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Von allen guten Geistern verlassen

Ich gehe nicht wirklich pfleglich mit Haushaltsgeräten aller Art um.
Das muss ich hier und jetzt an dieser Stelle zugeben. Putze ich zwar akribisch auf allen Vieren den Fussboden, störe mich an jedem Krümel und Fussel,  so habe ich es leider nicht so wirklich mit der ordnungsgemäßen Handhabung und Pflege der lieben, guten Haushalts-Geister. Die treuen Begleiter, die mir tagtäglich helfen. Und die mittlerweile leider doch arg in die Jahre gekommen sind!

Ich bin Weltmeisterin im Trockner-Griff-abreißen (ganze drei Mal hinbekommen!)  und stoischem Ignorieren, was die Reinigung sämtlicher Filter & Co. betrifft.
Reinigungs-Empfehlungen auf dem Display? Werden geschickt ausgeblendet.
Das Entkalkungs-Lichtchen beim Dampfbügeleisen blinkt? Kein Problem!
Wo die Reset-Funktion ist, habe ich schnell heraus gefunden! 😉
Regelmäßiges Entkalken oder Spezial-Reinigungsprogramme von Kaffeemaschine, Spülmaschine und Waschmaschine? Fehlanzeige! Keine Zeit für so’nen Extra-Quasch! Wer hat die schon?

Muss doch immer alles schnell gehen!

Offene Zeitfenster für Pflege und Wartung? Im Alltag nicht vorhanden.
Was sich bei drei Kindern wohl von selbst verstehen mag! Die Teile müssen laufen. 24/7! Immer bereit und einsatzfähig trotzen sie standhaft der Dauerbelastung.
Das müssen wir Mütter ja schließlich auch!
Und so’n paar hektische Umfüll-und Nachfüll-Aktionen sollten doch für die fleißigen Haushaltshelfer kein Problem sein, oder?  Stets zu meinen Diensten sollen sie sein, um die gestresste Mutti im äußerst nervigen Haushalt zu entlasten.

Leider müssen gute Freunde und treue Helfer aber auch gepflegt und umsorgt werden.

Und dieses klitzekleine Detail neige ich gelegentlich zu vergessen.
Sie wollen auch einmal verhätschelt und versorgt werden, als Zeichen meiner Dankbarkeit für ihre jahrelange Treue!

Immerhin haben wir sie alle voller Stolz angeschafft. Der Gatte und ich.
Damals, als die vielen Babies noch nur im Kopfe umher schwirrten und wir unser erstes Haus mieteten. So’n geiler Waschkeller (ich vermisse ihn!) will doch schließlich gefüllt werden und in Anbetracht der geplanten Schwangerschaft sollte bei Waschmaschine und Wäschetrockner nicht gespart werden.
Ich erinnere mich noch an die Planung der künftigen Küche. Während welcher ich, mittlerweile Früh-Schwanger, in Anbetracht all der neuen Umstände am Schreibtisch vor’m PC einfach einnickte. 😉
Und dennoch, auch den Kühlschrank suchte ich mit der größten Freude aus!

Und nun, Jahre später? Hab’ ich sie alle fertig gemacht, so scheint es! 

Zuerst verließ mich das wohl anmutigste, galanteste, attraktivste und wahrlich verführerischte aller Haushaltsgeräte. Die Nespresso-Maschine lief aus! Und füllte das so sehr benötigte schwarze Gold überall anders hin, nur nicht dahin, wo es hingelangen sollte: In die Tasse.
Nun, da half auch die Last-Minute-Entkalkungsaktion des Gatten nix mehr. Die erste (!) Entkalkungsaktion nach drei Jahren!  Ihr könnt Euch die vorwurfsvollen Blicke des mir Angetrauten vorstellen! Und im Geiste schüttelte der liebe George nicht minder vorwurfsvoll den Schopf ob meiner Frechheit so rüpelhaft mit dessen werten Stück umgegangen zu sein.
Das kann ich doch so schreiben, kann ich? 😉

PicsArt_10-01-08.05.32Wenige Tage später dann die Spülmaschine.

Und wenngleich dieser Schaden mittlerweile längst wieder behoben wurde und das inzwischen 12 Jahre alte Gerät nun ein niegel-nagel-neuer und vor allem teurer (!) Schlauch schmückt, so bin ich noch immer sauer! Drei Tage mussten wir uns von Döner-Pizza und Hähnchen-Wagen ernähren! Wisst schon, Geschirr sparen und so. 😉

 

Und jetzt? Finde ich mich im Hauswirtschaftsraum wieder!

