(Text ist ein bisschen durcheinander - so wie ich eben auch ;) ) Hielt ich…
Muss ich jeden Trend (exzessiv) mitmachen?#bedürfnisorientierterziehen #familie #gesellschaft #frausein #ü40
Auf Instagram blinkt mir ein spannendes Projekt – ein Account – entgegen, von dem ich mehr wissen möchte.
Ich verspreche mir Trost und Gleichgesinnte, Wärme spendende Worte und Zuversicht – vielleicht sogar auch ein Quäntchen Mut.
Und auch beim Lesen der ersten Zeilen eines Beitrages muss ich zustimmend nicken und fühle mich weniger allein!!
Doch dann wird es mir schnell zu viel, denn unweigerlich geht es wieder los.
Die Hiebe und der Groll gegen das Patriarchat, der Hass und Zorn Männern gegenüber – denn das muss wohl zu einem derartigen Account dazu gehören.
Ein Account, das Frauen stärken möchte und ihren Selbstwert streicheln mag, muss heute gleichzeitig schimpfen – auf das andere Geschlecht.
Warum?
Frauen betonen dort, nicht immer begehrenswert sein zu müssen – und das auch nicht sein zu wollen.
Sie wollen vielmehr den Bauch hängen- und die Haare grau werden lassen.
Und ich frage mich, ob das wirklich ein “wollen” ist?
Oder ob hier nicht einfach auch nur einem Trend – einer weiteren gesellschaftlichen Bewegung – gefolgt wird.
Der Zorn (sicherlich in einigen Fällen auch berechtigt!) auf “weiße alte cishet Männer” gehört zum guten Ton.
Und für ausgerechnet DIE wollen wir doch nicht etwa hübsch sein!?
Ich WILL mich aber nicht gehen lassen & Männer blöd finden!
Demonstrativ wird daher das Älter-werden der Frau mit einer betonten Gelassenheit zelebriert.
Denn auch das ist doch etwas, was jede Frau im Alter werden soll:
Weise und gelassen.
So wird es doch überall erzählt!
Ich bin davon jedoch noch meilenweit entfernt!
Und fühlte ich mich erst abgeholt, klicke ich doch (vorerst) wieder weg.
Denn es scheint so, als müsste ich nun auf mein Äußeres pfeifen und alle Männer “hassen” (ist harsch formuliert, ist aber Absicht), um “dazu” zu gehören.
Um jenem Trend – wenn es denn einer ist – zu folgen.
Das stimmt aber nun einmal so nicht.
Ich mag Männer. Punkt.
Und was bitte ist daran schlimm, einem Mann auch gefallen zu wollen?
Hey! Ich mag auch das!
Auch “im Alter” noch!
Aber das mag ich dann nicht explizit für Männer – sondern letzten Endes für mich!
ICH will mich nicht gehen lassen! Ich möchte den Bauch einziehen! 😉
Ich mag mir keine langen Haare an den Beinen wachsen lassen und der Friseuse meines Vertrauens die Freundschaft kündigen – nur weil ich erst DANN eine starke und gelassene Frau bin!
Eine, die sich vom Patriarchat nichts vorschreiben lässt.
(Was hat überhaupt das Äußere einer Frau damit zu tun? So ganz verstehe ich es nicht.)
Ich möchte für mich schön sein – und meinetwegen gerne auch für die Blicke Anderer.
Etwas anderes zu behaupten wäre schlichtweg gelogen.
Und ich finde es fucking scheiße, alt zu werden!
Ich möchte nicht in der Gesellschaft schlichtweg aufgrund meines Alters (das war der Part, in dem ich mich verstanden fühlte) als unsichtbar und unattraktiv eingestuft werden!
Will ich nicht, mach ich nicht mit!
Doch folge ich auch nicht verbissen jedem Trend!
Die Reise zum inneren Kind tut gut – aber es ist ein Gewissenskonflikt
Ähnlich geht es mir mit der Reise zum eigenen, inneren Kind.
