Wenn ich Eines im Laufe der letzten Jahre Mutterschaft gelernt habe, dann ist es, Gelegenheiten…
“Adults Only” – Wenn Kinder nicht erlaubt sind
Stellt Euch vor, es gäbe einen ganz einzigartigen – wenn nicht gar eigenartigen – Ort.
Ein Ort, an welchem ihr eintauchen könnt. Eintauchen in die köstlichsten und sonderbarsten, exotisch-ausgefallensten Aromen.
Ihr könnt riechen, schmecken und mit allen Euch zur Verfügung stehenden Sinnen genießen.
Könnt Euch Zeit lassen und gepflegte Konversation führen. Oder eben auch einmal gar nicht.
Könnt schweigen und verträumt – oder möglicherweise auch leeren Blickes – Löcher in die Luft starren.
Ganz ohne jegliche Störfaktoren.
Untermalt von leisen Klavierklängen – meinetwegen auch den angesagtesten Lounge- und Club-Beats.
Es würde weder scheppern, noch klappern. Noch würden Stühle fallen oder Frauen empört und lautstark mit kleineren Menschlein zetern. Niemand würde in Heul-Ergüssen zerfließen, es sei denn, man(n) entscheide just in jenem Moment die Ruhe und Stille für eine (mehr oder weniger einvernehmliche) Trennung zu missbrauchen.
Stellt Euch vor, die Durchgangs-Schneise zu den Örtlichkeiten, welche an jenem so wunderbaren Ort selbstverständlich in coolem Schwarz gehalten und ausgestattet mit den überflüssigsten Special Effekts sind, wäre kaum frequentiert.
Nicht auch nur eine verschwitzte und gehetzte Person im gänzlich unpassenden Grobstrick-Pulli würde Euren Ärmel streifen.
Mit dieser unvorstellbar großen Tasche, welche schwer über der Schulter baumelt und vor lauter Gewicht hin und her schlingert.
Und dabei beinahe Euch das feinste Silberbesteck aus der Hand schlägt.
Stellt Euch vor, niemand würde mit leicht entnervtem Augenrollen und diesem vielsagenden Blick ein Zwergen-ähnliches Geschöpf an der Hand zum dritten Mal innerhalb der letzten halben Stunde an Eurem Tisch vorbeilotsen. In Richtung – richtig (!) – Toilette. 😉
Aber gut, diese Personen würde es ja hier nicht geben!
Denn beispielsweise einen Wickeltisch?
Würden sie hier ohnehin nicht auffinden.
Wie furchtbar langweilig wäre das? Oder etwa nicht?
Langweilig oder trendiges Konzept?
Sie scheinen anscheinend in vielen großen deutschen Städten der letzte heiße Scheiß (Pardon! 😉 ) zu sein:
Kinderfreie Restaurants – oder gar ganze Zonen!
Und so wie es scheint sogar ausgiebig genutzt und teilweise bereits Wochen zuvor ausgebucht.
Zweifelsohne, eine gewisse Nachfrage nach gänzlich kinderfreien Zonen besteht.
Das Angebot wird von einem gewissen Klientel dankend angenommen!
Und ich wage zu behaupten:
Unter diesem Klientel wird sich gewiss (!) auch das ein oder andere Elternpaar finden!
Doch würde ICH das wollen?
Würde ich in einem solchen Restaurant speisen wollen? Bewusst?
Oder fände ich persönlich nicht diese urplötzliche Ruhe und Stille langweilig oder gar beängstigend?
Möchte ich mit meinem Ehemann Zweisamkeit bei gutem Essen und langen Gesprächen verbringen, dann wähle auch ich ein Restaurant nach meinem Gusto.
Es soll schmecken und hübsch sein. Darf gerne urig oder auch angesagt daher kommen, nicht zu hell beleuchtet und mit vielen, vielen Menschen drin!
Ich fühle mich wohl, herrscht um mich herum reges Treiben und noch angeregtere Gespräche.
Und sollte unter den Gesprächen auch Sinn-freies Kinder-Geplapper oder gar Geplärre am Nachbartisch sein, so stört mich dies in keinster Weise!
Wie auch? Bin doch selber Mehrfach-Mami!
Dann lächele ich verständnisvoll zurück und mache da weiter, wo ich aufgehört habe.
Nämlich den Abend ohne Kinder mit dem Mann zu genießen! Denn das geht ganz einfach! 😉
Andere anwesende Kinder, welche ich nicht selbst kreischend, brüllend und ächzend aus mir herausgepresst habe, stören mich dann nicht!