Pünktlich zu Beginn der Herbstferien und mit einem Besuchs-Kind mehr im Haus.
Und zwar dabei, wie ich akribisch Socke für Socke einzeln auf die wenigen mir verbliebenen Wäscheständer hänge! Die Socken und Unterhosen eines Fünf-Personen-Haushaltes! Nur etwas mehr als fünf Jahre nach dessen Anschaffung gibt auch mein hochwertiger Folge-Trockner einer führenden deutschen Marke den Geist auf!
Liebevoll streichelte ich damals den Babybauch, für mein letztes und kleinstes Baby sollte es in Anbetracht der da kommenden Wäscheflut nur den Besten der Besten geben.
Ach wäre ich nur genauso liebevoll mit jenem weißen, viereckigen Kasten umgegangen!

Vielleicht würde er dann jetzt nicht motzig ächzen und quietschen, würde nicht statt warmer Luft nur feuchten Dunst pusten und trotzig-laut den Warn-Summer ertönen lassen! Mag mir noch nicht mal verraten, was ihm fehlt, der eingeschnappte Dickkopf. Und lässt mich einfach so im Stich! Jetzt! Vor dem Feiertag! Was die Aussicht auf rasche Reparatur  nur allzu schnell schwinden lässt. Ich werde wohl noch ein paar Tage so ausharren müssen.

Bis der nette und allseits hilfsbereite Kundendienst erscheinen wird und Mutti aus ihrer misslichen Lage befreit.

Oder mich noch mehr in eine solche hinein versetzt!
Denn – und das muss ich an dieser Stelle zugeben – ich mag Herren-Besuche dieser besonderen Art nicht wirklich!
Helfender Retter hin oder her! Denn ich bin meistens die Leidtragende, die dann Kaffee kochen muss, Eimer und Lappen herbei schleift, im Nachhinein das ganze Haus wischt und noch viel schlimmer als das alles vereint: Zuhört!

Ohne Scheiß! Man scheint mich als guten Zuhörer zu wähnen.
Ist immer so. Wenn ich Pech habe, bekomme ich also die ganze Lebensgeschichte des dann Anwesenden zu hören! Und ich habe wirklich schon ALLES gehört!
(Hab ja auch schon viel kaputt gemacht 😉 )
Ich weiß von Nachbarschafts-Liebeleien mit anschießendem Rosenkrieg und Scheidungsverfahren, von vermeintlichen Kuckucks-Kindern und fiesen Schulden-Fallen. ALLES erzählt Man(n) vorzugsweise im Blaumann oder gerne auch mit sexy Maurerdekolletee mir!

Nun, ich werde schwer beschäftigt sein, in ein paar Tagen.

Den Kaffee-Knopf meiner neu erworbenen George-Clooney-Maschine (wenn DER mir wenigstens was erzählen würde!) werde ich noch drücken, doch dann bin ich weg! Irgendwo in den Tiefen des kleinen Einfamilienhauses verschwunden!
Bis einer meiner treuen Hausgeister wieder zu mir zurückgekehrt ist! Dank der helfenden Hand – aber hoffentlich geschlossenen Klappe – des herbeigeeilten Helfers! Verlängerte Garantie ist hier übrigens das Zauberwort.
Nun, mein Mann kennt mich halt nur zu gut! 😉

Und dann aber werde ich ihn hegen und pflegen!

Werde ihn umzingeln und umschwärmen, loben für seine wahnsinnig faszinierende Arbeit und das sooo gute Gefühl, welches ER mir tagtäglich bereitet! Werde nicht an Streicheleinheiten sparen, stets ein offenes Ohr haben, für all’ seine Wehwehchen. Werde ihm kein Haar mehr krümmen und ihn nicht mehr zu stetiger Weiterarbeit zwingen. Wenn er längst nicht mehr kann und am Boden liegt!
Ja, all’ das mache ich dann!
Mit meinem lieben Trockner.

Passt gut auf Eure fleißigen Helfer auf!

Eure

Alex

 

 

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. Liebe Alex,
    was ein lustiger Beitrag direkt aus dem Familienalltag! Wirklich klasse geschrieben.
    Und… könnte ich sein … Ich meine, uns ist ja schon klar, dass diese ganzen Helferlein vielleicht länger halten würden, aber Zeit für sowas … nö! Ich habe mich also zu 100% wiederentdeckt.
    Und die Sache mit dem Monteur … da habe ich mir auch schon oft gedacht “Ob die ihren Beruf eher haben, um Geschichten zu erzählen oder wirklich gerne reparieren?!” … “Ob die sich morgens am Frühstückstisch schon überlegen, welche die Story des Tages wird?!”
    Nun ja, aber die meisten Monteure sind ja trotzdem total nett und so haben wir doch gerne ein offenes Ohr 😉 Wenn nur danach unsere Helferlein wieder einsatzbereit sind.
    Danke für den gut gelaunten Start ins Wochenende!
    Liebe Grüße,
    Anne aus der Lieblingsmanufaktur

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