Dienstag, 24.12.2024 - Heiligabend. "Habe ich auch wirklich an alles gedacht? Nicht, dass doch noch…
Pusteblumen-Zeit – Abschied & Neubeginn – unser Wochenende – Corona-Tagebuch Tag 34 & 35
Samstag
(wem der Text nun gleich ein wenig zu schwulstig und gefühlsgeladen erscheinen mag, den kann ich sehr gut verstehen – im Nachhinein.
In einem solchen Fall empfehle ich das Scrollen nach gaaanz unten – bis zum P.P.S.! 😉 )
Es ist wieder die Zeit der Pusteblumen.
Wenn Bäume in hellstem Grün erstrahlen und aus saftig gelbem Löwenzahn hauchzarte, flauschige Fallschirmchen werden, dann ist dies für Viele eine ganz besondere Zeit.
Der Frühling erwacht (immer noch 😉 ) und erste warme Sonnenstrahlen locken uns nach draußen in die Natur.
Lassen Sorgen und Trübsal vergessen – und auf einen unvergesslichen, traumhaft sonnigen Sommer hoffen.
In diesen Tagen einmal mehr denn je!
Pusteblumen-Zeit – sich endlich wieder draußen bewegen und auf neue Wege und Abenteuer begeben.
Wachsen an neuen Herausforderungen und über sich selbst hinaus.
Pusteblumen-Zeit – schöne Dinge begrüßen und Frieden mit Vergangenem schließen.
Das Dunkel und Triste des Winters hinter sich lassen und voller Zuversicht nach vorne blicken.
Für mich bedeutet diese Zeit aber noch so viel mehr.
Nicht nur quälenden Heuschnupfen und rot unterlaufene Augen. 😉
Oder gar schlaflose Nächte ob zugeschwollener Nase und dröhnender Kopfschmerzen.
Die Pusteblumen-Zeit bedeutet für mich persönlich gleichermaßen Abschied
Gerade in diesen Tagen überkommen sie mich, Wellen der Trauer und zahlreiche Erinnerungen.
So auch am heutigen Samstag.
Denn nicht mehr lange – und es jährt sich zum ersten Mal der Todestag meiner lieben Oma.
Sie ging zur schönsten Pusteblumen-Zeit.
So wie damals einst meine liebe Uroma, die mich einen sehr langen Teil meiner Kindheit begleitete und mit groß zog.
Das taten beide – und selbst nach Jahrzehnten schmerzt der Verlust sehr.
Nur wenige Stunden und beide hätten ein und denselben Todestag geteilt.
Und während – zumindest in der alten Normalität – zahlreiche Menschen dem ersten Mai entgegenfiebern, überkommt mich eine unvermeidliche Schwere beim Gedanken an diesem Tag.
Die vergangen zwölf Monate waren geprägt von vielen Verlusten.
Innerhalb weniger Monate musste ich mich von der lieben Oma, als auch ihrer eigenen Tochter, meiner Patentante verabschieden.
Ein Haus, welches die zauberhaftesten Kindheitserinnerungen verbarg, verschwand.
Alte, marode Wände so voller Liebe wurden dem Erdboden gleich gemacht.
Und doch war es ok so!
Denn alles Leben, aller Glanz verließ das alte Gemäuer- hauchte und flatterte davon – so wie es die hübschen kleinen Schirmchen gerade tun.
Es war, als ob selbst das alte Haus seine letzten Atemzüge längst hinter sich gelassen hatte und die Zeit des Gehens gekommen war.
Weitere liebe Menschen, Arbeitskollegen und Bekannte verließen uns innerhalb der letzten zwölf Monate.
Und dann kam Corona.
Und mit Corona der leuchtend gelbe Löwenzahn – und eben jetzt die Pusteblumen.
Als wollen sie uns zeigen, dass es immer und immer wieder einen Neubeginn geben kann!
Mit dem Blick nach vorne und vor allem voller Leben!
Und dieses Frühlings-zarte, neue Leben gilt es zu genießen!
Jeden einzelnen Tag.
Doch genug sinniert! 😉
Der Tag beginnt für uns etwas verhalten
Aber später kosten und spüren wir es wieder:
Das ganz eigene, wertvolle Leben!