Ich habe mich oft mit ihm in den letzten Monaten auseinandergesetzt – und jenes erst zaghafte, dann vertraute Zwiegespräch hat mir auch sehr gut getan.
Ich verstehe nunmehr einige meiner Trigger und auch warum immer wieder die unterschiedlichsten alten Wunden aufreißen, Ängste immer und immer wieder an die Oberfläche treten.
Ich reflektiere bewusster und kann einordnen, warum ich in manchen Situationen so sehr stolperte und fiel – auch wenn ich das jeweilige Loch noch immer nicht gänzlich verhindern kann.
Auch weiß ich, was weh tut und warum – und was mir in der Vergangenheit passiert ist und dazu beigetragen hat.
Und ich weiß, wie schwer es ist, sich von alten Glaubenssätzen zu lösen und sich zu emanzipieren!!!
Auch von einer falschen Sozialisation und anerzogenen Sichtweisen, vom Schubladen- und Klassendenken.
Vom Gefühl, nicht viel wert und nicht dazugehörig zu sein.
Ich lerne jetzt erst – in meiner Lebensmitte – für mich einzustehen und zu kämpfen und frei zu entscheiden!
Will endlich an mich glauben können!
Und ich bin vielen alten Momenten meiner Kindheit und Jugend begegnet.
Vieles gilt es zu heilen und mir im Nachhinein Trost zu spenden und mir selbst gegenüber Verständnis zu schenken – mir bewusst zu machen, dass ich nicht schuld bin.
Das Buch dazu – den bekannten Bestseller – habe ich zugegebnermaßen bis heute nicht ganz zu Ende gelesen.
Warum?
Das weiß ich gar nicht so genau – ich möchte es eigentlich auch immer noch!
Vielleicht geht es doch etwas zu weit?
Doch keimt in mir das Gefühl, dass auch dieser Trend, wenn man es so nennen mag, mir aktuell einfach zu viel wird.
JEDER spricht auf einmal von seinem inneren Kind.
Jeder hat etwas im Nachhinein aufzuarbeiten und muss auf einmal heilen.
Das mag sogar stimmen und so sein.
Doch scheint es vielmehr ein Volkssport geworden zu sein!
Und das nimmt dem Ganzen leider irgendwie wieder die Bedeutungsschwere.
Das finde ich schade und hinterlässt einen fahlen Beigeschmack.
Was mir ebenfalls ein wenig Bauchschmerzen bereitet ist, dass nachträglicher Groll auf die eigenen Eltern und deren Erziehung aktuell so sehr “in Mode” scheint.
Mit der Reise zum inneren Kind scheinen wir gleichzeitig alle auf einmal den einen Sündenbock gefunden zu haben:
Die eigenen Eltern oder früheren Bezugspersonen.
Die haben falsche Glaubenssätze und Werte vermittelt und die Erziehung schlichtweg verbockt.
Auch das mag in Situationen stimmen, je nach Familienverhältnissen mehr oder weniger.
Daran ist nicht zu rütteln.
Aber wir sind doch alle Menschen.
Und Menschen machen nun einmal Fehler.
Werfen mir meine Kinder später auch Dinge vor?
Und ein bisschen habe ich somit selbst Angst vor “später”.
Wir Eltern schenken Liebe, Zeit und Herzblut, verkacken hin und wieder – und machen vieles aber auch richtig, aus Überzeugung und von tiefstem Herzen.
Ich möchte nicht, dass dies alles im Nachhinein in Vergessenheit gerät – und wir als Eltern nur noch für unsere damaligen Fehler angeprangert werden.
Das ist doch irgendwie im Grunde auch nicht fair.
Mir jedenfalls widerstrebt es, den eigenen Eltern die Fehler von damals kundzutun.
Ich weiß selbst um Dinge, behalte aber für mich – und arbeite im Stillen in mir selbst auf.
Vielleicht geht es aber auch genau darum – ich weiß es nicht.
Um das “Für-sich-behalten” – und dennoch erkennen.
Und um versöhnen und verzeihen.
Bedürfnisorientierte Erziehung um jeden Preis!?
