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Eine Bühne für die Care-Arbeit! Gedanken am Wochenende 06./07.12.

Dieses Wochenende bin ich noch ein bisschen nachdenklich.

Ich versuche es mir nicht allzu sehr anmerken zu lassen – doch wer mich kennt, bekommt es dennoch zu spüren. Im Verstecken und Verdecken meiner Gefühle bin ich bekanntlich nicht allzu gut. 😉

Dieses bedrückte Gefühl möchte aber einfach nicht weichen.

Und ich kann es auch nicht leugnen.

Weil ich finde sogar, ich habe es ein bisschen zu Recht!

In diesen Tagen fühle ich mich einmal mehr unsichtbar und ungesehen – und würde mir noch so viel mehr Wertschätzung wünschen für das, was ICH eigentlich seit so vielen Jahren schon leiste.

Und ich würde mir wünschen, dass Menschen verstehen und sehen, welch bedeutende Rolle ich in einigen Zusammenhängen spiele!

Auch wenn man das im ersten Moment nicht so erkennen mag.

Aber – und dieser Gedanke kam mir eben im Auto – vielleicht lässt es sich mit einem Bildnis vergleichen.

Wer hält eigentlich die Karriereleiter?

Denn habt Ihr schon einmal darüber nachgedacht, was es mit der berühmten Karriereleiter auf sich hat?

Wenn man diesen Begriff ein wenig genauer betrachtet – vielleicht sogar unten vom Boden aus – und von verschiedenen Seiten, dann kommt in den Sinn, dass der Part, der auf der Leiter steht und diese in schindelerregende Höhe hinaufklettern möchte, vielleicht jemanden braucht, der unten steht und die Leiter hält?

Jemand der Halt gibt und den Rücken frei hält – vielleicht sogar jemand, der bereitwillig die Hände stützend unter die Füße hält und Sprosse für Sprosse ermöglicht.

Ja, vielleicht ist die Karriereleiter auch nur eine Räuberleiter!?

Und unten steht – ziemlich unsichtbar und klein – die so wichtige, unterstützende Hand.

Diese Stütze allerdings wirkt so unscheinbar, dass sie oft übersehen wird und keine Anerkennung und auch keinen Dank erhält.
Von anderen Menschen, von der Gesellschaft.

Der Part, der sich dazu entscheidet, zu Hause zu bleiben und weniger zu arbeiten, um sich um die Care-Arbeit zu kümmern und gemeinsame Kinder auf dem Weg ins Erwachsen-Leben zu begleiten, ist in unserer Gesellschaft nicht viel wert.

Das klingt hart. Aber es ist noch immer so.

Care-Arbeit wird weder bezahlt noch wertgeschätzt.

Ein Knochenjob – und doch so belächelt!

Da ist ein Knochenjob, der weh tut – körperlich, seelisch.

Ein Job, der nicht selten Tränen in die Augen treibt und an die eigenen (teils auch gesundheitlichen) Grenzen führt.

Es ist ein Job ohne Pause, Wochenende, Feierabend oder gar Urlaub – der härteste überhaupt vielleicht!

Und dieser Job bekommt null Anerkennung.

Vielleicht bekommt er sogar abfällige Bemerkungen.

Denn dieser Job bekommt nicht monatlich einen dicken, fetten Gehaltszettel per Post zugesandt.

Dieser Job steht – teils buchstäblich – im Dreck. Er lässt auf allen Vieren unterm Küchentisch kriechen und Spinat aufwischen – oder mitten in der Nacht Bettwäsche voller Norovirus abziehen und waschen.

Und ich könnte diesen Job noch im Detail bis ins Unendliche schildern – vielleicht mache ich das auch gleich.

Fakt jedoch ist, hinter jedem Ehepartner oder hinter jeder Ehepartnerin, die emsig und fleißig die Karriereleiter erklimmen können, steht oft eine starke und wichtige Stütze!

Der Teil der gänzlich – oder zu einem größeren Teil – die Care-Arbeit übernommen hat.

Und auch dieser Part hat eine Bühne verdient!

Auch Care-Arbeit möchte gefeiert werden.

Warum ich das gerade an diesem Wochenende so schreibe? Nun, das tue ich ein bisschen aus Gründen.

Doch ist das Leben kein Ponyhof und kein Wunschkonzert.

Und es läuft selten so ab, wie in diesen amerikanischen Romanzen, in welchen bei einer feinen Gala, der erfolgreiche Unternehmer seinen tiefsten Dank der Ehefrau – in feiner Runde am Tisch sitzend – ausspricht.