Doch ist dies anscheinend Ansichtssache.
Diskriminierung?
Böse Zungen könnten aber hier bereits von Diskriminierung sprechen.
Denn Kinder sind schließlich nix anderes als Menschen! Und zwar ganz wundervolle – noch unverdorbene Menschen!
Und DIE haben ein Recht darauf, sich unter anderen Menschen aufzuhalten.
Immerhin waren wir alle einmal Kind!
“Wir” wollen Emanzipation und Fortschritt, Gleichberechtigung und wünschen uns Inklusion, verhalten uns hier aber intolerant und rückschrittlich? Passt irgendwie nicht zusammen!
Für die Fremdbetreuung sind Einigen von uns die Kinder nie jung genug, aber die schicke Kaffee-Bar?
Ja DA gibt’s natürlich die Altersgrenze!
Wer die Kinder ausschließt, schließt auch die Mütter aus!
Ganz persönlich finde ich, sollten wir ein derartiges (Klein-) Kinderverbot einmal auch von einer gänzlich anderen Seite sehen.
Aus der Perspektive der Mutter!
Nicht deshalb, weil eine Mutter immer und ausnahmslos hinter ihren Kindern steht und für diese und deren Rechte kämpft!
Das ist ohnehin klar!
Nein!
Vielleicht weil wir mit solchen Zonen auch die Mutter um ein Stück Freiheit berauben!
Plötzlich darfst Du als Mama nicht mehr frei wählen, wo Du Dich mit der kinderlosen Freundin auf einen Kaffee triffst!
Du wirst darauf reduziert und eingeschränkt, Dir bitte sehr das Lokal nach seiner Kinderfreundlichkeit auszuwählen!
Das machen wir zwar in der Regel sowieso von ganz alleine, denn in den meisten Situationen sind wir ja mehr als dankbar für die gut ausgestattete Kinder-Küche in der Spielecke!
Denn nur so sind alle richtig glücklich.
Und die Kinder müssen sich nicht verbiegen und sich schon ganz früh in Etikette üben.
Aber vielleicht möchte ich als Mutter ja nicht wirklich immer nur in’s Baby-und Kinder-freundliche Still-Cafe um die Ecke gehen?
Vielleicht mag ich ja heute einmal nicht selbst hergestellten Rindfleisch-Karotten-Brei bestellen und für mich den Dinkel-Brätling?
Vielleicht möchte ich auch als Mutter mal wirklich rauskommen und die Freiheit haben, auch mit Kind (!) einmal dahin zu gehen, wo die Hippen, Coolen und Kinderlosen speisen?
Um diesem Einheitsbrei zu entkommen und mich auch bei “den Anderen” mit meinem herzallerliebsten (und unvorstellbar lauten) Kind willkommen oder zumindest toleriert fühlen!?
Kinder: Manchmal auch das fehlende Salz in der Suppe?
Auf das Essen-gehen haben wir nie verzichtet.
Trotz der drei Kinder.
Von Beginn an haben wir die Kinder mit zum Essen genommen, wann immer uns der Sinn danach stand.
Und auch wohin wir gerne gehen wollten.
Das waren gewiss einerseits sehr kinderfreundliche Restaurants, Gaststätten oder Kneipen, aber auch “fein” Essen stellte für uns mit Kindern keine unüberwindbare Hürde dar.
Wir haben es einfach gewagt und wem die Anwesenheit unseres Nachwuchses nicht passte – Pech gehabt!
Wir haben es schlichtweg nicht eingesehen (bis heute nicht!) auf Normalitäten (!) und Abwechslung zu verzichten, nur weil wir jetzt Eltern sind.
Und ja, ab und an haben sich unsere Kinder gelangweilt – doch gibt es dafür Pixie-Bücher in Handtaschen! 😉
Kinder können sich wunderbar anpassen (müssen sie aber gar nicht!!), wenn man es ihnen nur zutraut und es auch einmal wagt!
Ich nehme lieber das Risiko in Kauf, dass das Abendessen beim Italiener in die Hose geht, als vor lauter Furcht nicht mehr das Haus zu verlassen!
An einem einst kinderfreien Wochenende in Berlin führte mich der Gatte in eines der angesagtesten Restaurants der Stadt aus.
Wisst schon, die “Spelunke” unter der Brücke, welche sich als DAS Edel-Steak-House der Hauptstadt feiert.