Denke ich an “Trends” der heutigen Zeit kommt mir auch unweigerlich die bedürfnisorientierte Erziehung in den Sinn.
Lasst mich hier gerne ein Beispiel nennen, welches ich vor einigen Wochen beobachten durfte.
Ich war zusammen mit dem jüngsten Kind unterwegs.
Wir lauschten einem spannenden Vortrag und durften im Anschluss – Eltern als auch Kinder – etwas ganz Tolles angucken und erleben.
Dazu musste man ein wenig krabbeln und für drei Minuten sich frei bewegen können und vielleicht auch mal ganz kurz aus dem Sichtfeld “verschwinden“.
Nun war da eine junge Mutter – buchstäblich hin- und hergerissen.
Ein Kind an der Hand, welches unbedingt so gerne der Mama diese besondere Sache zeigen wollte, ein kleineres auf dem Arm.
Das Kleinkind auf dem Arm wollte aber nicht kurz abgesetzt werden.
Die liebe, ältere Dame, welche durch die Ausstellung führte, bot an, auf das Kind für jene kurze Zeit aufzupassen.
Das tat sie allerdings auf ihre ganz eigene, charmante Art – ich erlaube mir hier einmal zu zitieren:
“Na ja, wenn das Kind jetzt einmal drei Minuten nicht super-duper-glücklich ist, dann wird es auch keinen Entwicklungsschaden davon tragen”.
Ich fand diesen Satz unglaublich entspannt und cool und musste mir so sehr ein Schmunzeln verkneifen.
Nicht nur ich, wie ich ringsum feststellte…
Die junge Mutter lehnte dankend ab, denn sie wollte ja voll und ganz die Bedürfnisse ihres Kindes sehen und erfüllen.
Nur vergaß sie dabei das Geschwisterkind.
Das, welches alleine und enttäuscht losziehen musste.
Das, welchem nun vermittelt wurde, dass es hinter dem Geschwisterkind zurückstecken muss.
(Ob es als Erwachsener nunmehr seine Mutter dafür anprangern wird?)
Das Kind, welches in dem Moment lernte:
Es gewinnt, wer am lautesten schreit und zetert!
Soll so etwa bedürfnisorientierte Erziehung aussehen?
Ich denke nicht.
Bedürfnisorientiert bis zum Zusammenbruch?
Leider allerdings beobachte ich viel zu oft, wie exzessiv und vollster Selbstaufgabe jene Sache mit der bedürfnisorientierten Erziehung gelebt wird.
So sehr, dass Mütter weinend und heulend an ihre Grenzen stoßen, sich selbst und ihre Bedürfnisse vergessen, an eigenen Anforderungen scheitern – und damit ihren Kindern auch keinen Gefallen tun.
Und es geht noch so viel weiter!
Denn manchmal bekommen Kinder Bedürfnisse sogar angedichtet!
Rede ich meinem Kind ständig ein, dass ich ja “sehe“, dass es ihm gerade nicht gut geht und dass es überfordert ist
(“Oh ja, ich sehe, Dir geht es nicht gut. Dir ist gerade alles zu viel, gell?”)
dann glaubt es das Kind einfach irgendwann von selbst.
Selbst dann, wenn es ursprünglich gar nicht so war!
Wir trainieren den Kindern vielleicht sogar Schwächen und Unsicherheiten an, die eventuell gar nicht da sind!
Sorry, da mache ich nicht mit.
Mütter haben auch Bedürfnisse – die sind ebenfalls wichtig
Auch ich versuche hinter die Kulissen zu schauen und gehe darauf ein, was mein Kind gerade braucht und ihm gut tut!
Ich schenke Gehör und Trost, offene Arme und strecke die Fühler aus, merke ich, dass es dem jweiligen Kind nicht gut geht.
Ich schenkte und schenke meine Zeit und bin aus tiefstem Herzen für die Kinder zu Hause geblieben, habe gebastelt und gefördert, gespielt, vorgelesen und gesungen – habe viel und gesund kochen gelernt!
Ich habe es als meine Lebensaufgabe gesehen die Kinder beim groß-werden zu begleiten!
