Manchmal möchte ich nichts wissen vom tristen Grau und der Welt da draußen. Wozu stürmen…
Wie schön Du leuchtest und bist! Brief an mein Kind.
Denn nichts schmerzt eine Mutter mehr als die Verzweiflung und Tränen der eigenen Kinder.
Mein liebstes Kind,
Als Du gestern da gesessen hast, völlig aufgelöst, schluchzend und verzweifelt musste ich um Worte ringen und selbst so stark bleiben.
Wenngleich mich innerlich tausend Klingen zerreißen und entzweien wollten.
Ich hörte mich stammeln, weil ich mich selbst so hilflos fühlte, und nahm Dich stattdessen ganz, ganz feste in die Arme.
Versuchte, Deinem Körper all’ meine Liebe und Wärme geben zu können und Dir in diesem Moment Halt zu schenken, denn ich weiß, das hast Du gebraucht.
Deine nassen Tränen benetzten mein Shirt und Dein Rücken bebte ob des vielen Schluchzens, klein und hilflos aber fühlte ICH mich in jenen Minuten.
Es war keine neue Sorge, die Dich da aus der Fassung brachte, ein altes Problem hatte Dich zu später Stunde eiskalt erwischt.
Ausgelöst durch einen einzigen Schritt, den Du besser hättest einfach nicht tun sollen.
Und es war diese Zahl, die hart und gemein, kantig und ernüchternd da aufblinkte und an Dir und mir rüttelte.
Es-ist-nur-eine-Zahl.
Während die Zahlen der Uhr sich immer weiter in Richtung Schlafenszeit bewegten, verschaffte Dir jener Anblick Kummer und Sorgen und große Bedenken.
Denn wer will schon anders sein, aus der Menge herausstechen?
Aber weißt Du was? Genau das bist Du! Anders und einzigartig!
So unfassbar sehr, dass ich dem Leben dafür danke, dass es mir Dich mit auf den Weg – und an die Hand – gegeben hat!
Denn was ich in jenem Moment nicht sagen konnte, war etwas, das ich mir schon lange, lange Zeit eingestehen musste:
Ich bin noch da und stehe jeden Morgen auf wegen DIR! Wegen allen meinen drei Kindern.
Denn nichts übertrifft die Liebe einer Mutter zu ihren Kindern. NICHTS.
Ihr werdet immer an erster Stelle stehen aber gerade Du bist mein Halt, mein Anker, meine Rettung.
Doch jetzt muss ich für Dich stark sein und für Dich einstehen, muss Dich unterstützen und darf jenes Problem nicht länger ausblenden und beschönigen.
Gerade, da Du nun selbst Dinge ändern möchtest – leidest.
Wie schön DU bist…
Weißt Du eigentlich, wie schön Du tatsächlich bist?
Wundervoll, ein Geschenk Gottes.
Wie Du von innen strahlst und leuchtest, wie Deine Augen blitzen und funkeln, erzählst Du mir aufgeregt von den Erlebnissen am Vormittag. Wie Deine Wangen rosig glühen!
Von der Schule und Deinen Freunden!
Wie Du plapperst, unentwegt! 🙂
Und auch wenn’s mich manchmal nervt und abends noch das
“Und weißt Du, Mama….”
in den Ohren rauscht:
Ich liebe, liebe, liebe es einfach so sehr, wie Du dem Leben begegnest!
So oft versuche ich genau DAS von Dir abzugucken.
Ich bewundere Dich für Deine Art, wie Du anderen Menschen gegenüber trittst!
Neugierig und aufgeschlossen.
Und ich freue mich dafür, dass Du gerade ein paar so tolle Freundinnen gefunden hast, die Dich SEHEN – so wie Du bist. Von innen.
Die nicht kommentieren oder hänseln, sondern zu Dir stehen.
Dafür bin ich dankbar.
Du leuchtest und bist in meinen Augen irgendwie magisch – das, was mich lebendig hält!