Weil dieser Mensch – eigentlich – auch in die Rede und in den Dank gehört!

Nein, in unserer Gesellschaft liegt der Teil, der die Care-Arbeit übernommen hat,  bei großen Firmen Events vergessen unter dem Tisch. Und er ist nicht geladen und erwünscht.

Lasst die Care-Arbeit auf die Bühne holen!

Und ich möchte damit all diejenigen auf die Bühne holen, die den großen Teil der Care-Arbeit zu Hause tragen und dies Jahrzehnte-lang taten!

Denn auch diese Menschen habe eine Bühne verdient und möchten gesehen werden.

Der Teil, der zu Hause blieb – jahrelang – während der Partner oder die Partnerin auf Dienstreisen fuhr.
Der Teil, der nachts kranke Kinder versorgte, ganz alleine ohne Hilfe und spät abends noch die Küche aufräumte – und mit einem “Ich-kann-nicht-mehr” heulend auf dem Fussboden saß.
Und auch der Teil, der für Klassenarbeiten lernte und sich vor mitfühlendem Schmerz die Magengrube hielt, lief es in der Schule nicht gut und Kinder von Freunden geärgert wurden.

Auf eine Bühne gehören auch all diejenigen Menschen, die Adventskalender bestücken und Nikolaus-Stiefel füllen – und die sich das Hirn ob der Weihnachtsgeschenke zermartern und die gesamte Orga dafür übernehmen.

Nach da oben gehören die kleinen, unsichtbaren “Heinzelmännchen” im Hintergrund, die Wäsche vom Fussboden auflesen und Körbe-weise waschen und zusammenlegen, die zu klein gewordene Kleidungsstücke aussortieren und neue nachbestellen und die, die Socken-zusammenrollen.

Auf die Bühne gehören auch diejenigen, die versuchen, neben all der Care-Arbeit, Rotz-Nasen und Durchfallerkrankungen dennoch IRGENDWIE zu arbeiten – für einen Appel und ein Ei, für ein winzig-kleines Taschengeld.

Und auf eine Bühne gehört auch der Part, der Leergut entsorgt und den Kühlschrank und leere Mägen füllt, jeden einzelnen Tag auf’s Neue – und der, der das Unkraut in Terrassen-Fugen zupft.

Eltern-Taxi-Fahrer und Fahrerinnen gehören auf die Bühne und Kloputz-Talente und Waschbecken-Schrubber.

Dank gehört den Menschen, die ohne Hilfe und Putzfrau neben all der Kinderbegleitung noch versuchen, irgendwie für eine Grundordnung und ein gemütliches Zuhause und frisch gebügelte Karriere-Hemden zu sorgen.

Und diese Liste ist einfach noch so unfassbar lang und gleichzeitig so verborgen und ungesehen. Sie muss mit Zauberschrift versehen sein.

Care-Arbeit ist nicht selbstverständlich und schon einmal gar nicht leicht!

Natürlich kann und darf man stolz auf den Partner oder die Partnerin auf der Karriereleiter sein! Das steht außer Frage! Das soll sogar sein!

Denn um die Sprossen emporzuklettern braucht es unheimlich viel Kraft und Biss und Ehrgeiz und Grips und nicht zuletzt Talent.

Aber…

Und vielleicht verstehen einige Menschen nach diesen Zeilen mein Aber.

Warum ich finde, dass der Part, der unten an der Räuberleiter steht, auch gefeiert werden sollte.

Und somit erhebe ich heute mein Glas an all’ die Mamas und Papas, die sich ungesehen fühlen und vielleicht auch traurig, weil sie sich die Wertschätzung oftmals selbst geben müssen.

Und die sich immer wieder sagen müssen, dass es eben NICHT selbstverständlich ist, was sie zu Hause in der Care-Arbeit alles geleistet haben und bis heute noch leisten.

hier noch ein paar Bilder und Worte zum Wochenende! 🙂

Kommt gut in die neue Woche!

(wie immer – noch mehr #wibs gibt’s bei grossekoepfe)

Eure 

Alex

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Comments (1)

  1. Toll! Und dem ist nichts hinzuzufügen.
    Wie ist das eigentlich mit Frauen die Teilzeit arbeiten und dann noch in Vollzeit die Care-Arbeit machen? Selbstverständlich beim kranken Kind zuhause bleiben, all das nebenbei machen.
    Danke für den Text! Ich sehe mich heute einfach mal selbst!

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