Die Macht der eigenen Gedanken und Gefühle - und was Träume uns über uns selbst…
Wenn das Kind krank ist – wie geht’s dann der Mama?
Samstag Mittag.
Es geht ihr noch immer nicht gut und das beunruhigt mich sehr.
Mit schmerzverzerrtem Gesicht und Tränen in den Augen klagt die mittlere Tochter über starke Kopfschmerzen und ich spüre regelrecht ihre Verzweiflung.
Blicke in hilflose Augen, die gestern noch strahlten ob der Vermutung endlich auf dem Weg der Genesung zu sein.
Raus wolle sie kurz, mal frische Luft schnappen, so hatte sie mir am gestrigen Tag verkündet.
Und da mein Kind endlich auch meiner Einschätzung nach auf dem Weg der Besserung schien, ließ ich sie ziehen.
In den eigenen Garten zum gemächlichen Umherstreifen wie ich annahm.
Gefunden hatte ich meine Tochter dann zu Einbruch der Dunkelheit in Nachbars-Garten.
Beim ausgelassenen Schaukeln versteht sich.
Und ich war zornig!
Ich meckerte und motzte sie an.
Warf ihr vor, was ihr wohl einfiele, sich gleich jetzt schon wieder so zu übernehmen.
Denn für einen kurzen Moment vergaß ich, dass es sich hier noch immer um ein Kind handelt.
Kein ganz kleines mehr – aber auch Zehnjährige können den eigenen Gesundheitszustand noch nicht richtig einschätzen, sobald die hohen Körper-Temperaturen erst einmal verflogen sind.
Und das tut mir nun unendlich leid!
Ja, es wäre meine Aufgabe gewesen, sie zurückzuhalten und strengstens zu beobachten.
Doch fühlte ich Mitleid mit dem Kind, welches seit vier Tagen nichts anderes zu sehen bekam als Couch und Bett – und in guten Momenten eventuell den Bildschirm vom Fernseher.
Welch Wohltat war es also gestern, als das Kind endlich wieder am Schreibtisch saß und fleißig mit Wasserfarben pinselte.
Und ausgelassen mit mir und der Kleinsten verrückt-gewordene “Gummi-Reiterinnen” ihre hübsch geschmückten Ponys und Friesen einfangen ließ.
Ja, ich genoss es, endlich wieder gelöst mit den Beiden spielen zu können (ich bin da zum Gefallen der Töchter immer sehr albern, habe ich als erwachsene Person erst mal wieder in’s Spiel gefunden).
Als die Töchter sich die Bäuche vor Lachen hielten, da schien für mich alles gut!
Und ich fühlte mich versöhnt mit den miesen letzten Tagen.
Selbstverständlich ließ ich sie also auch raus an die frische Luft.
Wenn das Kind leidet – leidet die Mama doppelt!
Und nun liegt sie neben mir.
In ihrem eigenen Bett.
Das Zimmer abgedunkelt, blass und unter Tränen die eigene Stirn haltend.
Ich weiß nicht, ob sie wieder Fieber bekommen wird – oder was uns sonst noch an diesem Wochenende möglicherweise bevor steht.
Denn mir tat mein Kind vorhin unendlich leid und der Schmerz-Saft ist bereits verabreicht.
Aktuell also befinden wir uns in einer Situation, in der nur noch Warten und Aussitzen hilft.
Das Antibiotikum (von dem wir noch nicht wissen, ob sie es in diesem Fall wirklich braucht) befindet sich im Kühlschrank, Urinproben und Rachenabstrich sind eingeschickt, fiebersenkende Mittel vorhanden.
Ich kann hier nur noch trösten und auf Besserung hoffen.
Ich fühle mich sogar richtig beschissen – und bin gemein
Aber ich fühle mich beschissen!
Jedes Mal, sehe ich eines meiner Kinder leiden, gehen tausend Dinge in mir vor.
Dinge, die mich innerlich quälen und zerreißen – und dennoch zwingen stark zu bleiben.
Ich verspüre selbst Wut und Zorn.
Und manchmal ungerechterweise dann auch auf die anderen, gesunden Geschwisterkinder.
Weil es mich nervt, wie wenig Rücksicht diese aus meinen Augen auf den Gesundheitszustand des anderen Kindes nehmen.
