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Deutschland macht locker – Und was hat sich bei uns verändert? – Corona-Tagebuch – Tag 60

Möchte man einen Luftballon kaputt machen gibt es zwei Möglichkeiten:

Entweder sticht man beherzt zu – und lässt das Ding mit großem Knall und Tamtam zerbersten.
Oder aber Frau schneidet klammheimlich den unteren, zugeknoteten Zipfel mit der Schere ab.
Ganz langsam und leise verpufft dann die Luft, ohne dass es zu sehr weh tut.

Und glaubt mir, ich weiß wovon ich schreibe!
Musste ich in der Vergangenheit doch etliche Ballons nach Wochen des Dahin-Kullerns im heimischen Wohnzimmer heimlich beseitigen. 😉

Auch unsere Familien-Blase verpufft langsam und bekommt erste offene Stellen.

Nix ändert sich mit einem großen Schlag – und das ist auch gut so – aber es finden sehr wohl Veränderungen statt.

Unser Universum dehnt sich aus, vorsichtig strecken wir die Hand aus – und lassen weitere Menschen wieder in unser Leben.

Denn auch wir werden von Tag zu Tag lockerer und tapsen mit vorsichtigen Schritten in einen alten, neuen Alltag.

Mit den Lockerungen sollten sich auch bei uns einige Dinge ändern – das war klar und nicht vermeidbar.

Doch solange die Luft nur langsam und leise entweicht, ist es in Ordnung so.
Wir versuchen und probieren – und bewerten und entscheiden einfach täglich neu.

Was hat sich bei uns jetzt verändert?

Noch immer laufen wir durch Felder und Wiesen und noch immer habe ich die eigene Heimatstadt – und meine Eltern – nunmehr zwei Monate nicht besucht.

Die gemeinsamen Spaziergänge sind mir noch immer heilig! Möglicherweise ist der Nachwuchs da ab und an anderer Meinung…. 😉

Auch findet unser Leben nach wie vor hauptsächlich im heimischen Haus und Garten statt, ab und an wage ich mich in den Supermarkt und die Pizza vom Lieblings-Italiener gibt’s immer noch “to-go” draußen auf der Parkbank!

Und doch wurden wir mutiger.

Bereits letzten Mittwoch saß ich mit Maske beim Friseur meines Vertrauens (die acht bestellten Packungen Haartönung hebe ich mir für den nächsten Lockdown auf 😉 ) – und Donnerstag besuchte ich mit allen drei Kindern den Augenarzt zum Kontroll-Termin.

Leichtsinnig? Nein!
Denn wie bereits mein Mann – der gelernte Analytiker – mir erklärte:
Aktuell ist gerade hier auf dem Land die Ansteckungsgefahr vermutlich so gering, wie sie danach lange Zeit nicht mehr sein wird!

Was logisch ist, nach den Lockerungen.
Es kann nur wieder mehr werden!!

Noch aber ist die Gefahr hoffentlich überschaubar – und Praxen sind leer! 😉

Wir alle trugen Masken, alle anderen anwesenden Personen logischerweise auch, die Praxis war wenig besucht – und wir kamen sofort dran.
Also alles gut!

Die Masken sitzen – und die Augen sind alle prima! 🙂

Plus es gab mir ein Gefühl der Normalität!

Denn im Anschluss gab’s Eis von der Eisdiele, einen Bummel durch’s Städtchen – und einen Kurzbesuch mit zwei Metern Abstand bei der Tante des Gatten.
Wir unterhielten uns draußen und machten ihr eine riesig große Freude, nach Wochen des Nicht-sehens!

Und diese Form der neuen, anderen Freiheit tat gut!

Ich besorgte endlich meinen neuen Personalausweis – zwar hinterm Fensterglas – aber ebenfalls einfach mal eine normale Sache!

