Die Macht der eigenen Gedanken und Gefühle - und was Träume uns über uns selbst…
“Being in labor”: von Fluchtversuchen, fliegenden Höschen & elterlichen Nachhelfe-Aktionen
Muss man auf einem Blog immer Neues und Aktuelles berichten oder darf Frau auch darin Vergangenes verarbeiten? Ich finde schon! Und ich bin mir sicher, es gibt ein Thema, dass jede Mami verarbeiten muss. Und da ich jetzt gerade einfach mal Bock drauf habe auch meine Erlebnisse hier in Wort und Schrift festzuhalten kommt sie nun:
Eine Zusammenfassung meiner drei Geburten.
Ich finde, das steht einfach noch aus. Allein schon für mich. Und ich versuche dabei jetzt nicht ganz so sentimental zu werden und mich einigermaßen kurz zu fassen. Aber, sind halt drei 😉
Dabei muss ich auch gar nicht viel verarbeiten. Tja, bei mir scheint diese Sache mit dem Verdrängen und hinterher schön reden wohl noch zu funktionieren.
Denn, ich wage zu behaupten:
Ich hatte das große Glück drei tolle Geburten erleben zu dürfen! Jede auf ihre Art. Alle unterschiedlich. Aber im Nachhinein….Schön! So schräg das jetzt klingen mag. Aber was glaubt ihr wie ich sonst zu drei Kindern gekommen bin? Sicher nicht nach einem traumatischen Erlebnis. Und deshalb berichte ich jetzt sehr gerne und mit einem breitem Lächeln auf dem Gesicht über drei ganz einzigartige Erlebnisse.
Denn jede war auf ihre eigene Art und Weise irgendwie verrückt. War ja klar. Bei mir, bei uns läuft’s halt nie nach Norm. Nie Anständig und vorbildlich. Geht bei uns nicht. Irgendeinen Blödsinn haben mein Mann und ich immer im Kopf und stellen was an.
So auch bei der Geburt meines ersten Kindes:
Gott! Was war ich damals noch ängstlich! Ich hatte so keinen Schimmer was da auf mich zukommen und mich erwarten würde. Logisch, dass ich da auch auf jedes Wort meiner Frauenärztin blind vertraute und allen Vorschlägen zustimmte. Zu wenig Fruchtwasser? Nicht bis nach dem Termin warten? Besser mal die Geburt einleiten? Nun, ich hatte ja keinen Dunst. Was sollte ich also anderes tun als stumm nicken und mich im Krankenhaus zur Geburtseinleitung vorzustellen.
Und da lag ich nun, festgeschnallt am CTG, am damals 70. Geburtstag des Schwiegerpapas. Zu dem wir später dann auch noch erschienen sind. Kennt ihr diese beschissenen Fragen direkt vorm errechneten Geburtstermin? Diese kritischen Blicke und Mutmaßungen bezüglich Größe und Tiefe des Bauches! Herrgott! Was für’ Mist! Leute lasst das endlich! Keine werdende Mama hat Bock Euch Fragen zu beantworten wann’s denn endlich so weit ist. Niemand will sich anhören wie tief der Bauch ja schon sitzt und dass es jetzt so aussähe als ob. Das nervt! Insbesondere wenn man auf einem Geburtstag mit gefühlt 100 Leuten ist und schon den Einleitungstermin am übernächsten Morgen im Kopf, aber selbstverständlich nicht verraten hat!
Ich wollte so wenig Zeit wie möglich im Krankenhaus verbringen und so trafen wir auch wirklich erst an diesem Morgen dort ein. Und da Krankenhäuser für mich etwas unglaublich langweiliges sind und ich ja bekanntlich ein Problem mit Geduld und Warten habe….hauten wir wieder ab. Nach dem Tablettenlegen. Was waren wir bescheuert! Aber hey! Den Spaß war’s wert und Dank Gott ist ja nix passiert. Trotzdem psssst! Klaro hab ich brav im Zimmer stundenlang auf den Beginn der Wehen gewartet.
Nun ja, es muss etwas komisch ausgesehen haben. Im heimischen Supermarkt. Zugang an der einen Hand, Cornflakes-Packung in der Anderen und vor mir ne Riiiesen-Kugel.
Ich glaube mein Mann hatte es einfach gut gemeint und wollte mich ablenken, weshalb wir noch mal schnell Vorräte für die folgende Woche shoppen waren und uns nochmal daheim (!) auf die Couch vor die Glotze legten. Da mein Bauchgefühl allerdings ein sehr verlässliches ist, fuhren wir zwei Stunden später von großen Schuldgefühlen geplagt doch wieder ins Krankenhaus zurück.