Weil sie laut und fordernd sind und nur sich selbst sehen.
Weil sie eben Kinder sind.
Mich aber nervt das alles in einer solchen Situation.
Ich werde pissig und keife den Gatten an.
Verfluche alle, die jetzt nicht auch leiden und sehen wie blöd dieser Tag gerade ist.
Das ist gewiss nicht fair!
Aber genau das geht dann nun einmal in mir vor.
Ich fühle mich frustriert und hilflos, weil ich nichts ändern kann – und schraube entnervt den fetten Hot-Dog in mich hinein. 😉
Ich bin sauer auf alle, die jetzt gerade einen schönen Tag haben dürfen.
Und ängstlich, die Lage nicht mehr alleine unter Kontrolle zu haben.
Ich werde also übel-launig und gemein – und damit ist keinem der restlichen Familienmitglieder geholfen.
Und dennoch fühlt sich nichts schlimmer an, als wenn das eigene Kind krank ist.
Krank ist krank!
Dabei ist es gänzlich egal, wie krank das Kind nun wirklich ist und was es hat.
Sobald das Kind leidet, fühlen Mütter sich mies. Punkt!
Handelt es sich um einen harmlosen Virus, einen gewöhnlichen Infekt oder eben eine lebensbedrohliche Situation und Erkrankung.
Scheiße bleibt Scheiße – ganz gleich welche Steigerungsformen es hiervon gibt.
Und wenn ihr mich fragt, darf und sollte man einer Mutter niemals nachsagen, es könnte noch schlimmer kommen – oder gar wir sollen uns “nicht so anstellen”!
Klar, kann es das!
Doch schlecht für ihr Kind fühlen darf sich eine Mutter von Beginn an!
Und trotzdem muss es weiter gehen
Nachher möchte die Kleinste mit Oma und Opa ihren Geburtstag nachfeiern.
Und das darf sie auch!
Denn auch das gehört dazu, ist eines von mehreren Kindern krank.
Es gehört dazu, den Anderen ein Stück Normalität zu bewahren und deren Wochenend-Programm so weit wie möglich weiterhin umzusetzen.
Auch das ist Aufgabe einer Mutter.
Es ist meine Aufgabe und Pflicht.
Doch ich tue mir schwer dabei.
Ich muss also meinen gesunden Kindern einen fröhlichen Nachmittag eingestehen (beim Sohn ist das nicht schwer, er ist wieder auf einer Party eingeladen) und dennoch mein krankes Kind versorgen und abschotten.
Denn Lärm? Geht gerade gar nicht.
Das Kind, welches selbst von mir (ebenso wie die Schwester) liebevoll “Lautsprecher” genannt wird, zuckt bei jedem Geräusch zusammen und wünscht keinerlei Gespräche.
Auch das muss ich hinnehmen und tapfer durchhalten.
Eine Umarmung für die Mütter
Ja, innerlich geht es einer Mutter schlecht, ist eines der eigenen Kinder krank.
Das mag niemand auf Anhieb bemerken und sehen, doch erklärt es vielleicht warum wir uns an solchen Tagen so eigenartig seltsam benehmen.
Wieso wir ein klein wenig (na gut, noch mehr 😉 ) gereizter sind als sonst.
Wieso wir so betrübt aus der Wäsche schauen und uns dünnhäutig und angreifbar fühlen.
Weil jede Mutter, die sich um ihr Kind sorgt, mindestens einmal eine Umarmung (oder so ne läppische Medaille 😉 ) verdient hat!
Ich hab’ meine Umarmung vorhin bekommen. Vom eigenen Gatten.
Und gerne gebe ich diese jetzt an mein armes, krankes Kind weiter.
Aber nur ganz sanft, vorsichtig – und vor allem leise!
Bedrückte Grüße!
Eure
P.S. Das Fieber kam wieder – war ja klar.
Ein paar Stunden später jedoch lümmelte ein auf Ibuprofen gedoptes Kind vorm Fernseher und schraubte sich friedlich die Kartoffelchips rein 🙂
Der Text gefällt? Dann Daumen hoch für die Alex!
[…] muss trotz aller Sorge und Niedergeschlagenheit weiter laufen. Ich berichtete bereits gestern hier davon. Denn die kleinste Tochter möchte gerne mit Oma und Opa ihren sechsten Geburtstag bei Kaffee […]