…alleine Besorgungen machen – wie plötzlich kleine, normale Dinge so gut tun können! 🙂

Es sind Baby-Steps, welche wir gerade unternehmen, aber sie lassen Zuversicht wachsen.
Bei mir und meinen Kindern.

Ist das Virus nun auch aus unseren Köpfen?

Nope! Es ist noch lange nicht “rum”.
Doch müssen wir nun beginnen, uns mit der Sache zu arrangieren – und dennoch einigermaßen weiterleben.

“Wenn Corona vorbei ist…”

eine Aussage (bevorzugt von meinen Kinder formuliert), die noch lange nicht zutreffen wird.

Doch wir müssen weitermachen.

Das hat Deutschland vor etwas mehr als einer Woche entschieden – und das ist auch ok so.

Wir haben uns an die Bedrohung gewöhnt!

Szenarien wurden in den Köpfen (auch in meinem zu genüge!) durchgespielt – und haben durch die intensive Auseinandersetzung mit der Angst und Thematik an Bedrohlichkeit verloren.

Ich vermute, das ist ein ganz normaler, gesunder Prozess.
Kein Mensch lebt schließlich auch von Tag zu Tag mit der Befürchtung, gleich vom Bus getroffen zu werden!

Der Gatte ist auf Dienstreise!

Seit letzten Donnerstag migriert der Gatte wieder in Deutschland eine Bank.
Und zwar vor Ort!
Mit – einigen ausgewählten – Kollegen!

Er übernachtet in einem Hotel und wird gewiss auch einmal draußen in einem Biergarten speisen.
Alles mit Vorsicht und Schutzmaßnahmen, doch sind die Tage des Homeoffice gezählt.

Wir haben ihn aus der Blase gelassen – und vertrauen darauf, dass alles gut verlaufen wird.

Die Kinder planen ihre Rückkehr in die Schule!

Selbst wenn ich mich weiter einigeln und meine Kinder vor allem Unheil schützen wollte – so kann ich es eh nicht für immer tun!

Ab Montag wird aller Voraussicht nach meine Viertklässlerin die Grundschule wieder besuchen – und auch der Sohn hat Dienstag seinen ersten Tag Präsenz-Unterricht.

Und ich sehe es hier ganz nüchtern:
Es liegt ab dann “beyond my control” was dann am Vormittag passiert!

Ich kann nix dagegen machen – und muss mich darauf verlassen, dass Hygiene-Konzepte wirklich gut durchdacht wurden und Sicherheits-Abstände kontrolliert werden.

Warum also sollte ich jetzt meinen Kindern beispielsweise noch verbieten, ihre Freunde draußen auf der Wiese zu treffen?

Wir lassen wieder Menschen in unser Leben!

Finde die Kinder im Bild!!! 😉

Denn die dürfen seit Sonntag nach gemeinsamer Rücksprache auch wieder draußen mit je einem Freund/Freundin spielen.
Vorerst nur draußen, doch es ist ebenfalls ein erster Schritt in Richtung “Normalität”.

Und sicher ermahne ich hier und da und erinnere an den Sicherheitsabstand, doch habe ich den Eindruck, meinen Kinder damit so viel gegeben zu haben.

Wie schell sie dann auch wieder in eine alte Spiel-Routine fanden zeigt mir ebenfalls, dass die letzten Wochen durchaus nicht geschadet haben!

Wie so oft berichtet, hatten wir eigentlich sogar eine ganz schöne Zeit zusammen.

Mussten meine Kinder leiden?

Nein! Das mussten sie nämlich nicht!

Und es tut mir leid, dass ich hier nun keine tränenreiche Dramatik bieten kann und Erwartungen enttäuschen muss.

Ich kann nicht feststellen, dass meine Kinder gerade todunglücklich sind und sehr unter den Maßnahmen und Einschnitten leiden.

Denn wisst Ihr was?
Ich stelle gerade mit großer Erleichterung fest, dass Kinder sehr viel wegstecken und durchaus versöhnliche, besonnene Wesen sind!
Sofern wir Ihnen das auch eingestehen.