Gut, ich wollte mich kurz fassen: Den anschließenden Langeweile-Spaziergang schaffte ich fast nicht mehr zurück. Wehen von jetzt auf gleich. Alle drei Minuten! Was für’n Bullshit! Ich sollte in den darauffolgenden Stunden viel über meine verborgenen Tanz- und Gesangskünste (Aaaaah, Ooooh) kennenlernen und wäre nicht die verrückte, kreischende Alte im Nebenzimmer gewesen: Wer weiß, vielleicht hätte ich’s mich ja ohne PDA getraut. Aber so!? Gott hatte ich Schiss!
Und mein Mann lacht noch heute, als ich damals unter der PDA allen Ernstes nach einem Leberwurstbrot verlangte. Tja, merkt Frau ja nicht mehr viel damit. Im Nachhinein betrachtet: Ohne! Das ist cool und rockt! Nicht so….
Dass sich mir ein gestandener Mann, und zwar ein anderer als mein eigener, auf’n Bauch hocken würde. Gut, damit hatte ich auch nicht gerechnet. Aber alles ging gut und das kleine Würmchen lag schleimig und verschmiert wenige Zeit später auf meinem Shirt. (Ja, beim ersten macht Frau sich noch net gleich so nackig)
Mutiger, sehr viel mutiger, sollte ich bei der zweiten Geburt werden.
Der Geburt meiner mittleren Tochter:
Ich war mit dem damals gerade zwei gewordenen Sohn im Lidl shoppen. Schwer damit beschäftigt ihm das neu erlernte und nun stolz herausposaunte Wort zu verbieten. “Heiße….Heiße….” das “Sch….” wollte ihm noch nicht so gelingen. Da kam sie die erste Wehe. Und ich war es, die “Heiße” dachte. Gab doch noch so viel zu tun! Papa noch an der Arbeit, Einkäufe verstauen, Abendessen für den Kurzen, ins Bett bringen, vorlesen, kuscheln. Aber hey! Selbstdiszipliniert wie Mutti nun mal ist, habe ich weitere Wehen auch erst nach dieser kompletten Routine zugelassen. Klappte wunderbar. Und wieder fanden mein Mann und ich uns vor der Glotze wieder.
Warum wir allerdings immer kurz vor der Geburt bevorzugt Exorzisten- und Horrorfilme kuckten ist mir bis heute schleierhaft. Einstimmung?
Gut, draußen gewitterte es heftig und nach einer schönen heißen Dusche mit Rasieren sämtlicher Körperregionen versteht sich (ihr wisst von diesem Tick, oder?) war’s dann doch klar. Mutti bleibt heute Nacht nicht mehr zu Hause…
Und mein Mann lacht mich auch bezüglich der zweiten Geburt noch heute aus! Als ich damals, kaum den Kreißsaal betreten, die Unterhose ausgezogen habe, ja sie fast schon im hohen Bogen durch den Raum geschleudert hatte. Ole! Mutti is bereit! Ich wusste halt was ganz bald kommt und hab pragmatisch gedacht.
Warum ich jedoch kurz vor der Geburt ausgerechnet zum schwarzen String Tanga griff ist mir bis heute suspekt. Was hatte ich mir dabei gedacht. Als hätte ich weiß Gott was vor gehabt. Nur eben nicht ‘ne Melone aus irgendwelchen Körperöffnungen herauszuschieben.
Und es fühlt sich wirklich an wie irgendwelche…als gäbe es eh keinen Unterschied mehr. In der Situation ist halt gefühlt alles am und im Ar…… Ich schweife wieder ab. Zurück zum Thema: Was hat er denn geglaubt? Der liebe Gatte? Dass ich im allerletzten Moment beschämt das Höschen lüfte!?
Und es war eine schnelle Geburt. Für eine PDA wäre eh keine Zeit mehr gewesen. Stattdessen gab man mir irgendetwas anderes Pflanzliches. Überflüssiges Zeug von dem mir in den Wehenpausen nur schummrig und kotzeschlecht wurde. Erneutes Fazit: dann lieber ohne alles.
Hilft ja eh nix. Aus der Kiste gibt’s sowieso nur die Flucht nach vorn. Und auch diese Flucht klappte zum Glück und alles war gut. Nur dass ich damals noch nicht wusste, dass ich später auch noch von einer dritten Geburt zu berichten wissen würde…
Tja, manche Entscheidungen müssen eben erst noch heranreifen 😉
Die Geburt meiner kleinsten Tochter:
Ich steigerte mich! Von Geburt zu Geburt! Wurde tiefenentspannter, ruhiger und vor allem schneller und unbekümmerter! Es ist von daher kein Wunder, dass ich diese dritte Geburt als meinen Top-Favoriten bezeichne! Die Schönste von allen!