Aber mich komplett vergessen durfte ich einfach nicht. Das durfte ich nicht zulassen.
Das habe ich gespürt, denn auch das hätte meinen Kindern nicht gut getan.
Weil eine unglückliche Mama, die ihre eigenen Bedürfnisse hat müde fallen lassen, keine gute Mama sein kann!
Selbstaufgabe wollen wir doch unseren Kindern gar nicht vorleben!
Auch ich habe im Grunde ja viel zu viel mich selbst aufgegeben.
NOCH exzessiver (und es gibt Mütter, die machen das!) geht es meiner Sicht aber in Sachen Bedürfnissorientierung einfach nicht!
Wie immer im Leben: Die Michung macht’s!
Und so muss ich für mich selbst einfach den Schluss ziehen, dass jeder für sich die Dinge aus allen “Trends” herausziehen sollte, die gut tun und WIRKLICH weiter bringen!
Wir müssen nicht überall aus Überzeugung aufgehen und dazu gehören – vielleicht benötigt es die ganz eigene, individuelle Mischung.
Und die kann uns kein Buch, kein Trend und keine Parole vorschreiben.
Wir reden immer vom leben und leben-lassen.
Und wollen dennoch oftmals unter allen Umständen irgendwo – zu einer Bewegung, einem Trend, einer gesellschaftlichen Überzeugung, dazu gehören.
Sorry – da mach ich nicht (gänzlich) mit.
EureDer Text gefällt? Dann Daumen hoch für die Alex!
Hallo Alex,
die komplette Bedürfniserfüllung unserer Kinder geht auch komplett an der Gesellschaft und deren Anforderungen und dem sozialen Miteinander vorbei. Eine übertriebene Bedürfniserfüllung macht unsere Kinder zu Egoisten, die sich im sozialen Miteinander schwertun und letztendlich scheitern. Auch die Schule und später der Arbeitgeber stehen in Widerspruch zur absoluten individuellen Bedürfniserfüllung.
Grüße aus BaWü
Mich entspannt es sehr, dass ich mir mit nun Ü40 eine gewisse “leck mich” Haltung “erarbeite”. Langsam aber sicher. Ich habe mein ganzes Leben funktioniert und mich angepasst. Das tue ich wohl mehrheitlich immer noch. Aber ich will und muss überhaupt niemandem gefallen. So befreiend. Und klar, dass es jetzt nicht um (Körper)Hygiene oder saubere Kleidung etc geht. Aber alleine mir schon zu überlegen, was ziehe ich an, was wäre ggf. passend/unpassend, wer hätte dazu womöglich alles eine Meinung etc. No thanks. Das ist mir mittlerweile zu anstrengend und zu blöd geworden. Dekorative Kosmetik ist sowieso ungesund auf Grund der ganzen Inhaltsstoffe. Ich brauche das einfach nicht mehr. Und was ich dadurch insgesamt an Zeit und Geld spare, die dann wirklich mir zur Verfügung stehen….unbezahlbar!!!
Bezüglich der Inneres Kind Arbeit denke ich: wir bekommen alle unsere Päckchen mit. Und auch wir geben unseren Kindern Päckchen mit. Immer. Ob wir wollen oder nicht. Und natürlich ist davon auszugehen, dass in den meisten Fällen Eltern ihr Bestes geben/gegeben haben und alles so gut machen, wie es ihnen eben möglich war. Das ist eine Erklärung, aber keine Entschuldigung. Unsere Konditionierung, unsere anerlernten Muster und unsere Glaubenssätze bestimmen am Ende unser Leben. Und nicht wenige sind darin gefangen, durchaus auch unbewusst! Es lohnt sich, sich damit zu beschäftigen und sich davon zu befreien. Und zwar nicht um einen Schuldigen in den Eltern oder sonst wem finden zu können, sondern weil jede/r eine Verantwortung sich selbst und auch ihren/seinen Mitmenschen gegenüber hätte. Wie sähe die Welt wohl aus, wenn jede/r volle Verantwortung für sich und ihre/seine Themen übernehmen würde?