Und in dunklen Momenten, wenn das Leben wieder zu hart in die Magengrube boxt und Erwachsenen-Probleme zu sehr im Kopf hämmern und am Selbstwert kratzen, dann reicht einfach nur der Gedanke an Deine zarte Haut, Dein fröhliches Lachen!
Dann retten mich Deine vielen Umarmungen und Erzählungen, die Du mir jeden einzelnen Tag schenkst!
Und ich wische Tränchen beiseite und mach weiter.
Mein drittes Wunschkind!!!
I mean – was wäre ich ohne Dich, mein Wunsch-Nachzügler-Kind?
“Nur” noch Mama von Teenagern hinter verschlossenen Türen.
(Aber auch die haben ihre Mama noch lieb, das weiß ich 🙂 )
Du fragst noch nach meiner Zeit und Liebe, Du brauchst und forderst und lässt mich an Deinem Leben hoffentlich noch ein paar Jährchen teilhaben!
Und jetzt hast Du Schmerz und Kummer – und es tut mir so leid.
Wir wollen die Sache jetzt wieder verstärkt angehen, das haben wir gemeinsam entschieden und Wege gehen, die wir bislang scheuten.
Aber ich glaube, hier brauche auch ich etwas Rat und Unterstützung, denn ich fürchte, im Alltag zu übersehen und vergessen und nachlässig zu werden.
Es ist etwas, wo wir beide konsequent am Ball bleiben müssen!
Ich bin bereit, mich mit Dir Hand-in-Hand und ganz langsam und sanft – schrittweise – auf’s Spielfeld zu begeben und die Pfade zu gehen, die dafür notwendig sind!
Das musst Du nicht allein. Ich gehe mit. Überall hin.
Ich bin mir sicher, wenn wir es dieses Mal nur wirklich auch wollen, dann schaffen wir das und bekommen es in den Griff, ohne dass Du Druck verspüren wirst.
Und nur so viel, dass Du auch Du selbst bleibst – denn Menschen sind eben unterschiedlich.
Jeder auf seine Weise besonders.
Und Du bist stark!
So sehr, dass ich auch das an Dir so bewundere!
Denn Du entscheidest Dich ebenfalls stets immer wieder Kummer, Schmerz und Sorge hinter Dir zu lassen, setzt willentlich und vehement den Haken – und machst einfach zuversichtlich weiter! Wahnsinn!
So auch gestern Abend. Das war toll und fantastisch!
Wie Du Dich entschieden hast, den Moment voller Tränen und Schmerz auch wieder hinter Dir zu lassen und nach vorne zu blicken!
Mit zehn Jahren!!!
Ich wünschte, das würde mir so leicht gelingen – um so unfassbar viele starke und tolle Charaktereigenschaften beneide ich Dich!
Hatte ich “versagt”?
Und während Du hinter Dir gelassen hattest, machte ich mir später in der Nacht noch Vorwürfe.
Hatte Angst, Dinge übersehen zu haben, weil ich zu sehr mit meinem eigenen Kummer und Nebel im Kopf beschäftigt war.
Ich fühlte mich als hätte ich an dieser Stelle irgendwie versagt.
Denn Du bist noch ein Kind, es ist meine Verantwortung – und vielleicht hatte ich zu oft weggesehen und Dinge einfach geschehen lassen.
Habe ignoriert, wohin das führen könnte und stattdessen situativ gefürchtet, Dich mit einem Nein und konsequenten Vorgehen zu enttäuschen und zu verärgern.
Weil Widerstand nun einmal Kraft bedeutet.
Doch so will ich jetzt stark sein, für Dich – sanft und stark zugleich, auch wenn Dir das nicht immer gefallen wird.
Hier müssen wir beide als Team vorgehen – und das sind wir auch.
Ich liebe Dich und bin für Dich da! Und zwar noch viel weiter als bis zum Mond und zurück!
Wir schaffen das!
Deine Mama
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