Ich wollte sogar noch mit ins Freibad an diesem Tag. Bis zum Schluss habe ich mich in dieser Schwangerschaft blendend gefühlt. Trotz oder vielleicht sogar wegen zweier Kinder die mich Tag für Tag auf Trapp hielten! Nun irgendein Bauchgefühl sagte mir, lieber mal gechillt zu Hause zu bleiben. Sprich ich habe daheim Klos geputzt und mich gewundert dass alle sieben Minuten “Wehwehchen” kamen. Doch auch hier musste erst die Routine heruntergespult werden bevor Mutti loslassen konnte. Papa und Tochter mussten aus dem Freibad heimkommen. Der Sohn von der Kinderparty nach Hause geholt werden. Alle mussten Abendessen und ins Bett. Mutti duschen! Irgendwie kann ich mich immer erst Nachts gehenlassen 😉
Deshalb sind wir dieses Mal sogar viel zu spät losgefahren! Wer will schon umsonst Oma und Opa zum Kindersitten aus dem Bett schmeißen! Ich glaubte sogar im Kreißsaal noch an einen Fehlalarm. Tat dieses Mal gar nicht so weh!
Nun, mein Mann ist nicht wirklich der einfühlsamste Mensch. War schon immer so. Nix mit Umarmen, gut zureden und trösten. Gut, bei Geburten MUSS er eh immer die “Fresse” (in DEM Zustand mein innerlich bevorzugtes Vokabular) halten!
So kam es, dass ER beim dritten Kind seelenruhig auf seinem I Pad las und dieses Mal selbst dabei das Leberwurstbrot aß. Und jedes Mal belustigt den Wehenschreiber beobachtete, um mir anzukündigen WANN ich wieder lossingen würde! Arsch!
Dabei hatte ER einzig und allein Angst um das teure Ultraschallgerät, an dem ich mich festgekrallt hatte. Ei, das ging halt so schön hin und her schieben bei jeder einzelnen Wehe!
Nicht zu vergessen in jener Nacht der Kommentar einer anderen (nicht die für mich zuständige) Hebamme: “Na, Sie haben sich aber ‘ne tolle Nacht ausgesucht”. Es fanden zu diesem Zeitpunkt mehrere Geburten statt. Konnte ich ja nicht wissen! Aber ich hätte wissen müssen, dass ich das mit dem Einleitungssex besser nicht hätte erzählen sollen! Mensch! Ich war halt so begeistert, dass diese glorreiche Idee funktioniert hatte. Und ärgerte mich jetzt, schon wieder auf einen Gynäkologen gehört zu haben. Der das ursprünglich für seine tolle Idee hielt. Seit wann haben wir eigentlich Geschlechtsverkehr wenn’s Außenstehende vorschlagen? Warum erzähle ich Euch das jetzt überhaupt!?
Da ich mich ja von Geburt zu Geburt steigerte, ging’s diesmal wirklich Schlag auf Schlag. Ich verzichtete auf Schmerzmittel jeglicher Art und sieh da:
Hatte plötzlich die geilste Geburt von allen! Wenn man dieses Wort überhaupt in Bezug auf Geburten verwenden darf. Auf einmal hatte ich’s drauf mit dem Atmen. Ohne dieses Mal einen Geburtsvorbereitungskurs besucht zu haben. Ging ganz leicht und tat gar nicht mehr so weh! Gut, vielleicht trickst mich auch jetzt gerade wieder mein Hirn aus 😉
Und eigentlich wären das alles Gründe um nochmal nachzulegen. Aber das is rum. Ihr wisst schon, das mit dem Aufhören und dem wenn’s am Schönsten ist. Darüber gibt’s aber bald einen extra Text! 😉
Und jetzt hoffe ich, Euch mit meinem kleinen, persönlichen Rückblick nicht allzu sehr gelangweilt zu haben. Aber was wäre ein Mama-Blog OHNE das Thema Geburt? Auch wenn’s schon verjährt ist! Geht ja gar nicht! Und wer weiß, vielleicht hat’s ja auch ermutigt. Hat gezeigt, dass Geburten nicht immer traumatisch und schrecklich sein müssen. Dass Frau auch Glück haben kann. Ganze drei Mal! Und dass schöne Erlebnisse es verdient haben in Wort und Schrift geteilt zu werden!
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