(Meine Nase und Augen “spüren” es immer erst Zeit-verzögert, daher alles gut! 😉 )
Dann nämlich, als wir mit den beiden Mädels zum See fahren.
Freiheit am See!
Der Gatte und ich in Laufschuhen, die beiden Mädchen auf ihren Fahrrädern.
Das Wetter ist traumhaft und wir genießen noch immer die viele Zeit, die wir nun gemeinsam als Familie verbringen können und dürfen!
Denn das ist ein Geschenk!
So kompliziert und Angst-einflößend diese Zeit auch gerade sein mag!
Wie wunderbar das Grün der frischen Blätter in der Sonne leuchtet, wie hübsch sich Wolken im spiegelglatten Wasser abzeichnen.
Fröhlich gackernd fahren beide Mädels vor uns her, ruhen sich im kühlen Schatten aus – und ich erkenne einmal mehr, wie wunderbar einfach Dinge werden, wenn Kinder wachsen.
Denn auf einmal lässt sich beides vereinbaren:
Sport und Kinder!
Wir können Zeit miteinander verbringen und uns dennoch bewegen und das ist schön!
Und funktioniert! 🙂
Seit ein paar Tagen steht ebenfalls für mich ein aufbereitetes Fahrrad im Schuppen und lässt somit auf viele gemeinsame Radtouren am See oder durch Felder und Wiesen blicken – auch darauf freue ich mich sehr!
Und somit bietet jede Jahreszeit und jeder einzelne Tag Chancen auf einen Neubeginn!
Sonntag
Das wird mir auch am heutigen Sonntag bewusst.
Dann, als die ersten Mails für weitere Tage des Homeschooling eintrudeln.
Und auch dann, als ich mich mit der mittleren Tochter gedanklich auf den schon sehr bald anstehenden Schulstart vorbereite.
Als es darum geht, für das Kind waschbare Masken für den Unterricht zu besorgen und die Sache mit dem Mindestabstand noch einmal zu üben.
Ja, ich habe Angst vor den kommenden Wochen, befürworte es NICHT, dass die Viertklässlerin als Erste von uns Fünfen in einen neuen, veränderten Alltag zurückkehren muss.
Doch ändern kann ich es wohl leider nicht.
Wir müssen aktuell immer wieder neu beginnen.
Jeden einzelnen Tag.
Und lehren uns gerade selbst darin, Chancen zu sehen.
Kleine Momente zu schätzen und uns selbst zu genügen.
Zu improvisieren und uns stets wieder neu anzupassen.
Das tun wir noch eine sehr lange Zeit vermute ich.
Doch solange immer wieder der Löwenzahn blüht und der Frühling für uns erwacht, solange wir pusten (und herzhaft niesen & schniefen 😉 ) – und uns ob des lustigen Anblicks erfreuen dürfen –
solange ist das Leben gut!
Eure
P.S. Noch mehr Familien-Wochenenden gibt es drüben bei grossekoepfe! (Werbung durch Verlinkung)
P.P.S. Der Authentizität wegen:
Nicht in jedem Moment ist das Leben gerade gut – und auch mir gelingt es ganz und gar nicht immer, mich nur auf die kleinen, schönen Momente zu konzentrieren.
Vielleicht sogar scheitere ich viel öfter, als ich es hier gerade gerne zuzugeben vermag.
Gegen 23 Uhr finde ich mich im lautstarken Clinch mit der Kleinsten wieder.
Zwar lässt sich die Situation lösen, doch bleiben – wie so oft – eben jenes unbefriedigende Gefühl der Frustration und des Kontrollverlustes zurück.
Und ich beginne, mich an diesem Abend zu verstecken – auf dem Klo vor den beiden Töchtern und im Zimmer des Sohnes vor dem Gatten.
Damit ich ungestört Unmengen an Nachos in mich hineinstopfen kann und mich jedweder Diskussion am späten Abend entziehen darf…
Auch das ist Mutter-sein zu Corona-Zeiten – und schreit alsbald nach einem separaten Text!
In diesem Sinne! Gute Nacht! 😉
Der Text gefällt? Dann Daumen hoch für die Alex!
Dieser Beitrag hat 0 Kommentare