerne.
Das ist alles so toll und spannend – aber für mich bedeutet es gleichermaßen auch Abschied.
Der kleine, gelockte Junge ist fort, mein erstgeborenes Baby.
Da wohnt jetzt ein Mann mit einer beachtlichen Parfum-Sammlung, Gewichten im Zimmer und schlauen Büchern.
Und ich frage mich, ob ich die Kinderjahre ausreichend genutzt habe? War ich genug da?
Habe ich genug begleitet, zugehört, gespielt?
Und mir steigen Tränen in die Augen.
Eine Reise ohne uns Eltern
Da ist ein Abschied, der tatsächlich bevor steht!
Denn schon bald wird die mittlere Tochter auf Jugendreise gehen.
Für ganze vierzehn Tage werden wir Abschied nehmen müssen.
Und ich muss ziehen lassen und vertrauen – das allererste Mal und gleich eine so lange Zeit.
Das macht mir ein bisschen Angst und mich traurig und fühlt sich nicht nur nach Abschied-nehmen an, sondern wird auch wirklich so sein.
Und auch hier trauere ich dem strohblonden, lispelnden Mädchen von damals hinterher.
Und es tut mir leid, dass dieses Kind seine Mama nie für sich alleine hatte und immer teilen musste – und so schneller selbst- und eigenständig wurde, als ich das überhaupt so wollte.
Es hat sich so ergeben, das mittlere Kind sah sich schnell in der Rolle, einfach auf sich selbst zu achten und sich zu organisieren.
Was gut ist und fürs Leben stärkt, tut Mamas aber ein bisschen weh, denn auch hier:
Das kleine Mädchen bekomme ich nicht mehr zurück.
Groß ist mein Stolz, ebenfalls zu sehen, wie gut sie in der Schule mithält!
(WIE bitte kann man auf dem Gymnasium eine Eins im Zeugnis in MATHE haben!?)
Und ich staune, was da alles in diesem Köpflein, welches ich so gerne noch streichle (es die meiste Zeit aber nicht darf 😉 ) steckt – und wie unfassbar kreativ und talentiert die Tochter ist.
In allen Dingen, in welchen sie sich versucht! Wahnsinn!!
Schon sehr bald ebenfalls Teenie-Mädchen…
Und ich sehe mich gerade in diesen Tagen einem weiteren Abschied ausgesetzt – kann ihn nicht aufhalten.
Er kam über Nacht.
Doch weiß ich, was er bedeutet und auch, was hier ebenfalls von nun an nicht mehr zu mir zurückkehren wird.
Lange Zeit klammerte ich mich daran, ja noch ein jüngstes Kind zu haben, mein Nesthäkchen.
Hier konnte ich noch schmusen, hier war noch viel, viel Betreuung angesagt, hier konnte ich noch spielen und mit Gummipferden wiehern.
Nun, schmusen darf ich noch immer intensivst und auch da-sein und zuhören.
Aber wo gestern noch ganze Schleich-Welten im Zimmer aufgebaut waren, höre ich heute nur noch “Blush” und “Lipgloss” und “Body-Mist” – und bestelle auf Wunsch die coolsten Sneaker.
Mein Kind schlittert unaufhaltsam in die Pubertät – mein aller-allerjüngstes Kind!!! – und ich kann die Zeit nicht aufhalten.
Sie wird am längsten bleiben.
Sie wird noch ein paar Jahre mit uns in den Urlaub fahren.
Doch das kleine, wilde Mädchen ist längst ruhiger geworden und wird allmählich zur jungen Dame.
Und ebenfalls strotze ich hier vor Stolz, denn schon bald ist ein Jahr Gymnasium gut geschafft und gemeistert!
Die Tochter hat bewiesen, dass es immer gilt, an sich selbst zu glauben und dass man das schaffen kann, was man sich feste vornimmt!
Das hätten ihr nicht alle zugetraut – wir Eltern aber von Anfang an!
Nur fühle ich gerade jetzt vor den Sommerferien einen weiteren Abschied – neben gerade so vielen endenden Phasen.
Wie wird das “Danach” wohl werden?
Mein Mann träumt schon jetzt von der großen Freiheit zu Zweit.
Einfach eines Tages mit dem Auto losfahren möchte er, vielleicht durch Italien.
Anhalten würden wir, wo es uns gefällt und die verstecktesten Dörfchen und Küstenorte entdecken.
Das klingt schön und ist eine verlockende Vorstellung – ich aber muss dennoch schlucken.
Und ich habe Angst. Jetzt schon.
Vor dem stillen Haus, vor dem eigenen Leben, das ich dann wieder sinnvoll füllen muss, vor der eigenen Zukunft.
Denn ein neuer Beginn ist neben all den Abschieden noch nicht definiert.
Und ich wage zu behaupten, das ist nun einmal ein Schmerz, den Männer auch nicht kennen.
Denn hier ändert sich nicht ein Leben und Lebensinhalt so gravierend, wie bei Frauen, die jahrelang weniger arbeiteten – oder gar bei den Kindern zu Hause blieben.
Das Leben der Männer plätschert weiter und noch mehr Freiheit winkt.
Wir Mamas nehmen leise mit Tränen in den Augen und bleierndem Herzen Abschied.
Ja, es ist Abschied, was ich da tief in mir drinnen fühle.
Ein zäher und schleichender Abschied (Gott sei Dank!!!), eine heimliche und stille Trauer, die das Mutterherz hin und wieder bedrückt zu Boden blicken und in die Knie sinken lässt.
Und doch gehört er wohl zum Leben dazu.
Damit Flügel sich immer weiter ausbreiten können und viele, viele Neubeginne im Leben unserer Kinder starten können!
Und vielleicht nimmt es ein wenig Last vom Herzen, wenn wir wissen, dass wir genau dabei zuschauen dürfen!
Und für immer die Mama unserer Kinder bleiben.
Eure
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