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Anruf vom Gesundheitsamt – Corona-Tagebuch – Tag 24

26 Stunden.
Es sind jetzt etwas mehr als 26 Stunden, in denen ich mit mir hadere und ringe, ob ich diese Zeilen hier tatsächlich schreibe.

Doch habe ich nicht selten betont, dass meine Definition von Blog eben die eines offenen Tagebuches ist.
Eines ehrlichen, öffentlich einsehbaren Tagebuches, in welchem ich Gedanken und Gefühle verarbeite – und sogar oft vielen anderen Mamas da draußen aus der Seele schreibe.

Das ist wunderschön und jedes ernst gemeinte, offene und persönliche Feedback treibt mir noch heute Tränchen der Rührung in die Augen.
Ich habe mich bewusst gegen einen Bastel-und Kochrezepte-Blog entschieden.

Entschied mich, auf andere Pfade abzubiegen, auch wenn die nicht immer safe – und gewiss auch holprig und steinig sind.
Offenbart man zu viel aus seinem Gefühls-und Familienleben macht Frau sich angreifbar.
Sehr sogar.

Es gibt immer Mitmenschen, die uns nicht wohlgesonnen sind.
Menschen voller Neid und Missgunst.
Ganz gleich, ob ich hier nun berichte, wie gut gerade alles läuft und wie glücklich wir sind – oder aber wenn dunkle Zeiten nach traurigen und nachdenklichen Texten schreien.
Einer pöbelt und lästert immer.

Also – Feuer frei:

Seit gestern ist alles ein bisschen anders.

Mein Corona-Tagebuch nimmt eine Wendung, welche ich gerne um alles in der Welt hätte verhindern wollen.
Und ich hatte so viel dafür getan!

Seit Wochen führte mich mein einziger Weg mit den Kindern raus in die Natur, auf den Acker oder an den Bach – fernab von Menschen und Gefahren.
Einmal pro Woche gingen wir einkaufen, das sollte genügen.
Stay at home” – nicht nur ein Hashtag, sondern eine überzeugte Einstellung.
Ich habe alles gegeben.

Doch so sehr man die Dinge auch dreht und wendet, irgendwo ist immer die Schwachstelle, der dumme Zufall und der Fehler.

Es ist nicht möglich, im Leben alles richtig zu machen.
Diese Erfahrung durfte selbst unsere Bundeskanzlerin jüngst machen.
Nun befinde ich mich in einer ähnlichen Situation.

Die Situation

Wer diesen Blog hier verfolgt weiß, dass ich mir Ende Februar leider bereits das dritte Mal auf Grund eines Unfalles die Schulter auskugelte.

Nun, so eine Schulterluxation ist durchaus keine spaßige und vor allem sehr schmerzhafte Angelegenheit.
Und wären die Dinge nun gerade nicht so, wie sie nun einmal sind, würde ich in einem normalen Leben eine Operation in Betracht ziehen.
Zumindest würde ich mich einmal beraten lassen.

Ferner bedeutet eine derartige Luxation wochenlange Ruhigstellung des gesamten Armes (was ich als Dreifachmutter schier unmöglich durchziehen konnte!) sowie mehrere Physiotheraphie-Einheiten im Anschluss.
Das sind wichtige Maßnahmen, um eine einigermaßen normale Beweglichkeit wieder herbei führen zu können!
Schließlich muss ich als Mutter so schnell wie nur möglich wieder funktionieren!

Vom Ortophäden bekam ich diese kurz vor der eigentlichen Corona-Krise verschrieben.

Letzte Woche hatte ich also den letzten jener wichtigen Behandlungs-Termine.
Nebst Spaziergängen an der frischen Luft und der Besorgung von Lebensmitteln meine einzige Anlaufstelle der vergangenen Wochen.

Nun, man kann Dinge leider nicht verhindern und es kommt immer, wie es kommen will.

Gestern erhielt ich einen Anruf, welchen ich nun gerne aus meinem Bewusstsein streichen würde.

Denn was nützen alle Vorsichtsmaßnahmen, wenn die Person, welche dich behandelt positiv auf Covid-19 getestet wird?

Auch der Anruf des Gesundheitsamtes erfolgte bereits und ich befinde mich nunmehr in angeordneter Quarantäne.

Der Termin zum Test

Da ich seit zwei Tagen Unwohlsein, leichte Angeschlagenheit und Schnupfen verspüre, gleichzeitig aber zu jener Jahreszeit als Allergiker stark mit Heuschnupfen zu kämpfen habe, kann ich keine Aussagen über etwaige Symptome treffen.

Denn nunmehr fällt es mir schwer zu differenzieren!