Sprich, ich weine meinen Kinder derzeit nicht vor, was sie gerade alles verpassen!

Und zähle ihnen gegenüber auf, auf welche Aktionen sie nun verzichten müssen.
Sie wissen es selbst und haben verstanden und akzeptiert!
Ganz ohne Tränen und sehr tapfer!

Da muss ich nicht noch selbst auf die Tränen-Drüse drücken und Gefühle mit aller Gewalt hervorrufen und verstärken.
Gerne kann aber auch ich hier eine Liste an Erfahrungen aufzählen, die meinen Kindern nun genommen sind.
Die Abschlussfahrt der Viertklässlerin und die Kita-Abschlussfeier der Kleinsten sind nur zwei davon.
Doch es ist für uns ok.

Den Kindern geht es gut!

Möglicherweise dürfen wir uns auch einfach unfassbar glücklich schätzen – Tränen musste ich die vergangenen Wochen nicht trocknen.

Meine Kinder haben sich selbst, spielen ausgelassen miteinander und lachen jeden einzelnen Tag.
Sie fühlen sich trotz der eigenartigen Umstände wohl und entbehren Dinge und Aktivitäten so viel besser, als es ein Erwachsener je könnte! So muss ich mit tiefster Erleichterung feststellen!

Ich denke – bislang – nicht, dass meine eigenen Kinder mit großen seelischen Schäden aus dieser Zeit hervorgehen.
Nein! Sie wachsen daran, sicherlich prägt diese wundersame Zeit – doch offensichtlich gehen sie gestärkt irgendwann aus dieser hervor.

Zumindest hoffe ich das aus ganzem Herzen!

Eine etwaige Entwicklung in andere Richtungen kann ich weder vorhersehen – noch im schlimmsten Fall beeinflussen.

Morgen gehen wir wieder einen Schritt weiter!

Morgen werden wir endlich wieder Oma und Opa treffen.
Draußen. An der frischen Luft.

Wir möchten zusammen spazieren gehen – und vielleicht sogar Minigolf spielen.
Denn auch hier sehe ich kein allzu großes Problem – outdoor, unter Einhaltung gewisser Hygiene-Maßnahmen.

Und Montag fahre ich endlich wieder in die Heimatstadt!

Zum Kinderarzt-Termin, welchen wir sehr wohl wahrnehmen werden.

Und zum Abstands-Kaffee bei meinen Eltern im Garten.
Und auf den?
Freu’ ich mich ganz besonders!
(Anmerkung der Redaktion: Wäre auch Teilchen vom Bäcker nicht abgeneigt!) 🙂

Bleibt locker – und dennoch vorsichtig!

Eure 

Alex

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Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. Mit deinem Text ist alles gesagt und genau so empfinde ich auch. Wir gehen kleine Schritte und ich habe auch nicht das Gefühl das mein Sohn irgendwelche Schäden davon getragen hat. Der erste Besuch seines besten Freundes, war nach 6 Wochen das Highlight und sie haben zusammen gespielt, als wäre nix gewesen. Wie du schreibst, Kinder stecken das oft so viel besser weg, als man denkt. Man muss sie nur lassen und ihnen selbst ein Vorbild sein, es nicht negativ zu betrachte, sondern immer auch das positive in dieser besonderen Zeit zu sehen. Vielen Dank für deine Worte!

    1. Sehr gerne!! Ja, auch ich konnte beobachten, dass meine Kinder einfach mit ihren Freunden da weiter machten, wo sie vor acht Wochen aufhörten! Und klar tut mir die Kleinste leid, dass sie so abrupt – möglicherweise für immer – aus der Kita gerissen wurde. Aber sofern ich es ihr nicht als unter die Nase reibe ist’s in Ordnung. Und die Vorschularbeit zu Hause findet sie sogar ziemlich cool! 🙂 LG!!! Alex

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