Zugegebenermaßen, das Entrecote mundete hervorragend, doch wünschte ich mir an eben jenem Abend die eigenen Kinder herbei.
Sie hätten den Laden ordentlich aufgewirbelt, so viel sei gewiss, doch fühlte ich mich so mehr als fehl am Platz.
Denn gediegen, mondän, schick im hauchzarten Fähnchen – hatte ich als Mama ein klein wenig verlernt.
Ich vermisste das Laute, das Lustige und Ungezwungene.
Den Halt, das Bodenständige und den frischen Wind, den Kinder uns Erwachsenen schenken!
Adults only – was soll das überhaupt sein?
Es ist noch gar nicht allzu lange her, da hielt ich “Adults Only” – Hotels für etwas ganz Verwegenes.
Ja, ganz ehrlich!
Denn Hotels, in denen Kinder nicht erwünscht sind? Das kann nix Koscheres sein!
Das muss doch selbst etwas Verbotenes sein?
Wer sonst kommt auf die Idee und welches Klientel bucht überhaupt derartige Hotels?
Ernsthaft:
Als ich das erste Mal im Leben von der Existenz solcher Hotels hörte – ICH hielt die alle für Swinger Clubs! 😉
Nun, meine Schwiegereltern buchen hin und wieder ein solches Hotel.
“Warum?!”
fragte ich seinerzeit den Gatten.
Schließlich ließen sie doch keine Gelegenheit aus, stolz von ihren vier Enkelkindern zu erzählen.
Warum dann bewusst ein kinderfreies Hotel wählen – um dann dort die Fotos der Kleinsten zu präsentieren?
Es war mir ein bisschen ein Rätsel. Muss ich nochmal nachhaken…
Zurück jedoch kamen beide auch jeweils mit der Anmerkung, wie furchtbar langweilig es doch unter all’ diesen gebrechlichen Rentnern gewesen sei! 😉
Ob wir später auch so sind?
Aber vielleicht denken wir ja später auch so?
Vielleicht lieben wir unsere Enkelkinder über alles, gehen auch einmal mit diesen auf Reisen und würden alles für den Familien-Nachwuchs tun.
Und buchen dennoch bewusst diese Auszeit?
So die Reaktion des Gatten, als ich lautstark eine derartige Überlegung uns in ferner Zukunft betreffend kategorisch ausschloss.
Und vielleicht hat er ja sogar Recht?
Vielleicht möchten wir nach Jahren der Elternzeit irgendwann einmal, wenn die eigenen Kinder längst aus dem Haus sind und vielleicht selbst schon Eltern wurden, auch bewusst diese Ruhe. Diesen Abstand.
Um dann festzustellen, was wir zu Hause haben und wie sehr uns der Trubel und das echte Leben (denn dazu gehören nun einmal Kinder dazu!) fehlt!
Mein Fazit
Wir sollten uns in unseren Entscheidungen gegenseitig tolerieren.
Was dem einen das Adults Only Hotel, ist dem Anderen das stinkige Hüpfburg-Mekka in Wanne-Eickel.
Die Existenz kinderfreier Zonen können wir zwar zutiefst bedauern, aber nicht gänzlich ignorieren und ausblenden. Auch nicht verbieten.
Vielleicht müssen wir sie sogar tolerieren und versuchen, dies nicht als Angriff, als Ausschluss einer ganzen Personengruppe zu sehen.
Auch wenn’s schwer fällt. Denn schließlich scheint hier alles letztendlich nur Geschmacks-Sache.
Ob mit oder ohne Kinder: Guten Appetit!
Eure
Der Text gefällt? Dann Daumen hoch für die Alex! 😉
Mir fehlt da auch ein bisschen das Verständnis, aber ich mag und mochte schon immer Trubel. Ich gehe nicht nur Essen, weil ich das Essen genießen will. Ich mag auch die Atmosphäre, das unter Menschen sein. Für mich gehört die Lebendigkeit dazu, wenn ich morgens im Hotel frühstücke oder in ein Café gehe. Besonderes chice Locations schließen sich für Familien meistens sowieso aus finanziellen Aspekten aus… Mir liegt schon schwer im Magen, wenn wir ausgegrenzt werden, nur weil wir Kinder haben. Wir haben zwar eine Babysitterin, aber die kostet deutlich mehr, als das Essen den Kinder.
Sehe ich genau so! Lasst Euch den Spaß nicht verderben und genießt das Essen-gehen – MIT Kindern! Herzliche Grüße! Alex