Ich wüsste nicht mehr sicher, ob der abendliche Husten der Allergie zuzuordnen ist – oder ich doch Anderes fürchten muss.
Diese Ungewissheit möchte ich nicht!

Insbesondere auch deshalb nicht, weil ich nun einmal mit Mann und drei Kindern unter einem Dach lebe!

Ich habe Glück und man kam meiner Bitte nach einem Test-Termin nach.
Denn auch das ist in einem Verdachtsfall keineswegs selbstverständlich.
Weist ein Mensch keinerlei Symptome auf, wird kein Test durchgeführt.
Auch nicht dann, wenn Kontakt zu einem Corona-Patienten bestand.
Es muss lediglich die Zeit in Quarantäne eingehalten werden.
Und Abstand zu den übrigen Familien-Mitgliedern.

Ihr dürft gerne an dieser Stelle – genau wie ich – einmal ganz laut auflachen!

Denn wie soll ich mich innerhalb eines kleinen Hauses stets von allen Familienmitgliedern zwei Meter entfernt halten?!
Zerreißt es mich allein schon bei dem Gedanken, meine Kinder nicht mehr in den Arm nehmen zu können.
Schweren Herzens zog ich vergangene Nacht in das Hochbett der kleinsten Tochter, welches ohnehin nie von ihr genutzt wird.
Sie schläft ja bei uns im Bett.
Hier werde ich wohl mindestens bis zum Testergebnis verweilen und unsere täglichen Spaziergänge über Felder und Wiesen schmerzlichst vermissen.

Ich werde versuchen nach Möglichkeit Hygiene-Regeln einzuhalten und Risiken zu minimieren, doch scheint ein solches Vorhaben meiner Meinung nach innerhalb eines Haushaltes nahezu utopisch.

Auch können meine Kinder dieser Tage keine Mutter gebrauchen, welche nunmehr gereizt und völlig apathisch in der Ecke hockt.

Wie geht es mir jetzt?

Ich finde die Situation scheiße!

Ganz klar.

Doch hege ich die Befürchtung, selbst bei negativem Ausgang (was durchaus sehr gut möglich ist!!) werden sich in Zukunft derartige Situationen wiederholen.
Bei sehr vielen von uns.

Ich werde mich morgen testen lassen, doch sehe ich uns alle noch am Beginn eines langen Weges.

Weshalb ich es für äußerst riskant und unvernünftig halte, am 20. April Schulen und Kitas wieder zu öffnen!
Denn einmal mehr weiß ich, wie schnell es tatsächlich gehen kann – und dass wir die Dinge einfach nicht in der Hand haben.

Ich bin traurig.

Denn auf mich wartet ein Osterfest voller Ungewissheit.
Ich rechne nicht mit einem Ergebnis vor Dienstag nächster Woche.

Doch auch dies könnte ja eine Situation von vielen, die eventuell noch kommen werden, sein.
Es liegt nun an mir, das Beste daraus zu machen.
Nicht zu viel zu grübeln und für meine Kinder weiterhin eine gute und zuverlässige Mama zu sein.

Wir werden alles so normal wie nur möglich machen.

Eier wollen gefärbt werden, Steine bemalt und Nester versteckt.
Dieses Osterfest wird für alle etwas anders als erwartet ausfallen.

Es wird mir wenig nutzen, diese gerade vorherrschende Situation unentwegt zu hassen.
(Noch arbeite ich daran, eine auf den Boden geflammte Haarbürste musste leider schon dran glauben 😉 ).

Auch kann ich mir nichts vorwerfen!

Vielmehr handelt es sich hier um den berühmt-berüchtigten dummen Zufall.

Ich jedenfalls werde Tränchen nun wegwischen, vor den Kindern beiseite schieben und lächeln.

Und dabei weiter diese wunderbare, warme Frühjahrs-Sonne genießen.

Fortan eben ausschließlich auf der heimischen Terrasse.

Eure 

Alex

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Dieser Beitrag hat 6 Kommentare

  1. Ich drücke dir die Daumen und stelle es mir selbst als Mum 3er Kids schlimm vor.
    Sehr schön geschriebener Bericht.
    Liebe Grüße
    Sandra

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  2. Liebe Alex, ich drücke euch allen die Daumen das der Mist an euch vorüber geht und du schnell wieder gesund wirst.Fühl dich gedrückt und danke das du immer wieder dir treu bleibst und uns offen und ehrlich an deinem Leben teilhaben lässt. VG

  3. Liebe Alex, ich fühle mit dir und kann deinen Frust unheimlich gut verstehen! Ich drücke dir die Daumen dass das Testergebnis negativ ist und du mit deiner Familie trotz der Umstände ein schönes Osterfest haben kannst! Liebe Grüße Ingrid

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